Archiv für den Monat: Oktober 2018

Von Fes nach Errachidia

Traurig, dass wir dieses schöne Riad so schnell wieder verlassen müssen. Zwei Busse warteten auf uns. Der erste wurde mit allem Gepäck beladen, das an der Rezeption stand, die Leute stiegen ein und ab ging es. Der zweite wurde beladen, doch gerade als es los ging, sagte einer, seine Pilotentasche würde fehlen. Er ging zurück, suchte alles ab, aber nichts wurde gefunden. Ich tröstete ihn mit dem Glauben, dass die Tasche dann sicher in dem ersten Bus sei und wir fuhren los. Er erzählte, er hätte an der Rezeption gestanden und etwas bezahlt, als ihn ein Mann, der nicht zum Hotel gehörte, angesprochen habe und somit abgelenkt. Da wurde mir schon mulmig. Das sah eher nach Diebstahl aus. Und in der Tasche ist wirklich alles, was zum Flugzeug gehört, Schlüssel und Papiere, da kommt er nicht mehr aus dem Land ohne die Tasche. Aber im Moment können wir wirklich nichts machen, wir müssen erst zum Flughafen.

Mitten in der Neustadt, im dichten Verkehr, überholt uns plötzlich ein Mopedfahrer, stoppt den Bus und reicht dem Fahrer die Tasche! Wir wissen nicht wie die Zusammenhänge sind, werden es nie erfahren, aber die Erleichterung war unglaublich groß.

Am Terminal ging dann alles seinen Gang, ich durfte ja mitfliegen, wir mussten trotz Inlandsflug einen Fiche ausfüllen und trotz Privatflieger durch die Sicherheitskontrolle, man fand mein Schweizer Messer, aber nahm es mir nicht weg. Die Maschinen wurden vorbereitet und dann rollten wir in langer Reihe zur Runway. Das Wetter war so hervorragend, wie es besser nicht sein konnte, die Sicht in den blauen Himmel einwandfrei, der Wind ruhig. Und der Flug viel zu kurz. Schon nach 50 Minuten glitzerte unter uns der blaue Stausee von Errachidia und einer nach dem anderen berührte den Boden. Abgefertigt wurde immer nur die komplette Flugzeugbesatzung, also Pilot plus Passagier sofern einer da war, aber ich durfte trotzdem nicht passieren, der Zollbeamte behielt mich als Übersetzer zurück. Zuvor mussten auch hier drei Maschinen betankt werden, was aber in Errachidia viel flotter ging als in Fes und gerade, als eine größere Maschine Urlauber für eine Wüstentour heranbrachte wurden wir komplett noch alle vorher abgefertigt.

Irgendwie hatte ich gedacht, vor dem Terminal stehen nun nur unsere Jeeps, aber das war ein Irrtum. Es stand ein Meer von Geländewagen dort, und die Fahrer hielten Schilder hoch, die Mehrzahl war vom schönen Hotel Xaluca. Man kann nun also auch einen Wüstentrip buchen mit Anreise per Flugzeug, aber diese Leute wissen ja gar nicht, was ihnen entgeht. In Marokko ist der Weg das Ziel, die Landschaft dazwischen so großartig. Von oben hatte ich nur bizarre, aber völlig kahle Bergformationen gesehen, aber ich weiß ja nur zu gut, wie es unten aussieht. Die Landschaft ist so vielfältig und oft auch so grün, und natürlich dann die schönen Dörfer und Kasbahs.

 

Ankunft der Privatflieger in Fes

Am Morgen erhielt ich die Nachricht, dass unser Führer Hicham mich um 11 Uhr treffen wollte. Doch die Piloten wollten frühestens um 12:45 eintreffen, also setzten wir uns in ein Café und warteten bis 12 Uhr. Hicham spricht sehr gut Deutsch, obwohl er unser Land nie besucht hat, er hat es während dem Studium erlernt und wollte eigentlich Deutschlehrer werden. Doch als er keinen Job bekam entschloss er sich Stadtführer zu werden und meinte, es sei eine gute Wahl. Sehr stolz war er auf seine zweite Tochter, weil die gerade erst vor 40 Tagen geboren war. Um 12 Uhr ging es dann los Richtung Flughafen und das war dann mal die erste Gelegenheit für mich nervös zu werden. Die Stadt war völlig verstopft, die engen Straßen um die Schulen total zugeparkt, wie in Deutschland von SUVs, die die Kinder von der Schule abholen. Da sage noch einmal jemand, Marokko sei unterentwickelt.

Wir trafen tatsächlich pünktlich um 12:45 am Flughafen ein, aber es war ja eigentlich klar, dass von unseren Piloten keine Spur zu finden war. Selbst wenn sie bereits gelandet sind, 13 Flugzeuge abzufertigen ist keine Kleinigkeit und zieht sich, vor allem, weil die noch tanken müssen. 13? Hieß es nicht 14? Ja, ein Flugzeug mit nur dem Piloten musste wegen technischer Schwierigkeiten zurück bleiben, so kam ich in den Genuss, in meinem Zimmer im Riad bleiben zu können, sonst hätte ich in ein anderes umziehen müssen. Zu unserem Riad Bleue muss ich noch sagen, dass das wirklich ein wunderbares Riad ist, das ist wirklich Schönheit mit Service vereint. Wenn man abends vom Essen in sein Zimmer zurück kommt ist das Bett aufgeschlagen, die Vorhänge zugezogen und die Lichter zum Empfang an. Ich kann das Maison Bleue wirklich nur in den höchsten Tönen loben. Natürlich hat alles seinen Preis.

Die Terminals in Marokko sind alle für Abholer gesperrt, eintreten darf nur, wer wirklich fliegen will. Und Informationen, ob unsere Flieger schon eingetroffen sind, konnte ich auch nicht bekommen. Die Flugzeuge sind unterschiedlich stark und damit schnell, wir hatten ein- und zweimotorige dabei, wobei die Sirrus mit nur einem Motor die schnellste war. Ich ging zum Rand des Terminals und schaute in die Richtung, aus der die Flieger zu erwarten waren und tatsächlich sah ich nach einiger Zeit einen kleinen Punkt in der Luft. Ob der natürlich zu uns gehört oder nicht konnte ich nicht sagen. Der private Flugverkehr in Marokko ist sehr gering, im ganzen Land soll es nur 30 Privatpiloten geben und so häufig kommt es ja nicht vor, dass Ausländer mit dem eigenen Flugzeug anreisen.

Eigentlich hatten wir für 15 Uhr die Stadtführung angesetzt und Hicham wollte so gerne seinen Job gut machen. Aber die ersten Piloten kamen erst gegen 14.30 Uhr endlich aus dem Terminal. Das große Problem war das Tanken, alle 13 Maschinen mussten aufgefüllt werden und dazu gab es einen Truck mit Anhänger, der daraus mit einer Handpumpe befüllte. Nach 2, 3 Maschinen war der Anhänger leer und musste zurück zum Depot. Es ist schon verständlich, dass eine so große Rallye zuvor angemeldet werden muss. Bis alle da und im Hotel untergebracht waren war es also schon nach 17 Uhr und der arme Hicham musste seine Tour sehr kurz halten. Sehenswürdigkeiten waren natürlich schon geschlossen und im Gerberviertel war es viel zu dunkel, um Fotos zu machen. Ich sage es ja immer wieder, kommt nach Marokko, aber bringt viel Zeit mit.

Zumindest das Abendessen im Riad Maison Bleue konnte dann pünktlich starten. Wir wurden von Gnaoua-Musikern empfangen und bekamen die vorzügliche Salatauswahl vorgesetzt, für die Fes so berühmt ist. Die Besucher hatten zuvor gefragt, kann man Salat essen ohne krank zu werden, doch da kann ich beruhigen, diese Feser Salatvariationen bestehen sämtlich aus gekochtem Gemüse und sind somit ganz sicher. Danach wurde ein Gericht gereicht, das selbst ich nicht kannte, eine große Schale nur mit Fleisch, ganz zartes, gekochtes Rindfleisch, das sehr delikat gewürzt war. Tangia Fassia. Ich kenne die Tangia Marrakschi, die auch nur aus Fleisch besteht, aber der Geschmack ist sehr unterschiedlich. Danach gab es Couscous, aber ebenfalls auf Feser Art, ohne Gemüse, aber mit Hühnchen, das mit glasierten Zwiebeln und Rosinen bedeckt war. Sehr lecker. Zum Dessert eine Auswahl der saisonalen Früchte. Ich war eigentlich noch nie zu dieser Zeit in Marokko und bin völlig begeistert von der Reichhaltigkeit der Obstsorten, vor allem die frischen Feigen haben es mir angetan. Und auch die Granatäpfel schmecken viel besser als man es aus Deutschland kennt.

Erwartungsvoll in Fes

Es ist ja nicht üblich, dass ich meine Kunden selbst durch das Land führe, normalerweise organisiere ich nur die Reise und die ausgezeichneten Fahrer der Agentur sind zugleich die Führer. Allerdings nur auf der Fahrt, in Städten gehen Sie nicht mit den Kunden, da müsste auf Wunsch ein zusätzlicher Stadtführer besorgt werden. Deshalb war es für mich eine Premiere, einmal drei Tage mit Kunden auf der Reise zu sein und ich war gespannt, wie es läuft. Das Paar hatte zwei Wochen gebucht mit Königstädten und Wüste, so fuhr ich also die ersten drei Tage mit von Marrakech nach Rabat und weiter über Meknes nach Fes. Die Beiden haben es mir leicht gemacht, es waren super nette Leute. In Casablanca ließ ich sie noch allein durch die Moschee laufen, in Rabat erklärte ich ein wenig, wo alles ist, denn ich wollte mich nicht zu sehr aufdrängen. Doch als ich merkte, dass sie die Medina doch nicht richtig gefunden haben bot ich in Meknes an, sie auf einen Stadtbummel mitzunehmen. Das war richtig schön. Und in Moulay Idriss schließlich war es unbedingt nötig. Wie schon gesagt, die Fahrer bleiben beim Wagen, gehen nicht mit, und Moulay Idriss hat sich in den letzten Jahren insofern verändert, als es nun eine Menge falscher Führer gab, die sich gleich zu Beginn aufdrängen. Ich ließ Khalid bis ganz nach oben fahren, wo sich von der Panorama-Terrasse ein toller Ausblick bietet, danach wollten wir den Berg hinunter alleine laufen. Ich war erst einmal dort, und das ist schon Jahre her, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Terrasse nicht auf Anhieb wiederfand. Doch ein Schuljunge zeigte uns den Weg und bekam ein paar Dirham. Hier geht der Blick vom Stadtteil Khiber hinüber auf die andere Seite und dazwischen liegt der grün gekachelte Grabbezirk. Das Herunterlaufen ist dann nicht so schwierig und wir kamen genau beim Mausoleum raus, wo Andreas sich gleich mit Nougat eindeckte. Dieser wird ja meist in der Nähe von religiösen Gebäuden verkauft. Durch den überdachten Souk ging es hinab zum Taxi-Standplatz, wo Khalid uns wieder einsammelte. Und Barbara deckte sich dort mit frischen Feigen ein, es ist gerade Saison und an jeder Ecke bekommt man diese leckeren süßen Früchte, die aber für marokkanische Verhältnisse nicht ganz billig sind. Das wiederum sind aber die Kaktusfeigen, die auch gerade reichhaltig angeboten werden. Vorher hatten wir noch Volubilis besichtigt, wo das Zurechtfinden nicht schwierig ist, und dann ging es nach Fes zu unseren jeweiligen Riads. Richtig schade, ich wäre gerne noch mit ihnen weiter gefahren.

Doch in Fes wartet ja erst die richtige Herausforderung auf mich. Hier wird es spannend. Ich bin im Maison Bleue untergebracht, weil am nächsten Tag dort meine Gruppe von 27 Personen ankommen soll, angereist in 14 kleinen Flugzeugen. Das ist schon ein ziemliches Unterfangen, es musste zuvor eine Genehmigung eingeholt werden, wozu 110 Dokumente eingereicht werden mussten. Und die Genehmigung kam dann gerade am Abend zuvor. Nun ist der Morgen angebrochen, die Spannung steigt und schon vor Tagesgrauen erhielt ich die Meldung, dass ein Flugzeug technische Probleme hat und nicht kommen wird. Ich werde berichten …

 

Meknes

Es ist ja nicht üblich, dass ich meine Kunden selbst durch das Land führe, normalerweise organisiere ich nur die Reise und die ausgezeichneten Fahrer der Agentur sind zugleich die Führer. Allerdings nur auf der Fahrt, in Städten gehen Sie nicht mit den Kunden, da müsste auf Wunsch ein zusätzlicher Stadtführer besorgt werden. Deshalb war es für mich eine Premiere, einmal drei Tage mit Kunden auf der Reise zu sein und ich war gespannt, wie es läuft. Das Paar hatte zwei Wochen gebucht mit Königstädten und Wüste, so fuhr ich also die ersten drei Tage mit von Marrakech nach Rabat und weiter über Meknes nach Fes. Die Beiden haben es mir leicht gemacht, es waren super nette Leute. In Casablanca ließ ich sie noch allein durch die Moschee laufen, in Rabat erklärte ich ein wenig, wo alles ist, denn ich wollte mich nicht zu sehr aufdrängen. Doch als ich merkte, dass sie die Medina doch nicht richtig gefunden haben bot ich in Meknes an, sie auf einen Stadtbummel mitzunehmen. Das war richtig schön. Und in Moulay Idriss schließlich war es unbedingt nötig. Wie schon gesagt, die Fahrer bleiben beim Wagen, gehen nicht mit, und Moulay Idriss hat sich in den letzten Jahren insofern verändert, als es nun eine Menge falscher Führer gab, die sich gleich zu Beginn aufdrängen. Ich ließ Khalid bis ganz nach oben fahren, wo sich von der Panorama-Terrasse ein toller Ausblick bietet, danach wollten wir den Berg hinunter alleine laufen. Ich war erst einmal dort, und das ist schon Jahre her, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Terrasse nicht auf Anhieb wiederfand. Doch ein Schuljunge zeigte uns den Weg und bekam ein paar Dirham. Hier geht der Blick vom Stadtteil Khiber hinüber auf die andere Seite und dazwischen liegt der grün gekachelte Grabbezirk. Das Herunterlaufen ist dann nicht so schwierig und wir kamen genau beim Mausoleum raus, wo Andreas sich gleich mit Nougat eindeckte. Dieser wird ja meist in der Nähe von religiösen Gebäuden verkauft. Durch den überdachten Souk ging es hinab zum Taxi-Standplatz, wo Khalid uns wieder einsammelte. Und Barbara deckte sich dort mit frischen Feigen ein, es ist gerade Saison und an jeder Ecke bekommt man diese leckeren süßen Früchte, die aber für marokkanische Verhältnisse nicht ganz billig sind. Das wiederum sind aber die Kaktusfeigen, die auch gerade reichhaltig angeboten werden. Vorher hatten wir noch Volubilis besichtigt, wo das Zurechtfinden nicht schwierig ist, und dann ging es nach Fes zu unseren jeweiligen Riads. Richtig schade, ich wäre gerne noch mit ihnen weiter gefahren.

Doch in Fes wartet ja erst die richtige Herausforderung auf mich. Hier wird es spannend. Ich bin im Maison Bleue untergebracht, weil am nächsten Tag dort meine Gruppe von 27 Personen ankommen soll, angereist in 14 kleinen Flugzeugen. Das ist schon ein ziemliches Unterfangen, es musste zuvor eine Genehmigung eingeholt werden, wozu 110 Dokumente eingereicht werden mussten. Und die Genehmigung kam dann gerade am Abend zuvor. Nun ist der Morgen angebrochen, die Spannung steigt und schon vor Tagesgrauen erhielt ich die Meldung, dass ein Flugzeug technische Probleme hat und nicht kommen wird. Ich werde berichten …

Von Marrakech nach Rabat

Am Sonntagmorgen fing das touristische Programm meiner kurzen Reise an. Um 8 Uhr stand der Chauffeur vor dem Hotel, um mich abzuholen. Zunächst ging es in die Medina, um ein deutsches Ehepaar abzuholen, meine Kunden, für die ich eine zweiwöchige Marokkorundfahrt organisiert hatte und die ich auf den ersten drei Tagen begleiten wollte. Wir verstanden uns auf Anhieb und der arme Fahrer, der sonst ja gerne sich selbst um seine Gäste kümmert, kam gar nicht zum Zug. Aber dazu hat er noch genug Gelegenheit, wenn ich die Gruppe in Fes verlasse. Er heißt Khalid und ist sehr nett, aber das sind wirklich alle unsere Fahrer. Wir fuhren über die Autobahn nach Casablanca, denn auf dieser Strecke lohnt die Landstraße kaum, es gibt wenig zu sehen. Außerdem wollten wir Casablanca schnell erreichen, um noch eine Führung durch die Moschee Hassan II zu erwischen. Das hat geklappt, ich blieb aber lieber draußen, denn ich habe die Moschee schon früher besichtigt und wollte nicht wieder die 120 Dirham Eintritt zahlen. Dafür konnte ich außen fotografieren. Die Moschee steht ja immerhin auch schon über 20 Jahre und so gibt es immer was zu machen, überall sind kleine Baustellen, die ein schönes Fotomotiv stören. Anschließend wollten wir in einem typischen Café etwas trinken und sagten dies Khaled, er fuhr uns zu einem richtig teuren Restaurant. Ganz genau hat er noch nicht gespürt, was wir wollen. Aber direkt dahinter war ein ortstypisches Café und da waren wir richtig.

Die Beiden wollten eine Telefonkarte und so versuchten wir, einen Laden zu finden. Aber keine Chance, es ist Sonntag und alles ist geschlossen. Also ging es wieder auf die Autobahn und ab nach Rabat, das wir zu einer angenehmen Zeit erreichten, wo man noch wirklich etwas unternehmen kann. Und trotzdem reicht ein solcher Nachmittag nicht aus für einen Besuch dieser wirklich schönen Stadt. Vor allem seit Mohammed VI ist hier wirklich viel geschehen, das Flussufer vor der Ouadaia Kasbah ist ein richtiges Ausflugsziel für Einwohner und Fremde geworden und an diesem Sonntag fand sogar eine Kirmes statt. Die Ruderboote nach Salé waren ständig im Einsatz, die Überfahrt kostet nur 2,5 Dirham und lohnt sich selbst, wenn man Salé nicht besichtigen will, sondern gleich zurück fährt. Ich hatte einen langen Bummel gemacht, zunächst durch die geschäftige Medina, dann über den Jahrmarkt hinauf zur Kasbah, die gerade in den Abendstunden in einem wunderbaren Licht liegt. Die Semaphore Terrasse ist beliebt bei Jung und Alt für einen Spaziergang und gerade der Sonnenuntergang lässt sich hier prächtig genießen.

Als ich wieder zurück in mein Riad kam, schenkte ich mir mein Abendessen, labte mich dafür an dem bereit gestellten Obstteller und fiel erschöpft ins Bett. Endlich mal schlafen!

 

Männerabend

Zum Schlafen komme ich im Augenblick recht wenig. Ganz unvermittelt geriet ich in eine Abendveranstaltung, die sehr typisch für das marokkanische Leben ist, wenn auch lange nicht so aufregend wie die Disco. Doch sehr vielfrüher als die Disconacht hat das auch nicht geendet.

Am Samstag ging es wie üblich gegen 19 Uhr zum Plauderstündchen auf der Hotelterrasse. Der Direktor saß alleine dort und fragte, ob ich mitkommen wolle, wir seien zum Abendessen eingeladen. Hm, warum nicht. So was kann ja nicht lange dauern, spätestens um 22 Uhr bin ich wieder zu Hause und kann den Schlaf nachholen, nach der kurzen Nacht bin ich schon reichlich müde. Kurz darauf kam ein weiterer Freund und wir fuhren in seinem Wagen los. Zu meiner Überraschung ging es nicht in ein Restaurant, sondern ich erfuhr, dass Abdelouahad uns in sein neues Haus zum Essen eingeladen. Ich nenne ihn jetzt kurzerhand Abdel. Er kommt zwar öfter mal auf ein Glas Wein ins Hotel, ich weiß dass er touristisches Transportunternehmen hat, aber über sein Privatleben weiß ich nichts, keine Ahnung, ob er verheiratet ist oder Familie hat. Irgendwie glaubt man ja, wenn man zum Essen eingeladen ist, muss es da zumindest eine Frau geben, die sich um die Küche kümmert. Aber vielleicht bin ich da auch zu eingefahren. Das Haus war ziemlich groß, wenn auch nicht schön, denn im Erdgeschoss bestand es aus einer großen Garage, wo auch mal seine Minibusse untergestellt werden können. Über neu geflieste Marmorstufen ging es hinauf, auf den Treppenabsätzen standen Blumenkübel, darum große Wasserflecken auf den neuen Fliesen und dennoch waren die Blumen verdorrt. Oben öffnete Abdel und war ziemlich erstaunt mich zu sehen, von wegen „wir sind zum Abendesen eingeladen“. Aber egal, er freute sich und begrüßte mich herzlich. Die Wohnung war groß, ja man sah, dass alles neu war, der Anschluss für das Klimagerät hing noch aus der Wand, aber vor dem Kamin war eine gemütliche Polstergarnitur und an der Wand ein großer Fernseher, der natürlich den ganzen Abend lief. Als ich mich umsah, sah ich schon ziemlich schnell, dass hier keine Frau für Dekoration sorgt. Aber was ist mit der Küche? Essensgerüche gab es nicht. Wir tranken Wein und knabberten Nüsse, gegen 22 Uhr fragte Abdel, ob ich hoffentlich nicht zu hungrig sei, denn wir würden noch auf weitere Freunde warten. Das Essen sei schon bereit, ich solle mir doch mal die Küche ansehen. Oh, die war schön, modern und offen, hätte direkt aus Deutschland kommen können, aber der Tajinetopf stand zwar auf dem Ofen, aber nicht auf einer Flamme, es hatte noch gar nicht angefangen zu kochen. Und dann fuhr auch noch unser Fahrer weg, meinte, er käme bald wieder, und alle Chance auf eine frühe Heimkehr war dahin. Nach einer halben Stunde waren plötzlich Schneidegeräusche aus der Küche zu hören, einer von Abdels Chauffeuren war eingetroffen und begann den Salat zu bereiten. Hat vermutlich auch das Tajine angeheizt.

Hunger quälte mich nicht, denn ich kann zur Zeit kaum was essen, aber müde war ich. Zum Glück war eine ganze Ecke der gemütlichen Couch meins und ich machte es mir richtig gemütlich, es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre eingeschlafen. Hier hätte mir Kamal gefehlt, der mich immer wieder zum Tanzen hochgezogen hat. Aber die Männer störten sich überhaupt nicht daran, dass ich etwas schlafen wollte, sie hatten sich viel zu erzählen und meist in Arabisch. Gegen Mitternacht kamen dann endlich die fehlenden Freunde, wir waren dann fünf Männer und ich, und es war genau 0:35 Uhr, als der Salat aufgetragen wurde. Als der große Tajinetopf aufgetragen wurde dampfte er herrlich, es war wirklich lecker. Zum meinen Ehren gab es sogar Teller, alleine würden sie alle aus der Schale essen. Wir sechs schafften ihn nicht ganz und dann kam unser Koch aus der Küche und vertilgte den Rest. Diesmal natürlich traditionell aus dem Topf aufgetunkt.

Um etwa 2 Uhr fragte mich mein Direktor, ob ich vielleicht müde sei. Ach, müde kann man das gar nicht nennen. Aber trotzdem, ich fand es doch sehr interessant, zu sehen, wie so ein gutbürgerlicher Männerabend in Marokko aussieht.