Heute endlich war es soweit, die große Radtour. Während ich selbst ja nicht unbedingt kapiere, warum man sich unbedingt einer geführten Radtour gegen Registrierungsgebühr anschließen sollte ist das hier doch recht häufig. Auch 10 km Läufe sind häufig gegen eine Gebühr, die meist für einen guten Zweck bestimmt ist. In diesem Fall ging es um eine Radtour, um die Initiative St. Johns River-to-Sea Loop zu unterstützen. Das ist ein großes Projekt, das einen 260-Meilen Rundweg beinhaltet, der aber noch im Aufbau ist und 2025 fertig sein soll. Ob ich da noch auf dem Fahrrad sitze?
Ich hatte mich als Volunteer bereit erklärt. Maggie ist die Präsidentin des Clubs, der diese staatliche Initiative unterstützt. Der Spring-to-Spring Trail ist ein Teil der Strecke, der weitgehend fertig gestellt und landschaftlich sehr schön ist. Ich muss Maggie sehr loben, sie hat wirklich sehr viel Arbeit in die Organisation gesteckt, wenn auch von vielen Freunden unterstützt. Es gab 3 Streckenlängen, 25 und 55 Meilen … und … 8 Meilen. Ich hatte die Ehre, eine der Touren zu führen, und nun ratet mal welche? Natürlich die 8 Meilen.
Ich lag ja sowas von daneben
Wir hatten genaue Guidelines, die beschrieben, was die Aufgaben des Führers sind. Zum Beispiel darauf zu achten, dass wir Entgegenkommende freundlich grüßen. Dass wir nicht mitten auf dem Pfad anhalten. Natürlich einen Helm auf dem Kopf haben (den ich zunächst vergessen hatte und für den ich noch ein Stück zum Auto zurückfahren musste). Und natürlich eine Teilnehmerliste, die auch den Sweep enthält. Was ist ein Sweep, fragt ihr euch jetzt sicherlich genauso wie ich. Das ist ganz einfach der Schlussmann, der darauf achtet, dass keiner zurückbleibt. Und in der Liste stand sein Name, Jason Aufdenberg. Mich traf, ganz ehrlich, der Schlag, als ich ihn sah. Anfang 50, fettiger Pferdeschwanz, gammelig angezogen. Aber der Höhepunkt war sein Rad. Ein winziges zusammenfaltbares Rad.
Na gut, während der Tour hatte ich ja keine Berührungspunkte mit ihm, er ganz hinten, ich ganz vorn. Unsere Strecke war hügelig, man glaubt es kaum in Florida, und die drei Kinder, die dabei waren, hatten einfache Kinderräder ohne Gangschaltung. Deshalb hielt ich mehrmals an, damit wir alle zusammen waren, aber die Strecke war ja nur kurz. Als wir im Bluespringspark ankamen war von den anderen natürlich noch keine Spur. Am Morgen waren zunächst die 55 Meiler aufgebrochen, nach 15 Minuten die 25er, und die aufgeteilt in 2 Gruppen, denn es war die höchste Teilnehmerzahl. Alles in allem gab es etwas 50 zahlende Radler. Wir waren dann die letzten, die ja immer die ersten sein werden. Im Park wollten wir zunächst die Manatees sehen, aber es ist jetzt im März doch schon recht warm, der Park hat ab 15. März wieder für die Schwimmer aufgemacht und die Manatees waren abgerauscht. Dabei hatte ich doch für die Kinder so viele schöne Fragen vorbereitet, die ich neulich mit Ashley zusammen erarbeitet hatte. Auch hier wieder zeigte es sich, dass Kinder ganz begierig darauf sind, solche Fragen zu beantworten, und es gab natürlich für annähernd richtige Fragen kleine Geschenke. Wie schwer wird so ein Manatee? Eine Sechsjährige: 30 Pound. War am nächsten dran an den richtigen 1200 Pound und sie suchte sich stolz ein Geschenk aus.
In einem Pavillon hatten Maggie und ihre Helferlein ein kleines Buffet mit Hotdogs und Salaten aufgebaut und eine Outdoor Ausrüstungsfirma verteilte Werbegeschenke. Und ich kam mit meinem Sweep Jason ins Gespräch. Und war ja sowas von Baff. Als erstes erfuhr ich, dass er hier in USA, wo ohne Autos nichts geht, ein autoloses Leben führt. Das kleine Rad hat er deshalb, weil er es überall hin mitnehmen kann und er benutzt öffentliche Verkehrsmittel, obwohl es die ja wenig gibt. Und was ist sein Beruf? Nein, kein Gammler oder Looser, er ist Professor für Astrophysik an der berühmten Embry Riddle University.
Da hatte ich nichts mehr zu sagen. So schnell werde ich mir keine Meinung mehr über Menschen bilden.
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