Archiv für den Monat: März 2013

23.3. Von der Cathedrale des Roches nach Ouzoud

Gestern nur geschwätzt, kein Tagebuch geführt. Also muss ich es heute nachholen. Am Morgen ging es zunächst auf die Route zur Cathedrale des Roches. Als ich die das letzte Mal fuhr, war die Piste sehr gut, weitgehend für alle Fahrzeuge möglich. Aber der harte Winter mit viel Wasser hat Schäden angerichtet, auch eine Brücke zerstört. Für Geländewagen immer noch möglich, aber PKW schaffen eventuell die Oueddurchfahrten nicht. Aber die Landschaft ist weiterhin wunderschön, da hat sich nichts geändert. Bei Zaouia Ahansal ist ein neu gebautes Hotel, bisher konnte man ja nur in einfachen Hütten meist mit Schlafsaal übernachten. Das Hotel ist sehr schön und empfehlenswert, aber mit dem Inhaber habe ich mich so gestritten, dass ich ohne den angebotenen Tee zu trinken weg gegangen bin. Normal sind Inhaber von Touristikbetrieben ja freundlich und zuvorkommend, aber das ist in meinen Augen ein Kotzbrocken. Der Streit hat sich daran entzündet, dass er dabei ist, noch einen Campingplatz anzulegen. Er ist fast fertig und hat auch einen guten Sanitärblock. Ich wollte den Tarif wissen, den er in Zukunft nehmen will. Er meinte, 100 DH seien angemessen für ein Fahrzeug mit 2 Personen. Ich meinte, das sei viel zu teuer für einen so kleinen Platz, der sonst nichts bietet und wir gerieten uns dermaßen in die Haare, dass ich aufstand und wegging. Ist mir echt noch nicht passiert in Marokko. Naja, mir ist es egal, er wird schon sehen, was er davon hat.
Die Route ist übrigens noch nicht durchgehend für alle Fahrzeuge passierbar, aber es wird daran gearbeitet. Von beiden Seiten Asphalt. Und auf dem Pass war dann sogar noch Schnee. Ich fuhr ohne anzuhalten durch nach Ouzoud. Dort besuchte ich zunächst Renate auf dem Camping Zebra. Ich hatte kaum meinen Disco vor einem Wohnmobil geparkt sprachen mich die Leute schon an, ob ich nicht Edith Kohlbach sei und ihnen ein Buch verkaufen könnte. Es stellte sich heraus, dass auf dem gleichen Platz andere Deutsche waren, die ich schon vorher getroffen hatte und die ihnen die Info weitergegeben hatten. Also an alle: wenn ihr einen Land Rover mit RÜD-Kennzeichen seht, das bin ich und ich hab noch Bücher, haha.
Paul war unterwegs, aber Renate da, und wir tranken een Copje Coffee. Der Platz ist wirklich wunderschön, mit Liebe angelegt und jeder bleibt länger als er eigentlich wollte. Im Ort bei Amalou war auch Betrieb, obwohl der miserable Sanitäranlagen hat, aber er kostet halt nur die Hälfte und zu den Kaskaden ist es nicht weit. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Dann gings zu Nils und Jane auf den Hügel. Dahin gehe ich doch immer gerne und fühle mich wie zu Hause. Hier war ein Wohnmobil, eine junge Familie mit zwei Kindern und eine Explosion von Zoes. Janes jüngste Tochter heisst Zoe, ebenso die Tochter der Urlauberfamilie und meine eigene Zoe soll am selben Abend in Marrakech ankommen. Das schöne an der etwas matschigen Piste (im Regen) auf den Hügel ist, dass hier nur besondere Leute hinauffinden und es immer richtig nett ist. Wir haben noch lange zusammengesessen und geklönt. Wenn ich mir vorstelle, wie früher im Marokkoforum über die Beiden hergezogen wurde, es sei verantwortungslos mit kleinen Kindern und wenig Geld nach Marokko auszuwandern, und wenn ich mir diese Familie dann anschaue, dann denke ich immer wieder, was für eine nette Familie das doch ist, was für tolle, freundliche und selbstbewusste Kinder das sind und wie eng der Zusammenhalt in der Familie ist, da kann ich mir nur wünschen, eine solche Familie zu haben.
Am Morgen war dann allerdings erstmal eine Schlammfahrt den Hügel hinab angesagt. Ich habe ja nun wirklich einen guten Geländewagen, aber wenn sich das Reifenprofil mit Matsch zusetzt, dann kann nichts mehr helfen und ich bin ganz schön hin und her geschlittert, trotz passendem Geländegang. Ich war ziemlich froh, als ich die nur 1.000 m hinter mir hatte. Kurz danach war eine Tankstelle und ich schob den Disco mal sofort in die Waschanlage. Bergeweise roter Matsch kam da runter, auch die Achsen waren hoch mit Matsch zugesetzt und es war sehr gut, dass dies sofort wieder wegkam. Ich glaube, Janes und Nils Hügel ist ein paar Millimeter niedriger geworden.
Es ging dann schnurstracks nach Marrakech, wo ich mich freue, heute Abend meine Familie zu treffen, die leider einen ziemlich verregneten ersten Tag in Marokko hatte.

21.3. noch immer am See

Das ist der Rekord! Ganze 10 km für heute. Und wieder ein Highlight. Am Morgen habe ich zunächst das Frühstück im Chems du Lac probiert, habe nur genascht, aber es war überraschend gut. Ein großer Becher mit Fruchtsalat, Joghurt und die üblichen Crepe usw. Dann bin ich aber die wenigen Kilometer zum gegenüberliegenden Hotel Widiane gefahren, denn das soll große Klasse sein und ich war dort zum Frühstück eingealden. Aber natürlich ist es auch fast doppelt so teuer, wir reden von um die 200 Euro die Nacht. Es ist wirklich sehr schön, aber behindert darf man nicht sein. Die Anlage zieht sich den Hang hinauf und hat unendlich viele Treppen. Zwar wird dies teils mit einem Lift überbrückt, aber es bleiben noch genug Stufen übrig für den Frühsport. Obwohl es auch einen Fitnessraum gibt mit großem Fenster zum See. Da braucht man kein TV, da genießt man den Ausblick beim Schwitzen. Zum Frühstück kann man zwischen drei Varianten wählen, aber jede kostet 180 Dirham, ist schon ein stolzer Preis. Und so viel besser als im Chems ist es auch nicht. Natürlich ist der Service sehr viel besser. Und die Zimmer. Die sind wirklich toll. Die Standard-Zimmer für 1.950 Dirham sind zwar recht klein, aber mit komfortablem Bett, Bademantel, Föhn, Safe und auch ein Kaffeetablett zum selbst zubereiten. Aber ein Traum sind die de-luxe Zimmer zu 2.300 – 2.800 DH und wenn schon, denn schon. Sie sind erstens geräumiger, immer anders eingerichtet, aber das besondere sind die riesengroßen Terrassen, die mit gemütlichen Sitzmöbeln ausgestattet sind, meist sogar mit mehr Sitzplätzen als Betten im Zimmer und herrlichem Weitblick auf den See. Hier möchte man echt bleiben.
Die Direktion spendiert mir noch ein weiteres Highlight, nämlich eine Fahrt mit dem Boot auf dem Bin el Ouidane. Und das hat mir echt gut gefallen, sehr entspannend. Die Fahrt geht durch enge Schluchten und endet an einer Stelle, an der das Hotel ein Terrassencafé gebaut hat, auch hier wieder im an Thailand angelehnten Stil, der Besitzer war früher Botschafter in Thailand und ist heute Honorarkonsul für das Land. Wieder führen viele Treppenstufen hinauf, aber ein Lift ist gerade im Bau. Mit mir sind vier Engländer im Boot, die über Groupon einen Fünf-Tage-Aufenthalt gebucht haben. Wenn man an diesem Hotel interessiert ist sollte man über Groupon buchen, denn dort gibt es Pakete, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Zum Aufenthalt sind noch tägliche Aktivitäten wie Trekking, Kochkurs, Hammam, Thai-Massage oder eben diese Bootsfahrt eingeschlossen.
Dann geht’s genau 2 km weiter und ich parke vor dem Gästehaus Bin el Ouidane, das ich schon vor ein paar Jahren entdeckt hatte. Es bot vier Apartments für Familien, ist sehr schön über dem See gelegen und ich hatte es schon lange nicht mehr besucht. Der Inhaber konnte sich genau an mich erinnern, obwohl ich nur übers Telefon mit ihm sprach, und lud mich sofort ein, die Nacht hier zu bleiben. Obwohl es Jahre her ist meinte er, damals wäre ich in Eile gewesen und konnte nicht bleiben, aber diesmal muss ich das. Und da ich den See wirklich sehr schön finde, die Sonne scheint, ich erstmals kurze Hosen anziehen kann nehme ich die Einladung gerne an.
Um den blühenden Garten hat er inzwischen viele neue Zimmer angebaut und setzt nicht mehr nur auf Apartments. Wenn es beim ersten Mal schon ein guter Tipp war so ist es das nun umso mehr.

20.3. Bin el Ouidane

Ach, wie schön ist es, mal zu ent – „stressen“. Immer bin ich durchs Land gerauscht, konnte nie irgendwo länger bleiben und nun erlaube ich mir Tagestouren von unter 50 km. Herrlich. Es ging also nur von Afourer bis zum wunderschön in der Sonne glitzernden Bin el Ouidane und dort sitze ich nun auf der Terrasse des Hotels Chems du Lac und genieße das Leben.
Hab mir aber noch kurz auf dem Weg den Camping Eau de Vive angeschaut. Hatte ihn vor 2 Jahren entdeckt, als er gerade neu war. Inzwischen ist er wunderschön geworden mit blühendem Garten. Wäre ich Camper, das wäre mein Platz und nicht Atlantica Park. Es passen auch weniger als 10 Fahrzeuge drauf.
Das große Hotel ist leider sehr leer, außer mir sind nur noch 4 Franzosen da und man fühlt sich schon etwas einsam. Doch das Abendessen ist sehr lecker.

19.3. Fantasia und Schönheitsfarm

Der Tag brachte wieder ein paar Highlights, obwohl ich das beim Aufstehen in der „Jugendherbergsunterkunft“ noch nicht wusste. Ich schenkte mir die Dusche, in der Hoffnung, am Abend eine bequemere Unterkunft zu finden und alles nachzuholen. Im Bad lief noch nicht mal das Wasser am Waschbecken, nur der niedrige Hahn am Stehklo war benutzbar. Und die Matratzen. Sehr hart und eher Säcke, keine Bettwäsche, nur Decken. Ich hatte mir ein Bett oben gewählt, Leiter gab es keine, ich brauchte 2 Stühle zum Hochklettern. Aber nachdem ich mein Gepäck zusammengesucht hatte, kam schon der nette Platzwart Khalid, trug es mir die steile Treppe hinunter und lud mich außerdem noch zu einem Frühstück in ein Café in Azrou ein, denn das auf dem Campingplatz hat Dienstags zu. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch am Souk von Azrou vorbei und dabei lernte ich, dass ich den gestrigen Souk falsch eingeschätzt hatte. Das war nur ein kleiner mit Lebensmitteln und Kleidung, wo vor allem die Frauen schnell hinspazieren können. Der normale Dienstags-Souk findet vor den Toren der Stadt statt und ist riesengroß. Hunderte Fahrzeuge und sogar Reisebusse waren geparkt, es ist der wichtigste Markt der Region, überall wurden gekaufte Tiere bereits in die Wagen verstaut.
Als ich mich dann Khenifra näherte sah ich neben der Straße plötzlich Pferde, gut und gerne 100 – 200 prächtig aufgesattelte Tiere mit ebenso prächtigen, stolzen Reitern darauf, lange, silber verzierte Flinten in der Hand. Da parkt man natürlich sofort und sieht sich das Schauspiel an. Es war ein regionaler Wettbewerb für Fantasiareiter, die sich damit für die Landesausscheidung qualifizieren. Eine Gelegenheit für schöne Fotos, die auch noch zwei weitere Wohnmobilmannschaften nutzten.
Die weitere Fahrt brachte hübsche Landschaft mit saftigem Grün des frischen Grases und tiefrotem Lehm der Berge, aber sonst keine Highlights. Mein Ziel war Afourer, wo Ilse aus Österreich schon seit Jahrzehnten ein Hotel betreibt und ich sie auch fast schon so lange kenne. Allerdings hatte ich mich nicht angekündigt und wusste nicht genau, ob Ilse überhaupt da ist und ob es ihr noch gut geht. An der Rezeption hielt man mir freundlich die Tür auf und zeigte deutlich, dass man mich kennt. Ich habe dermaßen Probleme mit Gesichtern, kenne nie jemand, aber hier in Marokko kann man sich so leicht alle Menschen merken. Und zum Hotel Chems Tazarkount kommen doch täglich Busladungen voll. Das sind jedoch nur die Durchreisegäste, die zwar das Geld bringen, das auch wichtig ist, aber Ilses’s Herz hängt an den „Schönheitsdamen“. Sie hat in ihrem hübschen Hotel vor den grünen Hängen des Atlasgebirges eine Schönheitsfarm inmitten eines blühenden Gartens aufgebaut, und dort trifft man immer ein kleines Grüppchen netter Damen an. Darauf hatte ich mich eigentlich schon gefreut, musst aber hören, dass erst am Morgen eine Gruppe belgischer Stammdamen abgereist ist, im zarten Alter von 68 – 94 Jahren. Also die hätte ich sehr gern kennengelernt, das müssen agile Damen sein. Und sie zeigen natürlich auch den Erfolg von Ilses Behandlungen.
Damit begannen wir gleich. Ich hatte noch nicht mal Zeit den Koffer auszupacken, da hatte ich schon einen Termin bei der Masseuse. Eine Vollmassage vom Kopf bis zum Langziehen der Beine, ach, das ist genau das richtige nach einer so langen Fahrt. Wie geht es mir doch mal wieder gut. Aber natürlich bin ich noch kurz unter die Dusche gehüpft, denn diesen meinen Duft wollte ich der Dame doch nicht zumuten.
Dann hielt ich mit Ilse ein Plauderstündchen. Nachdem ihre Damen weg sind kann sie sich mal einen gemütlichen Abend leisten und in Lockenwicklern in ihrer gemütlichen Zedernholzküche sitzen statt gestylt im Hotel nach dem rechten zu sehen. Sie muss am nächsten Morgen zu einem Termin nach Casablanca fahren und schön aussehen. Damit ich auch schön aussehe macht sie noch schnell einen Termin für mich zur Gesichtspflege. Ja, Marokko hat viele Gesichter …

18.3. Azrou

18.3.
Es ist keine Überraschung, dass der heutige Tag nicht ganz so interessant wie der gestrige verlief, denn dieser war geprägt von dem netten Kontakt mit Kamal, und solche Menschen trifft man nicht täglich. Zunächst fuhren wir zusammen nach Sefrou, wo er Freunde besuchen und ich ein Gästehaus ansehen wollte. Das Dar Attamani liegt wirklich mitten drin in der Altstadt von Sefrou und kommt für mich zumindest nicht infrage. Der nächste Parkplatz ist weit entfernt und wenn man keinen guten Führer dabei hat ist es unmöglich, dieses Haus zu finden. Sefrou hat eine große jüdische Geschichte und so ist auch dieses ein ehemals jüdisches Wohnhaus, das man zum Maison d’hôte umgewandelt hat ohne allzu viel zu verändern. Das bedeutet, die historischen Dekorationen und Einrichtungen sind noch weitgehend unverändert erhalten, das bedeutet aber auch, der Putz fällt von den feuchten Wänden und nur zwei Zimmer haben Dusche und WC. Mir zumindest hat das Dar Kamal Chaoui in Bhalil sehr viel besser gefallen.
Wir fuhren noch schnell zum Campingplatz, aber wie erwartet war dieser zu. Der Mann, der den Platz von der Gemeinde gemietet hat, lebt mit dieser in Streit, er sagt, er bekommt kein Wasser und zahlt daher keine Miete, die Gemeinde sagt, wenn er keine Miete zahlt wird der Platz geschlossen. Ähnlich war es dann auch in Ifrane, der Platz ist geschlossen und man wird statt dessen auf Azrou verwiesen.
Allein ging es dann Richtung Azrou, wo ich Hassan auf seiner Kirschbaumwiese antraf. Nur 3 – 4 Wohnmobile standen dort und er wirkte schon etwas resigniert. Weiter ging es zum Euro-Camping, hier fand ich immerhin 12 Mobile. Der Responsable machte mit mir eine Tour über den Platz und zeigte mir auch die schönen Zimmer unten am Pool. Er meinte, ich könne gerne heute hier übernachten. Aber es war noch früh und ich ließ mir die Möglichkeit einräumen, später zurückzukommen.
Ich schaute mir insgesamt noch drei Stellmöglichkeiten in der Nähe an, alle irgendwie enttäuschend. Und so ging es zurück nach Azrou. Dort wartete dann das einzige Highlight des Tages auf mich, ich fand ganz zufällig den Wochenmarkt. Den hatte ich noch nie gesehen. Er findet nicht weit vom Zentrum unter schattigen Zedern satt und ist unglaublich gut besucht. Und nicht ein einziger Tourist dort, noch wird irgendein Kunsthandwerkserzeugnis angeboten, die Ware deckt ausschließlich den täglichen Bedarf der Einwohner. Beladen mit meinem eigenen Abendessen fuhr ich dann zurück zum Euro-Camping und freute mich schon auf so ein schönes Bungalow am Piscine. Aber leider bekam ich ein Zimmer über der Rezeption zugewiesen und das ist doch sehr stark auf den marokkanischen Geschmack ausgerichtet. Ein kleiner Salon mit TV, ein Schlafraum mit 2 Stockbetten, ein Stehklo mit Waschbecken. Die Dusche muss ich unten im Sanitärblock benutzen. Auf dem Weg dorthin begegnet mir ein Camper, ich sage Bonjour, er brummt noch nicht mal. Beim Rundgang über den Platz sitzt jeder allein in seinem Mobil. Ich weiß schon, warum ich kein Camper bin. In einem Maison d’hôte oder Riad kommt man meist sehr nett mit anderen ins Gespräch wie erst vor ein paar Tagen in Fes.

17. März

Das war so ungefähr die kürzeste Strecke pro Tag, die ich zurückgelegt habe, gerade mal 25 km von Fes bin ich hängen geblieben. Und habe mal wieder ein Stückchen Marokko entdeckt, das ich bisher noch nicht kannte und das ich jedem nur heiß empfehlen kann.
Am Morgen packte ich zunächst mein Auto und wollte noch ein wenig herumspazieren am Borj Nord, an dem mein Hotel liegt. Da fand gerade ein winziger Markt statt, es war vielleicht gerade mal auf einem Platz vor dem Bab el Guissa von 50 qm. Menschen – Männer – dicht an dicht. Ein Passant sagte mir, das sei ein Singvogelmarkt. Das machte mich natürlich neugierig. Und tatsächlich. In winzigen Käfigen wurden Singvögel zum Verkauf angeboten, auch Tauben gab es, aber nicht zum Schlachten, sondern für echte Liebhaber. Gute Tauben erzielen hier hohe Preise. Es ist natürlich für Tierschützer nicht angenehm zu sehen, in wie kleinen Käfigen die armen Tierchen sitzen müssen, viele wurden auch einfach in der Hand gehalten. Zwei Brieftauben ließ man sogar fliegen, wohin auch immer.

Dann gings in Richtung Sefrou. Die Pflicht hätte mich zum Camping International führen müssen, aber irgendwie fuhr ich daran vorbei. Denn auf dem Plan stand Bhalil. Ich hatte dieses interessant klingende Örtchen bei der letzten Neuauflage des Reisehandbuchs im Internet gefunden und auch ins Buch gebracht, aber nun wollte ich es einmal mit eigenen Augen anschauen. Bhalil liegt nur 25 km von Fes an den sanften Abhängen des Mittleren Atlas und ist berühmt für seine Wohnhöhlen. Sie sehen von außen nicht unbedingt wie Höhlen aus, die Front ist gebaut wie ein Haus, aber dann gehen sie weit in den Berg und sind im Sommer schön kühl. Wer zum Beispiel Matmata in Tunesien kennt, wird hier nichts Bekanntes finden, auf den ersten Blick sieht Bhalil eher dem Rifstädtchen Chefchaouen ähnlich.
Auch im Internet hatte ich zwei Gästehäuser gefunden, eines sollte einem Franzosen gehören. Ich rief ihn an, keine Antwort. Also Nummer 2 auf der Liste. Kamal Chaoui, ein Marokkaner mit französischer Frau. Er antwortete nicht nur nett, sondern auch in Deutsch. Und war gleich bereit, mich zu empfangen und mir das Städtchen zu zeigen. Wir verabredeten einen Treffpunkt, von dem ich noch mal anrufen sollte. Dort wartete ich und es kam ein Mann auf mich zu. Ich begrüßte ihn mit Bonjour Kamal, aber so richtig sympathisch, wie ich ihn am Telefon eingeschätzt hatte, war er nicht und roch auch nicht besonders gut. Aber was tu ich nicht alles für meine lieben Leser, also gingen wir auf einen Rundgang durchs Dorf. Er erklärte mir alles, erzählte auch von seinem Vater, der als Führer arbeitet (immerhin bereits in meinem Buch genannt) und ebenfalls deutsch spricht und schließlich konnten wir in eine der Höhlen gehen, für die Bhalil so berühmt ist. Die Frau dort stellte er mir als seine Mutter vor. Den Tee lehnte ich ab und beim Abschied fragte man nach Geld. Das ist zwar normal für eine Besichtigung, nur verlangt man das nicht von einem Journalisten, denn der macht ja Reklame. Im Stillen beschloss ich, mir schnell noch das Gästehaus anzuschauen und dann abzudüsen. Auf dem Weg dorthin druckste „Kamal“ dann plötzlich herum. Er gestand, dass er gar nicht Kamal sei, statt dessen Karim heiße, aber mich nun zum Gästehaus bringe. Und natürlich auch Geld wollte. Bevor ich mich von meinem Staunen erholen konnte rief von hinten jemand „Edith“.
Und so traf ich also den richtigen Kamal. Das war doch etwas anderes! Ein gebildeter, sympathischer Mann, und auch gut riechend. Er war zwar zum Treffpunkt gegangen, aber da hatte Karim mich bereits abgeschleppt, und auch die Frau in der Höhle war keineswegs die Mutter. Richtig ist allerdings, dass Karims Vater als Führer arbeitet, aber auch er ist nicht unbedingt vertrauenswürdig, ich lernte ihn später noch kennen. Kamal zeigte mir sein Haus und das ist schon etwas, was man nicht unbedingt in einem so kleinen Ort abseits des Tourismus erwarten würde. Zunächst einmal die Bauweise: es ist sehr solide mit dicken Mauern und dreifach verglasten Fenstern. Innen ist eine von ihm entwickelte Fußbodenheizung, die das ganze Haus bis in die wunderschönen Bäder mollig warm macht. Alles was nur möglich ist, ist aus Holz, er hat einen Handwerker, der ein richtiger Künstler ist und nicht nur Zimmermannsarbeiten wir Fenster und Türen macht, sondern auch kunstvolle Schränke, von denen man kaum glaubt, dass sie heute noch jemand herstellen kann.
Kamal hat lange in Frankreich gelebt, auch in Karlsruhe, ist mit einer Französin verheiratet und nur der jüngste Sohn lebt noch zu Hause. Das Haus bietet bis zu vier Gästezimmer, die sehr liebevoll, mit bequemen Betten und vielen schönen Details eingerichtet sind. Hier denkt man auch an Kleiderhaken und sonstige Dinge, die in den meisten Gästehäusern vernachlässigt werden. Und jedes Zimmer hat ein sehr schönes, geheiztes Tadelaktbad. Selbstverständlich ist auch das Duschwasser warm und alles ist sauber und ordentlich.
Und erst das Essen! Es wird überwiegend marokkanisch gekocht, aber doch ein wenig französisch angehaucht. Beatrice macht die Tarts zum Nachtisch selbst und auch die Konfitüre zum Frühstück. Ich esse mit der Familie zu Mittag und wir bekommen eine fantastische Harira, die von der jungen Naima gekocht wurde, dazu Tajine mit frischen Erbsen und zartem Fleisch sowie einen Kirschenmichel (wenn auch mit Erdbeeren) zum Nachtisch. Das ist eine Premiere für mich in Marokko.
Dann geht’s auf einen erneuten Rundgang durch die 11.000-Seelen-Stadt. Hier gibt es außer den Höhlen noch eine weitere Besonderheit, die ich fast noch interessanter fand. Und zwar haben alle weiblichen Personen ab dem Teenageralter eine Beschäftigung, die ihnen einerseits ein wenig Geld bringt, vor allem aber den sozialen Kontakt pflegt. In kleinen Grüppchen sitzen in der haushaltsarbeitsfreien Zeit überall die Frauen – vor dem Haus, auf der Straße, an Plätzen, unter Bäumen und wo gerade eine nette Stelle ist – zusammen und stellen Knöpfe her, die kleinen handgearbeiteten Knöpfe, mit denen die Djellabahs von Männern und Frauen verziert sind. Es gibt einen Kommissionär, der das Material stellt und die Order ausgibt, denn natürlich müssen die Knöpfe in verschiedenen Farben hergestellt werden, wie gerade es die Mode verlangt. Sehr viele sind aus silbernen und goldenen Metallfäden. Diese Knöpfe werden in Beuteln zu jeweils 40 Stück zusammengepackt, die Menge, die für eine Djellabah benötigt wird, und die Frauen bekamen für einen solchen Beutel 5 Dirham. Bei unserem Rundgang haben sie sich gerade beschwert, dass dieser Betrag auf 4 Dirham herabgesetzt wurde. Man sitzt lange an 40 Knöpfen, aber genau haben sie uns die Zeit nicht nennen können. Dazwischen müssen sie sich ja auch um den Haushalt kümmern. Man muss sich solche Beträge mal gegenwärtigen, wenn man jemand, der bettelt, etwas Geld gibt. Doch ich denke, das schönste an der Arbeit ist der Kontakt mit den anderen Frauen, ich habe nirgends eine allein sitzen sehen.
Ein paar Fotos

Der Tourismus in Bhalil ist noch sehr unterentwickelt, dabei gibt es eine schöne Unterkunftsmöglichkeit und sehr viel zu sehen. Ich habe gemeinsam mit Kamal überlegt, wie man die Stadt ein wenig bekannter machen könnte. Denn der Besuch ist absolut interessant. Ich habe noch viel mehr gesehen, als ich hier schildern kann, und alles wurde von Kamal sehr gut erklärt. Deshalb haben wir zusammen ein Programm entwickelt, das Wohnmobilfahrer in diesen schönen Ort bringen wird und den ich an anderer Stelle vorstellen werde.

Ach ja, und mein „Directeur Commercial“ hat auch schon angerufen!

16. März Fes

16.3.
Schalen und Schälchen werden unentwegt zu meinem Frühstückstisch gebracht, wer nur soll dies alles essen? Das Frühstück hier im Riad ist nicht schlecht und man muss ziemlich aufpassen, um nicht doppelt so rund nach Hause zu kommen. Dann geht’s ab zum Stadtbummel. Ich spaziere gemütlich durch die engen Gassen, die hier etwas entfernt vom Zentrum noch sehr ursprünglich sind, Zedernholzduft streicht durch die Gassen und zeigt an, dass hier die Tischler arbeiten. Hoch beladene Maultiere schleppen schwere Lasten, denn Fahrzeuge kommen nicht durch. Tiefer und tiefer geht’s hinab und dann kommen auch die ersten Touristengruppen, wie die Schäfchen laufen sie hinter dem Führer her. Viel Deutsch höre ich, komisch, im Süden sind nie so viele auf einem Haufen. Und dann schaue ich mir den Führer an, na, den kenne ich doch. So klein ist die Welt mal wieder. Und ich schließe mich der Gruppe an, will doch mal sehen, wie es ist, sich im Pulk durch die engen Gassen zu quetschen. 44 Leute in der Weberwerkstatt, 44 auf der Terrasse über den Gerbern während an der Tür schon die nächste Gruppe wartet, zu guten Fotos kommt man da nicht, aber ich will das mal erleben. Der Führer animiert immer wieder zum kaufen, sagt die Preise an und meint, es sei unmöglich, in der Werkstatt, also direkt beim Hersteller, zu handeln. Die Preise, die ich höre, sind aber höher als beim Endverkäufer, die ich so gewöhnt bin. Naja, jeder muss irgendwie leben.
Gemütlich wird’s dann erst, als ich auf dem Heimweg ein neues Boutique-Hotel besichtige. Es liegt gleich neben dem herrlichen Palais Jamai, ist aber neu gebaut. Der Directeur Commercial führt mich herum und es entsteht ein richtig nettes Plauderstündchen mit ziemlich viel Flirterei. Ich gebe ehrlich zu, dass es mir Spaß macht, obwohl er erst 32 ist. Aber ist ja auch alles ganz harmlos. Sicher ein, zwei Stunden dauert die Führung und keiner hat Lust, sie zu beenden. Aber irgendwann muss ich doch mal ein Päuschen im Riad einlegen, bin ja schon den ganzen Tag auf den Beinen. Als er meinen Disco sieht würde er am liebsten Urlaub nehmen und eine Tour mit mir machen, aber so weit geht’s dann doch nicht. Und trotzdem, nett wars auch für eine Großmutter.

Hier ein paar Fotos

und ein Video vom Gästehaus
http://youtu.be/9bK0ymLAlYo

15. März

Nicht nur das Nachsinnen, sondern vor allem ein Telefonat mit Abdou, dem Boss von Sahara Services, hat geholfen, mein Ziel steht fest, ich will nach Fes. Hatte das zwar schon länger im Auge, aber wenn man in einem schönen Riad in der Altstadt wohnen will hat man immer das Problem mit dem vollgepackten Wagen. Aber Abdou hatte die rettende Idee: Warum stellst du den Wagen nicht ins Palais Jamai! Super, das ist es. Natürlich hilft es, wenn man Reisebuchautor ist. Ich hatte das wunderschöne Sofitel-Haus schon mal besichtigt und war sogar von der Direktorin eingeladen worden, eine Nacht dort zu verbringen. Also spaziere ich zur Rezeption, gebe den neuen Hotelführer ab, in dem ich das Hotel wirklich wärmstens empfehle, und bekomme die Erlaubnis, meinen Wagen dort auf dem bewachten Platz zu parken. Und das schöne Riad Tafilalet liegt nur ein paar Schritte entfernt, das Hotel ruft sogar dort an und bestellt einen Kofferträger. Das ist Service, ich liebe das Hotel. (Ja, das und noch so etliche andere …)
Im Riad Tafilalet ein traumhaftes Zimmer, ein liebenswerter Service, eine heiße, wirklich heiße und kräftige Dusche und sogar ein Haartrockner, Wi-Fi, eine zweite warme Decke, was will man mehr? Heute Abend mache ich es mir in meinem 1001-Nacht-Zimmer gemütlich und schreibe ein bisschen.
Auf der Fahrt hierher schien die Sonne, der Wind ruhte und das Thermometer zeigte mir zum ersten Mal in diesem Jahr 20 Grad an. Langsam wird es, endlich bin ich angekommen. Am Straßenrand kaufte ich eine Kiste mit 15 kg zuckersüßen Orangen für 65 Dirham, wer soll die nur alle essen? Mit den ebenfalls angebotenen Artischocken und Erbsen konnte ich leider nichts anfangen. Bei der Einfahrt in Fes hatte man alles mit roten Fahnen geschmückt, die Polizeimotorräder fuhren wild und blaulichternd herum, so viel Ehre hätte ich gar nicht erwartet.

14. März

Eiskalt ist der Morgen in der Sierra auf 1100 m Höhe. Und auch auf der weiteren Fahrt wird es eher kälter. Dafür aber sonnig und trocken und die Straße ist gut zu fahren. Der Orkan versucht mit allen Mitteln, mich von der Straße zu wehen, aber der Disco hält tapfer durch. Immerhin geht es durch eine der schönsten Gegenden in Spanien immer Richtung Granada. Die Berge sind schneebedeckt, wir steigen auf 1300 Meter. Erst bei Guadix mit seinen bizarren Sandsteinfelsen und den Höhlenwohnungen verschwindet der Schnee, aber viel wärmer wird es auch hier nicht.
Ich möchte unbedingt die Schnellfähre um 13 Uhr erreichen und bin gespannt, ob sie überhaupt fährt. Die Strecke zieht sich, von meiner Unterkunft noch 450 km. Aber kurz vor 12 Uhr komme ich in einem sonnigen, 14 Grad warmen Tarifa an, die Fähre ist noch nicht eingelaufen und ich bekomme ohne Probleme einen Platz.
Die etwa 20 Flaschen Wein habe ich im Fußraum der Rückbank, nicht wirklich versteckt, nur eine Decke drüber gelegt. Meist wird ja nur in den Kofferraum geschaut. Aber der Fahrer des schweizer Range Rover vor mir, der den Zöllner schon lange neben seiner geöffneten Heckklappe erwartet, muss statt dessen die ganze Rückbank ausladen. Das kann ja heiter werden. Obwohl die Zöllner eigentlich immer sehr großzügig sind.
Dann kommt er zu mir, und oh Wunder, schaut nur hinten nach. Fragt, ob ich Geld zu deklarieren und Waffen dabei habe. Klar, ich habe ein Millionenköfferchen zur Finanzierung der Islamisten sowie eine Tonne Sprengstoffgürtel dabei. Aber meine treuherzigen Augen und meine Versicherung, wie sehr ich Marokko liebe, veranlassen ihn, mich durchzuwinken. Alles in allem 15 Minuten in Tanger Stadt. Ich liebe diese Fähre!
Zunächst aber zur Tankstelle, mein Tank ist fast trocken. Sprit ist auch in Marokko teurer geworden, aber der Diesel zu 8,34 Dirham immer noch ein Traum gegen unsere Preise. Dafür muss ich natürlich auch viele Kilometer zurücklegen. Es geht zunächst nach Asilah, wo ich die beiden gut besuchten Stellplätze besuche und mit den Deutschen nett plaudere. Manchmal, wenn ich zu einem Wohnmobil gehe und freundlich guten Tag sage, schaut man mich ziemlich böse an ob der Störung. Wenn ich meinen Namen sage kehrt sich das zwar um, aber ich wundere mich doch ziemlich. Will man keinen Kontakt zu anderen?
Übernachten will ich in Moulay Bousselham. Vor Jahren hatte ich dort mal das reizende Gästehaus Maison des Oiseaux entdeckt und wurde sehr herzlich aufgenommen. Ich freute mich den ganzen Tag, wieder dort hin zu kommen und rief auch vorher an. Aber wie so oft in Marokko hatte sich mal wieder die Lage vollkommen geändert. Die französische Besitzerin, die schon damals schwer krank in Frankreich lag, war inzwischen gestorben und in das Haus nichts mehr investiert worden. Die marokkanische Familie betreut es zwar noch, aber der Mann muss außer Haus arbeiten, da er nicht mehr bezahlt wird, und die Ehefrau kümmert sich um die Vermietung. Eine ganze Schulklasse mit 5 Lehrern war da, um die Vogelwelt der Lagune zu studieren, aber ich glaube, europäische Gäste kommen nicht mehr. Ich fühlte mich ziemlich verloren, der Hausherr war noch auf Arbeit, die Hausfrau mit Kochen beschäftigt und keiner konnte mir Auskunft geben. Am liebsten wäre ich wieder gefahren. Aber es war inzwischen dunkel, wo sollte ich da noch hin.
Den Camping Flamant Loisir, der nicht weit entfernt ist, habe ich mir noch schnell angeschaut. Ich war ein paar Jahre nicht dort und war angenehm überrascht. Die Bäume sind wunderbar gewachsen und geben viel Schatten, der Platz ist sehr groß und man muss nicht dicht an dicht stehen. Und auch dort folgt ein längeres Schwätzchen mit meinen Lesern, bisher habe ich noch niemand ohne meine Bücher getroffen.
Das Abendessen nehme ich dann mit der Schulklasse ein. 15 Schüler und Schülerinnen um die 10 Jahre, 3 weibliche Lehrer, ein Mann. Eine Privatschule aus Rabat, man merkt es, alle sind sehr wohlerzogen, sagen freundlich Bonjour. Die Gebühren sind ca. 120 Euro im Monat plus Essensgeld, spottbillig für uns, aber in Marokko schon ein stattlicher Betrag. Der Lehrer spricht sogar deutsch, wenn er es auch seit seiner eigenen Schulzeit nicht mehr praktiziert hat, die Lehrerinnen haben ihre Augen überall und sorgen für Ordnung. Ganz zwanglos gruppieren sich zwei Tische, einer mit den Jungs, einer mit ganz in rosa gekleideten Mädels. Die Lehrerin sagt, sie wollen es so. Vor dem Essen werden französische Lieder gesungen, dann gibt es gegrillte Sardinen mit Linsen.
Die Nacht ist trotz Extradecke und Radiator kalt, das Haus eher gegen die Sommerhitze gebaut. WC und (kalte) Dusche sind außerhalb, weshalb ich mir letztere schenke und langsam nachsinne, in welches Paradies ich morgen flüchten kann.

13.3. im Schnee

Ach, das isses einfach. Ein wunderschöner Abend. Bin den ganzen Tag gefahren, etwa 1000 km, aber seit ich den Land Rover mit Tempomat habe, ist das überhaupt kein Problem. Man rollt einfach entspannt vor sich hin. Das Wetter ist ja echt heftig, Mitte März und der Winter kommt heftig zurück. Nicht nur in D, wo ich von 20 cm Neuschnee höre, sondern auch in Südspanien. Bin etwa 100 – 150 km vor Granada und es ist eiskalt und schneit. Bin in einem kleinen Gasthof eingekehrt, der ganz einsam auf einer Bergkuppe steht. Aber die Zimmer sind sehr gut, sauber, mit Bad, und der Wirt sehr bemüht. Ich will kein Menü als Abendessen, sondern einen Teller mit Serrano-Schinken und Käse, und dazu den kräftigen, tiefroten Tinto der Region. Ein Gedicht. Geröstetes Brot und lokales Olivenöl. Was braucht man mehr zum Leben. Aber der Höhepunkt kommt, als drei Schwarze das Lokal betreten. Wie ich auf dem Weg nach Marokko. Sie leben in Italien und wollen heim nach Senegal. Wir verstehen uns einfach sofort. Und endlich jemand, mit dem ich französisch reden kann, denn mein Spanisch ist nicht so gut, man könnte auch sagen, nihilente, nicht vorhanden. Immerhin hatte ich in der Schule Latein. Ach, ich freue mich ja so auf Marokko.
Und dann, bei einem weiteren Gespräch, erzählte mir der Senegalese Matar, dass er auch eine Deutsche kenne. Astrid mit Namen. Und ich: doch nicht etwa Astrid Därr. Er: ja sicher. So klein ist die Welt.