Archiv für den Monat: Februar 2018

Schnee über Midelt

Von dem Tag gibt es nicht viel zu berichten. Ich besuchte den neuen Campingplatz in Mahirija, der nun auch schnelles Wifi hat und fuhr dann weiter nach Midelt. Es waren zwar 400 km , aber bei dem frühen Aufbruch vom Schiff war ich schon kurz nach 13 Uhr dort. Besuchte den Camping Municipal in der Stadt und war erstaunt, wie voll er ist. Auch der Pächter Hafid ist sehr nett und hilfsbereit, die Leute fühlen sich wohl. Viele Franzosen, aber die Deutschen haben sich mal wieder nur in der Gruppe getraut. Ich wohne heute in der Kasbah Asma, die zwar ziemlich heruntergekommen ist, aber es ist ja nur eine Nacht. Auf den Bergen glitzert der Schnee, in der Stadt waren es fast 20 Grad, aber ein eisiger Wind ließ mich das kaum spüren.

Fähren-Überfahrt mit der Atlas von GNV – Sete -Nador

Sehr gerne denke ich an meine erste Fährüberfahrt im Jahr 1986 zurück. Es war die Marrakech, ein marokkanisches Schiff im Privatbesitz des Königs. Wunderbare Salons mit Holzschnitzereien und ein toller Service. Nach Ankunft an Bord musste man sich beim Restaurantchef melden, er teilte einem einen Tisch zu, meist mit 6 Personen, und das war immer ein Erlebnis. Tolle Gespräche mit interessanten Menschen, einmal sogar mit dem amerikanischen Konsul, der daraufhin ein Freund wurde. Vorzügliches 4-Ganz-Menü am weiß gedeckten Tisch, ein schöner Wein dazu. Am Tage wurde – natürlich nur in der warmen Jahreszeit – das Wasser in den Pool gelassen und zwischendurch konnte man Tontauben schießen. Am Abend spielte eine Musikkapelle. Diese Überfahrten habe ich immer sehr genossen, oft kamen mir die Tränen, wenn ich wieder einmal an Bord ging vor lauter Freude. Und natürlich war ich damals eine junge Frau und damit war es leicht, die komplette Mannschaft kennen zu lernen. Der Bordingenieur zeigte mir das ganze Schiff.

Doch diese schönen Zeiten waren bald vorbei. Zunächst merkte man, dass das Menü auf 3 Gänge vermindert wurde, das schöne Besteck wurde nicht mehr ausgelegt, die Kabinen zwischendurch nicht mehr gereinigt. Und dann war die Gesellschaft pleite und meine schöne Marrakech gab es nicht mehr.

Heute wird die Überfahrt ab Italien oder Frankreich meist von der italienischen GNV gemacht, der Grandi Navi Veloci. Die haben zwar neuere Schiffe, aber nicht mehr einen so guten Service. Das Essen ist nicht mehr im Preis enthalten, man kann ein Voucher kaufen und dann in der Kantine in sehr mäßiger Qualität essen. Doch der Reihe nach.

Und 20 Uhr soll das Schiff ablegen, man muss 4 Stunden vorher am Hafen sein und zunächst sein Ticket am Schalter vorzeigen. Daraufhin bekommt man die Bordkarten. Unser Schiff, die Atlas, traf um 14:30 Uhr ein. Darauf begann die lange Kolonne der Autoausfahrt, und im Schiff selbst das Reinemachen. Die Mannschaft hat dafür 5 Stunden, schon daran sieht man, dass mit Einschiffen um 16 Uhr nichts werden kann. Aber die wollen ihre Schäfchen beisammen haben. Doch auch die später angekommenen bekamen ihr Ticket. Der Hafenparkplatz war unglaublich voll, meist Marokkaner mit hoch beladenen Kleinlastern und ich konnte mir kaum vorstellen, wie diese vielen Fahrzeuge in ein einziges Schiff passen sollen. Es war fast 18 Uhr bis endlich die ersten Autos einfahren durften, natürlich zunächst die kleinen PKW, die auf die höheren Ränge des Garagendecks müssen. Und ganz lange warten müssen, bis sie wieder raus kommen. Dazu gehörte natürlich auch ich. Dann nimmt man sein Übernachtungsgepäck und geht hoch zur Rezeption. Und unglaublicherweise war das Schiff tatsächlich pünktlich beladen, es war sogar noch Platz in der Garage und um 19:55 Uhr fuhren wir los.

Auf dem Schiff waren hauptsächlich Marokkaner, die die komplette Verpflegung mitbringen sowie Kissen und Decken zum Schlafen. Die liegen dann später einfach auch überall. Sie buchen oft nur einen Liegesessel, schlafen aber irgendwo auf dem Boden. Ich hatte eine innen liegende Viererkabine zur Alleinbenutzung gebucht, war damit auch zufrieden, aber man strich an der Rezeption die Nummer aus und gab mir statt dessen einen Stock höher eine Außenkabine. Keine Ahnung warum, aber ich sage nicht nein. Und schon war es Zeit zum Abendessen. Das Voucher kostet 29 Euro und enthält 3 warme Mahlzeiten und 2 Frühstück. Es gab zur Auswahl Pasta, Fleisch und Fisch und davon reichlich. Zum Voucher gehörte ein Fleisch- oder Fischgericht, Beilage, 3 Stück Brot und ein alkoholfreies Getränk. Das Essen war nur lau, aber in der Cafeteria ist eine Mikrowelle. Vom Abendessen kann man satt werden, nicht jedoch vom Frühstück. Da gab es einen Becher Kaffee, einen Orangensaft und ein Croissant, keine Butter oder Konfitüre, es sei denn, man zahlt drauf. Das ist schon etwas dürftig.

An Einrichtungen bietet das Schiff die Selbstbedienungs-Cafeteria, die nur zu den Mahlzeiten offen ist, ein gutes Restaurant mit zivilen Preisen, eine Bar, wo man immer mal sitzen und etwas trinken kann. Dort gibt es auch Kuchen und gut aussehende Sandwichs. Eine schöne Boutique, die auch Kleidung bietet, ein großer Kinosaal und ein Kinderspielraum runden das ganze ab, für die Marokkaner natürlich auch eine Moschee. Die Hunde sind in einem zugigen Gang hinter der Cafeteria in kleinen Kabinen untergebracht, aber es war zum Glück keiner an Bord.

Außer den Marokkanern waren zwei deutsche Wohnmobilbesatzungen an Bord, zwei Holländer, eine deutsche Gruppe mit 2 PKW, die nach Burkina Faso wollen, ein schweizer Toyota, der bis Senegal will und einige Servicefahrzeuge für die Rallye Touareg. Dem Schweizer konnte ich sofort einen Mauretanien-Führer verkaufen.

Am ersten Morgen um 10 Uhr bildeten sich dann die Schlangen vor dem Raum, in dem der marokkanische Polizeibeamte die Pässe abstempelt. Zwei deutsche Camper, Erstbesucher, und ich waren ziemlich vorne und die ersten Nicht-Marokkaner in der Schlange, es ist halt gut, wenn man fragen kann. Und so habe ich mich auch gleich mit dem Grüppchen in der Schlange richtig gut unterhalten, wir haben so viel gelacht, dass die Zeit schnell vorbei ging. Und dann kam für mich die große Überraschung. Der Dienstraum öffnete sich und ich fand wie in einer Schulklasse Stuhlreihen und ein Podest vorne. Wir mussten uns der Reihe nach auf die Stühle begeben und warten. Also so gut organisiert habe ich die Passkontrolle noch nie erlebt. Natürlich nicht perfekt. Denn durch die Hintertür, durch die man später rausgehen sollte, schlüpften dann doch etliche Personen unbemerkt von der Obrigkeit unter Umgehung der Schlange hinein.

Nachdem diese Prozedur erledigt ist muss man ein paar Schritte weiter zur nächsten Schlange und dort die Fahrzeugpapiere ausfüllen lassen. Viele Touristen erledigen das ja schon zu Hause am PC und das wurde im Hafen auch immer akzeptiert, aber dieser freundliche Beamte nutzte die gleiche Internetseite und druckte das Papier noch einmal neu aus. Man kann sich die Mühe also sparen. Und zum erstenmal in all den Jahren hat mich der Beamte nach der Versicherung gefragt. Wie gut, dass ich die ganze Mappe dabei hatte, meist liegt der Schein ja im Handschuhfach.

Am Nachmittag spielte dann ein Marokkaner auf der Hammondorgel, ein zweiter sang dazu und das fast ausschließlich männliche Publikum klatschte, einer, der aussah wie der junge Gaddafi, tanze wie wild. Und der Orgelspieler erinnerte stark an Assad. Wir Deutschen saßen zusammen an einem Tisch, aber die Männer hielten den Lärm nicht aus und gingen draußen rauchen.

Mein GPS zeigte mir an, dass wir gegen 6 Uhr deutscher Zeit Beni Ansar (Nador) erreichen sollten. Natürlich braucht das Schiff dann noch eine Weile, bis es fest im Hafen liegt, vor allem da der Hafen von Beni Ansar sehr eng ist und die Schiffe bei zu starkem Sturm schon mal ausweichen müssen. Es gab tatsächlich in der Frühe noch Kaffee und Croissant und dann war ich wiederum erstaunt, wie organisiert die Abfahrt verlief. Bin halt bisher meist marokkanisches Chaos gewöhnt, die Italiener scheinen es besser drauf zu haben. Ich stand – natürlich – auf dem höchsten Autodeck 6, die großen Fahrzeuge auf 3, und so wurden die unterschiedlichen Ebenen einzeln aufgerufen, es entstand kein Gedränge und kein Auspuffmief, weil man halt nicht schon lange vorher im Auto saß und das unbedingt starten muss, obwohl das Heck noch zu ist. Hab ich oft erlebt. Auch die Abfertigung im Hafen lief geordnet, Autobesitzer müssen das Formular noch registrieren lassen, was schnell geht, der Zöllner fragte was ich dabei habe, war aber schon abgezischt bevor ich überhaupt antworten konnte und ich war entlassen. Um 8:50 deutsche, 7:50 marokkanischer Zeit war ich frei im Land, mit all meinen Weinvorräten und Büchern.

Reisebericht 2018

Eigentlich wollte ich ja um Mitternacht aufbrechen. Das wäre die richtige Zeit gewesen, um wie gefordert vier Stunden vor Abfahrt an der Fähre zu sein. Doch das kann ich einfach nicht. Habe also gemütlich zu Hause alles eingepackt, nochmal durchgewischt, und bin dann um 13 Uhr losgefahren. Was bedeutet, ich muss unterwegs schlafen. Das hätte ich mir gerne gespart. Aber der Plan war, wie schon so oft die Abkürzung über Landstraße von Besançon nach Lyon zu fahren und zunächst im altbekannten Routier mich unter die LKW-Fahrer zu mischen und ein preiswertes Menü mit einer Flasche Wein zu verzehren und dann bei Chez Bol, auch ein Routier, mir ein einfaches Zimmer zu nehmen. Kam zum ersten Routier, das Restaurant nicht mehr in Betrieb. Kam zum zweiten Routier, der Chef ist verstorben und alles ist zu. Ich erlebe schon öfter, dass die kleinen Hotels entlang der Route langsam alle zu machen, übrig bleiben nur die neuen Ketten. Schade.

So fuhr ich also weiter bis nach Bourg-en-Bresse und hier blieb mir nur das Ibis für 69 Euro, ein stolzer Preis, den ich sonst auf der Strecke nicht zahle. Man fragte, ob ich Abendessen oder Frühstück wollte, ich lehnte beides ab und spazierte lieber in die Innenstadt. Nicht weit vom Ibis ist eine schöne alte Kathedrale und direkt gegenüber fand ich ein tolles Bistro, gehörend zu einem sehr guten Restaurant. Und das war keine schlechte Wahl. Ich bestellte Kalbsfilet auf sehr leckeren, richtig knackigen Pilzen, eine Karaffe Chardonnay und gönnte mir danach sogar noch ein köstliches Dessert. Diese 35 Euro habe ich weniger bereut als die fürs Hotel.

Am Morgen dann eine Premiere. Hunger hatte ich eh keinen, also kam die neue Reise-Kaffeemaschine zum Einsatz und ich kochte mir meinen Kaffee selbst. Gegenüber war der Carrefour, ich hätte also noch zum Bäcker gehen können, aber wie gesagt, kein Hunger.

Und dann ging es auf die Piste. Noch 450 km bis Sete. Diese Anreise verlief also sehr entspannt, und für den, der unterwegs im Hotel wohnt, ist die Anreise nach Marokko so tatsächlich billiger. Ich habe für mich in Einzelkabine, das Auto und ein Essenspaket 350 Euro gezahlt, nur die Hinfahrt. Nachteil gegenüber meiner Lieblingsfähre ab Tarifa ist halt die lange Ein-Check-Zeit, die mal gut 4 Stunden dauert, und ob das Schiff pünktlich ist weiß man auch noch nicht. Bin nun in einem netten Bistro in Sete und soll um 16 Uhr im Hafen sein. Mal sehen, ob das Schiff dann da ist. Bisher unendlich viele marokkanische Kleinlaster, 4 deutsche Wohnmobile und Servicefahrzeuge der Tuareg-Rallye.

Halbschwerer Abschied

Carla hat sich zum Glück wieder so weit erholt, dass Sie kommen kann. So fahren Carla, Bob und ich zum Caribean Jack, einem schönen Lokal direkt am Fluss mit herrlichem Ausblick, gutem Essen und Musik. Und natürlich dauert es nicht lange, bis Carla und ich auf der Tanzfläche stehen, zur fetzigen Musik von Altrockern, so genau in meinem Alter. Vermutlich haben sie auch zur Zeit der Beatles angefangen. Mit uns tanzen wieder nur Mädels, was ist eigentlich mit den Jungs los? Die kommen erst mit der Liebsten, wenn langsame Schnulzen gespielt werden.

Dann geht es weiter zu First Turn. Dort spielt heute Hayfire, einer der besten lokalen Bands, und heute, an diesem herrlich warmen Abend, ist es gepackt, wie die Amis sagen. Sicher einige Hundert Menschen, jung und alt, und die Tanzfläche auch hier brechend voll. Da werde ich traurig, dass ich heim muss und finde es so schade, dass es so etwas nicht in Deutschland gibt. Wirklich jeden Abend kann man hier tanzen, jung und alt, es gibt keine Klassen, jeder hat Spaß. Ich bin so glücklich, dass ich diese beiden Freunde gefunden habe, die so unterschiedlich sind wie zwei Welten, aber beide sind treue Freunde. Ich werde sie sehr vermissen und freue mich schon auf das nächste Jahr. Wenn so einige kleine Wenns nicht wären, ich könnte mir vorstellen, ganz hier zu leben.

Aber nun freue ich mich auf das kalte Zuhause, aber vor allem darauf, zu packen und in eine ganz andere Welt zu fahren. Meine dritte Welt.

I dream of Jeannie

Wer kennt sie nicht, die Fernsehserie mit der Jeannie aus der Flasche und dem Astronaut. Sie spielt in Cocoa Beach beim Kennedy Airspace Center. Schon die Lage des Ortes ist einzigartig, auf einer schmalen, lang gestreckten Halbinsel. Und die wollten Bob und ich mal entdecken, auch Bob war noch nicht dort. Nun ist es schon anders, mit Bob zu fahren als mit Carla, Carla will genau wie ich alles ausprobieren, Bob nur durchrasen. Aber man muss seine Freunde so nehmen wie sie kommen und es wurde ein schöner, wenn auch kurzer Ausflug. Wir fuhren nicht die US1 nach Titusville, sondern durch den Naturpark Merritt Island. Und trafen da auch gleich auf zwei dicke, fette Alligatoren, die sich faul in der Sonne räkelten. Weiter ging es nach Port Canaveral, wo die großen Kreuzfahrtschiffe anlegen. Aber auch das haben wir nicht näher erforscht, Bob wollte ja nach Cocoa. Und das ist gar nicht so einfach zu entdecken. Es gibt nur eine Hauptstraße über die Halbinsel, die A1A. Und die ist dicht bebaut. Wo da ein Ort aufhört, der nächste anfängt ist schwer zu erkennen, Ortsschilder gibt es nicht und man kann höchstens von den Namen der Hotels darauf schließen. Cocoa Beach Resort dürfte ja einen klaren Hinweis geben. Wir fuhren also suchend nach Süden, denn Bob wusste, es gibt ein Pier im Zentrum von Cocoa, und das wollte er sehen. Wir fuhren und fuhren und drehten um. Wir schienen schon vorbei zu sein. Ich konnte ihn überzeugen, doch mal anzuhalten und jemand zu fragen, ja, da waren wir dann schon kurz davor. Aber die Parkplätze dort kosten Geld, was Bob gar nicht mag. Aber auch hier konnte ich ihn überzeugen, dass wir uns 2,50 $ für eine Stunde doch leisten können. Das Pier ist wirklich das touristische Zentrum der Halbinsel und war an diesem schönen, sonnigen Tag gut besucht. Jeder ist froh, dass die lange Kälteperiode vorbei ist. Das Pier ist dicht bebaut mit Shops und Restaurants und ganz am Ende muss man 2 $ zahlen, wenn man noch weiter raus will. Zu viel für Bob, aber auch für mich. Wir gingen zurück, Bob kaufte sich ein Eis, für 5,50 $, und siehe da, mit diesem Bon könnten wir umsonst raus aufs Pier. Das haben wir natürlich auch sofort getan. Und ich wollte mich für den Ausflug revanchieren und kaufte für uns 2 Bier. 12,70 $. Mein Gott, ich will doch nicht die ganze Tiki-Bar kaufen. Bei uns in Port Orange hätte es genau 4,50 gekostet. Ja, aber das ist Tourismus. Wir fuhren auf direktem Wege wieder zurück und waren schon um 14 Uhr wieder in Port Orange, mit Carla hätte der Tag erst angefangen.

Aber Carla ist krank. Sie hatte für 4 Tage ihre Mutter im kalten North Carolina besucht und sich ziemlich erkältet. Schade, denn wir wollten doch am Abend wieder tanzen gehen. Nun hoffe ich, dass sie sich bald erholt und wir Freitag meinen Abschied feiern können.

Schmerzen

Ich bin ein neuer Mensch. Nicht nur wegen dem schönen Wetter. Nach endlosen kalten Tagen, nein Wochen, endlich man wieder ein Abend, wo ich in einem Top weggehen und die Jacke im Auto lassen kann. Da ist die Stimmung einfach besser und die Musik klingt schöner. Heute Abend waren wir im Eagles, dort spielt genau wie im First Turn jeden Abend eine Band und die Leute tanzen wie verrückt. Ich bin ein Youngster hier, der Altersdurchschnitt liegt deutlich über meinem Jahr.

Aber vor allem bin ich wieder schmerzfrei. Ihr könnt euch kaum vorstellen, wie ich die letzten Tage gelitten habe. Ich habe sowieso Probleme mit meiner Wirbelsäule, Rückenschmerzen sind nichts Unbekanntes für mich, aber das war schlimmer. Oben im Nacken-Schulter Bereich tat es unglaublich weh. Am schlimmsten waren die Nächte, ich konnte mich kaum drehen und hätte am liebsten geschrieen vor Schmerzen. Zunächst dachte ich, ein Zug, warm halten, das geht vorbei. Aber es wurde nur schlimmer. Kaufte mir eine spezielle Salbe, half nichts. Und dann kommen hier fern von der Heimat immer schlimme Gedanken auf, wie neulich schon mal. Ich kann halt nicht schnell mal zum Arzt gehen und es abklären, also staut sich da eine richtige Panik an. Rücken nun ganz kaputt, kann nicht mehr gehen, Autofahren ist vorbei, kein Marokko mehr, kein Florida, nur noch Altersheim. Für euch klingt das vielleicht lächerlich, aber in so einer Situation kommen mir die schlimmsten Gedanken. Soll ich hier zum Arzt gehen, soll ich schon einen Termin machen für meinen Arzt in Deutschland? Es geht ja glücklicherweise bald heim.

Da muss ich einfach meine Familie anrufen, in so einer Lage braucht man Zuspruch. Ich erreiche auch gleich meinen Sohn, der ja noch viel mehr als ich von Rückenproblemen geplagt ist. Er sagt, ich brauche Ibuprofen. Mann, ich will doch kein Schmerzmittel, will die Schmerzen nicht verdecken, sondern heilen. Aber er erklärt, dass die Tabletten entzündungshemmend wirken und unbedingt nötig sind, es wäre ein Fehler, die Schmerzen auszuhalten, dann ginge es nicht weg.

Also, wo bekomme ich die? Muss ich zum Arzt, ein Rezept holen? In aller Frühe fahre ich zu Walgreens, und was liegt da? Ibuprofen over the counter. 40 Tabletten für 4,99 $. Sofort gekauft. Erst später erfahre ich bei Dr. Google, dass es auf den Wirkstoffgehalt ankommt, bis 400 mg pro Tablette sind sie rezeptfrei. Ich nehme sofort eine, und es ist kaum zu glauben, nach einer Stunde ist kaum noch etwas von den doch wirklich heftigen Schmerzen zu spüren. Nun ist es Abend, ich habe bisher 2 Tabletten genommen, werde noch eine für die Nacht einwerfen und bin sehr gespannt, wie die Nacht sein wird. Wenn alles gut läuft kann ich morgen in meine Marokko-Planung einsteigen.

Das Ende ist ein neuer Anfang

Seit Wochen jammere ich herum, dass ich nicht heim will. Und nun sind es nur noch wenige Tage bis zum Rückflug und ich würde am liebsten schon morgen fliegen. Komisch wie sich die Gedanken so ändern können. Es liegt natürlich teils auch an dem schlechten Wetter, das wir dieses Jahr hatten. Aber irgendwie ist es auch genug. Ich freue mich nicht auf mein tristes Taunusstein, aber auf den schönen Rückflug, wo ich wieder Champagner schlürfen kann, und auf das Faschingsfrühstück mit meiner Familie. Ist doch schön, sie alle wieder zu sehen. Und dann wird gepackt, ausgepackt, umgepackt, eingepackt, und dann geht es Richtung Marokko.

Lange habe ich ja hin und her überlegt, wie genau ich diesmal reise. Meine Mauretanien-Freunde wollen unbedingt, dass ich komme, um meinen Reiseführer zu aktualisieren. Ganz, ganz langsam normalisiert sich das Leben in dem Land nach den verheerenden Anschlägen im Jahr 2007, nach denen die Touristen wegblieben. Sehr zögernd kommen die ersten wieder. Und natürlich sind die alten Angaben bezüglich Unterkünften völlig überholt. Es kamen ja keine Touristen. Also hat man entweder zu gemacht, die oft ausländischen Besitzer sind abgereist, oder man hat das Anwesen einfach verkommen lassen, es war ja weder Geld noch Nachfrage da. Natürlich gibt es dann auch manchmal stille Vorwürfe, warum denn mein Reiseführer so überholt ist. Aber da muss ich um Verständnis bitten. Ich kann von diesem Buch nur sehr geringe Auflagen drucken, und selbst die tragen sich nicht, die Kosten für den Druck usw. kommen absolut nicht rein. Und von den Kosten für die Reise, die in einem schwierigen Land wie Mauretanien wesentlich höher sind als in Marokko, schon gar nicht. Ich tue das nicht aus geschäftlichen Gründen, es ist ein Zusatzgeschäft, sondern ganz allein für meine Freunde, die wirklich darauf angewiesen sind, dass Touristen kommen. Das kann sich natürlich nur so ein nicht-kommerzieller Verlag wie meiner leisten, ein Dumont etc. würde die Kosten nicht investieren.

Mit meinem Auto werde ich vermutlich nicht über die Grenze fahren, es ist nicht nur sehr langwierig, sondern auch unversichert. Europäische Versicherungen gelten nicht in Mauretanien und die Unfallgefahr dort ist ziemlich hoch. Ich werde fliegen. Aber wann genau, und ob mal kurz von Marokko aus oder später im Jahr von Deutschland aus das weiß ich noch nicht. Dazu kommt, dass mein Kontaktmann Idoumou, der mich bei der Recherche unterstützt, jetzt im Frühling doch viele Kunden hat, die mit ihm reisen wollen. Vermutlich werde ich doch wieder im Sommer hinfliegen, zu der gleichen Zeit wie bei meinem ersten Besuch 2007. Ich weiß noch genau, wie heiß es damals war, aber ich liebe ja die Hitze.

Nun hoffe ich, dass der harte Winter, der diesmal wirklich überall herrschte, langsam vorbei ist und ich auf der langen Autofahrt durch Frankreich und Spanien einigermaßen akzeptables Wetter habe.