Archiv für den Monat: März 2014

3.3. Foum Zguid

Mal ein Tag ohne lange Autofahrten, das tut gut. Eigentlich sollte ich ja lieber den herrlichen Pool im Bab Rimal genießen, aber die Arbeit geht vor und so fahre ich zum Sable d’Or. Bab Rimal liegt leider ein wenig ungünstig, was den Telefon- und 3G-Empfang angeht, und es gibt daher immer noch kein Internet. Mal wieder wurde versprochen, dass sich das in Kürze ändert und immer falle ich darauf herein und schreibe es bereits im Campingführer. Aber diesmal soll es stimmen. Naji hat inzwischen ja einen richtigen Campingplatz angelegt, eine Mauer wurde gezogen, der Platz geebnet, ein Sanitärblock gebaut. Nur Kassettenentleerung fehlt noch, aber auch das wird kommen. Ich finde 85 DH mit Strom, warmen Duschen und der Nutzung des tollen Pools wirklich nicht zu viel.

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Im Sable d’Or erledige ich meine Email und schaue dann im Khaima vorbei. Den Platz mochte ich früher nicht, weil die Leute wenig Erfahrung hatten und sich beim Empfang richtig doof anstellten. Aber inzwischen haben sie dazu gelernt und es ist nun ein richtig netter Platz unter Palmen, man kann ihn empfehlen. Dennoch habe ich immer noch kein persönliches Verhältnis zu den Betreibern, es sind ja auch immer andere, die mich empfangen, keiner hinterlässt einen persönlichen Eindruck, nicht so wie im Sable d’Or mit dem freundlichen Said. Ich denke, genau das ist mein wesentlichstes Argument gegen den Platz. Doch treffe ich nette Münchner mit einem Toyota, die mal wieder die Westsahara auf Pisten erkundet haben. Wir machen ein gemütliches Plauderstündchen. Sie sind genau wie ich seit einem Jahr in Rente und können jetzt endlich ihr Marokko länger genießen. Sie sind erfahrene Wüstenfahrer, wünschen sich aber dennoch für eine bestimmte Strecke in der Westsahara ein Begleitfahrzeug und ich muss sofort an Barbara denken. Ich biete an, bei Interesse den Kontakt herzustellen. Aber man weiß das ja, solche Leute sind sehr große Individualisten (genau wie ich) und kommen selten zusammen.

Zurück im Bab Rimal treffe ich zwei Mopedfahrer mit BMW-Straßenenduros, die eine Tour über einen deutschen Veranstalter gebucht haben. Enduros in Marrakech übernommen, mit Streckenbeschreibung und Hotelbuchungen, aber kein Begleitfahrzeug. Sie haben für die Strecke Mhamid – Foum Zguid über Lac Iriki 9 Stunden gebraucht und auf der eigentlich 150 km langen Strecke 230 km zurückgelegt. Sie sind völlig fertig, genau wie ihre Reifen. Mit denen kommen sie nicht mehr weit. Ich glaube, eine solche Tour ohne Begleitfahrzeug ist keine gute Idee. Die beiden Jungs sind sehr nett und ich drücke ihnen für die weitere Strecke die Daumen. Mache noch mal ein Abschiedsfoto, im Fall sie gehen verschollen.

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2.3. Tata – Foum Zguid

Endlich wieder zu Hause angekommen. Es ist einfach unglaublich, wie sehr ich mich hier in diese Region heimisch fühle, wie sehr sie mir fehlt, wenn ich weg bin. „Zu Hause“ ist etwa ein Dreieck mit der Spitze in Marrakech und der Basis von Foum Zguid bis nach Merzouga gehend. Nur hier ist der Tourismus vom Feinsten ausgebaut, gibt es herrliche gemütliche Herbergen und ein gutes Frühstück mit Galette und Crèpes. Und im Bab Rimal schläft es sich in den kuscheligen Betten einfach besonders gut. Neulich nannte mich jemand liebevoll „Luxusweibchen“ und ich stehe dazu. Nach Jahrzehnten einfachen Reisens genieße ich heute ein wenig Komfort. Hier kann ich auch wieder laufen, sehr bequem die Straße nach Zagora entlang, die ja immer noch nicht fertig ausgebaut ist und daher wenig Verkehr hat. Und ich nehme es sogar in Kauf, dass ich kein Wi-Fi habe und dafür extra nach Foum Zguid muss. Es ist ein wenig schwer hier für Naji, liegt er doch am äußersten Ende des Dorfes vor einem hohen Berg, aber der Gouverneur war neulich zum Essen im Hotel und es wurde mal wieder versprochen, dass es in Kürze Wi-Fi geben wird.

Zu Mittag habe ich ein wunderschönes, aber einsames Picknick abgehalten an den Kaskaden kurz nach Tissint, ein herrlicher Platz, an dem man sogar baden kann im salzigen Wasser. Am Vormittag hatte ich mir in Tata noch das Dar Infiane angesehen. Diese Kasbah liegt hoch oben auf dem Berg, das alte Haus wurde kaum verändert, es ist wirklich einzigartig. Patrick Simon hat es sehr hübsch eingerichtet, man muss über verwinkelte Treppenstufen hochsteigen, für die man lange Beine braucht und dann durch Zimmertürchen kriechen, für die man ein Zwerg sein müsste. Ich denke, vor allem für Kinder ist das ein Paradies hier. Sehr einfallsreiche Einrichtung, alles wunderhübsch. Aber auch ziemlich teuer. Aber er kann’s nehmen, er hat gut zu tun.

1.3. „Wir sitzen hier nur unsere Zeit ab“

sagte heute auf dem schrecklichen Betonplatz von Tata zu mir ein Schweizer mit deutschem Nummernschild. Wie furchtbar! Schrecklich auf zwei Ebenen. Erstmal schrecklich auf diesem öden Platz in Tata zu sitzen, wo nicht mal ein Blümchen blüht, wo man auf nacktem Beton sitzt, den Nachbarn dicht vor sich als einzigen Ausblick. Schrecklich aber auch, einfach nur so zu sitzen und zu warten. Auf das Ende des kalten Winters, auf den Tod. Mehr ist es doch nicht. Da fährt man so weit in ein fremdes Land und wartet einfach nur seine Zeit ab. Ich glaube, da würde ich doch lieber zu Hause hinter dem warmen Ofen sitzen, wo wenigstens Freunde und Familie in der Nähe sind, wo mein Zuhause ist.

Ich dagegen fahre lieber durch das Land und sehe mir was an. Es ist natürlich schon wahr, dass auch der Punkt Treibstoffkosten eine Rolle spielt. Auch in Marokko kommt da ganz schön was zusammen. Aber siehe oben, dann bleib ich lieber zu Hause.

Ich jedenfalls habe heute einen Campingplatz-Marathon hinter mich gebracht. Habe auf einer Strecke Daten zu neun Campingplätzen gesammelt (Amtoudi ist wieder offen). Das werde ich auf dieser Reise nicht übertreffen können. Und Resia, unseren Technik-Freak aus dem Forum getroffen, der nicht auf Beton, sondern auf einer blumenbekränzten Terrasse über dem Oued Tata sitzt und den weiten Blick genießt. Und von seiner Frau ein Glas heute frisch gekochter Marmelade geschenkt bekommen. Na, das ist doch mal ein netter Tag. Der wird so leicht nicht mehr übertroffen werden.

Und auch die Temperatur. Heute waren zum ersten Mal auf meiner Reise durch Marokko die 30 Grad auf meinem Autothermometer zu sehen. Ich musste auf freier Strecke anhalten und mich umziehen, denn in Tighmart war es bei der Abfahrt noch dunstig und kühl. Obwohl Salah schon einen schönen Tag ankündigte. Morgen wird es nach Foum Zguid gehen, wo keine großen Überraschungen bezüglich Camping auf mich warten. Dort bleibe ich ein paar Tage und werde dann so etwa ab dem 9. März in Mhamid sein. Dort findet das alljährliche Festival statt. Bisher habe ich es noch nicht erlebt und kann euch daher noch nicht sagen, was es zu sehen gibt. Aber ich werde einige Tage dort bleiben und vielleicht will ja der eine oder andere in Mhamid vorbei kommen. Man könnte frei an der Kasbah Sahara Services stehen und auch die sanitären Anlagen dort nutzen, aber es gibt ja noch eine Reihe schöner Campingplätze, wo ich auch immer mal vorbei schaue. Und vielleicht treffen wir uns auch zum Kaffee bei Isolde.