Wer meinen Blog fleißig liest weiß dass ich während meines Florida – Urlaubs wegen eines Notfalls die Ambulanz aufsuchen musste, siehe 3. Juli. Wer nun denkt, dass mit den vier Stunden Aufenthalt dort alles abgeklärt war, irrt sich gewaltig. Das Drama begann erst zu Hause und zog sich über Wochen hin, ein Drama, bei dem wirklich jeder Schritt erstmal schief ging.
Als Fazit muss ich sagen, fahrt nur niemals nach USA, ohne eine Krankenversicherung zu haben.
Ich war schon zwei Wochen wieder zu Hause, als die erste Rechnung aus Florida eintrudelte. Behandlung im Emergency Room 9.750 $! Ja, kein Irrtum. Ist schon klar, dass ich trotz Versicherung erst einmal Panik bekam. Ich reichte die Rechnung zwar sofort ein, versuchte aber in der folgenden Woche, meine Versicherung telefonisch zu erreichen, da ich nicht auf die schriftliche Antwort warten wollte. Bei so einer Rechnung kann ich einfach nicht mehr gut schlafen. Was ist, wenn ich das selbst zahlen muss? Zur Erklärung, ich habe eine private Krankenversicherung, die 6 Monate Auslandsaufenthalt mit einbezieht.
Leicht war es nicht, zu der Sachbearbeiterin durchzudringen, ich brauchte eine ganze Woche. Dann sagte sie mir lapidar, die Rechnung sei nicht eingegangen. Ich schickte alles erneut, immer das Zahlungsziel des Krankenhauses im Blick. Nach einer weiteren Woche kam dann endlich die Abrechnung, meine Versicherung zahlt! Wie schön. Dann ist ja alles erledigt. Denkt ihr.
Keineswegs. Denn nun musste das Geld ja nach USA transferiert werden, als Privatpatient muss ich mich selbst darum kümmern. Online-Überweisungen gibt es in USA nicht, niemand teilt dir seine Kontonummer mit. Stattdessen lag ein Umschlag dabei, ich soll einen Scheck schicken. Scheck? Die sind in Deutschland lange out, und selbst wenn, sie wollen ganz sicher keinen Scheck auf eine deutsche Bank. Die Internetseite des Krankenhauses hat „Bill-Pay“, einen Online-Bezahlservice. Ich klickte darauf, nichts tat sich. Die Seite ist so sicher, dass sie sich aus Deutschland nicht öffnen lässt. Dann gibt es noch die Möglichkeit, seine Kreditkartendaten einzugeben. Ein Gespräch mit meiner Bank ergab, dass ich bis 5000 Euro pro Tag abbuchen könnte. Ich füllte das Formular aus, scannte es und schickte es an der Customerservice mit der Bitte, an zwei verschiedenen Tagen jeweils die Hälfte abzubuchen. Keine Antwort, keine Abbuchung. Tagelang.
Anrufen wollte ich nicht, man kennt das ja, wird ewig von einem Automat zum anderen geschickt, bis man irgendwo ein menschliches Wesen an der Strippe hat. Ich studierte die Internetseite und fand als einzige andere Emailadresse die von der Beschwerdestelle. Prima, also mal gleich eine Email dorthin. In der Zwischenzeit konnte ich an nichts anderes mehr denken, als an die Bezahlung der Rechnung. Inzwischen kamen noch zwei kleinere, 180 $ und 400 $, und natürlich jede mit einem anderen Online-Bezahlservice. Eine davon konnte ich öffnen, so war die 180 $ – Rechnung schnell gezahlt. Aber die andere ließ sich ebenfalls nicht öffnen. Es ratterte und ratterte in meinem Kopf und schließlich fiel mir ein, dass es doch diese ominöse VPN gibt. So richtig hatte ich mich damit noch nicht beschäftigt, aber mit VPN kann man seinen Standort verbergen und auch welche Seiten man aufruft. Das wollte ich ausprobieren. Aber das ist ein kostenpflichtiger Service, man bekommt ein Abo für ein ganzes Jahr. Ich suchte und suchte und fand schließlich F-secure, der einzige Dienst, der 4 Wochen Probezeit gibt, ohne dass man Kontodaten angeben muss. Ich installierte es auf meinem PC und oh Wunder, die Bezahlseite ließ sich aufrufen. Aber – bezahlen konnte ich trotzdem nicht, denn zusätzlich zu einem Code musste die auf der Rechnung angegebene Postleitzahl angegeben werden, und die wurde jedes Mal als falsch ausgewiesen.
Irgendwann rief ich auch mal meinen Freund Bob in Florida an, um ihm mein Leid zu klagen und von der hohen Rechnung zu berichten. Er sagte, niemand zahlt das in der Höhe, man müsse handeln bzw. einen Rechtsanwalt einschalten. Ich fand das zwar interessant, hätte es aber nie gemacht, zudem mir ja meine Krankenkasse das Geld bereits überwiesen hatte.
Inzwischen bekam ich aber Antwort von der Beschwerdestelle. Man gab mir die Email und direkte Telefonnummer vom Financial Director. Super. Ich schrieb ihm, bat noch einmal um Abbuchung per Kreditkarte. Schließlich bekam ich von seiner Mitarbeiterin eine Antwort und die Zusicherung, dass sie den Betrag per Kreditkarte einziehen werden. Aber der Hammer war der nächste Satz in der Email. Sie sagte, als Selbstzahler würde ich einen Rabatt von 40 % erhalten, wenn ich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zahle.
So eine Erleichterung, ich telefonierte kurz mit ihr, bedankte mich, aber fragte noch kurz nach der als falsch ausgewiesenen Postleitzahl. Sie sagte: haben Sie es schon mal mit 00000 probiert? Nein, auf die Idee war ich nicht gekommen. Aber trotzdem bat sie mich, nichts zu überweisen, da sie die Kasse schon angewiesen hatte, das Geld über die Kreditkarte einzuziehen. So eine Erleichterung. Ich verabschiedete mich mit einem schönen Wochenende und ging in die Sauna.
Am nächsten Morgen sah ich gleich eine Email von der Mitarbeiterin, dachte, sie wünscht mir ebenfalls ein schönes Wochenende, aber weit gefehlt. Stattdessen sagte sie, meine Bank hätte die Zahlung verweigert. Es war ja Wochenende, also hatte ich genug Zeit, zu überlegen. Zunächst probierte ich die 00000 aus, es ging. Dann versuchte ich zu zahlen, probierte es aber zunächst mit 2.000 $. Ging durch. Aber jede weitere 2.000 $ Zahlung wurde abgewiesen. Ich dachte, naja, versuche ich es am Sonntag. Aber auch da wurde die Zahlung abgewiesen, obwohl sowohl das Konto gedeckt als auch der Kreditrahmen hoch genug waren. Also habe ich Schritt für Schritt in 500 $ Beträgen überwiesen und es irgendwann geschafft, die geforderte Summe zu überweisen. Darauf schrieb ich eine Email und bat um Bestätigung, ob nun alles gezahlt ist. Kam nichts, 4 Tage lang nicht. Ich rief mal wieder an, und die Dame bestätigte mir mündlich, dass alles erledigt sei, nur das System braucht noch ein bisschen, um es auch auszuweisen.
Also ehrlich, wenn man in USA krank wird, muss man zu Hause kerngesund sein. Und irgendetwas stimmt nicht mit dem amerikanischen Gesundheitssystem. Die vielen Unversicherten können sich keinen Emergency Room leisten.