12.4. Was ist schon Ouzoud …

Das war die Entdeckung des Tages! 30 Jahre Marokko schaffen es nicht, mir alles von diesem schönen Land zu zeigen, immer noch entdecke ich etwas, was ich vorher nicht gekannt habe. Jeder spricht von den Kaskaden von Ouzoud, aber schaut euch mal die Kaskaden von Marmoucha an, die sind einfach unglaublich. Mit lautem Donnern tosen sie ins Tal. Es gelingt mir nicht, den ganzen Verlauf aufs Foto zu bringen, da ich dafür zu weit weg gehen müsste, und der Zoom meiner Kamera defekt ist. Eigentlich die ganze Kamera, ich bin für jedes Bild, das sie noch macht, froh, wenn auch die Farben total verfälscht sind.

Der Morgen war übrigens doch noch ganz in Ordnung. Der See Aguelmame Sidi Ali liegt sehr schön in weiten, einsamen Landschaft. Im Winter wäre es zu kalt, aber jetzt im Frühjahr kommen langsam die Blumen. Der Junge, der in der Auberge arbeitet und leider kein einziges Wort Französisch spricht, hat mir den Kamin angezündet und ein Tajine gekocht. Und am Morgen dann noch ein Rührei gemacht. So kam ich früh los, denn ich hatte ja ziemlich viel vor.

Marmoucha liegt an der R 502 von Boulemane zum Pass Tizi-Bou-Zabel. Wer nicht weiter über den Pass will/kann sollte zumindest bis Marmoucha fahren, der Ort ist sehenswert. Steile Klippen überragen eine tiefe Schlucht, die einzelnen Ortsteile von Marmoucha sind in weitem Bogen über der Schlucht angesiedelt, und in der Engstelle der Schlucht rauscht ein mächtiger Wasserfall ins tiefe, fruchtbare Tal. Diese Kaskade braucht sich vor Ouzoud nicht zu verstecken, sie ist ebenso mächtig, wenn man sie auch schlecht vollkommen aufs Foto packen kann. Steile Steinstufen führen hinunter zu einer Aussichtsterrasse. Im Frühjahr blühen die Obstbäume, es ist wunderschön. Bei meinem Besuch war gerade Arbeitseinsatz, eine Gruppe von Männern machten: Unser Dorf soll schöner werden. Alle Menschen sind nett und freundlich, Touristen sind fast unbekannt, Führer und bettelnde Kinder gibt es nicht. Was auch fehlt sind Parkplätze.

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Das war die letzte Aufgabe, die ich mir setzte, bevor ich Marokko verlassen wollte. Am 29.12. wollte ich von Taza aus zum Pass und weiter nach Midelt, aber ich musste wegen Schnee umkehren. Deshalb war es mir ganz wichtig, die Strecke nun in umgekehrter Richtung zu machen, damit ich sehe und beschreiben kann, wie es weiter geht, aber auch, um herauszufinden, ob meine Entscheidung, umzukehren, die richtige war. Dass in Immouzzer irgendein Wässerchen rieseln musste, war mir klar, denn Immouzzer bedeutet Wasserfall. Aber so etwas wundervolles habe ich nicht erwartet und auch der Ort dazu ist sehr viel schöner als Ouzoud.

Von Marmoucha geht es dann weiter zum Pass Tizi-Bou-Zabel. Je näher ich komme, desto schlechter wird die Straße, überall liegen Steinbrocken auf der Straße, die bei schlechtem Wetter von den Hängen fallen. Auf dem Pass ist dann der Teer zerstört und weiter geht’s auf Piste, sie ist aber gut zu fahren, wurde offensichtlich ausgebessert. Doch geht es steil hinab und die Piste ist schmal, das bei Schnee, nein! Dann komme ich an eine Straßenkreuzung und ich weiß ganz genau, diese Abzweigung hätte ich im Schnee nie gefunden. Die Entscheidung umzukehren war die einzig richtige.

Nachdem ich also die alte Route bis zur früheren Umkehrposition gecheckt habe kann ich neue Wege suchen. Ich möchte gerne weiter nach Guercif, denn mein Heimweh lässt mir keine Ruhe. Ich möchte heute abend in Guercif schlafen, morgen dann nach Nador und von dort auf die Fähre. Ich fahre also zur letzten Kreuzung zurück und nehme die noch nicht gefahrene Strecke, das muss ja dann die Route nach Guercif sein. In der Karte ist das sehr schlecht zu erkennen. Ich fahre und fahre, die Straße ist ganz gut und hat sogar Wegsteine. Ribat el-Kheir steht drauf. Ich suche östlich vom Jebel Nacer und finde nichts. Fahre weiter, müsste ja eigentlich nach Nordosten, die Richtung ist mit den vielen Kurven schlecht zu erkennen, aber ich habe doch eher das Gefühl, dass es nach Westen geht. Dann treffe ich doch tatsächlich einen gut gekleideten jungen Mann. Er spricht Französisch und gibt seinen Beruf mit Guide an. Kaum zu glauben. In dieser abgeschiedenen, menschenleeren, untouristischen Ecke treffe ich einen Profi-Guide? Es stellt sich heraus, dass er gerade Urlaub hat und seine Eltern besucht. Und mir natürlich perfekt Auskunft geben kann. Ich fahre tatsächlich nach Nordwesten, in Richtung Fes.

Danach suche ich mir erstmal einen schönen Platz fürs Picknick. Überall blüht dottergelb der Ginster. Wunderschön. Und angenehm warm ist es mit 24 Grad ja auch. Und plötzlich bin ich in einer vollkommen veränderten Situation. Mir dämmert, dass ich ja Richtung Sidi Harazem fahre. Und dort hat HRM ein weiteres Hotel, das ich mir immer schon mal ansehen wollte. Da könnte ich doch noch ein Päuschen einlegen. Also ein kurzes Telefonat mit meinem Lieblingsdirektor vom Tichka, und nach wenigen Minuten ist alles klar, ich bin im Hotel Sidi Harazem willkommen.

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Übrigens habe ich über das Hotel Ouzoud gestern in Beni Mellal noch einmal nachgedacht. Auf meinem Rundgang durch die Stadt sah ich andere Hotels, und wenn ich die in Relation zum Preis setze, ist das Ergebnis doch sehr gut fürs Ouzoud. Ich denke da vor allem an Fahrer mit einem vollausgerüsteten 4×4, die einmal im Hotel schlafen wollen. Im Ouzoud kann man direkt vor dem Zimmer parken, es ist fast wie ein Motel angelegt. Ich selbst brauche auch immer was aus meinem Auto und freue mich deshalb, wenn ich es nah bei mir habe. Und das ganze auf abgeschlossenem und bewachtem Grundstück. Über booking.com kostet das Doppelzimmer mit Frühstück 40 Euro. Die Möbel sind zwar etwas alt, aber alles war sauber und das Wasser heiß.

Also genieße ich die mit Ginster bewachsene Landschaft und fahre gemütlich Richtung Ribat el-Kheir, da kommen mir doch tatsächlich zwei Motorradfahrer entgegen, die ersten Touristen, die ich sehe. Aber anhalten tun sie nicht.

Und dann komme ich in Sidi Harazem an, hier kommt das bekannte Mineralwasser her. Es ist Samstag und herrliches Wetter, was bedeutet, dass Kind und Kegel zur Quelle pilgern. Das ist ein richtiges Ausflugsziel mit Liegewiese, Rummel und Verkaufsbuden. Die Leute füllen das Wasser in große Kanister ab. Ein mit Hennahdekor verziertes Pferd trägt die Kinder herum, Frauen machen Hennahtattous, es wird gebrutzelt und mit dem Heilwasser Tee gekocht, kurz, es ist richtig was los.

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