Jihad meint wörtlich „Bemühung“ oder auch „Anstrengung“. Die islamische Tradition kennt sowohl den „kleinen Jihad“ als auch den „großen Jihad“: Der „kleine Jihad“ ist kriegerisch. Er beschreibt den kämpferischen Einsatz zur Verteidigung oder Ausdehnung des islamischen Herrschaftsgebiets. Von militanten Gruppen wird der Jihad häufig als religiöse Legitimation für Terroranschläge oder Befreiungskämpfe verwendet.
Aber heute habe ich mich ganz freiwillig Jihad ausgeliefert. Denn es ist auch ein Name für Männer und so heißt der junge Flight Instructor auf dem Airport von New Smyrna Beach, dem ich mich nun anvertraue. Denn ich möchte mir selbst einen Wunsch erfüllen und mich in die Luft begeben. Mit ihm.
Im Jahr 1997 habe ich in Daytona Beach meinen Flugschein für einmotorige Maschinen gemacht und bin fünf Jahre lang sehr viel geflogen. In Florida und in Deutschland. Doch das endete 2002, seit dem habe ich keine Controls mehr in Händen gehabt. Und als ich neulich nahe dem Daytona Flughafen die kleinen Maschinen hereinkommen sah zur Landung, da regte sich einfach mal wieder der Wunsch, selbst in die Luft zu gehen.
Viel, sehr viel hat sich geändert seit 1997. Damnals ging es nicht nur sehr locker zu auf einem Flugplatz, es war auch viel billiger. Damals habe ich pro Trainingsstunde mit Instructor 68 $ bezahlt, heute kostet es 158 $. Und die Sicherheitsvorkehrungen sind groß. Man kann nicht mehr einfach so auf die Runway spazieren, wie das damals war, alles ist umzäunt und abgesichert. September 11 hat da sehr viel geändert.
Aber auch die Maschinen. Ich hatte mein Training damals immer in einer zweisitzigen Cessna 152 mit sehr einfacher Ausrüstung, natürlich kein GPS. Heute habe ich eine super ausgerüstete Cessna 172, die sogar einen Autopiloten hat. Und keine kleine Flugschule, die aus einem Büro und einem Hangar besteht, sondern eine Flight Academy, wo die Piloten in weißen Hemden herumlaufen und einem Laden, wo man seinen ganzen Flugbedarf kaufen kann. Damals mussten wir zum Laden der Embry Riddle University gehen.
Und dann kommt Jihad. Er war mir sofort sympathisch. Er ist in USA geboren, aber die Familie stammt aus Dubai. Sehr nett und verständnisvoll. Da ich als Pilotin nicht „current“ bin darf ich eigentlich nicht links auf der Pilotenseite sitzen. Aber natürlich setzt er mich sofort dorthin. Keine Panik, er kann natürlich die Maschine auch komplett von rechts bedienen.
Und schon während wir zur Startbahn rollen, nein, eigentlich schon beim Precheck, merke ich, wie viel ich vergessen habe, bzw. wie viel sich inzwischen geändert hat. Er bietet es mir an, aber nein, ich will den Start nicht selbst durchführen und auch später nicht die Landung. Aber in der Luft drehe ich munter meine Turns so wie er es ansagt, und wir haben Spaß. Wir fliegen sogar über mein Wohngebiet, immerhin Charley Airspace von Daytona, wofür wir eine extra Erlaubnis brauchen, und ich kann paar Fotos machen.
Danke Jihad, einen solchen Jihad nehme ich gerne in Kauf.