Archiv für den Monat: Mai 2020

Gestrandet in Marokko – nette Antwort auf eine Mahnung

Ich versende meine Bücher mit Rechnung, bei mir braucht niemand vorher zu zahlen. Und ich habe damit ganz gute Erfahrungen. Manchmal denkt jemand, er hätte schon mit Kreditkartte bezahlt, im Shop kann ich dann mit einfachem Klick eine Mahnung schicken und das Geld kommt. Hin und wieder, wirklich sehr selten, gibt es Fälle, wo auch dann keine Reaktion kommt. Dann muss ich nachforschen, eventuell anrufen. Und auch dann kommt sehr oft eine gute Reaktion, denn die Leute hatten ja mit meinen Büchern eine nette Erfahrung in Marokko und senden mir noch mein Geld.

Nun hatte ich wieder mal einen solchen Fall. Die Kundin hatte nicht auf meine Mahnungen geantwortet. Da sie Anfang Januar bestellt hat, hatte ich ja schon so einen Verdacht. Wer bestellt will bald nach Marokko reisen. Und kam in diesem Frühjahr mitten in die Corona Krise und den kompletten Lockdown in Marokko. Also schrieb ich noch einmal eine persönliche Email und fragte, ob sie denn eventuell in Marokko gestrandet sei. Die Antwort finde ich Wert, hier abzudrucken und ich bedanke mich herzlich:

Ohne es wohl selbst zu wissen, haben sie uns bei unserer Rückkehr aus Marokko sehr geholfen. Dafür wollte ich mich schon die ganzen Wochen bei ihnen bedanken.
Tatsächlich mussten wir dies wunderbare Land Hals über Kopf verlassen, was sich mit unserem Riesengefährt und unserer sechsköpfigen Familie als nicht so einfach erwies.
Ein Wüstencamp bei Mahmid, geleitet von Mustafa, dem wir viel verdanken, beherbergte uns, bis wir endlich grünes Licht für einen Flug erhielten.
Mein Bruder, dem ich immer wieder von ihren Reisebüchern vorschwärmte, versuchte damals einen Kontakt zu ihnen herzustellen und traf dabei auf einen Kontakt, der uns in den letzten Tagen in Marokko sehr unterstützte und sich nun um unser dortiges zu Hause auf vier Rädern kümmert.

Die Zeit bevor die Welt sich begann schneller zu drehen, durften wir mit unseren Kindern in diesem Land verbringen, welches uns immer noch in seinem Bann hat und wir warten nur darauf unsere Reise, unsere Aufgabe weiter zu führen. An Bord hatten wir unzählige Schulmaterialien, welche meine Kinder in einer sehr innigen Aktion in ihren Klassen gesammelt hatten und welche wir zu einer Schule im Hohen Atlas bringen wollten.
Unsere Kinder hatten eine richtige Aufgabe, es war ihre Mission ihre gesammelten Werke dorthin zu bringen, doch unsere Geschichte sollte erstmal anders weitergehen.
Was uns die Zukunft bringt ist ungewiss, außer dass ich ihnen umgehend das Geld für Ihr Buch überweisen werde, was ich in all dem Trubel nicht mehr auf dem Schirm hatte. Ich bitte dies zu entschuldigen.
Ihre Bücher waren eine der besten Investitionen überhaupt in dieser Zeit und entpuppten sich oft als Segen. Schon eine Vorahnung von dem zu haben, was einen hinter dem nächsten Berg erwartet, war für uns Großfamilie viel wert.
Die Werkstatt in Zagora, die Schönheit der Oasen, ab und an einen Pool für die Kinder und die unübertreffliche Freundlichkeit der Menschen von denen sie sprachen, all das sollte sich stets bewahrheiten. Der Spruch meiner Kinder vor jedem neuen Platz „Na Mama, was meint denn Edith dazu?“, klingt noch in meinen Ohren. Wir haben es sehr genossen.

Ihre Bücher liegen leider noch dort, da wir keine Gepäckstücke hatten, konnten wir leider, außer die vier kleinen Kinderrucksäcke der Jungs , nichts mitnehmen.
Doch können wir es kaum erwarten, wieder darin zu blättern.

Wir sind ihnen sehr verbunden und verbleiben mit herzlichsten Grüßen aus der Pfalz, Eva, Jörg, Nil, Mattis, Pontus und Justus 

Chinesisches Narrativ

Ich hatte in meiner Schulzeit Latein, wenn es auch mein schlechtestes Fach war und ich nie irgendwelche Erfolge darin erzielt habe. Trotzdem hilft mir diese Grundausbildung zum Verstehen vieler Fremdwörter in unserer Sprache. Aber nun kommt in jeder Pressemeldung bezüglich Corona, in jedem politischen Fernsehbericht das Wort Narrativ im Zusammenhang mit der Entstehung des Virus. Das habe ich noch nie zuvor gehört, ich möchte mal behaupten, es gehört nicht zu unserem Sprachgebrauch. Dennoch wird es so oft verwendet, dass ich Google benutzen musste, denn ich wusste absolut nicht, was es bedeutet. Wikipedia sagt dazu:

Als Narrativ wird seit den 1990er Jahren eine sinnstiftende Erzählung bezeichnet, die Einfluss hat auf die Art, wie die Umwelt wahrgenommen wird. Es transportiert Werte und Emotionen, ist in der Regel auf einen Nationalstaat oder ein bestimmtes Kulturareal bezogen und unterliegt dem zeitlichen Wandel. In diesem Sinne sind Narrative keine beliebigen Geschichten, sondern etablierte Erzählungen, die mit einer Legitimität versehen sind.

Aha. Nun weiß ich es. Es ist die Erzählung, wie die Chinesen das Virus begründen. Aber muss man wirklich dazu dieses unverständliche Wort nutzen? Könnte man nicht zum Beispiel einfach sagen, die chinesische Version der Dinge? Oder noch deutscher, die Darstellung. Nein, man muss es kompliziert machen.

2 Wochen Giant eBike-Erfahrung

Zunächst einmal: warum heißen die Dinger bei uns Pedelec? Für mich sind es eBikes und ich bleibe dabei. Zum Hintergrund: ich fahre viel im flachen Florida, besaß kein Rad im heimischen Taunus wegen der vielen Hügel. Und jung bin ich auch nicht mehr.

Und nun kam Corona. Deshalb habe ich mich entschlossen, vor allem auch, um den Trainingsstand, den ich in Florida erworben hatte, nicht zu verlieren, mir ein eBike anzuschaffen. So richtig fahre ich es nun seit dem 12. Mai, also knapp zwei Wochen. Fast täglich um die 20 – 30 km.

Schon die Probefahrt hatte gezeigt, dass es einfach ein Traum ist. Ab dem Laden ging es bergauf, was das Rad im Auto-Modus super leicht schaffte. Aber zunächst musste ich mich ja einmal entscheiden, wo ich es kaufe. Trotz der Probefahrt im heimischen Laden kam auch das Internet infrage. Mein erster Versuch war leider ein Fiasko, ich geriet an einen Fakeshop, wie ich hier schon geschrieben habe:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/quarantaene-abenteuer/

Aber ganz ausgeschlossen war das Internet weiterhin nicht. Zum einen gab es gebrauchte Räder, auch so um die 600 Euro, zum anderen gab es das Fischer Rad, das gute Testergebnisse hatte und in Supermärkten für etwa 1500 Euro angeboten wurde. Dann der Hinweis unseres Hausmeisters, dass ein Hausbewohner das Fischer Rad hat. Kurz danach ein Anruf eines weiteren Nachbarn, guter Freund vom ersten. Auch er sagte überschwänglich, ja, frag den Iwan, der kennt sich aus und vor allem, der kann alles super günstig besorgen.

Fand ich toll, fragte nach der Telefonnummer, der Gute wohnt ja nur einige Stockwerke über mir. Doch statt dass mir die Nummer geschickt wurde kam ein weiterer Anruf. Iwan hätte keine Zeit und keine Lust, mit mir über das Rad zu sprechen und außerdem sei ich ja intelligent genug, alleine ein Rad zu finden.

Giant Explore+ 2 GTS

Ich war ziemlich geschockt. Wie kann man nur so unfreundlich sein unter Nachbarn. Ich wollte nur mal das Rad sehen, nach seinen Erfahrungen fragen. Und habe den leisen Verdacht, dass, wenn ich einige Jährchen jünger wäre, die Antwort anders ausgefallen wäre. Nach einem langen Entscheidungskampf entschied ich mich schließlich für den heimischen Laden RadKultur, nur ein paar Schritte entfernt, in der Hoffnung, dort einen guten Service zu erhalten. Das Giant Explore+ 2 GTS zu 2499 Euro hat die neueste Technik und ist im Internet auch nicht billiger.

Hundertprozentig war der Service nicht, ganz ehrlich. Auf einige Fragen erhielt ich nur ziemlich vage Antworten, und einer der Mitarbeiter war ziemlich unfreundlich. Aber Sebastian, bei dem ich bestellte, war okay. Im Augenblick ist ja ein unglaublicher Run auf Bikes jeder Art, vor allem auch auf eBikes, und so hatte der Laden mein gewünschtes Giant Rad nicht vorrätig. Giant in Holland scheint auch ziemliche Nachschubprobleme zu haben, aber Sebastian versprach; sich bei Händlerkollegen umzusehen und knapp eine Woche nach Bestellung wurde mir das Rad übergeben. Es hat eine Querstange, was heißt, dass ich mein Bein sportlich über das Rad schwingen muss. Beim Florida Mountainbike klappt das gut. Dieses Rad in der Größe M (48,5) ist zwar etwas höher, aber es klappt noch. Ich bin 1,70 m groß. Mein dazu bestelltes Körbchen war noch nicht da.

Die erste Fahrt endete mit einem leichten Sturz, da ich zu einer Stelle kam, wo der Radweg an einer vielbefahrenen Straße endet, am steilen Berg und seitlicher Neigung. Das Rad beim Absteigen also zur Seite geneigt und so schwer, dass ich es nicht halten konnte. Das muss ich noch lernen bzw. diese gefährliche Stelle meiden. Nach Übergabe ist die Batterie nur wenig geladen, sie soll leer gefahren und dann über Nacht voll aufgeladen werden. Es gab aber noch einen Balken, der noch etliche Kilometer reichen sollte.

Also ging es von Wehen über den Halberg Richtung Orlen. Dort wollte ich umdrehen und über den Berg wieder zurück, im ganzen nicht mehr als 10 km. Doch schon in Orlen war Ende Gelände, Batterie leer. Nun lässt sich das Rad ja auch ohne Motor ganz gut fahren, nur über den hohen Halberg kam ich nicht, da war kurzes Schieben angesagt.

Körbchen

Dann kam das Körbchen. Das jedoch ist nicht die richtige Bezeichnung, es ist ein ziemlich großer Korb, an die 10 cm höher als der Sattel. Nur mit ziemlicher Mühe konnte ich athletisch mein Bein darüber schwingen, aber als ich beim Laden anhielt und absteigen wollte fiel ich mal wieder hin. Dafür bekam ich den Sack Blumenerde mit Leichtigkeit in den Korb. Als ich wieder aufzusteigen versuchte hatten die Passanten so viel Mitleid mit mir, dass sie mir ein Treppchen zum Aufsteigen anbieten wollten.

So geht es also nicht. Gleich am nächsten Morgen war ich wieder im Laden. Sebastian war nett und verständnisvoll und tauschte den Riesencontainer gegen eine Tasche aus. Sie ist sogar isoliert, ich könnte also einen kleinen Imbiss dort kühl halten. Aber keine Einkäufe verstauen. Macht nichts, meine Autos wollen ja auch bewegt werden.

Rahmentasche fürs Phone

Doch um nun durch den Wald zu rasen war ich immer noch nicht völlig ausgerüstet. Denn ich brauche ja Navigation. Zwar steckte ich das Phone in die Jackentasche, aber einerseits drohte es ständig, heraus zu fallen, andererseits konnte ich nicht immerwährend darauf schauen und verfuhr mich dauernd. So geht es nicht.

Ich könnte eine Halterung für mein Smartphone kaufen, die am Lenker befestigt wird. Gefiel mir nicht hundertprozentig, zu wuchtig, der Lenker wäre voll. Dann sah ich aber eine kleine Rahmentasche. Das wäre es, das Phone liegt obenauf und ist durch Klarsichtfolie gut zu erkennen. Sebastian hatte keine vorrätig, also bei Amazon bestellt am 13. Mai. Zwei Tage später bekam ich die Mitteilung des Verkäufers, dass die Sendung abgeschickt sei, aber Ende Juni kommt. Was? So lange kann ich nicht warten. Versuchte zu stornieren. Was nicht klappte. Der Händler sagte, die Tasche sei unterwegs, aber käme aus China. Also habe ich anderswo eine zweite bestellt, kann eine ja mitnehmen nach Florida. Viel günstiger als die Chinatasche und sollte gleich kommen. Heute, am 22. Mai, kamen sie beide. Es gibt also noch Überraschungen. Die Chinatasche ist schon montiert, aber noch nicht getestet.

Und nun der Test

Getestet habe ich aber das Fahren. Und habe deswegen für heute einen radfreien Tag eingelegt. Denn mein Rücken tut weh.

Aber von vorne. Mein Rad hat die Schaltungen Sport, Normal, Eco und Auto. Normal habe ich nicht ausprobiert. Schnell hat sich herausgestellt, dass für mich Auto das richtige ist. Eco kann ich nehmen, wenn ich eben oder bergab fahre, doch könnte ich es dann auch ganz ausschalten. Das will ich aber nicht, denn ich möchte ja weiterhin das Display mit KM-Anzeige usw. haben. Bergauf gibt mir Eco zu wenig Unterstützung. Sport hatte ich kurz ausprobiert, es soll noch stärker sein, aber ich habe nicht wirklich einen Unterschied zu Auto festgestellt. In dieser Einstellung habe ich bisher bis zu 70 km pro Ladezustand erreicht. Danach muss der Akku etwa 5 Stunden aufgeladen werden, er schaltet sich danach von selbst ab. Man kann auch das Smartphone an den Akku anschließen, was für längere Touren gut ist, denn die Navigation verbraucht viel Strom. Ein Kabel liegt bei, aber ich habe es noch nicht benutzt. Im Schnitt fahre ich pro Tour etwa 25 km, das reicht mir in meinem hohen Alter. Wie schon gesagt, der Taunus ist hügelig, und wenn man nun denkt, dass es bergab doch wunderschön geht, so kann ich das nicht bestätigen. Die meisten Wege durch den Wald sind Schotter/Kies, ich habe Angst zu rutschen und deshalb muss ich stark bremsen. Wobei die Scheibenbremsen natürlich toll sind. Im Prinzip geht bergauf fahren viel leichter. Am Anfang dachte ich Laie, dass ich mit Motor nicht schalten muss, aber das war ein Irrtum, man muss genau wie ohne Motor am Berg schalten, nur dann gibt es die entsprechende Unterstützung. Und natürlich muss man auch kräftig in die Pedale treten. Bisher komme ich mit einem vollen Akku und der Einstellung Auto so um die 70 km weit.

Was zu wünschen wäre ist natürlich, dass das Display ein richtiges Navi hätte. Das ist es nicht, deshalb muss man das Smartphone zu Hilfe nehmen. Es gibt dazu verschiedene Apps. Am meisten habe ich bisher Google Maps genutzt, aber wenn ich mitten im Wald eine neue Route aufrufen will, sagt es mir oft, dass ich keinen Internet Empfang habe und offline keine neuen Routen berechnet werden können. Zusätzlich habe ich ein Garmin Navi, das kein Internet benötigt, aber fürs Auto ausgelegt ist. Es gibt die Funktion zu Fuß, nicht aber Rad. Und die Wege, auf die ich damit geschickt werde, sind für Rad grenzwertig. Gerade im Augenblick, wo in den hessischen Wäldern heftig abgeholzt wird wegen dem Borkenkäfer, da liegen oft mal Stämme über dem Weg und nicht immer kann man das Rad darüber heben. Auf den breiten Hauptwegen wäre das nicht.

Dann gibt es noch die App Komoot. Eine Regionenkarte erhält man kostenlos, den Rest muss man kaufen, was ich noch nicht getan habe. Aber auch Komoot konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. Nicht zur Navigation, sondern um nachher meine Route nachzuvollziehen, nutze ich meinen Fitness Tracker von Fitbit. Er zeichnet die Strecke auf und gibt mir nachher eine Kartenskizze aus. Das macht Komoot auch. Aber abschließend kann ich über die Navigation noch nichts sagen, das muss ich weiter testen, vor allem auch in Verbindung mit der Rahmentasche, wo ich ja während der Fahrt das Handy im Blick habe.

Abschließend kann ich sagen, ich hätte mir ein Rad nehmen sollen ohne Querstange und wenn es eine Idee kleiner wäre, wäre es auch besser. Aber zufrieden bin ich schon.

Nicht zufrieden bin ich dagegen mit meinem Rücken. Ich habe ziemliche Schmerzen und wenn ich genau überlege, dann ist es seit ich das eBike fahre. Mit meinem Mountainbike in Florida hatte ich das nie. Woran liegt es? Liegt es an den vielen Bergfahrten trotz Motor. Liegt es am Rütteln der schlechten Bergpfade. In Florida war fast alles asphaltiert. Ich gönne mir nun mal eine kleine Auszeit und will sehen, ob die Schmerzen besser werden.

Eine nette Begegnung

Der Rückflug von Florida war ein Abenteuer und die häusliche Quarantäne irgendwie auch. Aber seitdem bin ich verstummt, kann nichts mehr schreiben, denn ich brauche Abenteuer um zu leben und zu schreiben. Ich fühle mich unglücklich in Taunusstein, bin hier nie heimisch geworden. Und das ist in Coronazeiten besonders schlimm. Hier gibt es keine aufregende Natur mit Wasservögeln und Alligatoren, keine herrlichen, asphaltierten Bike Trails. Also musste ich irgendeine Beschäftigung finden. Und endlich kam ich dann auch zu meinem eBike. Ich entschied mich für die neueste Technik, die natürlich auch ihren Preis hat, und kaufte im heimischen Laden. Um die Region zu unterstützen und mir auch einen persönlichen Service zu sichern.

Nun bin ich schon etliche Male durch den Wald geradelt, aber irgendwie ist es nicht das Richtige. Obwohl ich die Natur hier direkt vor der Haustür habe ist es einfach nicht so erfüllend wie in Florida. Auch gefallen mir die Waldwege nicht besonders. Sicher sind sie ideal für Mountainbiker, aber ich finde die Schotterwege nicht so gut, vor allem, wenn es abwärts geht. Am Sonntag war der Wald total voll, Fußgänger und Radfahrer zuhauf, und viele rasten ziemlich schnell den Berg hinunter. Das habe ich mich nicht getraut, habe Angst zu rutschen und zu stürzen. Bergauf geht es viel besser, da kann ich sogar die harten Radler mit ihren muskulösen Waden locker überholen.

Ich fuhr also knapp zwei Stunden, ging heim, aß etwas, aber war immer noch nicht genug ausgepowert und mein Fitness Tracker mahnte noch 2000 Schritte bis zum Tagesziel an. Also brach ich auf zu einem einsamen Abendspaziergang, denn Nachbarin Marlies wollte nicht mit. Auf der Wiese war ein Paar, ich grüßte und ging weiter. Dann musste ich aber unbedingt ein Veilchen fotografieren und mal schauen, ob mein Google Assistent es auch erkennt. Da kam das Paar wieder bei mir vorbei und ich kam mit der jungen Frau ins Gespräch. Ziemlich schnell haben wir entdeckt, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben, zum Beispiel das Leben in USA, und schließlich endete die Begegnung bei einem Glas Wein in ihrem Garten. Mit dem Ehemann gab es auch sofort eine Gemeinsamkeit, fahren wir doch das gleiche Auto. Es war so nett und gemütlich, wenn ich öfter solche Bekanntschaften schließen würde, gefiele es mir in Taunusstein wesentlich besser.

Quarantäne Depressiv

Leicht ist es nicht, zu Hause eingesperrt zu sein. Am Anfang war ich noch voller Energie, habe mein Treppentraining gemacht und vor dem Fernseher getanzt. Doch irgendwann reicht das nicht mehr. Und als auch kein Mensch anrief, da ging es mir wirklich schlecht. Kam nicht von der Couch auf, stopfte alles Mögliche in mich hinein. Das ging zwei Tage so und ich fühlte mich miserabel. Das Virus ist vielleicht eine Gefahr, aber es gibt auch viele andere Gefahren und man muss immer abwägen, was das schlimmere ist. Für mich ist es auf jeden Fall das Eingesperrtsein. Was ja auch noch viel mehr bedeutet. In meinem Leben ist ein ganz wichtiger Punkt das Schreiben. Ich schreibe gerne meine Reiseführer über Marokko, ich habe wunderschöne Reisen dorthin für Kunden organisiert, musste täglich einige Stunden arbeiten, um Anfragen zu beantworten und Buchführung zu machen. Und plötzlich war das alles weg. Einfach weg. Keine Bestellungen mehr, keine Anfragen, kein Lebensinhalt.

Solange ich in Florida war, war das ein wenig ausgeglichen. Es hat mir unglaublich viel Freude und Energie gebracht, den Bikeführer Florida zu schreiben, in meinen Gruppen unterwegs zu sein, Menschen zu treffen. Doch mit Corona war auch das eingeschränkt. Zwar hat sich weiterhin mein Buch verkauft, ja gerade in der Krise sind die Menschen verstärkt aufs Bike gestiegen, aber mein persönlicher Kontakt war weggebrochen. Dennoch konnte ich täglich meinen Blog schreiben, konnte meine einsamen Aktivitäten in Facebook posten, bekam zumindest so einige Kontakte.

Doch dann ging es zurück nach Deutschland und in mein persönliches Gefängnis. Hier ist nichts. Einfach nichts. Das ist schwer. Und als ich eine Freundin anrief, eigentlich die einzige wirklich alte Freundin, die ich habe, und sie sagte zu mir, heute habe ich mich so sehr gelangweilt, dass ich Bekannte XY anrief, um zu plaudern, da war es um mich geschehen. Da war ich einfach am Ende. Wir kennen uns 40 Jahre und ich war es nicht wert, dass man mich anruft, wenn einem langweilig ist. Das war ein Schock. Wie schon gesagt, zwei Tage lang war ich völlig am Boden, fühlte mich sehr mies, doch dann habe ich mich hochgezogen. So kann es nicht weiter gehen. So leicht kann ich nicht die super Fitness, die ich in Florida erworben habe, wegwerfen. Und deshalb bin ich heute trotz Nieselregen durch den Wald getrabt, zwei Stunden lang einsam, der Wald beginnt ja gleich vor meinem Haus und ich treffe niemanden. Und nun geht es mir besser. Nein, ich lasse mir das nicht nehmen, lasse mich nicht unterkriegen. Es wird vorbei gehen, und so schnell wie möglich.