Das schwüle Wetter dauert an. Wenn man auch nur einen Handschlag außen macht ist man durch und durch nass und völlig kaputt. Und ich mache viele. Gestern, als ich vom Baumarkt heim fuhr, dachte ich, ach, ich kann ja mal nach dem Haus meiner Freunde sehen. Sie waren bis vor kurzem noch da, sind nun aber zurück in Deutschland, sind halt noch keine Rentner und beneiden mich darum. Vor dem Haus macht es klick und mein Tablet ist im Internet. Oh Gott, ich bin ja wirklich blöd. Gerade um die Ecke ist das schnellste Internet und ich darf es nutzen. Wir verbanden uns über Videokonferenz, ich erfahre, dass bis zum Mittwoch freie Bahn herrscht und ich jederzeit zum Arbeiten kommen darf. Dann mach ich noch den Staub weg und neue Mieter können kommen. Hoffentlich wieder so nette wie im letzten Jahr, wo ein schöner Kontakt entstand.
Auf dem Heimweg will ich kurz ins Big Lots, um zu schauen, ob es da preiswerte Rauchmelder gibt. Schon im Eingang will mir eine Verkäuferin einen Wagen in die Hand drücken, ich, nein danke, brauch nicht viel. Sie sagt, überlegen Sie es sich, heute ist alles 20 % billiger. Wagen bleibt stehen, ich auch, in der Möbelabteilung. Ich sehe einen Tisch mit 4 Stühlen und bin begeistert. Meine bisherigen Stühle sind zu niedrig und ich dachte über die Anschaffung von neuen nach, aber Möbel sind in USA sehr teuer und nicht schön. Dieses Ensemble kostet weniger als 4 Stühle und ich wollte schon immer mal so einen hohen Tisch. Und der Hammer, es gab einen ähnlichen Stuhl als Einzelstück für nur 8 $, wenn mal mehr Besuch kommt.
Die Frage ist nur, wie krieg ich das Ding heim. Wie bei Ikea ist alles in einer Kiste verpackt, der nette Verkäufer misst aus, ich mein Auto, keine Chance. Selbst in meinen schönen SUV, dem Kayaktransporteur, geht die Kiste nicht rein. Ein Transport kostet 45 $. Ich fahre heim, mit dem Einzelstuhl, und rufe meinen Nachbar Tom an, Pickupbesitzer. Schon nach wenigen Minuten geht es zurück zu Big Lots und die Kiste ist auf der Ladefläche.
Hier nur mal kurz: genau das ist es doch, was mir in Taunusstein fehlt. Diese Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Fast 8 Jahre wohne ich nun schon da, aber so einen Freundeskreis habe ich dort nicht gefunden. Dürfte also keinen wundern, dass ich mich in Florida viel mehr heimisch fühle.
Tom allerdings ist gerade von einer OP genesen, er kann nur das Auto fahren, alles andere muss ich selbst machen, will ich ja auch. Die 4 Tischbeine sind relativ schnell angeschraubt im Carport, was aber ziemlich schwierig wird, ist den Tisch ins Haus zu schaffen. Ich habe mir das Teil nicht so schwer vorgestellt und ohne Helfer ist es ziemlich schnell passiert, dass ich einen hässlichen Kratzer auf der Tischplatte habe. Müssen halt immer meine schönen Platzdeckchen drauf!
Weiter geht es mit den Stühlen. Ist gar nicht so einfach, die einzelnen Schrauben auseinander zu halten. Der erste Stuhl dauert ziemlich lange, die Finger tun weh vom Schrauben, aber irgendwann ist er fertig. An diesem Abend schaffe ich nur 2 Stühle. Am nächsten Morgen kommen die anderen zwei dran und dann merke ich, dass der letzte Stuhl vom Abend falsch zusammengeschraubt ist. Also alles noch mal aufschrauben, dann sieht es besser aus. Am Ende habe ich kurze Schrauben übrig, aber zwei lange fehlen. Ich bin geschafft.
Aber nein, ausruhen geht nicht. Wenn ein Haus so lange leer steht, vor allem in einem so tropischen Klima und mit dem Durchzug von Irma, dann ist in und ums Haus sehr viel zu machen. Der Garten wird warten müssen, aber im Wohnbereich kann ich mich erst wieder wohl fühlen, wenn zumindest ein wenig sauber gemacht wurde. Zudem ist ja auch alles an Terrassenmöbel usw. in meine Eingangsdiele geräumt. Zuerst mache ich also unter dem Carport sauber, damit ich die Möbel wieder dorthin stellen kann. Und dann sieht es doch schon sehr viel besser aus. Im Grunde ist es doch ganz praktisch, dass das Internet nicht geht, so habe ich mehr Zeit fürs Putzen und mein netter Mitarbeiter zu Hause wird sich schon um alles kümmern.
Um die Mittagszeit (habe ja wegen Jetlag schon sehr früh angefangen) ist dann wenigstens so viel Ordnung eingebracht, dass ich mich etwas besser fühle, wenn auch trotzdem alle Zimmer noch ein zweites Mal sauber gemacht werden müssen.
Ich schildere hier aber lediglich, was ich so alles tue, es ist keinesfalls eine Beschwerde. Ich liebe die Hitze, auch wenn ich dreimal am Tag durchgeschwitzt bin und duschen muss, und ich liebe es, wenn ich so ums Haus werkeln kann. Das alles fehlt mir zu Hause und trägt zu meinem Wohlbefinden bei. Freue mich allerdings auch schon darauf, wenn ich wieder Exkursionen in die Natur machen kann. Am Dienstagmorgen ist Geocaching geplant.
Das ist der neue Tisch