Die letzte Nacht konnte ich auf der Fähre ja nicht schlafen und auch die Strecke bisher hat mich nicht etwa frisch und ausgeschlafen werden lassen, deshalb würde ich im Prinzip gelegentlich mal ein Hotel suchen. Aber für den heutigen Tag sind weitere schwere Regenfälle vorhergesagt, wiederum für die Region Valencia, aber auch für den Bereich des Ebro-Deltas. Und da muss ich durch, ich will nicht auch noch in einer solchen Katastrophe gefangen sein wie in Valencia. Also nichts wie los. Noch ist es sonnig und trocken. Aber tatsächlich, je näher ich dem Ebro komme, desto dunkler werden die Wolken und ich will nur noch da durch. Bald blitzt es und regnet und ich fahre einfach nur weiter. Dann hört der Regen auf, und genau 1 km danach stehe ich vor einem schönen Hotel direkt an der Autobahn, Mas Gallau bei Cambrils. Hat mir das ein Engel geschickt? Es ist 4 Uhr nachmittags, aber ich bin todmüde, die Augen fielen mir dauernd zu und ich musste mich ständig gewaltsam aufwecken und durchschütteln.
Hotel Mas Gallau
Ich frage an der Rezeption, ja, es gibt noch ein Zimmer, 81 Euro ohne Frühstück. Eigentlich zu teuer für mich, aber ich bin ja so fertig. Die nette Dame an der Rezeption spricht perfekt Deutsch, hat volles Verständnis für meinen erledigten Zustand und meint, ich solle doch dann mal gleich ein heißes Bad nehmen im Hottub. Hottub? Gibt es ein Jacuzzi? Nein, meint sie, jedes Zimmer hat eine schöne große Badewanne. Und für mein Auto schickt sie mich in die Tiefgarage.
Dann komme ich wieder zur Rezeption und erfahre, dass es für mich ein Sonderangebot gibt, 74 Euro inklusive Frühstück. Ja, das nehme ich doch gerne. Der Engel hatte wohl auch weiterhin seine Hände im Spiel.
Und im Zimmer ist wirklich diese Wanne, in die ich mich sofort hinein begebe. Aber ich bin trotzdem vom vielen Fahren so erschlagen, dass ich nicht die Ruhe für ein langes Bad habe. Und auch nicht die Energie, noch runter zu einem Essen zu gehen, was mir die Dame empfohlen hat. Aus meinem kleinen Vorrat gibt es einen kurzen Snack und dann geht es tatsächlich schon um 20 Uhr zum Schlafen.
Ach, was habe ich Schlechtschläfer hier so gut geschlafen, es war wunderbar. Dieses Hotel bietet wirklich alles, ich würde gerne länger bleiben. Schon das Zimmer war perfekt, mit einem Arbeitstisch und Steckdose dahinter, das ist selbst in Luxushotels nicht immer üblich. Das schöne Bad, Kleiderschrank, Kühlschrank, Balkon. Einen Fernseher mit Internet, wo man seine eigenen Filme streamen kann. Im Garten ein Pool, auch wenn ich dafür keine Zeit habe und sogar Golfer sehe ich am Morgen draußen vorbeiziehen. Richtig echt schön, hier bleiben mir keine Wünsche offen. Und auch das Frühstück ist nicht schlecht. Witzig, es gibt fürs Frühstück frische Tomaten und Knoblauchzehen. Ja, das ist Spanien.
Als ich aus Langeweile, um die Wartezeit zu verkürzen, mal in die NTV App schaue, sehe ich ein Bild, das ich für eine Fotomontage halte. Eine eher schmale Straße in einer Stadt, in der Autos über Autos zusammen geschoben stehen. Ich brauche eine ganze Weile, um zu erkennen, dass dies keine Montage ist, sondern die Wahrheit. In Valencia war nach heftigem Regen eine Flutwelle von den Bergen gerauscht und hatte alles in ein Chaos verwandelt. Und durch Valencia muss ich durch.
Schaute mal in Google Maps, was die so meinen, aber alle Straßen weiträumig um Valencia waren blockiert. Auf dem Schiff gab es TV, die spanischen Nachrichten berichteten ununterbrochen von der Katastrophe. Ich kann zwar kein Spanisch, aber die Bilder haben gereicht. Einfach schrecklich. Wir wissen alle, wie schlimm die Flutkatastrophe im Ahrtal war, aber hier scheint es noch ein wenig schlimmer gekommen zu sein. Wie geht es weiter? Google will mich über Madrid schicken, was etwa 300 km mehr bedeutet. Hätte ich das vor dem Ticketkauf gewusst, hätte ich mir vielleicht eine andere Fähre ausgesucht, vielleicht die nach Barcelona?
Aber da muss ich nun durch. Zum Glück geht die Abwicklung im Hafen von Almeria sehr schnell und heute früh sieht Google auch etwas positiver aus. Zwar ist die Autobahn, die Valencia durch die Berge weiträumig umfährt, wohl stark zerstört und vermutlich noch lange nicht zu befahren, aber durch die Stadt gibt es eine Möglichkeit. Doch auf der Autobahn stehen überall Hinweise, zunächst dass man Barcelona nur über Madrid erreicht, dann viele Bitten, die Gegend von Valencia zu vermeiden. Ich suche mir LKW-Fahrer und frage nach Information. Auf dem ersten Parkplatz nur ein Truck, der Fahrer weiß nichts. Aber ein französischer Geländewagenfahrer, der auch auf meiner Fähre war, meint, er will es riskieren. Der Umweg ist einfach zu groß. Ich halte nochmal an einem Parkplatz, auch hier weiß keiner etwas, aber beim dritten Versuch treffe ich auf einen jungen LKW-Fahrer, der mir die Google Maps Route zeigt (hatte ich auch schon gefunden, aber nicht getraut) und meint, diese Strecke ist befahrbar.
Valencia
Also los. Trotzdem stelle ich mir dauernd vor, wie es laufen wird. Vielleicht eine Polizeikontrolle am Beginn, die nur Einheimische durchlässt. Ich nehme mir vor, in diesem Fall zu sagen, dass ich helfen will und dies auch tun will, wenn es denn gewünscht wird. Aber tatsächlich kommt es nicht dazu. Schon 30 km vor Valencia werde ich von Google von der Autobahn gelotst und durchfahre ein Dorf, das ich schon aus den TV Nachrichten kenne. Überall stehen Menschen und schieben den Schlamm aus den Häusern. Genau wie man es von der Ahr kennt. Dazu stehen aber schlammverkrustete Autos davor, Türen und Motorhaube offen, um sie abtrocknen zu lassen und vielleicht noch retten zu können.
Dann führt die Route über schmale Straßen durch die Orangenhaine, für die Valencia berühmt ist. Da sieht es schlimm aus. Sie stehen im Matsch, auf den Bäumen goldene Orangen reif für die Ernte, aber höchstwahrscheinlich vom Matsch zerstört. Ich denke mal, dass hier mindestens die halbe Ernte verdorben ist und die Preise für Orangensaft noch weiter in die Höhe schießen.
Ich bin auch nicht die Einzige, die über diese kleinen Straßen fährt. Es gibt wohl noch mehr Leute, die Google Maps folgen, aber kein Stau und keine Probleme.
Aber dann komme ich zu einer Schnellstraße, die an einem Industriegebiet vor Valencia vorbeiführt. Sie hat sechs Spuren, von einer Betonleitplanke getrennt. Meine Seite mit den drei Spuren ist von allem möglichen Unrat frei geräumt, der am Straßenrand steht. Dadurch können nun wieder Autos hier fahren, in beide Richtungen. Die anderen drei Spuren aber, oh weh. So etwas habe ich noch nie gesehen. Die sind über und über mit Autos gefüllt, teils hängen sie über der Leitplanke, teils übereinander gestapelt. Auch zwei Amazon Prime Lieferwagen. Ob die Pakete da wohl noch drin sind? Im TV sagten sie, dass etwa 5000 Fahrzeuge verloren sind. Ich trauere über die Menschen, inzwischen sollen es ja weit über 200 Tote sein, also noch mehr als an der Ahr, einfach schrecklich. Aber das sehe ich ja nicht. Doch die Autos, die ich hier sehe, schockieren mich. Ich hatte schon auf der Herfahrt zwei Schrottplätze passiert, wo die noch nicht abgeladenen Transporter voller Schrottwagen standen. Jeder Tote ist natürlich so viel wichtiger als ein Auto, aber trotzdem, ich stelle mir auch das sehr schwer vor für die Menschen. Sie brauchen die Autos ja, um zur Arbeit zu fahren. Und so schnell bekommt man sicher kein Neues.
Apropos Autos. Mein Sohn arbeitet für Jaguar – Land Rover. Die haben sich angesichts der Katastrophe überlegt, was man tun soll. Und haben alle Land Rover Defender, die für verschiedene Zwecke in ihren Diensten stehen, nach Valencia geschickt, um bei der Bergung zu helfen. Finde ich toll.
Im weiteren Verlauf komme ich durch die Innenstadt von Valencia und sehe, dass dieser Teil überhaupt nicht betroffen ist, die Menschen gehen shoppen oder spazieren, als wäre nichts gewesen. Mein Resümee ist, es waren wohl vor allem die Dörfer der Bergregion betroffen, wie ja auch die dort vorbei führende Autobahn, und eben das Flachland vor der Küste, aber nicht die eigentliche Stadt Valencia. Es dauert nicht lange und ich bin wieder auf der Autobahn und kann meinen weiteren Weg in Angriff nehmen.
Nun aber wieder auf die Autobahn und ab Richtung Nador. Die Autobahn A 2 nach Oujda geht ja nicht direkt an der Stadt vorbei, sondern verläuft in einer Entfernung von ca. 100 km. Und zu diesem Zweck hat man die Straße N 19 von Taourirt nach Nador sehr gut ausgebaut. Fast auf der ganzen Strecke kann man die offizielle Geschwindigkeit von 100 kmh gut durchhalten, ich habe für die gut 100 km 1:14 Stunden gebraucht. Die Beschreibung kommt dann erst in der neuen Ausgabe des Reisehandbuchs, ist aber auch so zu finden, da ausgeschildert. Einzig Google Maps weiß noch nicht, dass dies die schnellste Verbindung ist und will mich in Guercif nach Nador abbiegen lassen. Und abgesehen davon ist die Strecke beschrieben in meinem Reisehandbuch als Route B4a, nur halt nicht mit dem Schnelligkeits-Vermerk.
Nador
In Nador ging mein erster Weg zum Hotel Lixus, das ich auch noch aus meiner Hotelführer-Zeit kenne. Es ist schon ein älteres Hotel, aber es hatte damals, so vor 20 Jahren, gleich daneben ein Büro für Fährtickets. Ob es das wohl noch gibt? Der Laden sieht schäbig aus und verkommen, die Tür ist zu. Ich gehe ins Hotel und frage, nein, nein, ist auf, man hat nur gerade Mittagspause. Was also tun, um die Zeit zu überbrücken? Endlich mal zum Friseur und die schrecklichen Zotteln abschneiden lassen. Ich war ja immer nur im Süden in kleinen Dörfern, Städte mit einem guten Coiffeur für Damen habe ich nicht auf meiner Route gehabt, und dies ist die Gelegenheit. Ich finde auch sofort einen ordentlichen, im 6. Stock eines Gebäudes gegenüber vom Hotel mit grandioser Aussicht und werde sehr gut bedient. Haare waschen, schneiden und föhnen, 80 Dirham. Da gönne ich mir doch auch noch eine Pediküre und zahle 180 Dirham plus 40 DH Trinkgeld für die beiden Mädels. Alle sind zufrieden.
Und dann ist das Büro auch auf und ich frage nach einem Ticket Melilla – Almeria. Bin davon ausgegangen, dass auch diese Fähre um Mitternacht geht. Aber da habe ich wohl nicht richtig aufgepasst, das Schiff ab Melilla geht bereits um 15 Uhr und das haben wir gerade. Aber es gibt eine Fähre um 23 Uhr ab Beni Ansar. Das wollte ich ja eigentlich nicht, wollte mich auch am Nachmittag noch etwas in Melilla umsehen, aber was soll man machen. Selbst wenn ich es gewusst hätte, für die Fähre um 15 Uhr hätte ich nicht rechtzeitig da sein können, mit einem Grenzübergang noch davor. Also gehe ich noch ein wenig shoppen und fahre dann Richtung Hafen.
Beni Ansar
Für die unter euch, denen Melilla und Beni Ansar nicht so geläufig sind: Melilla ist eine spanische Enklave auf marokkanischem Boden. Wenn man diese Fähre nehmen will, muss man zunächst die Grenze nach Spanien überschreiten, also die Ausreiseformalitäten durchlaufen. Dann kann man ohne Grenzkontrolle in Melilla aufs Schiff und in Almeria vom Schiff. Der Hafen Beni Ansar bei Nador dagegen ist noch marokkanisches Staatsgebiet. Will man von dort aus die Fähre nehmen, muss man zunächst durch die marokkanische Ausreisekontrolle und dann nach der Anlandung in Melilla durch die spanische Einreisekontrolle.
Das Warten ist hier nicht so toll organisiert wie in Almeria, mit dem wunderschönen Terminal, siehe mein Hinreise-Blog:
Man wartet auf Parkplatz oder Straße, bis dann das Hafentor aufgemacht wird. Zunächst werden die Autopapiere kontrolliert, dann der Pass abgestempelt, und dann stehe ich mit anderen irgendwie etwas hilflos herum. Keiner weiß wie es weitergeht. Erst als ich mich entschließe, dann eben doch zu dem wartenden Schiff zu fahren erklärt man mir dort, dass ich zunächst durch den etwas versteckt liegenden Scanner muss. Viele Beamte standen herum, warum winkt nicht mal einer.
Aber egal, der Scanner wird gemacht und dann kann ich schon auf das Schiff, obwohl es noch lange nicht abfährt. Ich suche mir wieder einen Liegesessel aus, aber diesmal einen mit etwas Raum davor, so dass ich mich auch wie die anderen auf den Boden legen kann. Die knapp 7 Stunden gehen ganz gut herum. Aber …
Heute habe ich nur eine relativ kurze Strecke vor mir, es geht über Azrou nach Meknes. Die Straße ist frei und gut zu fahren, den Affen ist es offensichtlich noch ein wenig kalt, nur wenige laufen über die Straße. Natürlich besichtige ich auch die zwei Campingplätze, auf dem Euro – Camping ist niemand, auf dem Kirschenplatz immerhin drei Wohnmobile. In Meknes gehe ich nicht in die Stadt, ich muss euch enttäuschen, kann keine Neuigkeiten berichten. In Meknes besuche ich nur meinen guten Freund Moulay Abdellah, der aber, man kann es vielleicht erraten, ein Hoteldirektor ist. Auch über ihn habe ich schon berichtet.
Das Z Hotel liegt zwar ein wenig außerhalb, kann aber trotzdem zum Besuch von Meknes genutzt werden, da direkt an der Straße davor ein Stadtbus hält. Und es gibt große Parkplätze, die man sogar als Stellplatz nutzen kann, siehe mein Campingführer.
Es ist wieder die gleiche Suite für mich vorbereitet und alles mit Rosenblättern geschmückt. Auf dem Tisch steht eine große Schale mit Obst, eine Schale mit Nüssen und viel Wasser, in diesem Hotel gibt es keine alkoholischen Getränke, Gäste dürfen sich aber ihre eigenen Flaschen mitbringen. Und bevor ich mich umschaue klopft es an die Tür, ein Kellner mit Wagen steht davor, und bevor ich was sagen kann, räumt er die ganze Herrlichkeit vom Tisch, breitet ein Tischtuch aus und serviert mir ein ausgedehntes Menü. Oh mein Gott, langsam halte ich das nicht mehr aus. Ich bin dankbar, ja, aber mein Magen ist auch völlig überfüllt. Ich kann langsam nicht mehr und bin auch deshalb wirklich froh, dass es nun nach Hause geht. In diesem Punkt, aber nur in dem, beneide ich die Wohnmobilfahrer. Sie haben die Küche in ihrer Hand und können selbst entscheiden, was sie essen. Ich leider nicht. So picke ich auch hier, esse aber von jedem Gang doch etwas, man wäre sonst tödlich beleidigt. Unnötig zu sagen, dass an dem Abend ein ähnliches Menü auf mich wartet, ich brauche mich nicht am Büffet zu bedienen wie die österreichische Gruppe (und wo ich hätte picken können), nein, man hat wieder extra für mich etwas Besonderes gekocht und der Direktor sitzt mit am Tisch. Aber Nüsschen und Obst packe ich ein als Verpflegung für die Fähre.
Beim Gespräch mit dem Hoteldirektor erfahre ich dann noch, dass die Restaurierungsarbeiten an der Medina voranschreiten. Es hatte Probleme gegeben und für eine Weile hatten die Arbeiten geruht, aber nun geht es zügig voran. Und nein, der schöne Campingplatz im historischen Bereich wird nicht wieder eröffnet.
Nun soll es aber zügig nach Nador gehen, ich möchte am liebsten wieder die Fähre Melilla – Almeria nehmen, mit der ich sehr zufrieden war. Ich nehme die Autobahn, weil ich ja heute noch zur Fähre will und es eilig habe, besuche aber zuvor noch den Camping Diamant Vert in Fes, der ja von der Autobahn gut zu erreichen ist. Er war für einige Jahre wegen rechtlicher Probleme geschlossen, ist nun aber wieder auf, was sehr wichtig für den Besuch der schönen Stadt ist.
Ich hatte vorher schon mit Fouad Chraibi Kontakt, ein deutsch sprechender Führer für Fes, den ich in einer früheren Ausgabe meines Campingführers empfohlen hatte. Und den ich auch wieder empfehlen werde, denn Khadija, die ich im neuesten Führer erwähne, macht nun lieber Führungen in Englisch. Er sagte mir schon am Telefon, dass es eine richtige Führer-Mafia am Platz gäbe und ich konnte mich davon überzeugen, dass es stimmt. Sie überfallen die Camper sofort und versuchen Stadtführungen aufzudrängen, zu einem überhöhten Preis, den die Camper akzeptieren, sie kennen es ja nicht anders. Fouad und seine Kollegin Karima haben Deutsch studiert und sind als Führer legitimiert. Sie sind in der Stadt stationiert, kommen wegen dieser Mafia nicht zum Platz und machen einen Treffpunkt in der Stadt aus. Ich gehöre zwar zu den Menschen, die eine Stadt lieber alleine erkunden und die Medina von Fes ist gut ausgeschildert, aber wenn man doch einen Führer möchte, ist man mit den beiden gut bedient. Man erreicht sie bequem mit WhatsApp und die Informationen sind im Camping-Update, das ihr euch vor der Abreise noch runter laden solltet.
Ansonsten waren auf dem Platz überraschend viele Wohnmobile, denn im übrigen Land hatte die Saison ja noch nicht so richtig begonnen. Doch sind die Stellplätze recht knapp bemessen, um so viele Wagen wie möglich unterzubringen. Großes Aufstellen von Tisch und Sesseln ist da beschränkt. Die Sanitäranlagen sind jedoch in guter Ordnung und sauber.
Ich habe nichts gegen große Hotels. Aber sie sind einfach nicht für mich gemacht. Doch gibt es eine Ausnahme: die Xaluca-Hotels! Hier stimmt einfach alles, das hat einer gemacht, der genau weiß, was Touristen wünschen.
Lluis Pont
Ich kann euch nicht genau den Lebenslauf des Spaniers Lluis Pont erzählen, denn dazu müsste ich ihn interviewen. Und ich habe ihn seit 2001 nicht mehr getroffen. Damals dachte ich, ein Hotelführer für Marokko wäre ein gutes Projekt, ich habe tatsächlich so ziemlich alle Hotels persönlich besichtigt und in einem Buch gedruckt. Reiseagenturen haben das Buch geliebt als Arbeitsunterlage, aber Touristen hatten kein Interesse. Dann explodierte aber auch die Zahl der Hotels und es machte eh keinen Sinn mehr, dazu kamen Apps wie Booking.com. Schade, denn die Arbeit hatte mir viel Spaß gemacht und aus der Zeit kenne ich viele Hotelbesitzer.
Xaluca Erfoud
So stolperte ich also ins neu eröffnete Xaluca Hotel in Erfoud. Lluis Pont war persönlich da und lud mich ein, eine Nacht zu bleiben, um das Hotel kennenzulernen. Ich traf ihn später im Pool, wo er gerade an der Poolbar mit Freunden Cava trank. Ja, das gefiel mir.
Ich war total beeindruckt. Bis dahin gab es 4-Sterne Hotels, die noch aus der Kolonialzeit stammten und völlig heruntergekommen waren. Ich erinnere nur an die Salam-Hotels. Wunderschöne Architekturen, aber man tat nichts zum Erhalt. Das Tichka Salam in Marrakech war von einem berühmten Architekten entworfen und einem ebenso berühmten Designer eingerichtet worden, aber dahin war der Glanz. Und die Neugebauten waren auch nicht immer gut unterhalten.
Und dann kommt Xaluca mit einer ganz eigenen Marke. Die Einrichtung ist so richtig rustikal gemütlich, alles mit den üblichen Materialien der Region. Aber das ist noch nicht alles. Dazu kommt ein hervorragender Service, ein tolles Büffet – das Nachtisch-Büffet ist einfach tödlich für mich -, und die Gäste werden nicht nur mit Tee, sondern auch mit einer traditionellen Musik- und Tanzgruppe empfangen. Und, was noch wichtiger und in Marokko durchaus nicht immer üblich ist, heute, nach einem Vierteljahrhundert des Bestehens, wird immer noch alles in guter Ordnung gehalten.
Doch das ist immer noch nicht der einzige Pluspunkt der Xaluca-Hotels. Noch wichtiger ist vielleicht, dass sich der Spanier Lluis Pont von Anfang an mit einer einheimischen Familie zusammengetan und diese Gruppe aufgebaut hat. Er selbst ist nun selten vor Ort, aber die verschiedenen Mitglieder der Familie Ettaiek sind da. Jeder leitet ein anderes Haus und jeder gut und persönlich. Denn eine Gruppe ist es geworden. Nach dem Hotel in Erfoud kam das Hotel Tombouctou an den Dünen des Erg Chebbi hinzu, auch das wieder ein sehr eigener und ganz anderer Stil, sehr viel mit Tadelakht. Dann wurde das heruntergekommene und 2006 geschlossene Hotel El Madayeq in Boumalne übernommen. Die erste Erwähnung in meinen Büchern fand es 2009. Auch dieses Hotel wieder ein ganz anderer Stil, passend zu der Berglandschaft. In diesem Jahr wurde neu das Riad Xaluca an den Dünen des Erg Chebbi errichtet und ich habe berichtet:
Obwohl ich damals im Juni dort war, lag auf den Hängen Schnee und es war recht kalt. Ich wollte das Hotel doch mal mit schönem Wetter erleben, hatte mich so sehr darauf gefreut. Auf der diesjährigen Tour war es ja recht warm, die ersten Wochen immer so um 36 ° und ich war guten Mutes, es bei schönem Wetter zu erleben. Und dann war alles unter einer weißen Schneedecke verschwunden und es schneite noch weiter.
Aber es gibt nichts besseres an einem kalten Tag, als ins Xaluca Lac Aguelmane zu kommen. Am Eingang wird das Gepäck noch unter einem Dach ausgeladen, dann den Wagen auf dem hinteren Parkplatz nahe einer Tür parken. Ich melde mich an, es ist Essenszeit und ob ich denn nicht Hunger habe. Naja, eine Kleinigkeit geht. Ich will nach dem Gepäck greifen, nein, nein, das machen wir schon. Überall brennen offene Kamine, es ist mollig warm und als ich dann nur ein Omelett wollte, richtet man mir das so liebevoll an.
Oben in meinem Zimmer wärmt natürlich die Heizung, aber allein schon der Anblick des hübsch eingerichteten Raumes wärmt. Sogar auf dem Klo ist ein kleiner Heizkörper. Ja, hier am Bergsee hat man nun mal andere Bedürfnisse als am heißen Erg Chebbi und Xaluca hat an alles gedacht. Nicht nur das Haus, der Boden, die Wände sind aus massivem Holz, auch die Möbel. Alles strahlt eine wohlige Wärme aus.
Der Preis einer Übernachtung ist nicht ganz billig, aber der Preis ist gerechtfertigt nicht nur durch die Ausstattung. Der See liegt weitab, alles muss heran geschafft werden zu hohen Kosten und auch das Personal ist ein wichtiger Faktor. Wer hier arbeitet, hat nichts als das Hotel, hier ist keine Stadt in der Nähe. Wer gute Leute haben will muss sie auch richtig gut bezahlen.
Es gibt natürlich auch einen Spa mit einem grottenartigen Pool unter einem LED-Sternenhimmel, sogar einen Fitnessraum. Witzig ist nur, dass jeder in seinem schönen weißen Bademantel erscheint, den es in jedem Zimmer gibt, und ihn an den Haken hängt. Nur nachher den richtigen wieder zu finden ist nicht ganz leicht. Aber führt zu netten Kontakten. Ich genieße alles, bevor ich mich dann auf mein Diner vorbereite. Beim ersten Besuch war ich fast alleiniger Gast, heute sind einige Menschen da und es gibt ein Büffet. Und schon wieder die verlockenden Xaluca-Desserts.
Am nächsten Morgen ein Blick aus dem Fenster: ein Traum. Eine weiße Winterlandschaft glitzert vor mir in der Sonne. Es ist schon schön am Lac Aguelmane, man darf nur nicht die Hitze des Südens erwarten. Übrigens kann man als Wohnmobilist durchaus frei stehen am See, nur nicht in der Nähe des Hotels, das haben die nicht so gern.
Und so ganz langsam geht mir die Botschaft des Hotels auf, warum ich es nicht an einem schönen warmen Sommertag erleben kann. Es will mir einfach sagen, ich bin hier für dich, auch wenn es kalt ist. Damit du dich wohlfühlst.
Eigentlich wollte ich noch ins Ourikatal, aber es ist Sonntag und so viel Verkehr. Das Ourikatal ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Marrakschi am Wochenende. In Marrakech habe ich keine passende Unterkunft gefunden, also mache ich mich nun doch schon auf den Rückweg Richtung Norden. Trotz starkem Verkehr schaffe ich es noch bis nach Beni Mellal und wohne zur Abwechslung mal in einem Hotel, wo mich kein Mensch kennt. Das La Luna ist relativ neu und gefällt mir sehr gut, es liegt direkt an der Hauptstraße und ist daher ideal für Durchreisende. Alles ordentlich, gutes Bad, unten ist ein schickes Café und dort wird auch ein gutes Frühstück serviert. Ich zahle 400 DH als EZ/ÜF, bin sehr zufrieden und merke es mir für spätere Reisen.
Von Beni Mellal zum Lac Aguelmane
Am Morgen fahre ich weiter nach Google Maps zum Lac Aguelmane, das bedeutet bis kurz vor Khenifra die Hauptstraße nach Fes und dann aber rechts abbiegen auf die R 503 nach Zeida. Eine schmale, kurvige Bergstraße. Es ist kalt und dunkle Wolken stehen am Himmel. Und dann fängt es auch noch an zu regnen. Je höher sich die Straße windet desto mehr geht der Regen in Schnee über. Mein Geländewagen mit den wunderbaren Reifen schafft das, aber nicht unbedingt die alten Kisten, die so vor mir fahren. Einmal wird es ganz schön schwierig als mein Vordermann total auf die linke Fahrspur ausweicht, obwohl ein Fahrzeug entgegen kommt. Ich hupe, der andere Lichthupe und zum Glück kann sich der Gute noch fangen. Es gibt Schneebarrikaden, aber sie sind noch offen, ich möchte nicht auf dieser kleinen Straße gefangen sein. Unten in Zeida ist dann nur noch Regen, aber selbst dieser eher kurze Schauer hat dazu geführt, dass die Straße auf einem längeren Stück unter Wasser steht, genau vor einer Schule. So richtig wurde das Regenwasser in den Straßenbau wohl nicht einbezogen.
Von Zeida geht es nun auf die Straße Richtung Azrou und das bedeutet, wieder Berge und wieder Schnee. Aber hier auf der Hauptstraße haben die Autos wohl bessere Fahrer und ich komme unbeschadet zur Abzweigung zum Lac Aguelmane und freue mich, diese Schneefahrt nun endlich hinter mir zu haben. Am See ist schon alles weiß, aber zum Glück wurde die Piste zum Hotel in eine richtige Straße umgewandelt und ich erreiche mein heutiges Tagesziel.
Ich möchte diesmal nicht in Marrakech wohnen, da ich schlecht laufen kann und die große Stadt einfach viel Lauferei mit sich bringt. Dennoch kann ich den Bereich nicht verlassen, ohne zuvor Christine Ferrari in ihrem Safranparadies an der Straße ins Ourikatal einen Besuch abzustatten. Zwar hoffte ich auf Safranblüten, aber es wird nun definitiv gesagt, die kommen erst im November. Außerdem leidet auch Christines Anwesen unter Wassermangel und sie kann noch nicht sagen, ob sich überhaupt Blüten bilden.
Der Garten ist nun geöffnet von 11 bis 16 Uhr, Montag und Dienstag geschlossen. Im Eintrittspreis von 150 Dirham ist auch ein Tee mit Snack enthalten. So ganz fit ist Christine zur Zeit nicht, aber sie versucht dennoch, sich den Gästen zu zeigen. Das letztemal hat sie mich persönlich durch den Garten geführt, aber das kann sie nicht. Überall gibt es schöne Ecken, wo man sich gemütlich für einige Zeit zurückziehen kann, Sonnenhüte und Mineralwasser stehen bereit.
Hier wachsen Pflanzen und Bäume, die in Marokko natürlich vorkommen. Jetzt Ende Oktober gibt es vor allem unterschiedliche Zitrusfrüchte, die fast reif am Baum hängen. Aber auch Mangos. Immer steht ein Schild dabei mit dem Namen der Pflanze. Es gibt sogar einen Boule-Platz, wo man zu den Kugeln greifen kann. Aber der Höhepunkt ist der Barfußpfad, den ich leider wegen meinem Fuß auch nicht laufen kann. Hier läuft man über ganz verschiedene Untergründe und zum Abschluss gibt es dann ein Wasserbad für die Füße.
Heute möchte ich euch von zwei Campingplätzen berichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zunächst habe ich Jane in Ouzoud besucht. Die deutsche Familie kam schon vor vielen Jahren mit zwei kleinen Kindern nach Marokko, ohne viel vom Land zu wissen. Mit einem alten Campingbus und fast kein Geld. Aber es war ihnen klar, hier wollten sie bleiben. Eine Fernsehsendung hatte sie damals sogar porträtiert, so wurde ich auf die Familie aufmerksam. Und schließlich siedelten sie sich bei Ouzoud an, kauften ein Stück Land auf der Spitze eines Hügels und schafften es, entgegen allen bösen Voraussagen, sich hier ein Leben aufzubauen. Es kamen noch mehrere Kinder, ich habe, ganz ehrlich, den Überblick verloren. Und einige sind schon so groß, dass sie nicht mehr in Ouzoud wohnen. Aber es gibt ein sehr herzliches Familienleben.
Und genau dieses Gefühl will Jane auf ihrem Campingplatz einbringen, oder besser gesagt, in ihrem Traumschiff. So nennt sie ihr Projekt heute, Traumschiff Walhalla. Es wurde immer mehr aufgebaut, vergrößert, verschönert, und vor allem haben viele Camper dazu beigetragen, blieben ein paar Wochen und halfen mit.
Mein erster Besuch war 2008. Da war alles noch sehr einfach, selbst die Familie hat in ihrem Bus gewohnt; es hieß damals noch Tazrout. Heute ist es richtig rund geworden. Die Familie wohnt in ihrem nach und nach gebauten Haus, die Camper haben terrassierte Stellflächen, können aber auch in zwei Jurten und Finnhütten wohnen. Aber der Clou ist die offene Küche, wo sich die Camper treffen und zusammen kochen können. Und ganz neu ist eine Station mit Gasgrill und Pizzaofen. Also schon richtig Luxus auf dem ansonsten alternativen Campingplatz.
Le Relais de Marrakech
Dies hier ist eine komplett andere Welt. Und wenn wir zuvor ein wenig in Deutschland waren, so sind wir hier ganz klar in Frankreich. Auch das ist ein Campingplatz, auf dem man ganz gerne ein paar Tage bleibt und sich ausruht. Ein schöner Pool, viele Ecken zu sitzen, gern benutzte Tischtennisplatte und eine Bar für den abendlichen Aperitif. Auch hier gibt es die Möglichkeit in Zimmern zu wohnen, aber für die Camper gibt es ausgedehnte Stellflächen, so dass man meint, jeder findet genügend Platz. Nur in der absoluten Hochsaison Januar/ Februar kann es schon mal richtig voll werden. Und die Sanitäranlagen sind erste Sahne, es gibt selbst warmes Wasser zum Spülen.
Am Platz werden verschiedene Dienstleistungen angeboten, so nimmt zum Beispiel ein Polsterer gerne Aufträge an, aber vor allem gibt es das Sammeltaxi nach Marrakech, das gerne genutzt wird, die Rezeption stellt die Fahrt so zusammen, dass ein günstiger Preis entsteht.
In Marokko ist nun der Luxus eingezogen, überall in der Wüste gibt es nun luxuriöse Camps mit eleganten Zelten, die ein richtiges Badezimmer mit fließend warmem Wasser haben, eine Klimaanlage und ein richtig komfortables King Size Bett. Da kann Agafay natürlich nicht nachstehen. Vor allem ist Agafay, also dieses karge Hügelgebiet vor Marrakech mit dem herrlichen Ausblick, nun zur Freizeitdestination von Marrakech geworden. Hier ist die Hölle los, hier fahren ganze Scharen hin zum Kamelreiten und Quadfahren. Und das kleine Teersträßchen, das dorthin abbiegt, hat nur noch Reste von Teer, die Quads haben alles kaputt gemacht und es ist sehr schlecht zu fahren, vor allem, weil einem ja auch dauernd ein Quad entgegen kommt.
Aber schon wenn man dann auf die kurze Piste zum White Camel einbiegt herrscht Ruhe. Ja, White Camel heißt das Camp heute und es ist nicht wiederzuerkennen. Ein Torbogen führt auf eine Allee, die von weißen Zelten begrenzt wird, in der Nacht romantisch beleuchtet und die Zelte sind einfach wunderbar. Sie haben eine große Glasfront mit der herrlichen Aussicht, und viele haben auch einen kleinen privaten Pool mit gemütlicher Sitzecke und Sonnenliegen. Innen viel Platz, ein schönes Bad und natürlich eine Klimaanlage. Dies ist kein Billigquartier, wer hierhin kommt hat Geld, und davon gibt es doch noch immer eine Menge Menschen. In der Welt, aber auch in Marokko.
Dann kommt man zum großen Platz, dem Treffpunkt. Hier kann man an der Bar seinen Sundowner genießen, zum Sonnenuntergang gibt es überall gemütliche Ecken mit dem besten Ausblick und am Abend wird ein Feuer angezündet und die Musiker führen ihre traditionelle Show auf mit der Bommelmütze. Zum Essen hat man die Wahl zwischen einem herkömmlichen Restaurant mit Tischen oder einem marokkanischen mit Sitzkissen. Die Musiker kommen in beide und spielen zum Essen.
Deshalb habe ich natürlich auch beide Restaurants ausprobiert. Am ersten Abend habe ich zwei nette Schweizerinnen kennengelernt, wir haben uns dann an den niedrigen Tischen zusammengesetzt, aber mit meinem alten Rücken ist das doch nichts mehr. Und am zweiten Tag habe ich ganz netten Besuch von Freunden bekommen, da haben wir doch mal lieber das andere Lokal frequentiert, besser in unserem fortgeschrittenen Alter, haha.
Das Gelände ist inzwischen so weitläufig geworden, außer den privaten gibt es noch drei Pools für alle und weiter unter sind auch etwas kleinere, preiswertere Zelte. Natürlich kann, wer möchte, auch zum Sonnenuntergang auf einem Kamel die Hügel hochreiten, und es gibt auch Quads. Die sind aber weit genug vom Zeltbereich entfernt, so dass das Weiße Kamel doch ein Ort der Ruhe bleibt. Und zum Abschluss könnte man noch in die Hammam gehen oder eine Massage genießen.
Abdou kann sehr stolz sein auf das was er geschaffen hat. Sein Imperium ist richtig groß geworden und er hat das alles aus eigener Kraft, ohne reichen Vater im Hintergrund, geschafft.
White Camel 2024
White Camel 2023
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