20.1. Camping Hakkou und Rekkam

Das war mal wieder ein ergiebiger Tag. Zunächst ging es zum Caming Hakkou. Er ist neu im Ziztal, kurz nach dem schon bekannten Camping Tissirt. Er stellte sich als sehr kleiner Platz heraus, vielleicht 10 – 15 Fahrzeuge passen rein. Man hat schon anständige Stromanschlüsse geschaffen und die Duschen sind richtig groß, da kann man sogar zu zweit duschen, ein Waschbecken gibt es auch. Camping Tissirt finde ich schöner, ist so richtig lauschig, aber hier überzeugen die netten Brüder, die alles für ihre Camper tun. Die Frau des Hauses backt morgens auf Bestellung das Fladenbrot aus selbst angebautem und verarbeitetem Mehl und auch für Tajine oder Couscous werden vorwiegend eigene Produkte verwendet.
Dann ging es weiter nach Boudenib, denn dort hat ja ein Franzose gerade einen Campingplatz angelegt. Er ist auf einem großen Gelände am Oued Ghuir und durch das Tor passen auch Dickschiffe. Noch ist nicht alles perfekt, aber es werden schon Gäste empfangen. Die Duschen und WC sind fertig, das Wasser wird im großen Holzofen geheizt. Auch hier sind die Duschkabinen sehr groß und enthalten ein Waschbecken, die Toiletten haben Sitz- und Stehmöglichkeit. Eine Küche bietet Tajine und sonstiges an. Francois war nicht vor Ort, aber sein Vertreter Youssef hat alles sehr gut gemacht, mir alles gezeigt und auch noch einen Spaziergang zum alten Ksar gemacht.
Ich war natürlich schon öfter in Boudenib, aber für mehr als eine kurze Stippvisite hat es nie gereicht. Die Stadt bietet auf den ersten Blick wenig, was für Touristen interessant ist, sie hat noch nicht mal eine Tankstelle, was schon ungewöhnlich ist. Nun aber habe ich mit Youssef einen kleinen Rundgang gemacht und war angenehm überrascht. Boudenib liegt weniger als 100 km von den Touristenstützpunkten entfernt und ist dennoch unglaublich untouristisch, noch richtig jungfräulich. Im Zentrum sitzen die alten, markigen Männer im Café, trinken Tee, spielen Dame, unterhalten sich, lassen sich von einer einsamen Touristin absolut nicht stören. Youssef muss zum Bäcker, der backt sein Brot natürlich noch im Holzofen und lässt sich gerne fotografieren.
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Youssef hat für mich ein Tajine vorbereitet und beginnt damit, Teller und Besteck herbeizubringen, aber ich erkläre ihm, dass ich erstens nicht alleine essen will und zweitens nicht vom Teller. Er ist richtig erleichtert. Ein Tajine schmeckt natürlich nur richtig gut, wenn man die Soße mit frischem Brot aus dem Tontopf auftunkt, in dem es gebrutzelt wurde. Vor Jahrzehnten habe ich nur so gegessen in Marokko, aber in den letzten Jahren hat sich alles sehr touristisch entwickelt, man isst nicht mehr mit mir, sondern serviert fein auf einem Teller für mich alleine. Im Restaurant schiebe ich den Teller oft weg. Aber Youssef lässt sich nicht lange bitten und wir tunken gemeinsam. Dazu gibt es Harissa, das seine Mutter selbst hergestellt hat.
Nach dem Essen fahren wir in den alten Ksar Boudenib. Er ist heute weitgehend zerfallen, nur wenige Familien wohnen noch dort. Der Staat hat ein großes Schild aufgestellt, das auf eine Restaurierung hinweist. Aber man hat lediglich Mauern um die Ruinen gezogen, keine Häuser renoviert. Schade. Mehr Leben ist dagegen in den zwei Ölmühlen. Es ist ja gerade Olivenernte. Und auch hier lassen sich die Männer gerne fotografieren, sind sogar stolz und ich bin mal wieder überwältigt von der Freundlichkeit der Menschen hier. Nicht ein Kind hat uns angebettelt, niemand drängt sich auf, aber wenn man was will erklären sie alles sehr freundlich. Wir finden ein Marabut und ein Bewohner ruht nicht, bis er endlich die Antwort auf meine Frage gefunden hat, wie dieser denn heißt. Es ist wohl eher ein unbekannter Marabut, aber er heißt wie mein Führer Sidi Youssef.
Zum Schluss besuchen wir noch Khalid. Er heißt nicht wirklich so, wird nur von den Dorfbewohnern so genannt. Er ist Franzose und hat eine Frau aus Boudenib geheiratet. Die beiden haben nun ein typisches Dorfhaus zu ihrem Wohnhaus gemacht, wo sie drei hübsche Zimmer auch für Gäste anbieten. Die Zimmer sind rustikal einfach, aber hübsch und sauber eingerichtet und haben jeweils ein eigenes Bad, so dass damit die erste richtige Unterkunft in Boudenib bereitgestellt wird. Bisher gab es nämlich nur ein heruntergekommenes Hotel im Zentrum mit einfachen Zimmerchen ohne Bad, nur mit Bett und kalter Etagendusche. Ich kann nur empfehlen, hier mal ein paar Tage zu bleiben. So bekommt man einen wirklich guten Einblick in das unverfälschte, ländliche Marokko. Zum Haus gehört sogar eine Hammam.

La Posada, in einem östlichen Vorort, N31 57.390 W03 36.139, 0668 – 93 95 64. Ein Franzose mit seiner einheimischen Frau hat die erste akzeptable Unterkunft in Boudenib geschaffen. In ihrem typischen Dorfhaus, in dem sie auch wohnen, wurden drei Gästezimmer eingerichtet. Sie sind sehr hübsch, alles ist sauber und jedes hat ein privates Bad, eine richtige Revolution für Boudenib, wo es bisher nur ein sehr primitives Hotel gab. Und im Haus gibt es sogar eine Hammam. Hier findet man Frieden und Ruhe und bekommt einen Einblick, wie die Menschen in dieser untouristischen Region leben. HP pro Person 250 DH. Und wer sich selbst etwas zubereiten möchte kann eine kleine Küche nutzen.

Hätte ich vorher gewusst, dass es eine solche Gîte im Ort gibt, ich hätte vielleicht eine Übernachtung eingeplant. Aber so hatte ich bereits vorher mit Irmgard ausgemacht, dass ich die Nacht bei ihr verbringen will. Irmgard ist aus Südtirol, spricht daher deutsch, hat einen Mann aus Boudenib geheiratet und hat nun das nette Hotel Auberge Tinit in Errachidia. Schon lange wollte ich sie mal treffen, heute endlich hat es geklappt. Dafür hat es mit Thomas nicht geklappt, der ist auf seiner Farm.