Seit der letzten Reise ist mehr als ein Jahr vergangen, ungewöhnlich für mich, aber es lag daran, dass ich meine Zeit in Marokko vom Frühjahr auf den Herbst verschoben habe, weil der Ramadan nun immer mehr in das Frühjahr hinein rutscht. Am 3.9. um 15 Uhr ging es los in Taunusstein und am 6.9. um 17 Uhr war ich auf marokkanischem Boden, trotz einer Autopanne. Ich bin wieder die volle Tour gefahren bis nach Tarifa. Unterwegs auf der Autobahn, in der sehr einsamen Gegend zwischen Murcia und Granada leuchtete dann plötzlich ein rotes Licht auf, Motorleistungs-Fehler. Gleichzeitig sank die Motorleistung rapide ab. Ich war gerade im Berg, vor mir ein LKW, aber trotzdem schob ich mich auf dem Standstreifen weiter und konnte die nächste Ausfahrt erreichen. Dort gab es ein winziges Restaurant und sonst nichts. Ich rief die Servicestelle meines ACE-Schutzbriefes an und kann davon nur Gutes berichten. Die haben sich super gekümmert, nach 45 Minuten kam ein Abschleppwagen und brachte mich zur 17 km entfernten kleinen Werkstatt in Velez Rubio. Dort sollte nachgeschaut werden, ob sie es machen können, oder ob ich in die nächste Fachwerkstatt muss, 100 km zurück nach Murcia. Ich hatte Glück, das Diagnosegerät zeigte an, der Ölfilter wäre verstopft. Es war 14 Uhr, man versprach, bis 16 Uhr einen Filter zu bekommen. Zwischendurch übersetzte die nette ACE-Dame am Telefon für mich.
Aber dann geschah etwas sehr nettes. Ich bin ja immer in facebook und hatte natürlich über die Autopanne berichtet. Flugs schrieb eine Bekannte, die ich aber noch nie getroffen hatte, sie sei gerade in der Nähe, auf dem Rückweg von Marokko, und tatsächlich eine halbe Stunde später war sie da. Wir hatten so einen angeregten Nachmittag, dass ich nicht mitbekam, dass mein Auto längst fertig war. Ich holte es ab, buchte das nächste Hotel und Esther folgte mir. Es war einfach ein Traum. Velez Blanco liegt oben auf einem Hügel, die Häuser sind auf einer Straßenseite aufgereiht und auf der anderen eröffnet sich eine unglaublich Aussicht auf das ganze Tal. Aber am schönsten, direkt unterhalb der Straße, mit vollem Blick zum Tal, ist ein großer Parkplatz, den Esther dann ganz allein für ihr Wohnmobil hatte. Wir verbrachten den Abend bei Melone, Schinken und Wein und es war einfach toll.
Am nächsten Morgen ging es aber gleich nach Algeciras und zum berühmten Carlos, der fast allen meinen Lesern seine Fährtickets verkauft, weil er einfach gute Preise hat und jeder noch ein Geschenk dazu bekommt. Er konnte auch für mich ein günstiges Ticket ab Tarifa besorgen und um 17 Uhr spanischer Zeit war ich schon auf dem Meer, kam zur gleichen Zeit marokkanischer Zeit dann in Tanger Stadt an. So lange fahre ich schon nach Marokko, aber trotzdem wurde diesmal ein Rekord gebrochen. Die komplette Einreiseprozedur dauerte kaum 5 Minuten. Es waren ja nicht zu viele Fahrzeuge auf der Fähre, ich kam zum Polizeischalter, man wollte den Pass sehen, der ja schon auf der Fähre gestempelt worden war, der Beamte fragte nach dem KFZ-Schein, und gab mir nur eine Minute später eine scheckkartengroße Bescheinigung für mein Fahrzeug. Das Formular von früher braucht nicht mehr ausgefüllt zu werden. Das ist seit diesem Jahr neu und es geht wirklich schnell.
Absolut nicht schnell ging dann der Checkin im Hotel Ramada Encore, aber damit will ich euch nicht langweilen. Und um 19 Uhr stand Thomas Friedrich vor der Tür, den Marokkoreisende mit Wohnmobil natürlich kennen, in meinen Büchern steht viel über ihn. Es folgte ein lustiges Abendessen, wo er mich allen Schleppern als reiche alte Dame andrehen wollte, die dringend einen Mann sucht.