16.2. Dakhla

Der Tag begann mit einem netten Erlebnis. Ich fuhr früh von Boujdour weg, hatte noch keine Lust aufs Frühstück. Die Strecke zwischen Boujdour und Echtoucan ist die einsamste der ganzen Route, da ist einfach nichts. Und dann, nach 135 km, links ein kleines Café mit großem Parkplatz, das wird doch gleich mal als Stellplatz notiert. Und eine gute Gelegenheit zum Frühstück. Zwei nette junge Männer schmeißen den Laden, sprechen auch ein wenig Französisch. Ich drücke ihnen ein paar Kulis in die Hand und frage nach Kaffee, es gibt nur Nescafe, da bestelle ich heißes Wasser und Brot. Und hole mir meine leckere Erdbeermarmelade und ein Beutelchen Kaffee. Ich bekomme ein Glas heißes Wasser mit Zuckerwürfel, aber kein Brot. Ich frage mich, wie schwierig das sein kann, Brot aus der Küche zu holen. Der Kaffee ist fast schon alle, da kommt es. Ofenwarm. Na, das schmeckt lecker. Obwohl ich zuerst allein da war kommen dann immer mehr Männer durch die Tür, richtige wettergegerbte Sahrouis. Lastwagenfahrer. Ganz offensichtlich ist dieses kleine Café ein Geheimtipp unter Truckern, sie lassen sich eine Pfanne mit Spiegelei brutzeln, riecht schon besser als mein Marmeladenbrot. Und bestellen noch mal eine extra Ladung Öl darüber, diese mageren Burschen können das gebrauchen. Und als ich dann bezahlen will nehmen die Jungs absolut kein Geld. Ich glaube, das war nicht wegen den Kulis. Das war einfach die Gastfreundschaft der Fremden gegenüber.
Die einzigen Highlights auf der eintönigen Strecke sind die Stellplätze, die in meinem Buch sind und die ich checken will. Aouziwel und Aftisate ohne Änderung. Oued Kraa hatte ich noch nicht selbst gesehen. Wirklich schön. Das kleine Fischerdorf liegt 3 km von der N 1 und ist über eine Teerstraße zu erreichen. Und auch hier gibt es eine Wohnmobilgemeinde, aber keine Deutschen. Kostet nichts, es gibt aber auch keine Versorgung, und ein netter Mensch fährt noch mit mir die sandige Piste bis zum Fischerdorf, wo ich Fotos machen soll. Ich erwarte, dass er nach Trinkgeld fragt, aber nichts. Sehr freundlich. Der Stellplatz gefällt mir echt gut, ruhig und friedlich. Die Fischer sind spezialisiert auf Tintenfisch, aber zur Zeit gibt es ein fünfjähriges Fangverbot, deshalb ist wenig los. Und heute ist zudem starker Wind.
Dann breitet sich die weißglitzernde Lagune mit dem tiefblauen Wasser vor mir aus. Dakhla ist wirklich schön. Wenn diese Stadt nicht so endlos weit wäre, sie könnte ein Wahnsinns-Tourismus-Ziel werden. Inzwischen sind auch schon einige schöne Hotels entstanden. Ocean Vagabond ist unglaublich schick, es gehört zum gleichnamigen Riad in Essaouira. Hier schneit man nicht einfach so rein, hier bucht man eine Surfwoche vom Feinsten. So ist auch nirgendwo jemand von der Rezeption zu sehen und ich glaube, wenn ich mich ans Büffet angestellt hätte, keiner hätts gemerkt. Ich mache nur ein paar Fotos und verschwinde.
Das nächste ist Dakhla Evasion. Auch das gehobener Standard, aber hier werde ich gleich freundlich empfangen. Der Geschäftsführer ist noch ziemlich jung, aber es stellt sich heraus, dass sein Vater ein wichtiger Mann in der Stadt ist. Inhaber vom Hotel Doums, vom Camping Moussafir und in der Politik tätig. Ich schaue gleich in meinen Hotelführer, oje, ich habe das Hotel miserabel beschrieben. Aber der junge Mann ist nicht böse, sondern bestätigt, dass die Familie das Hotel erst nach meinem letzten Besuch übernommen hat und es seitdem besser geworden ist. Also handele ich einen Sonderpreis aus und werde am Abend dort wohnen.
Aber erstmal geht es zu dem berühmten KM 25, dem Wohnmobilstellplatz für die ganz Harten, die den weiten Weg nicht scheuen. Ich war nur mal im Jahr 2007 dort, aber damals war Juni und kein Wohnmobil zu sehen. Ich bin sehr gespannt, wie es nun in der Saison sein wird.
Und bin wieder mal angenehm überrascht. Dakhla freut sich ganz offenbar über Dauercamper, offizielle Schilder weisen auf die Plätze hin und es wird noch nicht mal eine Gebühr verlangt. Wasser bekommt man für wenig Geld am Wasserturm, ein Loch zur Kassettenentleerung ist vorhanden, wenn auch nicht ideal. Und sogar die Verlängerung des 3-Monats-Visums geht hier problemlos vonstatten. Drei Plätze sind ausgewiesen, aber auch dazwischen stehen Camper ohne Probleme. Man ist hier freundlich und hat ja auch genug Platz. Der KM 25 wirkt auf mich schon fast wie Imourane. Schön ausgerichtet und mit Gassen versehen stehen die Wagen, jeder mit einem umzäunten Vorplatz gegen den Wind. Und das Wetter ist heute gar nicht so schlecht, wie der Wetterbericht meinte. Wind halt, aber sonnig. Hier sind ein paar Deutsche und ich bekomme sogar einen Kaffee. Dabei erzähle ich, wo ich heute übernachten will, und sie meinen nur, in dem Nuttenhotel? Da bin ich ja mal gespannt.
Bevor es aber in die Stadt geht schaue ich mir noch die anderen beiden Stellplätze an. Deutlich weniger Wohnmobile, vermutlich, weil es auf den offenen Plateaus sehr windig ist. Und keine Deutschen. Auch nicht auf dem Camping Moussafir. Dort stehen nur Italiener und Franzosen. Dann geht’s zum Doums. Mein Zimmer soll 200 statt 371 DH kosten, ist okay. Es ist ein großes Zimmer, mit Bad, Fernseher, Klimaanlage, Sitzecke und Balkon, alles schön sauber. Frühstück inbegriffen. Die Atmosphäre ist in Ordnung, von Nutten keine Spur, es sind noch etliche ausländische Gäste im Haus. Um die Ecke ist allerdings der Eingang zur Bar, und der ist bereits amii Nachmittag von zwei Polizisten bewacht. Aber das stört den Hotelbetrieb nicht und sie schließt auch schon sehr früh. Ich höre lediglich Autos vorbei fahren, sonst keinerlei Lärm.
Nachdem die Harira gestern so gut war suche ich mir heute etwas ähnliches. Eine Frau hat einen kleinen Stand an der Straßenecke, bietet Harira und das köstliche Galette. Ich bestelle eine Schale Suppe und zwei Galette. Setze mich an den kleinen Tisch und fühle mich so richtig in Frauen-Power mit ihr verbunden. Zwischendurch gebe ich einen 20-DH-Schein in ihre fettigen Finger. Aber es kommt nichts zurück. Ich denke, sie lässt wechseln. Aber andere Leute kommen, zahlen mit Münzen, nichts. Ich frage nach, sie meint nur, jaja. Aber immer noch nichts. Zwei nette Damen setzen sich an meinen Tisch, ich bitte sie um Vermittlung. Erst dann rückt sie zögernd 8 Dirham Wechselgeld heraus. Das finde ich sehr schade, das beeinträchtigt meine gute Meinung von ihr.