Im Hotel kamen gestern Abend zwei Reisebusse an mit Deutschen. Auch viele Frauen allein, viele im gleichen Alter wie ich. Da frage ich mich, bin ich wirklich so alt, bin ich wirklich wie sie? Wie die Schafe, die früh meinen Weg gekreuzt haben, werden sie von ihrem perfekt deutsch sprechenden Reiseleiter herumgescheucht, alles schnell schnell. Gestern Abend kamen sie um 18.30 Uhr an, haben die Zimmer bezogen, das magere Büffet leer geräumt, so dass für mich nichts mehr blieb und müssen heute früh um 7.45 Uhr bereits abmarschbereit sein. Die armen Schäfchen. Reisen in Massen, schlafen in Massenquartieren, essen das Massenbüffet. Und das alles zu einem nicht massenhaft niedrigen Preis. Da haben es meine Kunden auf meinen ganz persönlichen Rundreisen doch sehr viel netter. Sie haben ein Fahrzeug ganz für sich allein, einen Fahrer, der sich um sie bemüht, schlafen in ausgesuchten, bequemen Unterkünften mit herzlichem, persönlichem Empfang und speisen die regionalen Spezialitäten. Und nicht mal zu einem utopischen Preis.
Nach dem – mageren – Frühstück hab ich mir noch schnell den Camping Diamant Vert angeschaut, der nun fertig umgebaut ist. Sehr schön. Wunderbare neue Rezeption, perfekte Entsorgungsstation, schicke Sanitäranlagen. Da lässts sich leben. Doch danach hat mich das Heimweh wieder erwischt, ich ordnete mich ein in die Autobahn und verließ sie nicht mehr vor Taourirt. Mein El Minzah, meinen Komfort zum Ende, auf den ich mich so gefreut hatte, habe ich storniert und fahre stattdessen in einem Zug durch bis nach Nador. Ich hoffe, ich komme da auf die Fähre nach Almeria. Die Semana Santa hat gerade begonnen, was bedeutet, dass jeder Spanier, der einen Geländewagen besitzt, übersetzt, und auf dem Weg nach Merzouga ist. Und deshalb müssen die Schiffe auf dem Rückweg ja leer sein. Ich hoffe, dass um 16 Uhr ein Schiff abgeht und ich einen Platz bekomme. Ich bin lange vorher da, aber, leider, heute ist Sonntag und die Fähre geht erst um 22 Uhr. Das sind noch ein paar Stunden. Ich habe irgendwie das Bedürfnis auf einen festen Anlaufpunkt und überlege, mir ein Zimmer zu nehmen. Die Hotels sind sehr einfach in Beni Ansar, ich finde eins für nur 70 Dirham, das würde ja reichen für die paar Stunden. Aber dann entscheide ich mich anders, vor allem, da es im Zimmer keine Steckdose gibt. Das Hotel und das dazugehörige Zimmer sind eher schmuddelig, aber die dazu gehörigen Leute super nett, und so entscheide ich mich, auf das Zimmer zu verzichten und stattdessen ganz einfach im Cafe Quartier zu nehmen. Bekomme den Wi-Fi Code und Strom, nehme einen Kaffee und bekomme dann sogar noch einen spendiert. Ein junger Mann lädt mich sogar ein, im Haus seiner Eltern gleich nebenan auszuruhen. Sehr nett, aber ich fahre lieber früh zum Hafen. Auch da kümmert sich sofort ein Beamter persönlich um mich, was ist nur heute los?
Und nun, ein paar Stunden später, bin ich dort immer noch. Ich habe ja früher schon von der Fähre nach Tarifa geschwärmt, und bin weiterhin der Meinung, das ist die beste. Wäre ich von Fes statt nach Nador nach Tanger zurück gefahren, ich könnte längst schon auf Spaniens Autovias dahinschweben. Oder gemütlich in einem Hotel schlummern. Aber nein, das Heimweh war so schlimm, dass die Rückwärtsrichtung einfach nicht möglich war. Und nun, um 22:39 Uhr, legt die Fähre ab. Spanien, ich komme.
Laut Abdou ist Taunusstein die Wüste von Deutschland. Er konnte es nicht nachvollziehen, dass ich von Wiesbaden aus dorthin verzogen bin. Aber aus dieser Wüste sind nun sogar zwei Fahrzeuge auf dem Boot, ganz zufällig. Jochen Pfeffermann aus Taunusstein organisiert für seine Freunde Endurofahrten nach Marokko und ist ebenfalls hier. Und natürlich auch mit meinen Büchern, ich hatte es ihm frei Haus geliefert. Deshalb muss ich nun Schluss machen und in die Bar gehen.