Der Ärger in Foum Zguid vor einigen Tagen geht mir noch ziemlich nahe. Den Streit mit Bari alleine hätte ich ja noch verkraftet, aber wenn sich dann noch eine Kollegin einschaltet und mir zu verstehen gibt, dass ich mich hier praktisch kostenlos einniste, weil ich Reiseführer schreibe, dann geht mir das nahe, weil es in diesem Fall einfach nicht stimmt. Ich komme schon so lange nach Marokko und habe aus dieser Zeit sehr viele, sehr alte Freunde. Ob ich nun Bücher schreibe oder nicht, diese Freunde laden mich ein. Sie betteln manchmal richtig darum, dass ich komme, dass ich mir ein paar Tage Zeit nehme, dass ich bei ihnen bleibe. Naji ist solch ein Freund. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer, die ich alle kennenlernte, als sie noch lange kein Hotel besaßen. Hassan aus Skoura ist so einer, Abdou natürlich, Ali Mouni, Ali in Tinerhir und viele andere. Mit allen diesen Leuten bin ich seit langem befreundet und es ist für die marokkanische Gastfreundschaft selbstverständlich, dass ich bei ihnen wohnen kann, wenn ich im Ort bin. Ich versuche, es nicht zu oft zu machen, zum Beispiel nicht jedes Jahr zu den gleichen Leuten zu gehen, obwohl sie sich dann beschweren, wenn sie hören, dass ich da war ohne bei ihnen vorbei zu kommen, dann bekomme ich Anrufe, ob ich sie denn gar nicht mehr mag.
Dann gibt es natürlich Fälle, wo ich bei meiner Recherche zu einer netten Auberge komme, sie besichtige, es ist Nachmittag und der Besitzer lädt mich ein, über Nacht zu bleiben, um so das Hotel besser kennen zu lernen. Das ist Geschäft, das hat nichts mit Freundschaft zu tun, da werde ich wirklich einzig und allein eingeladen, weil ich Reisebücher schreibe.
Und dann gibt es noch eine andere Art des Hotelbesuchs. Mein Freund Abdou hat eine große Agentur und kann nicht immer und überall die Hotels selber testen. Vor allem möchte er manchmal auch die Meinung eines Nicht-Marokkaners haben, weil seine Kunden ja meist keine Marokkaner sind. Und deshalb wird hier und da von der Agentur für mich dort ein Zimmer gebucht und ich gebe meine Meinung dazu ab.
Ganz interessant war der heutige Fall. Der Inhaber des Camping Erkounte bei Mirleft, ein neuer Platz, der sich sehr schnell in der Beliebtheit bei den Kunden durch seinen freundlichen Empfang und seine super Ausstattung an einen der ersten Plätze gesetzt hat, kauft manchmal meine Bücher an, um sie im Laden weiterzuverkaufen. Ich rief ihn an und fragte, ob er Bücher braucht, dann würde ich vorbei kommen. Dabei fragte ich, ob ich über Nacht bei ihm bleiben könne, denn ich erinnere mich, dass es hübsche kleine Zeltchen gibt. Er sagte zu.
Durch die schlimme Erfahrung in Foum Zguid wurde ich aber total unsicher. Ich glaubte in seiner Stimme zu hören, dass er das nicht gern getan hat, fühlte mich wirklich als der Schmarotzer, als den ich hingestellt wurde, und bekam Gewissensbisse. Zusätzlich gibt es in Mirleft eine Auberge mit Camping, an der ich nie den richtigen Ansprechpartner gefunden hatte, über den ich keine korrekten Kontaktdaten habe, und ich buchte kurzentschlossen ein Studio auf diesem Platz, es war sehr billig, mit Küche und Bad 200 DH.
Doch zunächst ging es nach Erkounte. Der Besitzer strahlte schon von weitem, als er mich sah, aber noch mehr war ich überrascht, als mir Camper vom Platz freundlich zuwinkten. Oje, mein Gedächtnis. Habe ich die Leute schon getroffen? Nein, es stellte sich heraus, dass der Chef ihnen ganz freudig und erwartungsvoll erzählt hat, dass ich komme und dass er mir sein bestes Apartment bereit hält. Oje, nun war ich in der Zwickmühle. Er hat sich wirklich gefreut, mich hier zu behalten, ich habe das andere gebucht und muss mich dort sehen lassen. Auch die Deutschen erzählten, wie sehr er sich auf meinen Besuch gefreut habe. Habe versucht, eine Kontakttelefonnummer für Mirleft zu bekommen. Keine Chance. Auch Email über Booking half nicht. Zusammen mit den Deutschen ließ ich mir aber erst einen Couscous schmecken, immerhin ist Freitag. Das Essen in diesem Restaurant ist einfach vorzüglich, die Portionen riesig und super billig. Als ich den Teller der deutschen Frau sah bestellte ich eine halbe Portion, und selbst die konnte ich nicht aufessen. Okay, Maria hatte mir zuvor in Sidi Ifni schon ein Croissant spendiert.
Dann fuhr ich nach Mirleft, um die Unterkunft zu besichtigen. Was für ein Unterschied. Okay, natürlich auch im Preis. In Mirleft gibt es viele sehr billige Unterkünfte, es ist immer noch ein Ort für Aussteiger und junge Leute mit wenig Geld. Es war klar, dass ich mich dort fehl am Platz gefühlt hätte. Aber Abdellah, der Chef, war sehr nett, er zeigte mir alles, auch mein Studio, und er machte mir das anständige Angebot, nur 100 DH zu zahlen. Das nahm ich gerne an und fuhr zurück in mein schönes Apartment in Erkounte. Und ja, ich bin eingeladen.
Noch Fragen?