Nachdem ich die Krücken weggelegt hatte, habe ich ja auch gleich hoffnungsfroh meine Fitnessuhr wieder angezogen und gemeint, dass es nun auch mit den Schritten wieder aufwärts geht. Das war ein Trugschluss. Ich habe schnell gemerkt, dass mir so bis zu 2.500 Schritte guttun, mehr nicht. Trotzdem ist es natürlich eine Riesenerleichterung, keine Krücken mehr zu brauchen und auch zwei volle Gläser tragen zu können. Aus dem Bett konnte ich auch meine Teppichrolle rausnehmen, muss den Fuß nachts nicht mehr höher lagern.
Am Tag 34 nach OP waren es 3.732 Schritte und das war einfach zu viel. Ich hatte einerseits Besuch, bin dabei wohl zu viel durch die Wohnung gelaufen, und außerdem hatte ich den ganzen Nachmittag, abgelenkt durch das intensive Gespräch, das Bein nicht hochgelegt. Das hat sich gerächt. Fuß geschwollen, Schmerzen, ich habe sogar wieder eine Ibu genommen. Und am Sonntag dann nur geruht mit nur 1.400 Schritten.
Das tat so gut, dass ich am Montag, Tag 36 nach OP, das Autofahren ausprobieren und meine Familie besuchen wollte. Es war ein voller Erfolg. Autofahren geht prima, ist ja der linke Fuß und der Wagen Automatik. Habe das Laufen eingeschränkt, 3.000 Schritte waren okay. Und das Essen bei der Familie einfach hervorragend.
So langsam bekomme ich aber Probleme mit meinem Vacopedes. Die Plastik-Abdeckhaube löst sich trotz der Riemen mit Klettverschluss, rutscht immer mehr vor, so dass ich einen gaaanz langen Fuß bekomme. Der Unterteil des Schuhs ist inzwischen so uneben, dass es mir an der Fußsohle weh tut. Habe deshalb versucht, normale Schuhe anzuziehen, was in meinem Fall Teva-Sandalen bedeutet. Mit dem Klettverschluss kann man ja die Weite variabel gestalten. Denn es ist ganz klar, der operierte Fuß ist zwar nicht rot entzündet, aber dennoch geschwollen und breiter als der andere. Alles in allem hat sich die Sandale nicht bewährt und ich ziehe weiter den Vacopedes an, nur ohne die Abdeckung. Und in der Nacht lasse ich die Plastikteile ganz weg, entgegen der Anordnung meiner Ärztin. Und nur zur Information, ich hatte über diese Wochen hinweg zweimal die Woche Lymphdrainage. Das tut nicht nur gut, der Therapeut kam zu mir nach Hause und war damit auch die einzige Bezugsperson, mit der ich über meinen Fuß sprechen konnte. Natürlich ist er kein Arzt, aber hat doch Erfahrung mit Hallux-Patienten und ist auf jeden Fall gesprächiger als meine Ärztin.
Heute nun kam das Highlight. Am Tag 39 nach OP bin ich erstmals wieder zu einer Veranstaltung gegangen! Wie schön, endlich wieder raus und ein Gefühl von Freiheit erleben. Bin mit dem Auto zu einem italienischen Feinkostgroßhändler gefahren, der Tag der offenen Tür hatte. Konnte auch direkt vor der Halle parken. Und drinnen habe ich meinen Fuß überhaupt nicht mehr gespürt, als ich die vielen Köstlichkeiten probieren konnte, da war alles vergessen. Italienische, französische Weine und Champagner, sogar ein paar deutsche, Pasta, Kuchen und was weiß ich nicht was alles, ließen mein ganzes Leid vergessen. Klar, zurück zu Hause ist dann nur noch Ruhe angesagt, aber das war es einfach wert!