Ein Deutscher, der seinen Urlaub in USA verbringen will, muss zuvor kein Visum beantragen, weil eine solche Urlaubsreise ja nicht länger als drei Monate dauert. Wer aber vorhat, länger im Land zu bleiben, weil er zum Beispiel in Rente ist und ein Haus in Florida oder sonstwo, wo es schön warm ist, besitzt, der muss zunächst ein Visum beantragen, damit kann er bis zu sechs Monate im Land bleiben. Dann muss er aber wieder heim. Es handelt sich um ein „B2 Nonimmigrant visa“
Ein solches Visum muss zunächst online beantragt werden auf folgender Seite:
https://ceac.state.gov/genniv/
Für den folgenden Prozess sollte man sich 2 Stunden Zeit an einem ruhigen Platz nehmen.
Günstig ist es, einen relativ neuen Pass zu haben, denn das Visum gilt 10 Jahre. Außerdem benötigt man ein digitales Passbild, das den biometrischen Anforderungen entspricht. Ich hatte nur ein Papierpassfoto, das habe ich abfotografiert, dann muss man es auf der Webseite noch bearbeiten und erhält ein „cropped photo“.
Zunächst bestimmt man, an welcher Stelle man zum Interview erscheinen will, möglich sind Berlin, Frankfurt und München. Dann folgt man Schritt auf Schritt den Anweisungen, muss endlos viele Fragen beantworten (Planen Sie einen Terrorangriff auf die USA?) und erhält am Ende die Aufforderung, eine Gebühr von 150 $ bzw. 144 Euro zu bezahlen. Das sollte man mit Kreditkarte tun, denn nur so bekommt man eine Bestätigungsnummer. Es geht zwar auch mit Banküberweisung, aber das dauert ein paar Tage, bis die Zahlung bestätigt ist. Die Bestätigung hat einen Barcode, den braucht man bei der Vorsprache.
Mit der Zahlungsbestätigung klickt man sodann auf „Schedule My Appointment“. Es wird einem der nächste freie Termin angezeigt (bei mir nach 14 Tagen) und wieder eine Bestätigung mit Barcode erzeugt, die man ebenfalls mitnehmen muss.
Interview
Mein Interview war für 8:15 Uhr angesetzt. In den Unterlagen steht, dass man nicht früher als 30 Minuten vorher da sein soll und wichtig ist es auch, alle elektronischen Geräte im Fahrzeug zu lassen. Mit Handy und dergleichen kommt man nicht rein und es gibt auch keine Lagermöglichkeit.
Leider hatte ich den Berufsverkehr in Frankfurt völlig falsch eingeschätzt und zudem schickte mich mein Navi auf einen riesigen Umweg um Frankfurt herum. Ich hatte Stress pur, war viel zu spät, aber beschloss, es trotzdem zu versuchen, weil ich immerhin mir das Gebäude mal ansehen wollte. Mit all den Vorschriften war mir eigentlich klar, dass man absolute Pünktlichkeit erwartet. Ich stellte mir vor, dass ich in ein Büro gerufen werde, wie beim Zahnarzt so alle 15 Minuten kommt ein Antragsteller und dann fragt man mich aus.
Es war ganz anders.
Um den großen Komplex, wo das Generalkonsulat angesiedelt ist, sind zwar viele Parkplätze. Aber alle besetzt. Ich bin schon 10 Minuten zu spät. Ich fahre ums Karree und finde nur das Ibis-Hotel, auf dessen Parkplatz ich zwar nicht darf, aber ich tus trotzdem. Hetze wie verrückt zurück zum Tor, der Wachmann empfängt mich sehr freundlich und sagt, ich solle doch erstmal verschnaufen und ich könnte meinen Termin noch wahrnehmen.
Das hätte ich echt nicht erwartet. Der Mann war sehr freundlich. Und es standen auch ziemlich viele Leute in der Warteschlange. Also von wegen, so alle 10 Minuten ein Antragsteller. Aber alles lief sehr geordnet und zügig ab.
Zunächst stellt man sich in die Schlange vor einem Fenster, dort zeigt man seine beiden Formulare und den Pass und erhält eine Nummer. Dann wieder zum Wachmann, dort kommt alles, was bei der Schleuse piepsen kann, in einen Plastikbeutel und rein geht’s.
Aber wie gesagt, keine Messer, elektronischen Geräte usw. Eine Frau hatte ein Handy und kein Fahrzeug zur Ablage, sie wurde in ein Blumengeschäft etwa 100 Meter entfernt geschickt, dort hat man ein Abkommen, dass die Sachen dort deponiert werden können.
Nach Eintritt ins Haus und Passieren der Schleuse kam ich in einen großen Raum mit vielen Schaltern. Dort am ersten Schalter wieder alle Papiere vorzeigen und 10 Finger-Abdrücke machen. Weiter zum nächsten Schalter, dort noch einmal Fingerabdruck-Kontrolle. Weiter zur dritten Schlange mit Schalter, dort fand dann das sogenannte Interview statt. Warum will ich in die USA? Habe ein Haus, bin in Rente und möchte den Winter dort verbringen. Your visa is approved, heißt es sofort und der Pass käme in einer Woche per Post.
Bei den anderen Antragstellern, die wesentlich jünger waren, ging es nicht so schnell. Vor allem ein Mann um die 45, der etwa ein Kilo Papiere mit sich führte, sprach so lange heftig am Schalter, dass ich den Ausgang des Interviews nicht mehr mitbekam. Es schien mir schon so, dass wir Hausbesitzer in Rente doch sehr gern gesehene Devisenbringer sind, immerhin unterstütze ich die lokale Handwerkerschaft ja auch regelmäßig.
Alles in allem hat es eine Stunde gedauert und mein Auto auf dem Hotelparkplatz war auch noch da.
Wie in der Anweisung zu lesen hatte ich alles außer meinen Papieren im Auto gelassen. Auch mein Geld. Das habe ich aber bereut, denn es gibt eine kleine Kaffeeecke, wo man auch schöne Muffins bekommt. Schade.