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Dank Corona Kayak in Schierstein

So ganz langsam hole ich mir Florida nach Hause. Es fiel mir ziemlich schwer, plötzlich nichts mehr zu tun zu haben, den Lebensinhalt zu verlieren. Also muss man sich Ersatzbefriedigung suchen. Das war das Fahrrad fahren und die Anschaffung des eBikes. Wunderschön. Doch irgendwann waren zumindest die Wege in meiner Nähe, die ich ohne Fahrradträger am Auto erreichen kann, abgefahren. Mehr muss her. Oder was Neues. In Florida gab es ja Kayak. Aber doch nicht in Deutschland! Da gibt es die Lahn. 60 km entfernt. Staustufen mit Schleusen ohne Ende. Nur fahren in einer Richtung möglich. Dann wird das Kayak abgeholt und der Mensch muss sehen, wie er zurück kommt. Ein paar Kröten kostet das auch. Nein, irgendwie nicht so richtig schön.

In meiner Verzweiflung und auf die Forderung meines Fitness Trackers, jeden Tag genügend Leistung zu zeigen, ging ich in Biebrich spazieren. Also in einem Ortsteil einer Stadt, in der ich mehr als 4 Jahrzehnte gelebt habe, und direkt am Rhein. Und kam an einem Kanuclub vorbei. Ach, das könnte doch was sein. Alles war zu, aber einen Flyer fand ich. Hoffnungsvoll nahm ich ihn mit nach Hause. Las die Bedingungen durch. Freischwimmer erforderlich!

Nein. So nicht. Natürlich habe ich keinen Freischwimmer, das gab es in meiner Jugend noch nicht, zudem hatte Adenau, wo ich die wichtigen Jahre verbrachte, noch nicht mal ein Schwimmbad. Klar kann ich schwimmen, aber nur Brust und geradeaus, kein Tauchen, um irgendwelche Ringe vom Boden zu holen, und so richtig habe ich auch keinen Drang, mich von einem Brett in die Fluten zu stürzen. Also, aus mit dem Traum.

Dann traf ich meinen Sohn. Und erfuhr zu meinem übergroßen Erstaunen, dass er vor ein paar Jahren mal im Wassersportclub Schierstein war, um zu paddeln. So richtig weit hat er es in diesem Sport nicht gebracht, mir nie davon erzählt und natürlich hat auch er keinen Freischwimmer, hält er sich doch gerade mal eben so über der Wasseroberfläche. Also, das wäre doch was. Samstag bin ich gleich hin, traf einen Kanuten und er meinte, sie würden mich einfach ins Hafenbecken werfen, dann würden sie schon sehen, ob ich schwimmen kann.

Am Dienstag dann sollte die Geschäftsstelle geöffnet sein. Ich mit meinem ausgefüllten Mitgliedsantrag hin. Was ist mit Freischwimmer? Die Sekretärin war platt, noch nie hätte sie jemand danach gefragt. Steht aber doch auf der Internetseite. Der Clubpräsident kam hinzu und schnell war man sich einig, das trifft vor allem auf die jungen Mitglieder zu. Solche ehrwürdigen Semester wie ich tragen für ihr Leben selbst die Verantwortung. Als ich dann noch erfuhr, dass der Jahresbeitrag nur 96 Euro kostet, man dafür so viel und so lange sich ein Kayak nehmen kann wie man möchte, war ich innerhalb von Minuten Mitglied. Warum musste ich mehr als 40 Jahre in dieser Region leben, um das zu erfahren.

Und fahren tat ich dann auch am Freitag. Der Wetterbericht versprach glänzendes Wetter und schon vor 11 Uhr war ich am Hafen. Also, Bootshallen und Kayaks gibt es viele. Hatte auch schnell ein schönes gefunden. Nur, wie bringt man das Ding zum Wasser? Und wie kommt man rein? Sprach ich schon von meinem kaputten Rücken?

Zum Glück kam gerade ein anderer Kanute und half mir bei der Auswahl des Bootes und des Paddels und auch beim Tragen bis zum Wasser. Dann war ich aber erstmal allein mit diesem Gefährt und noch lange nicht drin. Freundin Margitta kam, um mir moralischen Beistand zu leisten oder auch, um mich ins Wasser platschen zu sehen, wer weiß. In Florida steigt man am Rande eines seichten Gewässers langsam ins Kayak, hier ist ein Dock, man setzt zunächst das Boot ins Wasser. Hilfe, wie bloß, das Ding ist schwer. Okay, und dann muss man rein. Irgendwie hatte ich Angst. Dann kam aber der nette Helfer, hielt das Boot fest und ich stieg rein. Dann war alles ganz einfach. Hafen rauf, Hafen runter, zunächst werde ich ja nicht auf den Rhein hinaus fahren mit der Strömung und den vielen Motorbooten, aber dann musste ich ja auch irgendwie wieder raus. Das war schon schwieriger. Eine nette Frau saß am Dock und erbot sich, mein Kayak festzuhalten. Aber so richtig ging es immer noch nicht. Doch dann kamen meine zwei Retter vom Anfang, hielten das Boot fest und zeigten mir, wie ich raus komme. Der eine half mir schließlich, das schwere Boot zurück zum Bootshaus zu tragen. Und schon lag ich mitsamt Boot auf der Nase. Das schwankende Dock ist halt nicht so einfach mit einem unhandlichen Boot. Also irgendwie habe ich mich furchtbar blamiert und kann nur hoffen, dass ich erstens diese zwei Männer nicht mehr treffe und zweitens ich es mit der Zeit auch besser lerne. Aber eins ist klar, allein kann ich kein Boot hin und zurück bewegen.

Und dann habe ich es noch nicht mal geschafft, die Tür zum Klo aufzuschließen und der gleiche Retter musste kommen. Ach, wie peinlich.