Archiv für den Monat: September 2017

Angekommen

Oh mein Gott, was für ein Stress! Mein Flug war super, alles planmäßig, das Essen gut und die Alkoholzufuhr reichlich. Bob wartete schon am Airport und konnte mir mit meinen 4 Gepäckstücken helfen. Zunächst zeigte er mir das Haus, wo er ein Zimmer gemietet hat. Es liegt nicht weit von einem Wasserlauf, ist aber doch etwas erhöht, ich schätze bestimmt 3 Meter Höhe vom Wasser bis zu der Veranda, von der es ins Haus geht. Und trotzdem hat das Wasser es geschafft, hinein zu kommen. Der Boden ist nass, wohl schimmelig und es riecht furchtbar, Bob hat schon Atmungsprobleme und sucht sich eine neue Wohnmöglichkeit. Und es war ein schönes Haus, von der Lage her hätte ich nicht gedacht, dass es Probleme gibt. Harley und Auto des Hauseigentümers sind auch hinüber, Bob war so schlau und brachte seine Fahrzeuge zum stabilen Haus einer Freundin, das er für sie hütete.

Er schlug vor, doch erst mal heim zu fahren, um zu prüfen, ob sich meine Batterie nicht doch noch aufladen lässt. Das wichtigste überhaupt in USA ist ein einsatzbereites Auto, ohne wäre ich verloren. Alles ist sehr weitläufig und alternative Verkehrsmittel gibt es nicht. Die Luft war schwülheiß und ziemlich feucht. Die Batterie war schnell am Charger, danke Jan und Gabor, dann brachte ich die Koffer ins Haus. Eine Sauna ist nichts dagegen. Der erste Griff ging also zum Schalter der Klimaanlage, aber es tat sich nichts. Irgendwie hatte ich das schon vorher gespürt. Die Anlage ist sehr alt, älter als mein Sohn, aber sie hat immer gut gearbeitet. Nun nimmt sie sich eine Auszeit. Sicher ist, dass man ohne bei diesem Klima nicht schlafen kann und ich überlegte schon, wie ich meine große Matratze auf die hintere Terrasse bekomme.

Aber es gibt ja noch Bob, den Baumeister. Ich rief ihn an, um zu fragen, ob er mir nicht jemand besorgen kann, der sich mit Klimaanlagen auskennt. Vor allem jetzt, am Freitagabend, ist es ja nicht so leicht, schnelle Hilfe zu bekommen. Doch Bob Baumeister setzte sich ins Auto, war in Windeseile da, und als ich mit Bob 1 zurück vom Supermarkt kam, wo ich das erste fürs Frühstück einkaufen musste, sass er schon vor dem Gerät. Und hatte auch schon den Fehler gefunden. Irgendein Relais hat wohl durch Irma zu viel Wasser bekommen. Schon war er am Telefon, rief einen befreundeten Fachmann an und eine Stunde später hatten wir das Teil. Noch rechtzeitig vor der Schlafenszeit lief das Teil wie eins.

Nun meckerte eine Freundin in Facebook ja gleich über den Gebrauch der Klimaanlage. Man sollte nicht meckern, wenn man die Gegebenheiten nicht wirklich kennt. Einerseits gibt es kaum jemand, der so sparsam ist wie ich, andererseits gibt es Wetterbedingungen. In Deutschland die Kälte, gegen die man heizen muss. Ein Leben in einer Wohnung im Winter ohne Heizen ist einfach nicht möglich. Man kann diskutieren, bei wieviel Grad man anfängt und wie hoch man heizt, aber es muss sein. Und genauso, nur umgekehrt, ist es in einem tropischen Landstrich wie Florida. Hier ist die Sommerhitze das Problem, nicht die Kälte. In den milden Wintermonaten braucht mal hier die Klimaanlage nicht, aber jetzt geht es nicht ohne, das ist alles andere als Luxus. Viele Leute, mit teuren Häusern, lassen die AC sogar an, wenn sie im Sommer nicht da sind, denn die Feuchtigkeit dringt ins Haus, sorgt für Schimmel und verdirbt Möbel und Elektronik. Wer den Tropen die Klimaanlage absprechen will hat einfach keine Ahnung und muss es erstmal selbst erleben.

So, genug liebe Petra, weiter im Text. Für den Abend hatte ich genug von Problemlösungen, wusste aber, dass am Morgen da noch etliches auf mich wartet. Wir hatten am Abend mal versucht das Auto zu starten und immerhin hatten die LED-Anzeigen wieder geleuchtet, es bestand also Hoffnung. Am Morgen ging dann mein erster Weg zum Auto, ich startete und der Motor lief. Ich klemmte den Charger ab und kümmerte mich zunächst um häusliche Dinge. Dann wollte ich zu Spectrum fahren, um meinen Internetanschluss zu bestellen. Das Auto machte keinen Mucks. War sicher ein Fehler, nur zu starten und schon abzuklemmen, aber wenn die Batterie so schnell wieder leer ist, kauft man doch besser eine neue. Bob 1 hatte sich ja bereit erklärt, mir zu helfen und so ging es auch ruckzuck, neue Batterie drin, Auto läuft. 107 $, ist okay.

Dann zu Spectrum. Wegen dem Wochenende kann der Mechaniker erst am Montagabend kommen, damit war zu rechnen. Womit ich nicht gerechnet hatte, ist, dass die SIM-Karte, die ich über amazon für teures Geld gekauft und aktiviert hatte, nicht geht. Das Internet ist extrem langsam und meist geht gar nichts. Whatsapp und so geht, aber selbst emails machen Schwierigkeiten. Und so muss ich mir halt immer Möglichkeiten suchen, wo ich ins Netz komme. Wollte in die Bücherei, normal die beste Adresse. Aber nicht heute. Direkt davor, im City Center, ist heute ein Volksfest und alle Parkplätze belegt. Zu McDonalds will ich nicht, da ich ja Figur- und umweltbewusst esse. Aber vom Baumarkt brauchte ich etwas, so sitze ich nun also davor auf einer Bank und schreibe.

Nach einem ausführlichen Einkauf beim neuen Aldi geht es wieder heim, wo noch viele, viele andere Probleme auf mich warten. Bis ich zum Erholen komme und auch den Strand mal sehe wird noch etwas dauern.

 

Inflight

Die ganze Zeit, seit ich aus Marokko zurück kam, war ich im Wartemodus. In Taunusstein fühle ich mich nicht wohl. Oder soll ich sagen, in Deutschland? Der einzige Lichtpunkt hier ist meine Familie, meine winzig kleine, beste und wunderbare Familie. Doch abgesehen davon fühle ich mich nur wohl, wenn ich auf Reisen bin. Nun sitze ich also in der Business Class und entstanden ist das nur, weil ich – zurück aus Marokko – in ein tiefes Loch gefallen war und kaum wusste, was ich da tat. Und gerade weil ich mich so auf diesen Flug gefreut habe, habe ich die Zeit einfach ausgeblendet, damit es schneller so weit ist, bis ich im Flieger sitze.

Und nun genieße ich jede Minute bewusst. Früher habe ich mich nur gefreut, nach Florida zu kommen, diesmal freue ich mich allein schon auf den Weg dahin. Ähnlich wie ich es heute mit Marokko mache, wo ich schon auf dem Weg dorthin so gut wie möglich die Fahrt genieße und mir möglichst schöne Hotels aussuche, manchmal auch eine Nacht länger bleibe. Man muss es realistisch sehen: viel Zeit bleibt nicht mehr, und die muss ich nutzen.

So hat mich also meine liebe Geli in aller Frühe zum Flughafen gefahren und ich habe mein Frühstück in der Sakura Lounge eingenommen. Obwohl – so gut war es nicht. Weiches Brot und keine Croissants, aber Latte und Sekt um 8 am Morgen. Und ein japanisches selbstreinigendes Klo, dessen geheizte Klobrille allerdings den Eindruck erweckte, es hätte gerade jemand anderes darauf gesessen.

Im American Airline Flieger dann gibt es keine First Class, meine Business ist die Top. Ein Sekt zum Empfang, während die anderen einsteigen, ein Einzelsitz am Fenster, den man wunderbar zum Schlafen ausfahren kann, ohne dem Hintermann die Lehne ins Gesicht zu drücken, Abstellflächen für die verschiedenen Kleinigkeiten und gute Bose-Kopfhörer. Schon vor Abflug fragt Rebecca, meine Flugbegleiterin, welchen Drink ich nach dem Abflug möchte, wohlgemerkt, alles noch ziemlich früh am Morgen. Dazu gibt es warme Nüsschen und schon um 10:20 Uhr wird das Mittagessen serviert, mein Angus Beef hatte ich schon zwei Wochen zuvor online bestellt.

Ich habe für dieses Ticket ein Schweinegeld bezahlt, aber ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich jemals noch anders fliegen kann, es ist schon bequem auf eine so langen Strecke (0:15 Minuten) und ich bereue keinen einzigen Cent.

Meine Wahl 2017

Die Wahl ist gelaufen, die Ergebnisse liegen vor. Das hohe Ergebnis für die AfD war zu erwarten und schockt mich daher nicht, wenn es mir auch Angst macht. Aber noch schlimmer finde ich, dass in meinem Taunusstein das Ergebnis für diese Partei noch deutlich über dem Bundesergebnis liegt, 13,9 zu 12,6 % und 11,9 % in ganz Hessen. Taunusstein also eine AfD-Hochburg?

Es gab schon früher extreme Parteien im Bundestag, aber noch nie hat es ein Anhänger einer rechtsextremen Partei in mein persönliches Umfeld geschafft. Ein Skinhead mit Springerstiefeln und Hakenkreuz auf dem Arm eingeritzt, nein, so was kenne ich nicht. Aber diesmal ist es ganz anders. Ich habe etliche Bekannte, die ich teils schon Jahrzehnte kenne und schätze, und sie sind bekennende AfD-Anhänger. Das erschreckt mich wirklich und ich verstehe sie nicht. Auch ich sehe große Fehler bei der bisherigen Regierung, habe Merkel noch nie gewählt, obwohl es ganz sicher viel schlechtere Kanzler gegeben hat. Was in Griechenland gelaufen ist fand ich nicht gut, wie unser persönliches Vermögen daraufhin vernichtet wurde, hat mich sehr geschmerzt. Aber am meisten tangiert die Menschen und mich die Flüchtlingspolitik. Ich fand es nicht gut, dass die Tore bedingungslos und weit geöffnet wurden und habe auch das bereits in meinem Blog 2015 geschrieben:

„Meiner Meinung nach gibt es nur einen einzigen Weg: Es muss ein einheitlicher Topf gebildet werden, aus dem alle Kosten bezahlt werden. Zunächst Registrierungsheime an den Außengrenzen, dort werden wirklich alle Hereinkommenden erfasst und einheitlich abgespeichert. Die Unterkunft und Versorgung der Flüchtlinge wird nicht von den Erstländern bezahlt, sondern aus dem gemeinsamen Topf, in den alle Staaten gemessen an ihrer Wirtschaftskraft zahlen.“

http://taunussteinblog.apps-1and1.net/wundert-froehlich-20724870

Ich reise viel, aber wohin ich auch reise, ich brauche ordentliche Papiere. Ohne die lässt mich kein Land herein. Ich habe Verständnis, dass es Menschen auf der Flucht gibt, die einfach nur weg von den Bomben wollen. Aber auch bereits in der Türkei und auf der langen Balkanroute gibt es keine Bomben mehr, doch die Menschen wollten ganz gezielt nach Deutschland. Weil es hier am meisten Geld gibt. Und sie wussten, wenn sie ihre Papiere weg werfen, dann ist es für sie leichter zu bleiben. Und als viele in Deutschland angekommen waren dann verschwanden sie spurlos, gingen wohin auch immer. Es gab keine Kontrolle und wir wussten nicht mehr, wer sich denn in unserem Land aufhält. Das war ein riesengroßer Fehler, der sich schon lange gerächt hat. Dass ich viel Verständnis für Flüchtlinge habe kann man in meinem Blog lesen, ich habe lange ehrenamtlich geholfen, bin keine Rechte, bin offen und liberal.

Aber zurück zur AfD. Ich denke, es gibt auch noch andere Möglichkeiten, in einer demokratischen Ordnung und unter Einhaltung des Grundgesetzes zu protestieren. Mein Wunsch war es, die Groko abzulösen. Und hoffentlich ist dies auch geglückt. Ich bin nicht ganz begeistert über den Einzug der Grünen in die Jamaika-Koalition, die haben es bei mir ziemlich verschissen. Ich hätte mir lieber die Linke dazu gewünscht und verstehe nicht, warum Merkel noch nicht mal Verhandlungen mit dieser Partei in Erwägung zieht, die doch immerhin mehr als andere das Wohl des einfachen Menschen im Programm hat. So setze ich also alle Hoffnung auf meinen Held Christian Lindner!

Man gönnt sich ja sonst nichts

Aldo, der Junge aus der Flüchtlingsfamilie, die ich schon lange betreue, hatte Geburtstag. Und als Geschenk lud ich ihn ein, mit mir zur IAA in Frankfurt zu kommen. Früh am Morgen holte ich ihn ab. Von seiner Mutter ließ er sich noch 5 Euro geben, er hat immer Hunger und Angst, nicht genug zu essen zu bekommen. Außerdem gibt er gerne Geld aus, ganz normal für einen 12jährigen, der bisher nicht viel vom Leben hatte und in seiner frühen Kindheit dem Vater half, auf Müllplätzen nach Verwertbarem zu suchen. Wir fuhren nach Frankfurt ins Parkhaus, das Jaguar – Land Rover für seine Kunden gemietet hatte, bekamen dort unsere Tickets und wurden mit einem Shuttle zur Messe gefahren. Unser erstes Ziel war das Freigelände von Jaguar, denn dort dürfen Kids von 11 bis 17 in Begleitung eines Fahrlehrers selbst Slalom durch das Gelände fahren. Ein Riesen-Ereignis für Aldo.  Dafür waren dann auch knapp 2 Stunden in der Warteschlange nicht zu viel. Danach ging es über die Messe, aber Aldo hatte nur einen einzigen Gedanken, wie kann ich die 5 Euro ausgeben. An einem Mövenpickstand wurde er die ersten 2 Euro los, danach legte ich ein Veto ein. Auch Kinder müssen schon lernen, dass Messepreise exorbitant sind und man nicht einfach so schnell seine paar Kröten ausgibt. Aldo war schlechter Laune, in jedem seiner folgenden Sätze kam das Wort kaufen vor. Er hätte doch Hunger. Ich verwies ihn auf Brot und Käse, das ihm seine Mutter mitgegeben hatte, aber irgendwie fand das keine Resonanz. Und in den Messehallen war es inzwischen die Hölle. So unglaublich voll, nur Gedränge, Autos konnte man schon gar nicht sehen. Ich sagte, komm, lass uns zurück zu Jaguar gehen. Er, was sollen wir denn da, wir kennen die Autos doch schon. Hatte ich ihn in Orlen doch hin und wieder mit dem einen oder anderen Neufahrzeug abgeholt, ich sagte, nichts da, wir müssen dort hin. Am Empfang von Jaguar bekamen wir dann unsere Bänder ausgehändigt, auch für Aldo korrekt mit seinem Namen gedruckt, obwohl selbst die Schule seinen Namen oft falsch schreibt. Er war geplättet. In der Lounge dann fanden wir einen bequemen Platz, die Mädels kamen unentwegt vorbei und fragten nach unseren Wünschen und Aldo traute sich kaum noch was zu sagen, er riss die Augen auf und staunte. Und von da an war unser Messeerfolg garantiert. Wir konnten uns so richtig ausruhen, Aldo bekam was in seinen Bauch, ach ja, ich auch, und die Stimmung war gehoben. Und danach waren plötzlich auch die Messestände nicht mehr so voll, einige Leute waren wohl schon nach Hause gegangen und wir blieben tatsächlich bis zum Messeschluss. Berieten immer zwischendurch, sollen wir bleiben oder heimgehen, doch die Messe lockte. Am meisten hat Aldo der Bugatti beeindruckt, ein Auto, das in seinen Augen nur sein Fußballidol Ronaldo sich leisten kann und das er noch nie live gesehen hatte.

Zurück im Parkhaus fragte ich ihn dann, willst du heim oder sollen wir noch mal ins Shoppingcenter, in dem wir parken. Aldo nickte nur. Und war schon wieder geplättet. So viel neues hat er an diesem Tag gesehen, so viele Menschen an einem Ort zusammen, wie er noch nie erlebt hat, so viele wunderschöne Geschäfte unter einem Dach, für einen Jungen aus Orlen ein Wunder, und ein McDonalds, in dem er eine letzten 3 Euro ausgeben konnte.

Langstreckenflüge sind nicht bequem, zumindest nicht in der Holzklasse. Und je älter man wird desto unbequemer wird es. Zumindest für mich. Deshalb habe ich mir dieses Jahr etwas gegönnt, rede mir ein, es ist mein Geschenk zu meinem Siebzigsten, und mir einen Business Flug geleistet. Kostet ein Schweinegeld, aber ich freue mich auch wie ein Schneekönig darauf. Warum sagt man eigentlich Schneekönig?

Und nun muss ich mich ans Packen machen. Der Business Flieger darf zwei Koffer einchecken, und ganz ehrlich, die krieg ich voll! Unter den bereits eingepackten Dingen sind Gummistiefel, Nähnadeln, Kaffee, Eierlöffel und –becher, Marmelade, Trockenhefe, Gelfix, Gartenrechen und eine Flasche Sambucca.

Was ist ein guter Morgen?

Wenn ich erholt aufwache und mich nachts nicht stundenlang herum gewälzt habe, wenn mein erster Blick auf den Email-Eingang zeigt, dass es einige Buchbestellungen zu erledigen gibt und vielleicht sogar eine Reise nach Marokko organisiert werden will. Dann fühle ich mich wohl. Ich könnte kein untätiges Rentnerleben führen, wo es keine Aufgaben mehr gibt, ich nicht gebraucht werde. Und ziellos durch die langweiligen Taunussteiner Wälder zu laufen bringt mir auch nichts mehr. Heute Morgen gibt es sogar eine Email von einem Kunden, der sich dafür bedankt, dass die bestellten Bücher eingetroffen sind und dass er sie toll findet. Eine solche direkte Rückmeldung bekommt man auch nicht alle Tage. Es bringt mir sehr viel Freude, über Marokko zu schreiben und damit Touristen die Reise in dieses Land zu erleichtern. Marokko ist nicht Spanien, man muss so einiges wissen, bevor man sich auf den Weg dorthin macht. Mit dem eigenen Fahrzeug heißt das. Wer eine Woche mit dem Flieger nach Marokko reist braucht keine großen Vorbereitungen, aber dem kann ich dann mit einer interessanten Wüstentour dienen. All das tue ich aus Leidenschaft, weniger um Geld zu verdienen, es kommt bei meinem kleinen Verlag auch wenig heraus, doch ein kleines Zubrot zur Rente kann jeder brauchen.

Und wenn all dies getan ist schaue ich mir über youtube die neuesten Clips aus den Late Night Shows aus USA an. Das deutsche Fernsehen empfinde ich nur noch als langweilig, und jetzt kurz vor der Wahl ist es einfach furchtbar, da ist in Amerika einfach mehr los. Stephen Colbert ist mein absoluter Held, er ist der beste Talkshow Host und vor allem spricht er sehr deutlich, ich kann ihn gut verstehen. Inzwischen kenne ich die relevanten Namen für USA besser als die deutschen und weiß genau, um was es gerade geht. Meist natürlich über den Komiker Trump, der eigentlich einen Emmy verdient hätte. „Mein“ Colbert hat ja den Moderator der diesjährigen Emmy Awards gemacht und dabei den Gag gebracht, dass ex-Pressesprecher Sean Spicer über die Größe des Publikums spekuliert hat, genau wie bei seiner ersten Pressekonferenz, mit der er sich sofort unmöglich gemacht hat. Habe erst vor wenigen Tagen Spicer bei einer Late Night Show gesehen, bei Jimmy Kimmel, und gedacht, ach, er ist eigentlich ganz okay. Es war sein Job, der diese Lügen von ihm verlangt hat. Und den Gag bei Emmy fand ich super gut.

Marokko ist überall

Ein guter Tipp, der auf dem netten Nostalgietreffen mit Thomas kürzlich heraus kam, war das Internet-Netzwerk Xing, das gute geschäftliche Kontakte verspricht. Mich hatte es bisher nie interessiert, denn meine Kunden sind ganz normale Menschen, die einfach nur nach Marokko wollen, ich hatte mir da weiter keine Vorteile versprochen. Doch Thomas‘ Worte erzeugten meine Aufmerksamkeit, zumindest nette Menschen könnte man da kennenlernen.

Naja, wenn ich was will, dann immer sofort, also meldete ich mich nicht nur in Xing an, sondern auch gleich zum ersten Business-Stammtisch. Und der war gestern. Im Oberstübchen einer Gastwirtschaft kamen etwa 20 Leute zusammen. Mein Nachbar zur Linken erwähnte, dass er gerade seine Kreditkarte von N26 verloren hat. N26? Bei dieser Internetbank bin ja auch ich neuer Kunde und hatte erst im letzten Blog darüber geschrieben. Natürlich haben wir dann unsere Erfahrungen ausgetauscht, die absolut positiv waren. Zum Beispiel konnte er über sein Onlinebanking sofort den Kreditrahmen seiner Karte auf 0 setzen, worauf sie keiner mehr einlösen kann, er wollte zunächst mal abwarten, ob sich die Karte noch findet, bevor er sie als gestohlen meldet. Hier hatten wir also schon genug Gesprächsstoff. Aber dann stellte sich noch heraus, dass er derjenige ist, den ich auf Xing schon gefunden hatte, der Ernährungsberatung anbietet. Auch das natürlich ein Thema, das mich immer brennend interessiert. Er merkte zwar schnell, dass er mich nicht als Kundin gewinnen kann, denn ich habe ja schon meine Traumfigur, aber um sie zu halten lebe ich schon über ein Jahr nach der „Low Carb“ Methode. Und das ist genau die Methode, die auch er anbietet. Da hatten wir ein weiteres interessantes Thema. Er hat zwar auch ein Kochbuch mit Rezepten dazu herausgebracht, hatte es aber an dem Abend nicht dabei, das wäre was gewesen.

Dann aber gab ich ihn an seine andere Nachbarin weiter, wendete mich meinem rechten Nachbarn zu, der gerade fragte: und was machst du so? Mhm. Bei all den tollen Unternehmern um mich herum, was soll ich da sagen? Also, kurz geschluckt, und: ich schreibe Reiseführer über Marokko und organisiere Reisen dorthin. Krame in meiner Tasche nach einer Visitenkarte. Er nimmt sie, liest, stockt nachdenklich und sagt: Den Namen kenne ich doch. Das sind doch die blauen Bücher. Damit war ich mit einer Gruppe von Freunden mit 4×4 in Marokko!

Also ich war geplättet. Unter 20 Personen einen zu treffen, der nicht nur im Internet mal was gelesen, sondern der tatsächlich ein Buch von mir hatte, da war ich platt. Wie schön, wenn man das jetzt statistisch hochrechnen könnte auf die gesamte Bevölkerung, da wäre ich Millionärin. Aber so ist das ja leider nicht, es war einfach ein Riesenzufall. Und schon wieder war ein Thema für eine lange Unterhaltung gerettet. Lief immer so nach dem Schema, Ja, dann war ich da, diese herrliche Schlucht, wie hieß sie doch mal? (Ich: Todra) Und dann die Wüste, gleich an der algerischen Grenze, wie hieß der Ort? (Ich: Merzouga) Und dann die Stadt mit den schönen Souks, viel schöner als Marrakech? (Ich: Fes) So ging das ewig weiter, war total schön.

Nun hätte mir zur Abrundung meines kompletten Interessen-Spektrums natürlich noch jemand aus Florida gefehlt. Vielleicht hätte ich den ja auch gefunden, aber genau da setzte Stefan zu seinem Vortrag an. Xing bietet auf den Treffen hier und da Vorträge. Thema diesmal: Die Geldschule. Und genau so begann es auch. Ich dachte nur immer, wie komme ich hier so schnell und ungesehen raus wie möglich.

Klaus hielt ein Schiefertäfelchen hoch und meinte, heute Abend wolle er das mal statt einem Tablet nutzen. Seine französische Frau hätte es noch bei ihrer Einschulung 1974 in Frankreich benutzt, aber in Deutschland sei das ja lange vergessen. Ich fühlte mich so unendlich alt, habe ich doch genau damit meine Schreibversuche gestartet. Genauso alt fühlte ich mich, als er zur Demonstration des Wertes von Geld Fotos von alten Billiarden-Scheinen von vor der Währungsreform hervorkramte, die andächtig angeschaut wurden. Ich dagegen hatte als Kind in meinem Kaufladen damit gespielt. Mit den echten, schon ausrangierten.

Bei den weiteren Ausführungen fühlte ich mich aber wieder sehr jung, denn er erklärte seine Geldschule wirklich wie für Erstklässler. Dabei kann auch das Thema Finanzen durchaus spannend sein, ich hätte lieber etwas über die berühmte „Bitcoin“ gehört, die im Vorgeplänkel mal aufkam und mir immer noch ein ziemliches Rätsel ist. Vielleicht wären wir ja irgendwann am Abend noch darauf gekommen, wie wir uns nun unser großes Vermögen anlegen, aber bis dahin hatte ich es doch geschafft, zu fliehen. Fazit, es war ein toller Abend und ich freue mich, im nächsten Jahr wieder dabei sein zu können. Nun habe ich erstmal ein Rendevouz mit Irma, aber auch mit Jose und Katja, die ebenso wie ich schon auf dem Weg nach Florida sind.

Bankgeheimnisse

Meine Bank hat mir mein Konto gekündigt. Nein, nicht weil es restlos überzogen war. Ich glaube, dann hätten sie mich behalten und fette Zinsen kassiert. Nein, sondern die IngDiba merkte nach 12 Jahren, in denen es bestand, plötzlich, dass es ein Geschäftskonto ist. Es war nie was anderes, wurde nur dafür eröffnet. Und nun haben sie schon blitzschnell gemerkt, was Sache ist und dass es ihnen nicht gefällt bzw. zu wenig Profit bringt.

Gut und schön, angenehm ist es nicht, ein neues Konto zu eröffnen und alle Zahlungen auf ein neues Konto umzustellen. Aber was dann alles geschah, fand ich richtig interessant.

Klar war auch bereits das alte Konto bei einer Internet-Bank, also einer Bank, die keine Geschäftsstelle hat und alles nur online abwickelt. Ich hielt mich damit schon für modern. Weit gefehlt. Was es in dem Bereich an neuen Entwicklungen gibt ist einfach unglaublich.

Als erstes mal die Kontoeröffnung bei N26. Das geht mit Video-Ident. Das heißt, ich bin per Video mit einem Mitarbeiter verbunden, lächle in die Kamera und muss dann meinen Ausweis von allen Seiten zeigen. Klappt nicht immer problemlos, vor allem, wenn die Internetverbindung langsam ist (was für Taunusstein ja normal ist).

Irgendwann dann kann man auf dem PC in sein Konto reinschauen. Aber das wird dann noch mit dem Smartphone verbunden. Einerseits macht es dann immer pling, wenn eine Zahlung eingeht, andererseits muss ich manche Überweisungen, die ich auf dem PC eingebe, auf dem Smartphone bestätigen. Sicherheitsgründe. Dass wirklich auch ich es bin. Und die ersten Überweisungen kommen schon morgens kurz nach 8, die letzten abends kurz vor 8. Superschnell. Ich habe Kunden, die z.B. ein eBook bestellen, machen 10 Uhr eine Überweisung an mich fertig, um 11 Uhr plingts es mit dem Eingang und um 5 nach 11 hat die Kundin das eBook. All das hatte meine IngDiba, die mich rauswarf, nicht zu bieten. Also bin ich denen doch wirklich dankbar.

Doch damit nicht genug. Ich hatte ja auch ein Guthabenkonto. Das haben sie nicht gekündigt, aber ich habe ja meinen Stolz. Und schaute mich um. Die IngDiba und so ziemlich alle anderen Banken geben ja Zinsen nahe an 0,0. Aber man könnte ja mal schauen, ob es nicht doch was besseren gibt. Ich fand die Consorsbank mit guten Zinsen und sah mich wieder einem netten Herrn per Video-Ident gegenüber, ich fand aber auch Zinspilot. Das ist irgendwie keine richtige Bank, sondern eine Zwischenstation. Dort schiebt man sein Geld hin und sucht sich dann die günstigste augenblickliche Anlageform. Also um euch alle Hoffnungsschimmer zu nehmen, mehr als 1 Prozent gibt es auch hier kaum. Aber mehr als 0,0 doch. Ich habe mich also in das Abenteuer gestürzt – vom deutschen Bankengesetz abgesichert – und mein Geld auf verschiedene Konten verteilt, ich hoffe nur, wenn ich plötzlich aus dem Leben gerissen werde, dass mein Sohn die vielen Minimalanlagen auch wieder findet. Es ist so ein wenig wie die Ostereiersuche meiner Enkelin, die ich erst neulich auf einem alten Video wiederfand.

Doch damit nicht genug. Ich werde ja bald nach USA reisen und auch dort Geld brauchen, kostenlos kann ich mich im Trumpland wohl kaum durchschlagen. Außerdem ist Hurrican Irma ebenso wie ich auf dem Weg nach Florida und man sollte sich schon ein kleines Pölsterchen für Reparaturen anlegen. Also nichts wie zur Bank und Geld überweisen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schwierig das früher war. Meine Sparda Bank wollte dafür ein Formular mit Unterschrift per Person, Brief oder Fax, schwierig, wenn ich schon vor Ort bin. Dann fielen etwa 15 – 20 Euro Gebühren auf meinem Konto an und nochmal das gleiche in USA. Richtig heftig teuer und es dauerte fast eine Woche. Die IngDiba machte das ganze Online, aber mit den gleichen Gebühren.

Aber auch da gibt es in der Internetwelt Neuerungen. Transferwise macht das gleiche. Aber so viel besser. Ich schaue mir zunächst die Devisenkurse an. Warte, bis der Euro ein Tageshoch hat. Gehe in Transferwise, sichere mir diesen Kurs für 24 Stunden, überweise, zahle 4,98 Euro Gebühr für 1000 Euro und ab geht’s. Am nächsten Tag ist der Betrag zum günstigsten Umrechnungskurs auf meinem Konto, ohne Gebühr, da er von einem Inlandskonto kommt.

Ich wollte mit diesem Beitrag nur zeigen, das moderne Bankensystem entwickelt sich weiter, die Etablierten bleiben auf der Strecke. Bei wie vielen Banken ich nun Kunde bin ist einfach unglaublich und ich muss fit bleiben, um da noch durchzublicken.