noch 21.1. Skoura zum zweiten

Heute muss ich bei den Ereignissen ganz hinten anfangen. Wie gut, dass ich ganz allein in der Auberge Chez Talout bin, und niemand mich hört. Denn ich kann gar nicht an mich halten, hier ohne Begeisterungsstöhnen zu essen. Hmh, was schmeckt das gut. Dabei habe ich bisher nur den Salat bekommen. So was gutes, so köstlich. Ich wusste ja, dass man hier gut isst, erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich damals, vor etwa fünf Jahren, zum erstenmal hierher kam. Das Ambiente gefiel mir, ich blieb für eine Nacht, aber als dann das Abendessen serviert wurde, war es um mich geschehen, einfach unbeschreiblich gut. Damals im Sommer gab es kalte Gurkensuppe, heute im Winter warmen Salat, immer passend zur Jahreszeit. Der Clou waren die karamellisierten Quitten. Und dann das Brot! Niemand sonst in Marokko macht das so gut. Einfach ein Gedicht. Und seit ich angefangen habe, Reisen in Marokko zu organisieren, ist dieses Hotel fester Standpunkt für jede Rundreise, die von Marrakech in Richtung Schluchten geht. Eine meiner Kundinnen hat es Palast der Winde getauft. Heute weht zwar kein Wind, aber der Name ist doch sehr passend, Chez Talout liegt auf der Höhe eines an sich kahlen Hügels, aber der Blick, der sich von der Terrasse bietet, ist einfach umwerfend. Ein 360 ° Grad Blick zwischen den Schneebergen des Hohen Atlas und den kahlen Hängen des Anti-Atlas, dazwischen die tiefgrüne Palmeraie mit ihren lehmbraunen Kasbahs.
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Und nun kommt mein Tajine, ich hatte mir Tajine mit Pflaumen gewünscht. Es sind auch noch Aprikosen dabei, aber das wichtigste, es ist noch ein „echtes“ Tajine. Heute werden ja in immer mehr Hotelrestaurants die Zutaten für das Tajine in einem großen Topf gekocht, und dann in kleinen Tajineformen angerichtet. Das hat absolut nichts mit einem echten Tajine zu tun. Ein echtes muss in der Tajineform geschmort werden, und am besten muss es in der Mitte ein ganz klein wenig anbrennen. Das gibt es die Geschmacksabrundung. Inzwischen bekommt man am Straßenrand ein besseren Tajine als in den meisten Hotels. Nicht jedoch im Chez Talout. Hier ist es natürlich perfekt!
Als ich heute Mittag hier ankam erzählte man mir, dass gerade ein Fest zu Ende geht, eines, das bisher in keinem Reiseführer verzeichnet ist. Deshalb rief man mir sofort einen Führer und wir fuhren in Windeseile durch die engen Pisten der Palmeraie. Und schafften es, gerade noch rechtzeitig anzukommen.
Seit vielen Jahrhunderten ist es in der Umgebung von Skoura Tradition, Mouloud, den Geburtstag des Propheten, mit einem Fest zu feiern. Es dauert 8 Tage und findet jeden Nachmittag an einem anderen Marabut statt. Es gibt jeweils eine Art Jahrmarkt, mit Popcorn, Eis und Schlangenbeschwörer. Eine Art Mini-Djemaa el-Fna, nur original. Die dicht gedrängten Zuschauer, Männer, Frauen, Kinder, stammen aus den Dörfern, Touristen gibt es keine. So muss es auf dem Djemaa el-Fna auch zugegangen sein, bevor die Touristenhorden einfielen und sich die Händler und Gaukler ganz darauf eingestellt haben. Die Hauptattraktion ist aber der Schlangenbeschwörer. Zunächst sammelt er Geld ein, seine Kameraden heizen ein mit lauter Musik, und als er genug bekommen hat, öffnet er den roten Holzkasten und lässt die Kobra raus. Und ich habe keine Videokamera dabei, ich könnte mich sonst was!
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Dieses Fest, das heute seinen achten und letzten Tag begeht, hat den Höhepunkt am siebten Tag. Da findet ein großes Moussem statt, mit Musik und Tanz. Schade, ich habe es gerade um einen Tag verpasst. Die religiösen Feste verschieben sich ja jedes Tag um 11 Tage voraus, schade, das bedeutet, im nächsten Jahr ist es gleich nach Neujahr, eine Zeit also, wo die meisten Wohnmobilfahrer noch nicht durch Skoura kommen. Aber wenn doch jemand da ist, die Brüder vom Campingplatz sind gerne behilflich, die Feststätten zu finden, und ich als Touristin wurde freundlich geduldet.

Hinter diesem schönen Tagesausklang verblassen die anderen Aktivitäten, die ich heute gemacht habe. Ich habe vor allem Zaid von der Source Lalla Mimouna noch mal besucht, da es damals so furchtbar geregnet hat und ich auch ein Foto von ihm machen wollte. Das ist also Zaid.
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