Für die Aktualisierung meines Buches fahre ich diesmal in den Osten Marokkos. Obwohl ich über diese Region einen Extra-Band herausgegeben habe und es dort wunderschön finde, fahre ich nicht gern hin. Es mangelt einfach an touristischer Infrastruktur und auch an dem Know-How, wie man sich um Touristen kümmert. Ideal ist der Osten Marokkos dagegen für die Wohnmobilfahrer. Hier finden sie eine wundervolle Landschaft ohne jede Belästigung und herrliche Möglichkeiten zum Freistehen, denn Campingplätze gibt es so gut wie nicht.
Mohammed Allal ist mein Ansprechpartner für Iche. Seit Jahren kontaktiert er mich und bittet, dass ich doch wieder mal vorbei schaue, es hätte sich so viel getan in Iche. Und schließlich sei ich es ja gewesen, die den Tourismus in Iche gefördert habe durch meine Sonderausgabe. Vorher kannte niemand den Ort, auch die Marokkaner nicht. Diesmal schiebe ich es also ein. Gern tue ich es nicht, denn ich wohne gerne angenehm und weiß, das ist dort nicht möglich.
Schon seit Jahren erzählt mir Mohammed, dass die Dorfgemeinschaft ein Gästehaus erbaut hat, sogar mit Pool. Darauf könnte ich mich ja freuen, aber nicht so richtig. Irgendwie habe ich meine Zweifel. Seit einer Woche war mein Besuch angekündigt und Mohammed hat mir gesagt, ein Zimmer sei für mich vorbereitet. Ich fahre also über 400 km auf der immerhin sehr schnellen Straße und erreiche Iche gegen 14 Uhr, nicht ohne zuvor xmal von Mohammed angeschrieben worden zu sein, wo ich denn wäre. Als ich eintreffe lädt er mich in sein neues Haus, zuvor hat er im alten Ksar gewohnt, und stellt ein Mittagessen auf den Tisch. Das ist ja nett. Ich sage, dass ich vorhabe, zwei Tage zu bleiben. Irgendwie schluckt er, ich weiß nicht recht warum. Er meint nur, so viel gäbe es ja nicht zu sehen. Was eigentlich nicht stimmt, es gibt eine Menge zu sehen, aber das meiste kenne ich schon. Dann führt er mich zu meiner Unterkunft. Auch das ein neues Haus, er ist an seines angebaut und soll an Gäste vermietet werden. In einem Raum ein alter Stuhl, ein Plastiktisch und ein schmales Bett. Was wenn ein Paar kommt? Vielleicht wurde das Bett für mich erst rein gestellt. Darauf ein Betttuch hingeworfen und zwei schreckliche Kissen mit Kunststoffüberzug. Okay, ich habe Betttuch und Kissen im Auto, geht schon. Das Klo ist zwar überraschenderweise sauber, aber es ist ein Stehklo. Das fällt mir doch etwas schwer. Dazu ein Waschbecken, keine Dusche. Dafür gibt es einen Wassereimer. Aber dann die Küche. Der Wasserhahn dort ist abgebrochen, geht nicht, und auf der Spüle liegen Abfälle rum, die sicher schon wochenlang da sind. Knoblauchzehen und Zwiebel fallen zusammen, als ich drauf drücke. Als ich später Mohammed andeute, wie schmutzig es war, entschuldigt er sich, er hätte ja keine Zeit gehabt. Ich habe dann mit den wenigen Mitteln, die da waren, sauber gemacht, es dauerte nicht mehr als 10 Minuten. Gut, er wusste ja erst seit einer Woche von meinem Besuch. Hat Zeit genug gehabt, mich xmal anzuschreiben. Hätte sauber machen können, als die letzten Gäste vor Monaten abgereist sind.
Dann aber zeigte er mir die von der Gemeinde gebaute Auberge. Ein schönes Haus von außen, es hat sogar einen Pool, aber es ist kein Wasser drin und die Kacheln fallen bereits ab. Und es ist noch geschlossen. Man hätte kein Geld für Möbel. Aber bald, bald. Das sagt er schon seit Jahren. Dann zeigt er mir ein Haus, das ein Maison d’Hote werden soll. In spätestens drei Wochen sei es fertig. Das Haus ist Baustelle, von Arbeitern keine Spur, der Garten, der mal Camping werden soll ist voller Müll und Bauschutt. Vielleicht im nächsten Jahr, aber nur vielleicht. Das ist einfach das Problem in Iche, sie haben wundervolle Naturressourcen, aber keine Ahnung vom Tourismus.
Mohammed zeigt mir dann noch Felsgravuren. Es gibt sehr viele um Iche und Figuig herum, mehr als an anderen Orten. Einige hatte ich schon gesehen, diese nicht. Sie sind wunderschön, und auch die Landschaft, in der sie liegen. Es gäbe so viel schönes hier. Trotzdem stimme ich Mohammed zu, dass eine Nacht vollkommen reicht. Das neue Fenster in meinem Zimmer hätte ich zwar öffnen können, aber der Rollladen davor ließ sich nicht bewegen und hätte keine Luft gebracht. Also habe ich die Tür aufgelassen, einige Dinge davor gestellt, die Lärm machen, falls jemand reinkommt. Aber das ist wieder das Gute am Osten, die Menschen sind ehrlich und zurückhaltend. Fahrt in den Osten, es ist schön, aber nur mit eurem eigenen Schlafzimmer.
Und auch die gute Piste, die von Iche nach Figuig führt, zeigte eine herrliche Landschaft, vor allem für mich im Morgenlicht glänzte sie goldgelb. Ein Traum. In Figuig dann gibt es einige Gästehäuser, und dennoch will ich nicht bleiben. Ich will nach Hause!!!! Nach Hause bedeutet nun für mich ins Tal des Ziz und Merzouga, hier warten schon viele Freunde auf meinen Besuch.