In meinem Reisehandbuch schreibe ich
Am besten mit den Einheimischen in die Medina eintauchen und sich einfach vom Strom der Menschen treiben lassen. Ohne auf den Weg zu achten geht es immer durch die Gassen, die am vielversprechendsten aussehen. So sprengt man die Grenzen der Touristensouks und kann den Handwerkern bei ihrer Arbeit zusehen, sieht den Metzger am frühen Morgen seine Fleischstücke aufschichten oder den Bäcker seine hauchdünnen Pfannkuchen zum Frühstück über tönernen Gefäßen backen. Hier wird man von den Händlern freundlich und uneigennützig gegrüßt, denn sie wissen, dass man wohl keine Unterwäsche oder Billigschuhe bei ihnen kaufen wird. Männer mit schwerbeladenen Eselskarren bringen den Nachschub, denn LKWs passen nicht in die engen Gassen. …
Und wenn die Füße wehtun und man zurück zum Hotel möchte, bekommt man von den freundlichen Händlern, die keine Touristenware anbieten, die beste Auskunft. Lassen Sie sich einfach wieder den Weg zurück zum Platz R’Cif weisen oder zu jedem anderen Medinaausgang, der gerade in der Nähe ist. Ein Taxi bringt sie für weniger Geld wieder ins Hotel, das ein Führer gekostet hätte, und Sie haben einen herrlichen, relaxten Medinabesuch genossen. Ob da nun ein Teppichgeschäft dabei war oder nicht liegt ganz an Ihnen selbst. Und zu den bekannten Sehenswürdigkeiten kommt man ganz von selbst.
Und genau daran habe ich mich heute wieder gehalten. Wenn man versucht, den Weg einzuhalten, eine bestimmte Sehenswürdigkeit zu suchen, ist das nur Stress. Aber einfach durchbummeln das macht Spaß, man sieht unglaublich viel und heim kommt man immer, notfalls mit Fragen. So kam ich auch irgendwann am Platz R’Cif an. Dort liegt das Palais de Fes, altbekanntes Teppichhaus, Restaurant und Gästehaus von Azzedine Tazi, den ich aus früheren Jahren gut kenne. Aber nun war ich schon lange nicht mehr dort und wollte ihn mal wieder aufsuchen. Und es war wie immer schön. Es hat sich kaum etwas geändert, Tazi hat nur noch ein weiteres Riad hinzugekauft, ein wahrer Palast, wo eine der Suiten sogar einen Jacuzzi im Boden eingelassen hat. Und schließlich lädt er mich zum Mittagessen ein, oben auf der Terrasse, wo man einen herrlichen Blick auf die Altstadt von Fes hat und dadurch ganz abgelenkt wird vom köstlichen Mahl. Doch sollte man sich unbedingt darauf konzentrieren, denn wer die Nase voll hat vom oft fade gewürzten Tajine und Couscous Allerlei, der erfährt in Fes, und besonders im Dar Tazi, ein ganz besonderes Erlebnis. Ich habe den Salat als Vorspeise bestellt und vor mich werden dann Schälchen um Schälchen aufgetischt, viel zu viel für nur eine Person. Das deutsche Paar, das dann auch auftaucht, macht es geschickter, sie bestellen diese Salatplatte für nur eine Person und werden beide davon satt. Die frittierten Auberginen waren das allerbeste, sehr gut gewürzt mit Honig und Zimt, einfach köstlich. Und dann kommt noch ein großer Teller Linsen, die esse ich so gerne. Die Lammspießchen danach können mich da nicht mehr so begeistern wie die Vorspeise. Aber dafür gibt es mit den Münchnern, die zwei Wochen mit dem Mietwagen unterwegs sind, ein nettes Gespräch.
Es ist ganz schön heiß in Fes, was sich in der Kessellage immer drückend anfühlt. Und so bin ich auch einigermaßen geschafft, als ich im Riad ankomme. Dort jedoch wartet eine nette Überraschung auf mich, die Masseuse des Hauses. Und das ist genau das richtige an so einem Tag, eine richtig gute Vollmassage zur Entspannung.
Ach, was geht es mir heute wieder so gut!