18.3. Spaghetti Bolognese …. hmm

Wenn man wie ich schon fast drei Monate im Land ist und nur von Restaurants lebt, keine Möglichkeit hat, selbst etwas zu kochen, dann kann einem schon mal das ewige Couscous-Tajine zum Halse heraus hängen. Vor allem nun, wo ich länger in der Kasbah Sahara Services bin. Hier kommen die Gäste meist nur für eine Nacht oder ein Mittagessen, bevor es ins Wüstencamp geht, und da bringt man keine große Vielfalt auf den Tisch. Ich sagte deshalb zu Abdou, dass ich gerne mal für mich etwas anderes kochen würde, sobald die Kasbah nach dem Festival wieder leerer wird. Aber Abdou meinte sofort, nein, so geht das nicht. Nicht nur für mich, auch ihm hängt sein eigenes Essen zum Halse heraus. Und es muss unbedingt eine Vorspeise und ein Dessert dazu geben, ich solle doch für 10 Personen kochen.

Die erste Herausforderung ist, Gerichte zu finden, deren Zutaten in dem entlegenen Mhamid überhaupt erhältlich sind. Ich entscheide mich für eine italienische Menüfolge:

Bruchetta

Spaghetti Bolognese

Orangen-Bananen-Creme

Amia kommt mich in der Kasbah besuchen, ich erzähle ihr von meinem Plan und sie meint, dazu brauchst du natürlich auch Parmesan. Ich sage, ja klar, aber darauf müssen wir hier verzichten. Sie sagt, nein, geht zum Wohnmobil und schenkt mir ein Stück. Obwohl sie beim Essen gar nicht dabei sein kann. Unglaublich, was sie alles in dem kleinen Wagen dabei hat. Sie hat ja auch für Isoldes Kleiderkammer schon viele Kindersachen gebracht. Als nächstes fahre ich zu Isolde, denn sie hat eine Reibe. Und Mondamin für die Orangencreme. Und einen Garten mit etlichen Wildkräutern. Nun fehlt mir noch Oregano, den Namen hat hier noch kein Mensch gehört. Ich fahre zum Herboristen in Ouled Driss. Es ist ja irgendwie ein Jammer, dass es in diesem Land so eine Vielzahl von wunderbaren Gewürzen und Kräutern gibt, aber sie werden nicht benutzt. Kräuter sind Medizin oder kommen in den Tee, aber nicht in Gerichte. Auch er kennt kein Oregano, winkt mich aber in seinen Kräuterkeller und lässt mich schnüffeln. Ich finde etwas, das passend riecht, mir aber ansonsten unbekannt ist und ich kaufe es. Am nächsten Morgen bekomme ich auf dem Souk noch Schalotten, die etwas würziger sind und Lorbeerblätter.

Als erstes kommt die Orangencreme dran, sie macht kaum Arbeit, alle Zutaten bis auf Mondamin sind am Ort erhältlich, aber man könnte ja notfalls Mehl nehmen. Ich bin diese täglichen frischen Apfelsinen dermaßen leid. Das Essen soll gegen 19 Uhr stattfinden, ich hole Isolde ab und wir schnippeln eifrig. Was uns noch fehlt ist das Fleisch, es sollte um 17 Uhr mit dem Taxi aus Tagounit ankommen. Ich will euch das nun folgende Theater lieber ersparen, es war ein einziger Stress und ein Gebrülle, weil sie wohl alle zu doof oder faul oder was weiß ich was waren, das Fleisch zu bestellen. Um 18.30 Uhr traf es schließlich ein. Aber es hat ja eh niemand geglaubt, dass wir schon um 19 Uhr essen werden.

Auch Bruschetta ist kein großer Aufwand. Ich habe die Fladenbrote quer aufgeschnitten, mit Öl und Knoblauch eingerieben und gebacken. Isolde schichtete dann den Belag darauf und endlich konnten wir der hungrigen Meute die Teller hinein bringen. Da ich die vier Bruschetta-Teller nicht auf einmal schaffte trug ich sie hintereinander ins Restaurant und als ich mit der zweiten Ladung kam, war die erste bereits fast weg. Abdou hat es so gut geschmeckt, ich hab den sonst ziemlich mäkeligen Esser noch nicht so schnell schaufeln sehen. Aber als dann die Spaghetti kamen waren sie alle hin und weg. Solche Beifallsrufe habe ich zu Hause noch nicht erhalten. Abdou sagte, nun verstehe er, warum die Europäer mit Essen nicht aufhören können und so dick seien. Ratzeputze leer waren alle Schalen in kurzer Zeit. Was so ein paar Gewürze alle erreichen können.

Heute Morgen nun fragte Abdou, ob es denn keine Reste gäbe. Und ich ging wieder in die Küche und kochte gleich noch mal einen weiteren Topf Bolognese.