Über den Tisch gezogen

Am Abend kam ein deutsches Paar in die Kasbah Sahara Services. Ich dachte, aha, Übernachtung und Wüstentour. Aber ein kurzes Gespräch ergab, dass sie nur übernachten wollten, eine Wüstentour hatten sie zuvor in Zagora gebucht auf Empfehlung der letzten Pensionswirtin in Agdz, Miriam vom Chant de Palmier. Sie sollten zu Youssef Hamo gehen, er habe eine kleine Agentur und gibt gute Preise.

Das kann ich 100% bestätigen. Es sind super gute Preise – für ihn. Er hat für eine Tour mit Aufbruch am Vormittag, 2 Stunden Kamelreiten, Weiterfahrt mit 4×4 zum Erg Chegaga, Übernachtung im Standard Biwak mit 3 Mahlzeiten für die Beiden 350 Euro verlangt. 120 Euro hat er mal sofort kassiert, 230 Euro sollten dann in Ouled Driss an den Chamelier gezahlt werden.

Bei Abdou in Sahara Services, aber eigentlich auch bei fast allen Agenturen in Mhamid, kostet eine solche Tour für zwei 170 Euro. Gleiche Leistungen. Das Paar hat mir total leid getan, so über den Tisch gezogen worden zu sein. Ich ließ mir die Nummer von Youssef geben, fragte scheinheilig nach einer solchen Tour und nach dem Preis. Zunächst wollte er nicht richtig damit raus, wollte wissen, in welchem Hotel ich sei und mich dort treffen. Schließlich hieß es, es seien noch zwei deutsche Touristen am Morgen für die Tour da und es würde für 2 Personen 330 Euro kosten. Ich sagte schließlich, wer ich wirklich bin und es gab ein ziemlich böses Gespräch. Er lenkte absolut nicht ein, wollte keine Reduktion geben.

Am Morgen dann stand meine Rückfahrt nach Zagora an. Zunächst war ich zu einem Frühstück im Chez le Pacha eingeladen, ein wirklich nettes Hotel, das ich nur empfehlen kann. Auch hier wird die Wüstentour für 85 Euro pro Person angeboten. Dann ging ich ein Haus weiter, ins Carrefour des Nomades, das neuerdings von dem Belgier Luc übernommen wurde. Dort sollte die Tour starten. Luc kümmert sich allerdings nicht um die Kameltouren, sondern nur um sein Hotel, nennt aber ähnliche Preise, wenn seine Gäste eine solche Tour buchen wollen. Das heißt, die Tour 2 Personen für 250 Euro. Und schnell war klar, die angezahlten 120 Euro sind die Provision, die Youssef einsteckt, und deshalb wollte er mich ja auch unbedingt am Abend noch treffen, um auch von mir seine Provision einzustreichen. Das kann man sich ja wirklich sparen, wenn man direkt in Mhamid und direkt beim Veranstalter bucht. Und vor allem, wenn man Preise vergleicht. In der Kasbah Sahara Services und bei fast allen Agenturen in Mhamid kostet die Tour 85 Euro, bei Sahara Services selbst mit Übernachtung im Luxuszelt nur 130 Euro. Und vor allem sind die Agenturen lizensiert und versichert und bieten eine gute professionelle Leistung. Also unbedingt Youssef Hamo meiden.

Die Deutschen entschieden sich, nun in den sauren Apfel zu beißen, die 120 Euro abzuschreiben, die geforderten 250 Euro vor Ort zu bezahlen und eine Lehre daraus zu ziehen. Anmerkung: Es war mal von 230, dann von 250 Euro die Rede, was nun wirklich gezahlt werden sollte konnte ich nicht heraus finden. Doch damit war die Angelegenheit nicht erledigt. Ich machte mir eine mentale Notiz, bei Gelegenheit in Agdz vorbei zu fahren und Miriam aufzusuchen. Über ihr kleines Gästehaus wurde nur Gutes berichtet, aber ich wollte ihr doch sagen, was da für ein Scam mit Youssef läuft. Agdz steht nicht in den nächsten Tagen an, aber es eilt ja nicht. Heute war Zagora angesagt, auf dem Weg dahin besuchte ich Fritz Koring in seinem Wüsten-Observatorium und Doris in ihrer schönen Auberge in Tamegroute. Dort saßen zwei Französinnen bei Doris und wir plauderten. Irgendwann erwähnte die eine, dass sie aus Agdz käme. Ich fragte, ob sie Miriam sei. Sie sträubte sich ein wenig, wollte wissen, warum mich das interessiert und wollte nicht so recht antworten. Aber als ich sagte, dass ich über Chant de Palmier nur Gutes gehört hätte gab sie zu, Miriam zu sein. Ist die Welt nicht mal wieder klein? So konnte ich ihr also gleich die Geschichte mit Youssef unter die Nase binden und ich kann nur hoffen, dass es Erfolg hat. Dass sie keine Leute mehr zu ihm schickt. Ich werde auf jeden Fall einen entsprechenden Absatz ins Buch aufnehmen.

In Zagora angekommen fahre ich natürlich sofort zu dem Ort, wo angeblich Youssefs Agentur sein soll, also neben dem Hotel Rose de Sable. Ich finde absolut nichts und frage im Hotel nach. Ja, Youssef, der hat gleich nebenan sein Büro, aber es ist geschlossen. Kein Schild und nichts. Es ist früher Abend, Hauptgeschäftszeit, Touristen kommen an und wollen buchen. Von Youssef keine Spur. Ich habe echt den Eindruck, er ist untergetaucht nach meinem Anruf vom Abend zuvor, wo auch mit Polizei gedroht wurde.

In Zagora sind wirklich alle Hotels brechend voll, es ist Semana Santa der Spanier und Osterferien für die anderen. Nur gut, dass ich mich bereits vorher darum gekümmert habe. Auch mein geliebtes Riad Dar Sofian ist ausgebucht, aber Slimanes Bruder Ismail hat ein neues Riad, das noch nicht geöffnet ist und dort lag ich eben in der Badewanne und erholte mich von den stressigen Gesprächen des heutigen Tages. Habe ja noch lange nicht alles erzählt.

Fortsetzung folgt.

Link zu schönen Touren ab Mhamid

Link zu schönen Touren ab Marrakech

Nachtrag vom 1.4.2018: Die Deutschen haben sich nochmal bei mir gemeldet. Youssef hat wohl wegen dem Trara, das ich veranstaltet habe, sich noch einmal bei ihnen gemeldet. Er hat zwar darauf hingewiesen, dass dies seine korrekten Preise seien, dass er aber trotzdem einen Teil des Geldes zurück geben würde. Er hat wohl Angst bekommen. Aber da seine Preise weiterhin überzogen sind warne ich weiterhin davor, bei ihm zu buchen.