So lange schon wurde mir von diesem Trail berichtet und dass er noch für mein Buch fehlt. Doch ist er 74 km lang, die man natürlich auch zurück fahren muss. Und ziemlich weit weg. Ich habe dafür 3 Tage veranschlagt und benötige eine Übernachtungsmöglichkeit, eine, die mich nicht arm macht. Deshalb war ich zunächst ziemlich geschockt als ich entlang des Trails nach Möglichkeiten suchte über die horrenden Preise und entschied mich schließlich für ein AirBnB in Ocala. Zwar ziemlich weit von den jeweiligen Einstiegspunkten entfernt aber machbar.
AirBnB
Also mal wieder ein AirBnB in Florida, bei denen ich ja sehr gemischte Erfahrungen gesammelt habe und noch nie eins hatte, mit dem ich vollends zufrieden war. Als Gastgeber wurde mir Marquise genannt, Superhost. Habe mir warum auch immer eine weiße Frau vorgestellt. Es öffnete mir ein schwarzer Mann. Nun bin ich durch meine Reisen an Menschen vieler Hautfarben gewöhnt, mir kommt es auf die Persönlichkeit an, gerade in Marokko habe ich herzliche Freundschaften mit Menschen, die deutlich dunkler sind als ich. Aber in USA ist das anders, wie ich von meiner afroamerikanischen Freundin weiß. Dort ist die Trennung zwischen schwarz und weiß viel tiefer, was man ja auch durch die schmerzliche Geschichte verstehen kann. Ich trat Marquise also sehr freundlich entgegen, aber ihm ein Lächeln zu entlocken war nicht so einfach. Dazu kam dass im zweiten Gästezimmer ein weiteres schwarzes Paar war, die mich keines Blickes gewürdigt haben. So schade, ich hätte mich gerne mit ihnen unterhalten.
Rail-to-Trail
Aber ich bin ja hier zum Radfahren. Auf der Anreise hatte ich bereits den Santos Trail gefahren, auch der sehr berühmt und dann ging es zum Withlacoochee. Also, ich hatte ja echte Schwierigkeiten, dieses Wort auszusprechen, ein richtiger Zungenbrecher. Vor allem, da ich das Wort zunächst nur mündlich gehört hatte und mir nichts darunter vorstellen konnte. So langsam bekomme ich es nun hin. Es ist ein Rail-to-Trail. Mitte des 20. Jahrhundert wurden in Florida Bahnstrecken gebaut, die den bis dahin einzigen Transport per Dampfboot ersetzen sollten. Das ging aber nur wenige Jahrzehnte, dann wurden die Strecken still gelegt und das Land mit Autostraßen zugepflastert. Noch heute ist das Auto das einzig vollwertige Transportmittel im Land für Menschen und Waren. Aber das Land entlang der Strecke war im Staatsbesitz, einiges wurde privat verkauft, aber zum Glück auch einiges erhalten. Und dann zu herrlichen Radwegen ausgebaut. Diese sind natürlich meist sehr geradlinig und flach.
Der Withlacoochee beginnt eigentlich mitten in der Landschaft, obwohl Dunnellon nur wenige Kilometer entfernt ist. Aber ich denke, hier wurde eben genau das Land an privat verkauft. Zum Glück hat die Stadt aber ganz neu eine Verbindung zu diesem Radweg angelegt und macht ihn dann noch 4 Meilen länger. Nach 11 Meilen erreiche ich den ersten Ort, Hernando. Dort erspähte ich ein schönes Restaurant, von dem ich ja schon berichtet habe. Inverness liegt nur wenige Meilen danach, aber hier gibt es noch den Bahnhof sowie ein recht großes Depot, in dem damals die angelieferten Waren gelagert werden konnten. Zum Glück hat man hier nicht alles abgerissen, sondern schön restauriert und mit einigen netten Lokalen besetzt. Das Highlight für mich war aber Floral City, dort hat man einen Rest Stop eingerichtet mit WC, Trinkwasser und Picknicktisch. Ich könnte mir vorstellen, dass dies an der Stelle des alten Bahnhofs ist. Und gleich dahinter liegt das Shamrock Inn, eine sehr beliebte Kneipe in deutschem Besitz mit Erdinger Bier. Voll gepackt um die Mittagszeit, aber an der Bar war noch ein Plätzchen für mich.
Diesen Bereich zwischen Hernando und Floral City habe ich den „Europäischen Radweg“ getauft. Denn hier gibt es genau wie bei uns zu Hause ein tolles Angebot von Essen und Trinken direkt am Trail. Auf der weiteren Strecke war es dann wesentlich ruhiger, viel Natur, sogar zwei öffentliche Parks, aber auch weitläufige Farmen mit allerlei Getier, dazwischen die typischen Florida Sümpfe. Am heutigen Umkehrpunkt wieder eine schöne Bank, dort komme ich mit Radfahrern aus Minnesota ins Gespräch. Als ich von meinem Buch erzähle haben sie es sofort gekauft. Müsste an einem solchen Trail einen Stand aufmachen.
Für morgen bleibt mir nun nur noch das kurze letzte Stück und von dort aus werde ich direkt nach Hause fahren. Schön wars.