Mit Condor in die Dominikanische Republik

Auf 7 Uhr war der Wecker gestellt, um halb sechs sitze ich hellwach im Bett. Draußen haben einige Schneeflocken die Landschaft wie mit Puderzucker bestäubt. Die richtige Kulisse für einen Abflug in wärmere Gefilde. Ich bin alles so leid hier in Deutschland. Der lange kalte Winter, der mir Winterflüchtling so gar nicht mehr gewohnt und lieb ist. Die Corona Pandemie, die uns alle einsperrt und von sozialen Kontakten abhält. Ein Jahr geht das nun schon so und ich halte es nicht mehr aus. Es geht ja auch auf die Gesundheit. So viele Sportmöglichkeiten sind uns verwehrt, die uns fit halten. Im Haus haben wir Schwimmbad und Sauna, was für viele Bewohner der Grund war, hierher zu ziehen. Und was gerade auch für ältere Menschen wichtiger Bestandteil ist, gesund zu bleiben. Seit einem Jahr ist nun der Zutritt verboten und ich vermisse es sehr. Hätte ich den Winter wie gewohnt im sonnigen Florida verbringen können wäre ich auch nicht auf Glatteis ausgerutscht, was mir so viele Probleme bereitet hat.

Und was mir besonders gegen den Strich geht ist die Unfähigkeit der Regierung, mit der Pandemie fertig zu werden. Ich will das hier nicht alles aufzählen, ihr wisst es ja selber, aber ich bin jedenfalls nicht mehr stolz, eine Deutsche zu sein. Die täglichen Nachrichten deprimieren mich nur und so habe ich endlich den Entschluss gefasst, mich davon zu machen. Wie lange ich bleiben werde ist noch völlig offen.

Der Flug soll mit Condor gehen. Ich bin früh am Airport, aber vor dem Schalter ist schon eine lange Schlange. Lauter Menschen wie ich, die einfach nur raus wollen. Ein Test wurde übrigens nicht verlangt, nur die schriftliche Zusicherung, dass wir gesund sind. Nur ein Schalter ist offen, es dauert ewig. Der Koffer wird gewogen, Limit 20 kg, passt. Das Handgepäck darf zusammen nur 8 kg wiegen. In der Beschreibung stand ja, nur ein Stück, also keine zusätzliche Handtasche, ein Unding für Frauen, aber es wurde großzügig behandelt und nicht gewogen. Dennoch kommen wir rechtzeitig zum Gate und dürfen pünktlich einsteigen. Nichts wie ab! Oder?

Eine gute Stunde dauert es, bis der Pilot mitteilt, dass einer der Abwassertanks, also mit der Scheiße der Toiletten, noch voll ist. Hätte man das nicht früher bemerken können, die Maschine steht doch schon lange draußen. Eine weitere Stunde dauert es, bis der Pilot mitteilt, dass nun die Absauganzeige nicht richtig anzeigt und man versucht, dies zu reparieren. Mein mit mir fliegender Nachbar Alex und ich haben super Plätze gebucht, jeweils den Gangplatz in einer Zweierreihe und wir haben eine gute Chance, allein zu sitzen. Doch die Maschine ist überraschend voll. Eigentlich genau wie zu Vor-Corona-Zeiten. Unsere Nebenplätze sind frei, aber alles andere ziemlich besetzt. Natürlich alle brav mit Maske.

Schon beim Check-in hatte ich eine nette Dame kennengelernt. Sie hatte Schwierigkeiten, das e-Ticket für die Einreise in die Dominikanische Republik auszufüllen und ich half ihr. Nun kommt die Stewardess, zeigt auf den freien Platz neben Alex und bittet darum, einen Passagier dorthin umzusetzen. Und wer kommt? Natürlich die nette uns schon bekannte Adelaide. Die nehmen wir gerne auf.

Mit fast drei Stunden Verspätung heben wir endlich ab. Die Passagiere hatten es gelassen aufgenommen, das Personal ist sehr freundlich. Wenn es auch Kritik an Condor am Einchecken und der Wartung gibt, das Kabinenpersonal ist sehr, sehr nett. Alex und ich stehen immer mal wieder auf, wir Alten brauchen Bewegung, und gerade da gibt es lautes Geschrei. Ein Mann hat sich neben Adelaide gesetzt, greift heftig nach ihrem Arm und macht sie an. Genau verstehen wir alle nicht, was abgeht. Ein Ziehen und Zerren, lautes Geschrei, das Personal versucht, den Mann wegzuziehen, aber noch zwei weitere Passagiere müssen helfen. Stunden später gibt es erneut Ärger mit ihm und Adelaide erwägt, eine Anzeige gegen ihn zu machen. Sie wird sicherheitshalber auf einen anderen Platz weiter vorne gesetzt. Doch nur wenige Minuten später dringen laute Schläge an unser Ohr, sie kommen aus der Toilette, wo offensichtlich jemand nicht wieder raus kann. Die Stewardessen eilen herbei, öffnen von außen. Natürlich wieder unser Delinquent, was ist das nur für ein Typ? Die Toilette hat er so zugerichtet, dass sie nicht mehr zu benutzen ist und nur zwei Klos für die ganze Economy bleiben.

Normal fliege ich mit einem Linienflug nach USA, diesmal mit Condor auf eine Pauschalreise. Das Publikum ist schon anders als ich es gewohnt bin. Eher jünger. Alex und ich sind vermutlich die Ältesten. Und weil es in den Urlaub geht auch locker drauf. Richtig angenehm.

Neu ist die Sache mit den Filmen. Die Bildschirme in der Rückenlehne wurden nicht genutzt, stattdessen bekommt man einen Link, mit dem man sich mit Smartphone oder Tablet bei Condor einloggt und hat dann einige Filme und Shows zur Auswahl. Deshalb ist es gut, wenn man sich einen Kopfhörer mitbringt. Sie haben irgendwie mit Betonung gesagt, heute ist es kostenlos, so, als würde es in der Zukunft mal Geld kosten. Das Standardessen war okay für mich, mit Getränken waren sie recht großzügig, auch Wein und Bier gab es.

Nach der Landung müssen wir zunächst alle auf unseren Plätzen bleiben, denn zuerst kommt die Polizei und holt den Störenfried ab. Dann dürfen auch wir raus. Die Abfertigung geht schnell, der Pass wird gestempelt und das e-Ticket verlangt, der Koffer geholt und ohne weitere Kontrolle sind wir draußen.Getestet oder Temperatur gemessen wird nicht.

Ich hatte Transit gebucht und werde zum Hotel gefahren, aber es gibt auch genug Taxis.