Ein Bier auf die Schrecksekunde

Die Schrecksekunde kam gestern, als ich mein Auto startete und das Display anzeigte, es gäbe keine Verbindung zu meinem Telefon. Hastig Tasche durchsucht, kein Telefon da. Da wird’s mir schon schummrig. Teures Smartphone, das wäre noch zu ersetzen, aber die Nummern darauf. Und die deutsche Karte mit Vertrag drin neben der marokkanischen Prepaidkarte. Ich gehe zur Rezeption und bitte, meine Nummer anzurufen. Handy ist aus. Also ganz klar, es wurde gestohlen und der Dieb hat es mal sofort ausgeschaltet. Nur – ich überlege hin und her, allzu viele Gelegenheiten gibt es nicht, wo es mir abhanden gekommen sein könnte. Ich würde gerne meine heutigen Schritte nachvollziehen und Maria anrufen, in deren schönem neuen Haus ich heute früh Kaffee getrunken habe. Allerdings ist die Nummer auch auf meinem Handy gespeichert.

Ich zwinge mich zur Ruhe, gehe ganz ordentlich noch einmal meine Tasche durch. Und da ist es, ganz brav auf dem Platz, auf den es gehört. Es hatte sich halt nur ein wenig versteckt und alleine ausgeschaltet, was ab und an mal vorkommt, mein Handy hat ein Eigenleben und es ruft manchmal auch selbstständig Leute an. Nur reden kann es noch nicht. Oh, was für ein großer Stein fällt mir vom Herzen!

Aber es gab auch wieder den einen schönen Moment. Ich komme in Tiznit an, will dort auf dem Campingplatz Tazerzite schlafen und fahre auf dem Weg am Restaurant Mauritania vorbei. Nein, da kann ich nicht vorbei fahren, da muss ich kurz stoppen, denn der Kellner Karim ist sehr nett. Ich steige aus, Karim sieht mich sofort, Küsschen links und rechts und schon sitze ich an einem Tisch. Bevor ich überhaupt nur denken kann stehen zwei Biere vor mir, und noch habe ich das eine nicht richtig eingegossen steht ein Teller mit Kefta und Fritten auf dem Tisch. Dieser Karim ist einfach süß, es ist hier so ein wenig wie heimkommen. Auf meinen Recherchereisen geht es natürlich auch viel um Werbung für die Hotels und Campingplätze, aber dazwischen finde ich doch auch immer wieder richtige Freundschaft, freut man sich, einfach weil ich vorbei komme und nicht die Reiseautorin, und das gefällt mir. Dann steige ich mit meinen zwei Bieren im Bauch vor den Augen der Polizei ins Auto und fahre die wenigen Kilometer zum Campingplatz, ja, das ist Marokko!