Ich hatte mein ganzes Erwachsenenleben in Wiesbaden gewohnt als ich vor 12 Jahren die Nachricht bekam, dass das Haus, in dem meine Mietwohnung lag, abgerissen werde und ich mir etwas Neues suchen muss. Ein Schock, denn ich wohnte trotz einiger Mängel doch gerne da, die Miete war preiswert und ich konnte zur Arbeitsstelle laufen. Eine neue Wohnung musste her. Und es wurde Taunusstein. Nicht weil es ein so schöner Ort ist, sondern weil nur hier die Wohnungspreise noch erschwinglich waren.
Schon vom ersten Tag an suchte ich Kontakt. Den fand ich zunächst. Vor allem, weil es in meiner Wohnanlage Schwimmbad und Sauna gibt, das ist ein Treffpunkt. Ich fand Menschen mit denen ich reden konnte. Aber mit denen ich nichts gemeinsam hatte. Nicht das was ich brauche.
Dann kam das Jahr 2015 mit der Flüchtlingskrise. Aufgrund meiner Auslandserfahrung, vor allem durch die herzlichen Erlebnisse in Marokko durch die einfachen Menschen auf dem Land, die nichts hatten, aber mir alles gaben, dachte ich, ich müsste was zurück geben und engagierte mich in der Flüchtlingshilfe. Ich lernte dadurch auch nette Flüchtlinge kennen, wurde auch von denen herzlich angenommen, aber nicht von den Taunussteinern. Bei denen stieß ich auf Ablehnung. Ich kam in Kontakt mit so vielen Frauen in meinem Alter, und keine einzige wollte etwas mit mir zu tun haben. Das war zum Beispiel U. Sie schrieb in Facebook von einem wunderschönen Abend mit ihren Freundinnen, die ich alle durch die Flüchtlingshilfe zum mindesten namentlich kannte, und ich antwortete, warum nehmt ihr mich nicht mal mit. Eine entrüstete Antwort kam, aber das war doch ein Abend mit meinen Mädels!
Ja, so ist das. Eine eingeschworene Gemeinschaft, in die ich nicht rein darf. So erlebe ich Taunusstein. Nicht offen, nicht herzlich. Wie anders ist doch da meine Zeit in Florida. Auch dort habe ich keine engen Freundschaften, dafür bin ich selbst viel zu distanziert, aber doch Bekanntschaften. Ich engagiere mich in der Natur und im Freizeitbereich und wenn ich im Winter wieder eintreffe freut man sich und nimmt mich in den Arm. Gerade schrieb mir Maggie wie sehr man mich vermisst. So schön. Am liebsten würde ich meinen Lebensmittelpunkt ganz in Florida haben, aber das geht aus rechtlichen Gründen leider nicht so einfach.
Dieser menschliche Gesichtspunkt ist mir das Hauptargument gegen Taunusstein, aber auch sonst gibt es nicht viele Pluspunkte. Natürlich der Wald, der gleich vor meiner Haustür beginnt. Und die Nähe zu Wiesbaden. In 9 km bin ich in der Stadt. Aber da Taunusstein keine gewachsene Stadt ist, sondern sich aus vielen einzelnen Dörfern zusammensetzt, die man dann als Stadt zusammen genommen hat, gibt es auch kein schönes Stadtzentrum, wo man mal bummeln gehen kann. So wie in Idstein. Als ich eine Wohnung suchte habe ich noch gearbeitet und wollte möglich nah an der Arbeitsstelle wohnen, Idstein war mir da zu weit. Aber heute wäre ich tausendmal lieber in Idstein. Ob die Menschen da freundlicher sind kann ich natürlich nicht sagen.