Heute hatte ich ein längeres Telefongespräch mit Abdou, alter Freund und Reiseveranstalter in Marokko. Er ist glücklich, nach 3 Monaten des Lockdowns nun endlich wieder einmal in einem Cafe zu sitzen und zu frühstücken. Ich möchte vorausschicken, dass alles, was ich hier berichte, auf Hörensagen beruht, ich habe keine gesicherten Fakten oder Quellen dafür.
Auch in Marokko gab es staatliche Hilfen für die Menschen. So hat ein Großteil seiner fest angestellten Mitarbeiter ein Überbrückungsgeld vom Staat bekommen und Abdou hat noch etwas drauf gelegt. Die Familien im Süden, die wegen ausbleibender Touristen ja keine Einkünfte mehr hatten, haben monatlich 1200 Dirham bekommen, damit sie Nahrungsmittel kaufen können. Abdou sagte, zum Glück verfügt Marokko ja über genügend Nahrungsmittel, so dass niemand hungern muss. Und dieses Hilfsprogramm führt er auf den König zurück, nicht auf die Regierung.
Er selbst hat die Zeit genutzt, um sein Lieblingsprojekt White Camel weiter auszubauen. In den allerersten Wochen war es nicht möglich, dort zu arbeiten, aber danach konnte er doch bauen, immerhin liegt es außerhalb von Marrakech in freier Natur. Er hat ein zusätzliches Haus errichtet für einen Spa mit Hammam und ich kann es kaum abwarten, das zu sehen (und zu nutzen). Ich füge euch ein Video vom weißen Kamel an, das ich letzten November gedreht habe. Ihr könnt davon ausgehen, dass es jetzt noch viel schöner ist.
Inzwischen sind also Geschäfte, Restaurants und sogar die Hammams wieder geöffnet. Das White Camel will ab 11. Juli wieder Gäste empfangen. Es gibt schon Flüge, die hauptsächlich dazu dienen, die vielen Marokkaner, die wegen Corona in Europa gestrandet sind, heim zu holen. Diese Leute sollen nach Ankunft für eine Woche auf Staatskosten in Hotels untergebracht werden. Die Infiziertenzahlen steigen in den letzten Tagen, einfach weil zur Zeit massiv getestet wird. Angestellte im Tourismussektor, auch Abdous Chauffeure werden getestet. Trotzdem oder gerade deshalb hofft Abdou, dass ab 11. Juli das Land wieder für Touristen geöffnet wird. Ich habe mal geschaut und einfach so nach einem Flug Frankfurt – Marrakech für den 22. Juli gesucht. Ryan Air hat nichts, aber auf der Seite von Royal Air Maroc wird mir ein Flug von AirFrance angeboten mit Umsteigen in Paris. 300 Euro sind durchaus korrekt dafür.
Mein Plan ist es, so bald als möglich für 2, 3 Wochen nach Marokko zu fliegen und zu erkunden, wie die Situation ist. Natürlich werde ich dann berichten. Natürlich habe ich auch die Seite des Auswärtigen Amtes aufgerufen, um zu sehen, was die über Marokko schreiben. Zwar weiß ich, dass die Reisewarnung für alle außereuropäischen Staaten noch bis Ende August gilt, egal, ob sie nun kaum Infizierte haben oder nicht, aber entsetzt war ich schon, zu sehen, dass das AA noch nicht einmal die augenblickliche Lage kennt. Für sie ist das Land immer noch unter einer Ausgangssperre. Natürlich habe ich gleich geschrieben, aber ob das Erfolg hat? Die Reisewarnung bedeutet natürlich auch, dass alle aus Marokko zurück kommenden Reisenden 14 Tage in Quarantäne müssen. Was natürlich nicht mit der Urlaubsreise eines Arbeitsnehmers zu vereinbaren ist. Ich würde mir wünschen, dass diese Warnungen nach der realen Situation ausgesprochen werden und nicht nach politischen Rücksichten. Ist aber so viel einfacher für die guten Leute, einfach alle unter einen Kamm zu scheren, warum soll man sich die Mühe machen und Einzelfälle anschauen.
Ich rechne schon damit, dass so einiges, was man kennt und liebt, geschlossen sein wird, die Krise nicht überstanden hat. Eines der ersten Opfer ist unsere liebe Susanne in Tetuan, die ihr schönes Restaurant mit Stellplatz leider schließen musste. Ich drücke einfach allen unseren Freunden die Daumen, dass sie irgendwie durch diese Krise kommen werden und es bald wieder aufwärts geht.