Skoura – Ouarzazate – Tamdaght – Marrakech

Auf den Rundreisen, die ich anbiete, ist dies eine Tagesetappe, ich brauchte schließlich drei Tage dafür. Von Skoura aus ging es nach Ouarzazate, wo ich wieder einmal ein wunderschönes Quartier fand, das Le Petit Riad. Es gehört der Marokkanerin Fatima, studierte Philologin mit Schwerpunkt Spanisch. Sie stammt aus dem Mittleren Atlas bei Sefrou und kam 1989 mit dem festen Wunsch nach Ouarzazate, dort als Touristikführerin tätig zu werden, eine Domäne, die bis heute stark von Männern dominiert ist. Sie arbeitete hart und setzte sich durch, begleitete schon zahlreiche Hollywood-Stars und selbst die Königin auf ihren Erkundungsreisen in der Region. Schließlich baute sie für sich und ihre Familie dieses schöne Haus am Rande der Stadt. Im Jahr 2005 dann entschloss Fatima sich, nicht mehr zu reisen, sondern diese Villa als Gästehaus umzubauen und sich fortan nur noch um ihre Gäste zu kümmern. Ich hatte davon gehört und überlegt, ob sich das Haus für meine Gäste eignet, denn bisher habe ich Ouarzazate als Übernachtungsstation für meine Rundreisen vermieden, weil es vor allem große, unpersönliche Hotels gibt. Der Kellner führte mich herum, ich war begeistert. Es gibt nur 6 Gästezimmer, sie sind sehr schön dekoriert und komfortabel eingerichtet, halt eher wie ein Privathaus und im Garten ist ein kleiner Pool, umgeben von bequemen Liegen. Gerade als ich gehen wollte kam Fatima von ihrer morgendlichen Einkaufsfahrt zurück, sie kümmert sich selbst um die Küche und wir hatten ein so nettes Gespräch, dass ich mich schließlich entschloss zu bleiben. Und ich habe es nicht bereut. Es war eine sehr nette, persönliche Atmosphäre.

Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Ait Benhaddou. Hier schaute ich nur kurz nach den Campingplätzen und fuhr dann weiter nach Tamdaght. Dieses Dorf liegt nur wenige Kilometer von Ait Benhaddou entfernt und ist trotz seiner historischen Glaoui-Kasbah vom Tourismus ein wenig übersehen. Die Kasbah war Jahrzehnte lang geschlossen, da der Glaoui nach der Unabhängigkeit wegen seiner Unterstützung der Franzosen in Ungnade gefallen und sämtlicher Besitz beschlagnahmt worden war. Doch vor einigen Jahren erhielt die Familie die Kasbahs zurück, es sollen etwa eintausend gewesen sein, sie sind natürlich weitgehend zerfallen, und nun kann man gegen ein Trinkgeld die Reste besichtigen.

Tamdaght ist nur ein winziger Ort, bestehend aus kleinen Lehmhütten. Doch haben sich um die historische Kasbah nun drei Hotels angesiedelt, alle drei fügen sich harmonisch in die Architektur ein und bieten sehr unterschiedliche Dienste. Die neueste ist die Kasbah Titrit. Ein Palast, der mich fast erschlägt. Hier ist alles riesig und imposant, im Innern dominiert ein Spa mit großem Pool. Das hier ist ein wenig zu teuer für mich. Immer noch hochpreisig, aber gut und das älteste Gästehaus am Ort ist die Kasbah Ellouze, geführt von einem französischen Ehepaar und sehr beliebt. Aber doch über meinem Preisniveau. Und so entschließe ich mich, da ich zum erstenmal in den 30 Jahren Marokko in Tamdaght schlafen möchte, in der Kasbah Cigogne zu übernachten. Sie schmiegt sich direkt neben die historische Kasbah, ist nun auch in französischem Besitz und wurde sehr schön neu überarbeitet. Mohammed, dessen Familie das Anwesen früher gehörte, ist weiterhin der Direktor und macht einen guten Job. Die elf Zimmer sind unterschiedlich groß, wunderschön mit traditionellen Materialien eingerichtet und viele haben auch eine Sitzecke, einige davor auch eine Terrasse, die Tadelakt-Bäder sind jeweils anders. Von mehreren Terrassen bietet sich ein schöner Blick zur Kasbah des Glaoui, doch den kann ich mal wieder genauso wenig genießen wie den Pool, denn wenn ich in einem Hotel ankomme gilt es immer, das Ergebnis meiner Tagesrecherche aufzuschreiben und in die verschiedenen Führer einzuarbeiten. Ja, und der Blog muss natürlich auch geschrieben werden.

Eine schöne Abwechslung ist daher das Abendessen. Es ist zu kühl, um draußen zu sitzen und so sind alle Gäste in dem kleinen Restaurant, wobei sich eine gute Gelegenheit bietet, mit den anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen. Schnell sitze ich mit zwei Australierinnen zusammen und wir haben einen netten Abend. Nach Abschluss ihrer Rundreise brauchen sie noch einen Transfer von Marrakech nach Casablanca und so organisiere ich das ganz schnell. Und verspreche ihnen dazu noch, mit ihnen zu fahren, damit wir noch ein wenig reden können. Das bedeutet dann 6 Stunden Autofahrt für mich, aber ich mache das doch gerne.

Am nächsten Morgen bin ich dann endlich so weit, nach Marrakech zurückzufahren in mein Palais de Tichka. Kurz vor Marrakech lasse ich aber schnell noch mein schlammverziertes Auto waschen. Es wird sogar auf die Hebebühne gefahren und von unten abgespritzt, was auch nötig ist nach den vielen Pistenfahrten. Schließlich will ich sauber im Marrakech ankommen. 5 km weiter dann Baustelle, Umfahrung durch den Schlamm und wir sind so weit wie zuvor. In Deutschland hatte ich mir eine kleine Beule in meine Türe geholt, auf einem Parkplatz, und so lasse ich das schnell in Marrakech machen. In der Tür ist gerade dort ein Knick, vom Design vorgegeben, deshalb kann man es bei uns nicht reparieren, sondern müsste eine neue Tür einbauen. Hier ist das in einer Stunde erledigt und kostet kaum etwas. Und genauso verfahre ich mit meinem Teppich. Was in Deutschland die Reinigung kosten würde kostet hier ein neuer Teppich, so habe ich ihn mitgebracht und lasse ihn ebenfalls in Marrakech reinigen. Wegen diesen Dingen bin ich hier, das wird nun alles erledigt, bevor es dann ganz langsam Richtung Norden geht.