Archiv für den Monat: Mai 2018

Von Spanien nach Frankreich

Mein erster Zwischenstopp war Granada, was ich mir schon lange mal vorgenommen hatte. Spanien kenne ich vornehmlich aus frühester Kindheit, habe alle Ferien dort mit meinem Vater verbracht, der mich in sämtliche Kirchen geschleppt hat. Was dazu führt dass ich heute nur noch selten in Kirchen gehe. Gut für mich, denn Granada war nicht nur vollgestopft mit Touristen, jede Kirche verlangte auch noch Eintritt, den ich mir gespart habe. Ein Stadtbummel war genug.

Vorher im Hotel gab es noch Ärger. Am liebsten wäre ich weiter gefahren. Diesmal habe ich alle Hotels mit booking.com gebucht, was ich aber inzwischen nicht mehr für so gut halte. Denn wenn ich kurz vorher buche sind die Hotels nicht mehr zu stornieren, und wenn ich dann eintreffe und es mir nicht gefällt muss ich trotzdem bleiben. Ohne Buchung geht man einfach zum nächsten. Das Hotel Don Juan erscheint in booking so, als hätte es einen Parkplatz. Was nicht stimmt. In der Straße vor dem Haus sind kostenpflichtige Parkplätze, sie müssen im 2-Stunden-Takt gefüttert werden. Auf Anfrage erhält man einen Stadtplan mit Weg zu einem entfernten öffentlichen Parkplatz, Kosten 15 Euro. Die Dame an der Rezeption war äußerst unfreundlich, als ich den fehlenden Parkplatz ansprach. Ich wollte deshalb stornieren, aber damit war sie nicht einverstanden, ich hätte bezahlen müssen. Sie wies mich nicht darauf hin, dass die Parkuhren vor dem Haus nur bis 20:30 Uhr kostenpflichtig sind, das musste ich selbst trotz fehlender Spanisch-Kenntnisse herausfinden. Dann konnte ich für nur 2,70 Euro bis zum nächsten Morgen stehen bleiben. Diese Information hätte von der Rezeption kommen müssen.

Am nächsten Tag dann hatte ich mir ein Hotel bei Oliva (Denia) reserviert, denn ich wollte dort auf dem Campingplatz ein schweizer Ehepaar besuchen, das ich schon aus Marokko kannte. In diesem Fall bot mir booking.com eine angenehme Überraschung, das Hotel war ein Gutshaus in einem duftenden Orangenhain und die Zimmer wunderschön im Retrolook, ich schlief in einem Himmelbett. Hier gab es nichts auszusetzen.

Anders war das dann am nächsten Tag. Laut booking sollte ich ein Zimmer im Le Fenouillet bei Narbonne bekommen. In den Kommentaren war von sehr netten Gastgebern die Rede, einem exzellenten Frühstück und im Geiste sah ich mich in einem marokkanischen Riad und freute mich auf ein französisches Abendessen. Die Realität war ein Schock. Es gab keinerlei Hinweisschild, das Navi brachte mich zu einem Grundstück, das halb abgerissen aussah und ich musste ein junges Paar fragen, das dort wohnte. Schließlich fand ich meine Unterkunft, aber von Hotel war keine Rede, eher ein Privatzimmer im Stil AirBbB, was ich nicht mag. Exquisit war das nicht. Ich war sauer, richtig sauer und zeigte das auch. Die Dame, Dominique, ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie meinte, ich hätte ja noch nicht das Zimmer gesehen. Nein, also bitte. Das Zimmer änderte meine Meinung auch nicht. Nichts besonderes, und vor allem nichts, was 57 Euro wert ist.

Was meine Meinung änderte war aber die Chefin. Sie erwies sich als äußerst nett. Bot einerseits eine Reduktion an, und dann, als ich dies akzeptierte, erschien sie auf meiner Terrasse mit einer Karaffe Rose, setzte sich zu mir und wir wurden fast schon Freundinnen. Ich sage es ja immer, in einem Hotel kommt es nicht nur auf das Zimmer an, sondern vor allem auf den Empfang. Und den hat sie drauf. Inzwischen fühle ich mich richtig wohl hier und werde morgen auf jeden Fall den richtigen Preis zahlen. Das Frühstück war dann auch interessant. Es war in der Küche, Kaffee war gekocht, Brot und Marmelade stand bereit und ansonsten konnte man schalten und walten, wie man wollte. Leider waren keine Eier da, denn ein weich gekochtes Ei hätte mir geschmeckt nach so langer Zeit in Marokko. Aber morgen bin ich vielleicht zu Hause.

Von Tanger nach Tarifa

Das lief doch einfach mal wieder entspannt. Meine FRS-Fähre sollte um 10 Uhr ablegen. Ich war um 9 Uhr im Stadthafen, kam ohne Warten durch die Polizeikontrolle und musste dann am Scanner zwei Durchgänge mit jeweils 3 Fahrzeugen abwarten, bevor ich auch hier einfahren konnte. Und überhaupt, mein Ticket. Im Jahr 2017 kaufte ich mir am Abend ein Rückfahrticket Tanger – Tarifa, aber konnte am Morgen wegen starkem Sturm nicht fahren und musste auf ein anderes Schiff ab Tanger – Med ausweichen. Das FRS-Ticket sollte ein Jahr lang gültig sein. Ich ging also am Vortag in ein Reisebüro, zeigte mein Ticket, das noch innerhalb der Jahresfrist war, aber man zuckte mit den Schultern. Ich müsste direkt ins FRS-Büro. Da ich das sofort geklärt haben wollte machte ich mich auf den ziemlich langen Weg zu Fuß von Malabata zum Hafen, denn ich brauche auch etwas Bewegung. Und dort ging dann alles ganz einfach. Das Ticket wurde akzeptiert und mir für den Morgen eine Bordkarte ausgestellt.

Als ich so auf den Scanner wartete wurde mir aber dann doch nicht besser. Denn ich beobachtete, wie gleich dahinter der Zoll diesmal ziemlich genau durchsuchte. Eigentlich nichts schlimmes, habe weder Waffen noch Rauschgift, aber einen verschlossenen Karton mit Winterkleidung einer Bekannten, die ich so gut nicht kenne. Was wenn sie da was rein gepackt hat?

Der Zöllner kam, ohne Hund, und schaute auch bei mir sehr genau, was er fand waren aber meine Bücher, die ihn doch sehr interessierten und er zeigte sie allen seinen Kollegen. Aber in freundlicher Art, es gefiel ihm wohl, dass ich Bücher über Marokko schreibe und der Winterkarton wurde nicht beachtet. Habe auch eigentlich volles Vertrauen zu Margerite, der deutschen Sängerin, die ich in Marrakech kennengelernt habe. Es ging weiter zur Fähre, von der immer noch Menschen und Autos ausschifften und um 9:45 Uhr konnte ich dann ins Boot einfahren, um 10:30 Uhr ging es los. Ich schätze, dass etwa 40 Fahrzeuge an Bord waren. Die Überfahrt dauerte 50 Minuten, die Ausfahrt ging zügig, um 11:40 konnte ich den Hafen verlassen, 2 Stunden, 40 Minuten nach meinem Eintreffen im Hafen in Tanger. Es war natürlich in Spanien schon 12:40 Uhr.

Zunächst ging es nach Algeciras zu Carlos. Dem geht es aber auch dieses Jahr leider nicht gut und ich bekam ihn nicht zu sehen. Seine Tochter hat wohl jetzt das Büro ganz übernommen, spricht aber keine Fremdsprachen. Also zum neuen Lidl, der jetzt nach dem Brand wieder geöffnet ist.

Von Oualidia nach Rabat

Inzwischen wurde die Autobahn ja bis nach Safi verlängert, aber eine Autobahn finde ich doch viel zu langweilig. Ich wollte die Küstenstraße fahren und benutzte natürlich mein Navi, wenn das auch nicht unbedingt nötig ist, der Straßenverlauf ist ja ziemlich klar. An irgendein Abenteuer dachte ich nicht in dieser stark besiedelten nördlichen Region. Doch dann sagte mir mein Navi, ich solle rechts abbiegen. Komisch, die R 320 geht doch links. Aber blind vertraute ich dem Gerät, hatte ja wohlweislich eingestellt, es solle mir die kürzeste Strecke suchen. Und nichts davon auf der Hauptstraße zu bleiben.

Und dann wurde es richtig abenteuerlich. Ich war etwa 25 km vor Casablanca, meine kleine Teerstraße wurde immer enger, aber da vor mir so ein Moped mit Lastwagen tuckerte war ich sicher durchzukommen. Aber wo bin ich? Kleine, aus allem Abfall zusammengeschusterte Hütten, Menschen über Menschen, in den Verschlägen waren sogar richtige Werkstätten. Wie nennt man so eine Stadt? Manche sagen Slum, die Franzosen Banlieu, die Deutschen Elendsviertel. Aber das schien mir nicht recht zu passen. Es ist klar, hier wohnen Menschen, die aus dem Süden in die Stadt gezogen sind, die von dem wenigen Geld keine richtige Wohnung bezahlen können. Oft wird ja gesagt, seid vorsichtig, da ist es gefährlich. Aber mir schienen die Menschen so freundlich und ehrlich wie in den Dörfern des Südens, wo sie herkommen. Aber als ich dann auch noch zu einer Schule kam, wo jetzt bei Schulschluss etwa 1000 Kinder auf die schmale Straße drängten, da wurde es mir doch nicht besser, denn ich will ja keinen Menschen anfahren. Also wieder ganz, ganz langsam.

Kurz nach Casablanca fuhr ich dann an Wohnblocks vorbei, die offensichtlich Sozialwohnungen enthielten, wie ich mal einfach von der vielen Wäsche, die vor den Fenstern hing, schloss. Sind die Menschen, die hier wohnen, wirklich glücklicher? Mir schienen die Leute in ihren selbst gezimmerten Häuschen irgendwie netter zu wohnen. Sie haben doch ihr kleines Reich für sich, genau wie sie es vom Land gewohnt sind.

Später dann in Rabat Kontrastprogramm. Zunächst musste ich mal mein Riad finden, wieder mit Hilfe des GPS. Doch misst das gute Stück irgendwie nicht die Straßenbreite, schickte mich in die Medina auf direktem Wege. Ich fuhr den Berg hoch, oben bog ein Auto in meine Straße ein, obwohl es doch sehen konnte, dass kein Platz war. Und dann hatten wir Chaos, da von allen vier Seiten Autos kamen und keiner zurück wollte. Ich dachte schon daran, in meinem Auto zu übernachten, doch dann bewegten sich die anderen zurück, ich bog in eine Nebenstraße ein. Die war interessant, da rechts und links Autos geparkt waren. Einige mit eingeklappten Außenspiegeln, die meisten allerdings mit abgerissenen. Ich konnte es kaum glauben, dass ich irgendwann meine richtige Medinastraße fand, von der gesagt wurde, dass ich da am Rand bewacht parken könnte, im Riad anrufen, und dann würde man mich abholen. Nur wo parken? Alles doppelt und dreifach zu, der Parkwächter saß in einem Auto, das er parken sollte.

Doch da hatte der Himmel ein Einsehen mit mir, ich konnte es kaum glauben, ein Engel von oben winkte und ein Parkplatz tat sich auf, genau vor dem Tor der Medina, an dem ich parken sollte. Was für ein Wunder. Und ganz ohne Kratzer.

Mein Riad hatte dann nichts mehr mir Sozialwohnungen zu tun, das Riad Kalaa ist einfach wunderschön, sehr elegant und sehr freundliche Leute zum Empfang. Allerdings gehören zur Gesellschaft fünf unterschiedliche Riads, ich wurde im Riad Kalaa II untergebracht, durfte aber im Hauptriad essen, was ja nur um zwei Ecken liegt. Und dieses Abendessen war delikat. Es gibt eine ziemlich große Speisekarte, ich wählte Ente Confit mit glasierten Äpfeln und kam voll auf meine Kosten. Ein so delikates Tajine habe ich selten bekommen.

Oualidia – die Perle am Atlantik

Fünf Tage Marrakech waren einfach genug. Ich wollte weg. Einerseits verliert für mich die Stadt nach so vielen Jahren an Reiz. Ich war in der Medina, ja, aber es langweilt mich. Ist ja immer das gleiche. Alles macht halt auch keinen Spaß allein. Wenn ich jemand meine Lieblingspunkte zeigen kann ist das etwas anderes, aber diesmal bin ich viel allein und es langweilt mich. Im Hotel musste ich aushalten, da mein Auto repariert werden musste. Zwar bekam ich es am Samstag zurück, aber am Montag musste noch ein kleiner Blechschaden ausgebessert werden, das geht hier immer sehr schnell und gut. Und am Dienstag dann konnte ich endlich wieder ans Steuer. Als Zwischenstopp nach Tanger hatte ich mir Oualidia ausgesucht, ein kleiner Fischerort am Atlantik. Die Fahrt dorthin war völlig ereignislos, schon in der Karte sieht man, dass auf dem Weg nichts zu sehen ist. Kurz vor Oualidia fuhr ich dann an den Plage Sidi Karam Addaif, er wurde mir als Stellplatz geschildert. Es ist wirklich ein hübsches Plätzchen, aber ob man hier noch über Nacht stehen kann konnte ich nicht erfahren, es ist keine Saison und weder ein Wohnmobil vor Ort noch ein Wächter.

Gleich darauf folgt Oualidia und schon am Ortseingang fiel mir ein Schild zu einem neuen Campingplatz auf. Ich hatte schon seit Jahren gehört, dass ein solcher im Entstehen sei, hatte ihn aber noch nie fertig gesehen. Und da ist er nun. Empfangen wurde ich von einem jungen Mann namens Ibrahim, er war sehr nett, führte mich herum und dort traf ich auch gleich wieder Deutsche, die ich schon zuvor getroffen hatte. Sie waren ganz begeistert von dem Platz, ich auch. Das ist mal ein Camping, dem ich sofort die 3 Zelte verleihe. Alles blitzsauber und es sind wirklich alle Einrichtungen da, die der Camper braucht. Es gibt sogar 4 Sanitärblocks, dabei ist der Platz nicht sonderlich groß. Es gehören allerdings noch hübsche Zelte dazu mit Strom, darin sind nur Betten, keine weitere Einrichtung, aber es gibt jeweils eine schöne Terrasse. Ideal für Camper, die mal im Zimmer schlafen wollen. Ein solches Zelt kostet 300 DH für 4 Personen, sie nutzen die gleichen Sanitäranlagen. Natürlich gibt es auch einen Pool, und er ist gefüllt. Am schönsten ist aber die grandiose Aussicht auf den Atlantik, zum Strand muss man allerdings schon ein gutes Stück laufen. Wer nicht so primitiv wohnen möchte kann auch in wunderschönen, komfortablen Studios für 600 DH wohnen und Ibrahim meinte gleich, ob ich nicht bleiben wolle. Eine Versuchung, denn der Blick von dort, einfach toll.

Aber ich hatte eine Reservierung im Issa Blanca direkt an der Lagune. Oualidia gehört zu den schönsten Badeorten am Atlantik. In meinem Reisehandbuch heißt es:

Um die durch schroffe Felsen vom Atlantik abgetrennte Air-Lagune liegt das malerische Fischerdorf, das sich bis hinunter zum Meer zieht mit traum­haften, weißen bis rotgoldenen feinsandigen Stränden, bekannt für den Fang von Hummern, Krabben und Austern. An zwei Stellen sind die Felsen unterbrochen und die meterhohen Brecher des Ozeans branden in die Lagune und laufen in ihr aus. In der Lagune selbst ist das blaue Wasser still wie in einem See. Ein Ort von fast unbeschreiblicher Schönheit. Das Klima ist ganzjährig sehr angenehm, nicht zu heiß, nicht zu kalt.

Und genauso ist der Ort, vor allem am Wochenende auch entsprechend gut besucht. Heute ist 1. Mai, ein Feiertag auch in Marokko, und es sind etliche Leute da. Am kleinen Fischerhafen warten Buden, in denen der frische Fisch gegrillt wird und am Strand stehen Tische unter Sonnenschirmen, wo man die Mahlzeit gleich verzehren kann. Die Sonne scheint, es ist traumhaft schön. In der Lagune warten Bootsführer für eine kleine Rundfahrt. Ich kann dies nur empfehlen, habe es vor ein paar Jahren mit meiner Familie gemacht. Das Issa Blanca ist eine kleine Pension mit nur 6 Zimmern und auch die sind eher klein. Obwohl mich die Wirtin Nadia freundlich begrüßt fühle ich mich nicht so richtig wohl, mein Doppelzimmer ist so eng, dass ich froh bin, dass keine zweite Person bei mir ist. Und auch das Essen ist bescheiden. Natürlich ist Oualidia spezialisiert auf Meeresfrüchte und genau die esse ich nicht. Mein Steak ist ziemlich roh und  zäh, ein Gedicht ist es ganz sicher nicht. Aber direkt vor der Pension liegt der Strand und der ist einfach schön, auch der Sonnenuntergang am Abend ist direkt vor meinem Fenster.