Heute war ich in Sachen Kultur unterwegs. Musste sein, wo ich immerhin von einer Mitarbeiterin des Ministers für Kultur begleitet werde. Zunächst ging es zu der berühmten Koranbibliothek von Tamegroute. Ich muss leider gestehen, dass ich die nicht nur in meinem Reiseführer erwähne, sondern auch in den Reisebeschreibungen für die Touren, die ich organisiere. Ich habe einmal darüber auch ein schlechtes Feedback bekommen, deshalb habe ich diesmal genau das touristische Programm absolviert. Es war schrecklich! Einfach schrecklich. Nie mehr werde ich einen Besuch dort empfehlen. Die erste Enttäuschung ist das Gebäude, das man besuchen kann. Hier sind keineswegs die wertvollen alten Originale untergebracht. Die Bücher, die hier stehen, sind wesentlich jünger, die alten sind in einem anderen Gebäude halb unter der Erde, wie mir meine Begleiterin Rachida mitteilt, sie ist studierte Archäologin. Dort darf man nicht hin. Was man sieht sind Glasschränke mit mittelalten Büchern, davor eine Auslage, wo einige Handschriften aufgeblättert sind. Nicht die ältesten und wertvollsten und was soll es auch bringen? Lesen kann man sie sowieso nicht. Wenn das alles wäre, wäre der Besuch schon wenig empfehlenswert, was es aber erheblich verschlechtert hat, war der angebliche Führer. Ein alter Mann im Rollstuhl, ich dachte, er wäre hier wie so viele Kranke, die die Baraka des Marabout suchen. Aber nein, er war der Führer. Wurde von einem jungen Mann durch den Raum geschoben und leierte ein paar auswendig gelernte deutsche Worte herunter, kaum verständlich. Und wehe, man hat nicht sofort dahin geblickt, wohin er zeigte. Dann wies er einen sogleich zurecht. Also, ich habs nur Minuten ausgehalten und kann niemand empfehlen, sich das anzutun. Vor der Bibliothek lauern dann weitere Führer, die durch die alte Kasbah und zu den Töpferwerkstätten führen wollen, aber ich hab nie so schlechte Führer gefunden wie in Tamegroute. Wenn überhaupt gehen Sie lieber in einen Töpferladen, schauen sich die typische grüne Keramik an, und vielleicht ergibt sich ja ein nettes Gespräch mit dem Händler und er zeigt Ihnen die Werkstätten.
Sehr viel angenehmer war da der Besuch der Felszeichnungen von Foum Chenna bei Tinsouline. Als ich zuletzt vor sechs Jahren dort war, konnte ich Bauarbeiten sehen. Nun ist alles fertig. Man hat zunächst ein Haus gebaut für einen Wächter, hatte wohl auch die Absicht, dort eine Art Gîte d’etape einzurichten, woraus aber nichts wurde. Jetzt wohnt dort eine Familie, zumindest zeitweise, und bewacht die Felszeichnungen bzw. führt Besucher dorthin. Der junge Mann sprach keine Fremdsprachen, aber zeigte uns die Zeichnungen, von denen es sehr viele gibt. Sehr kleine Figuren, oft Pferde mit Reitern, die lange Waffen tragen, Strauße und Gazellen? Es wurde eine Art Terrasse gebaut, von wo aus man sich umschauen kann. Die Zeichnungen liegen auf einer Felswand am Oued, dort ist auch ein Brunnen, die Engstelle zwischen den Bergen heißt Foum Chenna. War wirklich interessant und die Landschaft ist toll. Zum Schluss gab es noch einen Tee bei der Mutter des Wächters, die sehr froh war, dass sie sich mit Rachida unterhalten konnte.
Die nächste Station war die Kasbah Cheikh Larbi in Ouled Othmane. Ich hatte sie schon mal vor zwei Jahren besucht und in meinem neuen Buch beschrieben, dass man dort ein Gästehaus eingerichtet hat. Nun konnten wir einen weiteren Teil der alten Kasbah besichtigen. Sie war nach dem Tod des Großvaters Cheikh Larbi an drei Söhne vererbt worden, die aber heute leider im Streit liegen. Ein Enkel führt uns herum. Leider wurden über die Jahre wirklich alle Dinge, die einen Wert hatten, wie Türen, Fenster, Teppiche, Möbel, zu Geld gemacht und heute stehen nur noch die nackten Wände. Und Geld zur Restaurierung ist auch keines da. Der untere Teil ist zumindest einigermaßen stabil, aber ein Jammer ist das wunderschöne Turmzimmer mit alten Malereien, das in keinem guten Zustand ist.
Auch die nächste Station war eine Kasbah, nämlich die von Tamnougalt. In meinen Büchern habe ich die Geschichte ausführlich beschrieben. Die Hauptkasbah steht heute leer und kann besichtigt werden, in einem Nebengebäude ist das Restaurant und Gästehaus Chez Yacoub untergebracht. Dort gönnten wir uns ein spätes Mittagessen. Der Kasbah-Besitzer Hassan kam dann später dazu und erläuterte, dass die Eintrittsgebühr von 10 auf 20 DH pro Person erhöht wurde, was sicher nicht zu viel ist. Das Problem besteht jedoch in den Führern. Normal kommt zum Eintritt ein Betrag für den Führer von 50 DH pro Gruppe, doch die verlangen immer mehr, bis zu 150 DH, was natürlich absolut nicht gerechtfertigt ist. Hassan warnt mich zwar und fordert mich auf, im Buch darüber zu schreiben, aber eigentlich müsste es ja seine Sache als Besitzer sein, dies zu regeln.
Die nächste Station war ebenfalls eine Kasbah, aber die ist ja allerseits schon bekannt. Denn wir wollten die Nacht mal wieder in Agdz verbringen, in der Casbah des Arts. Und da sind wir nun und lassen uns ein sehr gut gewürztes Tajine Kefta schmecken.