19.4. Auberge de Fountescut

Das muss man sich wirklich merken. Und den winzigen Ort erstmal finden. Um 20 Uhr macht der Laden auf, an der Theke steht eine Batterie von dickbauchigen Flaschen (und ebensolchen Männern), alle hausgemacht und beschriftet und dann probiert man. Es sind Fruchtweine unterschiedlicher Art, Pampelmuse, Mandarine, Marone, Aprikose und was weiß ich noch alles, ich habe das ganze Dutzend durchprobiert. Dazu werden kleine Häppchen gereicht, Lachs auf frisch gebackenem Brot, mhm, eigentlich bräuchte man sonst nichts mehr. Wir bedienen uns selbst an den Flaschen, denn der Chef Jean-Francois steht ganz alleine in der Küche und hat zu tun. Das schöne ist, dass man mit den anderen Gästen dabei ins Gespräch kommt, denn es setzt sich noch lange keiner an den Tisch. Unser Grüppchen ist nett und international. Wir zwei Deutschen, ein Irländer, ein Spanier. Im Gespräch kommt eine interessante Lebensgeschichte heraus. Seine Mutter wollte 1939 aus dem bürgerkrieggebeutelten Spanien fliehen, mit dem 10 Monate alten Baby auf dem Arm. Sie wurde festgenommen und kam für zwei Monate ins Gefängnis, und erzählt noch heute, dass dies seine schönste Zeit war. Er als Baby unter all den gefangenen Frauen, wurde von jeder verhätschelt. Und irgendwie ist dann doch die ganze Familie über die Pyrenäen gekommen und lebt nun in der Gegend.

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Jean-Francois akzeptiert immer nur so viel Reservierungen, wie er schaffen kann, manchmal steht er alleine in der Küche, manchmal hat er Hilfe. Heute ist er allein und deshalb sind wir nur 12 Gäste, Gäste ist hier das richtige Wort, denn es ist eher ein Zusammentreffen von Freunden. Sobald er ein Minütchen in der Küche entbehrlich ist kommt er heraus und schreibt die Menüwünsche auf. Es gibt ein Menü zu 30 Euro, dazu gehört eine Vorspeise, ein Hauptgericht, Käseplatte und Dessert. Zum Menü für 34 Euro gibt es sogar 3 Vorspeisen, aber wer schafft das schon. Beim Hauptgericht hat man die Wahl zwischen Schwein, Rind und Fisch. Dann setzt man sich so langsam an den Tisch. Was ich besonders schön finde, Jean-Francois füllt die Wasserkaraffen am Wasserhahn. Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum die meisten Menschen lieber Mineralwasser in Flaschen kaufen, das Leitungswasser ist gesund und vollkommen in Ordnung. Dazu gibt es dann noch eine Karaffe Hauswein, die aber nicht im Preis enthalten ist. Es schmeckt einfach toll. Das Menü differiert nach Jahreszeit, als Vorspeise gibt’s œufs cocotte aux cèpes. Hab ich noch nie gegessen. Und bin wieder so gierig, dass ich nicht an Fotos denke. Vier Tische sind besetzt, die umfangreiche Käseplatte gibt’s nur einmal, und der Tisch, der vor uns dran ist, lässts sich schmecken. Und schmecken. Der Wirt streicht mehrfach an dem Tisch vorbei und endlich geht er hin und fragt, ob die Gäste fertig sind. Haha. Und dann bekommen wir die Käseplatte. Aber keine Angst, meine lieben Nachesser, ich bin inzwischen schon so satt, dass ich die Platte sicher nicht leer mache. Muss mir ja auch noch ein wenig Platz lassen für den Nachtisch, der danach kommt. Und der ist auch wieder nur lecker. Wir gehen glücklich und zufrieden heim und sind erstaunt, dass wir noch recht nüchtern sind. Haben die Aperos halt doch nur sehr sparsam eingeschenkt.

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