Ich habe für nächste Woche wieder einen Vortrag geplant, diesmal über die Unterschiede zwischen Florida Trails und den europäischen Radwegen. Ein großer Unterschie ist, dass es in Florida meist durch die freie Natur geht und nicht wie in Europa Essen und Trinken entlang des Weges verfügbar sind. Alles ist vorbereitet.
Und dann komme ich zum Pinellas Trail. Ausgerechnet auch noch an einem Wochenende. Wirft meinen ganzen Vortrag über den Haufen. Was hier abgeht ist unglaublich, und ich meine es in einem positiven Sinne. Erinnert mich ein wenig an Frankfurts Mainufer. Alles was Laufen und Radfahren kann ist an der frischen Luft, der schöne breite Weg voller Menschen, nette Restaurants wechseln sich ab mit kleinen Brauereien, von McDonalds und anderen Fastfoodketten keine Spur.
Der ganze Trail ist 75 km lang, gesicherter Radweg mit vielen Kreuzungen, wenn es große Straßen sind mit Fußgängerbrücke, wenn es kleinere sind mit Überwegen, die auf Knopfdruck durch ein Blinklicht gesichert sind. Und während im übrigen Florida Autofahrer sich absolut nicht um uns arme Radfahrer scheren, uns oft auch zu Tode fahren, ist es hier am Pinellas völlig anders. An meinem Geburtstag im Jahr 1990 wurden die ersten 5 Meilen eröffnet auf einem stillgelegten Bahnkorridor und seitdem entsprechend ausgeweitet. Der Weg führt mitten durch die Orte und wird sehr stark genutzt. Deshalb haben sich die Autofahrer hier in den 30 Jahren daran gewöhnt, sind sehr viel sorgsamer und stoppen schon vor dem Trail, um vorsichtig zu schauen, ob sich ein Radler oder Fußgänger nähert.
Aber auch wir Radfahrer müssen vorsichtig sein, weil einfach so viele Menschen unterwegs sind. Das Highlight der Strecke geht über 15 Meilen von Tarpon Springs über Dunedin bis nach Clearwater, dort bleibt keiner hungrig und durstig, ein Lokal am anderen, und alle hübsch. Manchmal gibt es sogar Musik, und der einsame Musiker am Uhrenturm in Dunedin ist auch mit dem Rad angereist. Ganz witzig auch das Kafe Racer. Das ist ein Bike Shop (ein Geschenk des Himmels, falls unterwegs was am Rad kaputt geht), aber dazu gibt es ein schönes Café, wo man auch im Garten sitzen kann.
Ich habe den Trail in mehreren Etappen gemacht, was aber auch bedeutet, ich muss jeweils hin und zurück die gleiche Strecke fahren. Ab und an habe ich meine Unterkunft gewechselt und bin zuletzt in Largo untergebracht. Dazu muss man sagen, dass es irgendwie doch gut ist, dass es inzwischen AirBnB gibt, also Privatunterkünfte, die man über eine Internetseite buchen kann. Wäre ich allein auf die Hotels angewiesen würde ich meist nichts am Rande der Trails finden und auch viel mehr zahlen. Aber mein Zimmer in Largo ist tatsächlich nur 100 m vom Pinellas Trail entfernt. Am Anreisetag hatte meine Radtour hier geendet, musste natürlich zurück, um das Auto zu holen, aber am nächsten Tag standen dann die 21 Meilen nach St. Petersburg auf dem Plan. Natürlich auch zurück!