Die neue komfortable Langsamkeit

Meine Lieblingsfähre ist zur Zeit die Schnellfähre ab Tarifa, das bedeutet eine ziemlich lange Anfahrt, ca. 2600 km. Mit 2 Übernachtungen an der Strecke kann man das schaffen. Ich schlafe meist in einfachen Hotels, die so an der Route liegen und leicht zu finden sind. Doch diesmal lief irgendwie alles anders. Schon morgens um 2:30 ging es los, trotz Februar ein trocken kalter Tag, ideal zum Fahren. Und so legte ich auch bequem 1300 km zurück und war schon kurz vor 16 Uhr über die spanische Grenze. Doch dann ging es los. Es gab so wenige Hotels. Entweder sie waren auf der falschen Straßenseite und nicht einfach zu erreichen, oder sie waren geschlossen. Ich brauchte fast 2 Stunden, bis ich in Malgrat del Mar an der Costa Brava etwas Passendes fand. Es war ein ordentliches Zimmer für 20 Euro, da konnte ich nicht klagen, aber es gab weit und breit nichts zu essen. Also tat sich in mir ein großes Gefühl dafür auf, für den nächsten Tag bequem zu wohnen. Und ich suchte mir in booking.com ein Hotel in Lorca. Im Grunde wäre ich gerne bis nach Granada gefahren und hätte mir sogar noch am nächsten Tag die Stadt angesehen, aber ich weiß, wie grausam dort der Verkehr ist und ich fand einfach kein Hotel mit gutem Parkplatz für mein voll gepacktes Auto. Also Lorca. Hier wohne ich in einem 4-Sterne-Hotel. Es hat zwar Service-Mängel, aber das Zimmer ist warm und komfortabel und ich kann in Ruhe arbeiten. Deshalb fiel ich auch schon vor 22 Uhr total fertig ins Bett. Leider kein deutscher Sender zum Einschlafen, aber ein paar Seiten lesen tun es auch. Licht aus.

Und dann ging es los. Zunächst nur ein einfaches Trommeln, dann immer mehr im Rhythmus. An Schlafen war nicht zu denken. Irgendwann stand ich erbost auf, zog mich an und wollte mich an der Rezeption beschweren. Die hatten keine Ahnung, nein, das Hotel hat keine Disco. Also ging ich selbst auf Suche. Und fand es. In einer dunklen Straße hatten sich fast 100 Menschen versammelt, eine Gruppe von Musikern und eine große Gruppe junger Leute, die irgendwelche Stangen zusammen gebunden hatten, die am Boden lagen. Keine Ahnung, was das soll.

Dann ging es los. Die Musiker trommelten und gingen langsamen Schrittes voran. Die jungen Leute hoben die Stangen auf und folgten.

https://youtu.be/3iMZ7H0ZgTk

Im Hotel dann erfuhr ich, dass sie für die Prozession in der Semana Santa probieren. Und das nachts im Dunkeln im Gewerbegebiet!

Am Morgen dann Frühstück in der Cafeteria, Emails checken, Blog schreiben und was man so alles tut. Und es ist absolut keine Lust vorhanden, mich auf die Straße zu begeben, die 450 km bis Tarifa zu fahren und auf die Fähre zu gehen. Die große Langsamkeit hat mich ergriffen. Und auch die Lust, in gemütlichen Hotels zu wohnen. Also suche ich mir ein weiteres Hotel in Spanien aus und fahre erst morgen rüber nach Marokko. Ich entscheide mich für Algeciras. Und je nach Laune mache ich zuvor noch einen Abstecher nach Gibraltar.

Ach, wie liebe ich die Rente und die damit verbundene Freiheit. Und Langsamkeit.

Übrigens, hatte einen spontanen Entschluss, mir die Anreise in der Zukunft einfacher zu machen. Auch euch. Ich habe nun eine neue App entwickelt mit den Hotels, die ich auf der Fahrt durch Frankreich und Spanien nutze. Und wenn ihr noch Campingplätze beisteuert haben wir eine sehr praktische App, die auf Dauer kostenlos bleibt.

https://guidewriters.com