Navigation im Laufe der Zeit

Die Art der Navigation hat sich im Laufe der Zeit sehr stark verändert. Auf meinen ersten Reisen in den 1980ern benutzte ich Karte und Kompass. Da eine normale Straßenkarte keine Längen- und Breitengradlinien eingetragen hat, haben wir damals TPC-Fliegerkarten im Maßstab 1:500.000 gekauft, eine sehr aufwändige Sache, denn man brauchte gleich fünf davon, um ganz Marokko abzudecken. Und wenn man dann nach diesen Karten fuhr, kam es recht häufig vor dass man sich verfuhr. Was aber gerade bei mir zu sehr interessanten Abenteuern führte, die ich heute noch gerne erzähle.

Um das Jahr 1990 kam eine riesige Neuerung, die wahrscheinlich heute kaum noch jemand kennt: der Bosch-Carpilot. Das kleine Gerät mit Display musste von einer Werkstatt eingebaut werden, da es die Information, wie weit man gefahren ist, von den Rädern her bezog. Dazu gab es eine Antenne außen am Fahrzeug, die mit den Satelliten verbunden war. Man gab die GPS-Punkte seines Ziels ein und bekam immer die direkte Linie bis dorthin angezeigt, Straßenkarten waren darin noch nicht untergebracht. Wenn man dann an eine Kreuzung kam, konnte man anhand der Luftlinie entscheiden, in welche Richtung man abbiegen sollte. Die Fliegerkarten waren immer noch nötig, um sich die Koordinaten des gewünschten Zieles zu suchen. Es gab ja noch nicht mein Reisehandbuch, wo all dies bequem aufgezeichnet war.

Im Jahr 1994 war meine erste Reise mit dem neuartigen Garmin-GPS. Man hatte viel davon gehört unter Saharafahrern, aber es war nicht so einfach erhältlich. Die Firma Därr in München war darauf spezialisiert, Klaus Därr bot damals sogar eine telefonische Beratung an, denn dies war doch recht neu und unbekannt. Aber es war toll. Diese ersten Geräte hatten auch noch keine Karten, auch sie zeigten nur Luftlinie an, aber das war schon wesentlich genauer, der eigene Standpunkt klar zu erkennen.

1992 kam mein erster Reiseführer heraus, damals im Werner Rau Verlag, Stuttgart. Von Koordinaten natürlich noch keine Spur und selbst in der zweiten Auflage 1995 benutzte ich mein nagelneues Garmin-GPS-Gerät noch nur für mich selbst. Doch schon bald war klar, diese Punkte müssen veröffentlicht werden, sie waren gerade zum Finden der Campingplätze sehr wichtig. Denn während vorher fast nur Reisende mit Geländewagen im Land waren, Marokko bestand ja noch zum großen Teil aus Pisten, so ging es Ende der 1990er so richtig los mit den Wohnmobilen. Die Zeitschrift Reisemobil hatte einen Artikel gebracht über Spanien-Überwinterer, die aus Neugierde mal nach Marokko übersetzten und so fuhren nun immer mehr Camper nach Marokko. Und brauchten genaue Informationen über Campingplätze, mein Buch war dort empfohlen. Im Rau Verlag erschien 2002 meine neue Auflage, die endlich die GPS-Koordinaten enthielt. Ich fuhr ja Jahr für Jahr nach Marokko und erhielt neue Informationen, aber der Verlag wollte nicht so häufig neue Auflagen drucken. Also entschied ich damals, auf eigene Kosten eine CD nur mit Campingplätzen zu machen und sie anzubieten. Das kam ganz gut an, aber Herrn Rau war dies überhaupt nicht recht. Die Zusammenarbeit wurde immer schlechter.

Und so gründete ich dann im Jahr 2006 meinen eigenen Verlag und konnte tun und lassen, was ich für richtig hielt. Und natürlich gab es einen gesonderten Campingführer, der zu jedem Campingplatz die GPS-Koordinaten enthielt. Es war dann ziemlich einfach, dorthin zu finden.

Diese ersten GPS-Geräte hatten lediglich eine Antenne, um die Satelliten zu finden, aber kein Kartenmaterial. Das kam erst so langsam und damit die Navigationsgeräte für das Auto. Nun säuselte uns eine nette Stimme ins Ohr wohin wir zu fahren hätten. Die GPS-Punkte waren nicht mehr so wichtig, die Adresse genügte. Natürlich hatten die in Europa gekauften Geräte nur Karten für Europa und nicht für Marokko, die musste man entweder zukaufen oder im Internet kostenlos herunterladen. Es war nicht immer einfach, die auch auf dem Gerät zu installieren, häufig brauchte man Hilfe.

Google-Maps

Noch bis 2019 nutzte ich dieses System. Erfolgreich. Doch dann kam Corona und Marokko war geschlossen für uns Reisende. Zwar konnte man schon 2022 wieder hinein, aber der Schock hielt noch viele davon ab, auch mich. Erst 2023 kam ich nach vier Jahren wieder ins Land, schaltete mein Garmin-Navi mit der uralten Karte ein und war überhaupt nicht mehr zufrieden. Eine neue Entwicklung hat die Navigation mal wieder komplett umgewälzt. Google-Maps! Und die kommen völlig ohne Koordinaten aus, brauchen aber eine Anschrift oder den Namen eines Hotels oder Campingplatzes oder Sehenswürdigkeit. Für den Besitzer ist es also wichtig, dass er selbst dafür sorgt, dass sein Unternehmen in Google-Maps steht.

Ich war ziemlich überrascht. Natürlich ist es 2023 nicht einfach so explodiert, aber wegen Corona war ich kaum Auto gefahren, hatte es aber natürlich mit dem Fahrrad genutzt. Google-Maps kann zwar spezielle Fahrradwege aufzeigen, aber die sind nicht immer gut, in Wiesbaden z.B. führt es mich zu einer 20 Stufen hohen Treppe. Aber für Autos ist Google-Maps richtig gut. Es hat ganz aktuelle Informationen, vor allem auch über Baustellen, und zeigt immer den schnellsten Weg. Zumindest in Europa. Ist aber auch in Marokko um Längen besser als das alte Straßennavigationsgerät im Auto.

Was Google-Maps natürlich nicht zeigt in Marokko, ist der Straßenzustand und ob ich das mit dem Wohnmobil fahren kann. Und natürlich auch nicht, was es rechts und links der Strecke zu sehen gibt und ob nicht vielleicht die längere Route die schönere Landschaft zeigt. Deshalb ist das gute alte Reisehandbuch immer noch wichtig. Gerade die jungen Menschen reisen heute komplett mit Apps auf dem Smartphone und wissen gar nicht, was alles ihnen an wichtiger und interessanter Information am Wegesrand entgeht.

park4night

Aber auch im Bereich Campingplatz finden hat sich eine neue Entwicklung ergeben, auch hier gibt es nun eine App: park4night. Ich habe sie nun ausführlich getestet. Wie schon bei Google-Maps ist auch diese App eine Konkurrenz für meinen gedruckten Campingführer, keine Frage. Aber sie ist doch anders. Sie ist sehr auf das Parken ausgerichtet, wenn man also irgendwo unterwegs ist, vor allem auch in einer Stadt, kann man sehr gut den nächsten Parkplatz finden. Natürlich sind auch Campingplätze enthalten. Aber nicht alle. Ich denke, wer ein richtiges Buch in der Hand hat ist auch weiterhin sehr gut bedient damit. Die App ist gut, wenn man vor Ort ist und was sucht. Das Buch ist gut für die Planung zuvor. Wo will ich denn heute hin? Man blättert durch und schaut, was einem gefällt. Das ist einfacher, als sich im Internet durchzuklicken.

Fazit: Ich denke Google-Maps und das Reisehandbuch sind weiterhin eine ideale Kombination ebenso wie park4night und mein Campingführer.