Inzwischen wurde die Autobahn ja bis nach Safi verlängert, aber eine Autobahn finde ich doch viel zu langweilig. Ich wollte die Küstenstraße fahren und benutzte natürlich mein Navi, wenn das auch nicht unbedingt nötig ist, der Straßenverlauf ist ja ziemlich klar. An irgendein Abenteuer dachte ich nicht in dieser stark besiedelten nördlichen Region. Doch dann sagte mir mein Navi, ich solle rechts abbiegen. Komisch, die R 320 geht doch links. Aber blind vertraute ich dem Gerät, hatte ja wohlweislich eingestellt, es solle mir die kürzeste Strecke suchen. Und nichts davon auf der Hauptstraße zu bleiben.
Und dann wurde es richtig abenteuerlich. Ich war etwa 25 km vor Casablanca, meine kleine Teerstraße wurde immer enger, aber da vor mir so ein Moped mit Lastwagen tuckerte war ich sicher durchzukommen. Aber wo bin ich? Kleine, aus allem Abfall zusammengeschusterte Hütten, Menschen über Menschen, in den Verschlägen waren sogar richtige Werkstätten. Wie nennt man so eine Stadt? Manche sagen Slum, die Franzosen Banlieu, die Deutschen Elendsviertel. Aber das schien mir nicht recht zu passen. Es ist klar, hier wohnen Menschen, die aus dem Süden in die Stadt gezogen sind, die von dem wenigen Geld keine richtige Wohnung bezahlen können. Oft wird ja gesagt, seid vorsichtig, da ist es gefährlich. Aber mir schienen die Menschen so freundlich und ehrlich wie in den Dörfern des Südens, wo sie herkommen. Aber als ich dann auch noch zu einer Schule kam, wo jetzt bei Schulschluss etwa 1000 Kinder auf die schmale Straße drängten, da wurde es mir doch nicht besser, denn ich will ja keinen Menschen anfahren. Also wieder ganz, ganz langsam.
Kurz nach Casablanca fuhr ich dann an Wohnblocks vorbei, die offensichtlich Sozialwohnungen enthielten, wie ich mal einfach von der vielen Wäsche, die vor den Fenstern hing, schloss. Sind die Menschen, die hier wohnen, wirklich glücklicher? Mir schienen die Leute in ihren selbst gezimmerten Häuschen irgendwie netter zu wohnen. Sie haben doch ihr kleines Reich für sich, genau wie sie es vom Land gewohnt sind.
Später dann in Rabat Kontrastprogramm. Zunächst musste ich mal mein Riad finden, wieder mit Hilfe des GPS. Doch misst das gute Stück irgendwie nicht die Straßenbreite, schickte mich in die Medina auf direktem Wege. Ich fuhr den Berg hoch, oben bog ein Auto in meine Straße ein, obwohl es doch sehen konnte, dass kein Platz war. Und dann hatten wir Chaos, da von allen vier Seiten Autos kamen und keiner zurück wollte. Ich dachte schon daran, in meinem Auto zu übernachten, doch dann bewegten sich die anderen zurück, ich bog in eine Nebenstraße ein. Die war interessant, da rechts und links Autos geparkt waren. Einige mit eingeklappten Außenspiegeln, die meisten allerdings mit abgerissenen. Ich konnte es kaum glauben, dass ich irgendwann meine richtige Medinastraße fand, von der gesagt wurde, dass ich da am Rand bewacht parken könnte, im Riad anrufen, und dann würde man mich abholen. Nur wo parken? Alles doppelt und dreifach zu, der Parkwächter saß in einem Auto, das er parken sollte.
Doch da hatte der Himmel ein Einsehen mit mir, ich konnte es kaum glauben, ein Engel von oben winkte und ein Parkplatz tat sich auf, genau vor dem Tor der Medina, an dem ich parken sollte. Was für ein Wunder. Und ganz ohne Kratzer.
Mein Riad hatte dann nichts mehr mir Sozialwohnungen zu tun, das Riad Kalaa ist einfach wunderschön, sehr elegant und sehr freundliche Leute zum Empfang. Allerdings gehören zur Gesellschaft fünf unterschiedliche Riads, ich wurde im Riad Kalaa II untergebracht, durfte aber im Hauptriad essen, was ja nur um zwei Ecken liegt. Und dieses Abendessen war delikat. Es gibt eine ziemlich große Speisekarte, ich wählte Ente Confit mit glasierten Äpfeln und kam voll auf meine Kosten. Ein so delikates Tajine habe ich selten bekommen.