2.4. Stürmig

Das ideale Wetter, um den ganzen Tag am PC zu arbeiten. Der Wind pfeift ums Tichka, die Palmen biegen sich und es schüttet. Dieses Frühjahr ist ja mal wieder extrem. In Deutschland mild und sonnig und hier in Marokko jagt ein Wintereinbruch den anderen. Aber für das kommende Wochenende sind für Marrakech 30 Grad vorausgesagt, im Moment kaum zu glauben. Und das schlimmste ist, ich werde dann nicht mehr da sein.

Im Tichka ist ja auch nicht alles perfekt. Unser Direktor kümmert sich wirklich ganz toll ums Haus, aber seine Priorität, nach dem Füllen des Hauses mit Gästen, ist in erster Linie die Erhaltung des schönen Gebäudes, was ich toll finde. Es wurde gerade die Außenfassade neu gestrichen, von einem einzigen Mann mit Leiter, was zwar langsam geht, aber auch die Gäste so wenig wie möglich belästigt. Zur Zeit werden die hölzernen Balkonumrandungen gestrichen, und alles in den Originalfarben schwarz mit türkisblau. Aber an manchen Ecken hapert es auch und am meisten beim Essen im Restaurant. Wenn Gruppen da sind, und das ist meist der Fall, gibt es ein Büffet. Das ist weder sehr abwechslungsreich noch wird es häufig genug aufgefüllt, es passiert mir sehr oft, dass gerade von dem was ich will, nichts mehr da ist. Ab und zu habe ich mittags dagegen à la carte gegessen, das ist lecker. Und vor allem beim Frühstück gibt es nur ein dürftiges Angebot und es ist sehr schwierig, Servietten zu finden.

Aber dann passieren wieder so Sachen: Gestern Abend hörte ich Musik aus dem marokkanischen Restaurant, das nur selten in Betrieb ist. Ich sah einige Tische besetzt. Als ich Moulay Abdellah darauf ansprach besorgte er mir nicht nur einen Tisch dort, sondern auch noch gleich drei Tischherren. Neben mir war ein Tisch mit Rosenblättern geschmückt, es war für ein französisches Paar. Das Essen war hervorragend. Zunächst eine Salatplatte, deren Clou karamellisierte Tomaten waren, ein köstlicher Genuss. Und als Hauptspeise kam ein riesiges Tajine mit Hühnchen mit überzogen genau diesen Karamel-Tomaten sowie gerösteten Mandeln. Das hab ich in all den Jahren in Marokko noch nie gegessen, absolut lecker. Dazu gabs Gnaua – Musik. Und dann erst der Nachtisch, eine riesige Platte mit meiner Lieblingsspeise, die er schnell noch für mich hat machen lassen, das ganze war ja nicht bestellt, es ist eine mit Zuckerguss überzogene süße Pastilla. Aber dann ging das Licht aus, die Trommeln erklangen und herein kam eine Geburtstagstorte. Dann erst wusste ich, was das ganze zu bedeuten hatte. Die Frau an dem mit Rosenblättern geschmückten Tisch hatte Geburtstag. Und das ganze war kein vom Ehemann bestelltes Event, sondern die Rezeption hatte das Datum gesehen und das alles selbst arrangiert.