Die Sonne in Skoura

Ich habe hier ja so am Wegesrand auch meine Aufgaben zu erfüllen. Und in Skoura wartete eine Aufgabe auch mich, auf die ich mich nicht so richtig gefreut habe. Hier wohnt Hassan, ein Bekannter noch aus dem ersten Jahr meiner Marokkoreisen. Ich lernte ihn in Zagora kennen, er hatte dann ein ziemlich wechselhaftes Leben, bis er vor ein paar Jahren eine Frau aus Skoura heiratete, die Grundbesitz hat. Ein kleines Haus in der Palmeraie mit landwirtschaftlichem Grundstück.

Ich kenne Skoura noch, als es kein einziges Hotel gab. Heute ist der Palmenhain voll mit Herbergen jeder Klasse. Und da Hassan allein nicht die Mittel hatte, ein Gästehaus zu bauen, vermietete er einen Teil seines Landes an ein französisches Paar. Vor zwei Jahren dann hatte ich das Ergebnis besichtigt, die Kasbah 123 Soleil. Sehr hübsch und vor allem, was für meine Leser wichtig ist, auch mit einem Campingplatz, der aber nur mit kleinen Fahrzeugen wie 4×4 oder VW-Bus anzufahren ist. Bei einem erneuten Besuch im letzten Jahr hatte ich schon gespürt, dass es Spannungen gab zwischen Hassan und den Franzosen. Am 16. März dann schrieb mir Hassan, dass er die Auberge nun allein bewirtschaftet. Und kurz danach kam schon ein negativer Hinweis von einem Camper in meiner Guidewriters App. Also war ich sehr gespannt, was ich antreffen würde.

Zunächst besichtigte ich aber in Skoura die hochwertige Auberge Domaine de Sawadi und ließ mich dort auch gerne für die Nacht nieder. So richtig zog es mich nicht zu Hassan, da ich allerhand üble Geschichten über ihn gehört hatte. Klar ist, ich muss der Sache auf den Grund gehen, aber bei ihm wohnen wollte ich nicht so recht. Ich kam also an mit dem Vorsatz, eine halbe Stunde zu bleiben, mit Hassan zu reden und ein paar Fotos zu machen. Das erste, was quer schoss, war das Wetter. Es war so wunderschön, warm, aber nicht zu heiß, kein Wind, und hinter der Kasbah auf der Terrasse vor dem blühenden Garten zu sitzen, mal nichts zu tun, das war einfach verlockend. Ich war vorher in wunderschönen Herbergen, first class, französisch geführt, aber immer gab es den Druck, das Hotel kennenzulernen, darüber zu schreiben, natürlich auch den Besitzer im Nacken zu haben. Hier war erstmal gar nichts. Und nachdem ich noch hörte, dass es eine Waschmaschine gibt, dass ich also meine Sachen endlich mal sauber bekomme und sie in dem herrlichen Wetter ruckzuck trocken sind entschloss ich mich, doch zu bleiben.

Ganz ließ ich die Arbeit nicht schleifen, sondern schaute mir noch das Nachbarhotel Les Jardins de Skoura an, auch hier wieder erstklassig, aber irgendwie glaubte man, in Frankreich zu sein. Als ich zurück im Soleil war stand ich plötzlich einer Deutschen gegenüber, Angelika und Roland waren gerade mit ihrem Land Rover eingetroffen und wollten die Nacht bleiben. Das war mir sehr lieb, denn einerseits hatte ich so etwas Gesellschaft, andererseits wollte ich auch deren Meinung hören.

Aber ich bekam auch schon mit, dass Hassan ganz schön arbeitet. Er hat ja erst seit wenigen Wochen die Hoheit über den Platz und da muss in der letzten Zeit durch den Krach einiges vernachlässigt worden sein, aber der Garten ist bereits tipptopp in Ordnung. Der Pool hatte seit Dezember kein Wasser und Hassans Leute waren dabei, die Unterwasser-Lampen zu prüfen, den Pool sauber zu machen und schon am Nachmittag begann das Wasser zu fließen. Was noch fehlt sind die guten Bettdecken für die Zimmer, da sind im Moment alte, schwere Wolldecken, aber die Decken waren schmutzig und sind nun in professioneller Reinigung. Ich will mich nicht in den Streit einmischen, den Hassan mit den Franzosen hatte, sondern nur beurteilen, was heute ist. Und da habe ich ein gutes Gefühl, es klappt alles, er hat gutes Personal und am Abend tauchten sogar noch drei Kamele mit einem Jungen auf, sie gehören Hassan und er bietet damit schöne Trekkingtouren an.

P1020134