Archiv für den Monat: September 2025

Vom Haven in den Teppichladen

Zeit zum Umzug. Im Tombouctou darf man bis gegen Mittag bleiben. Das habe ich ausgenutzt und in meiner schönen Suite noch eifrig gearbeitet. Gleich daneben, direkt vor den Dünen, liegen ja einige Unterkünfte, die auch bei Campern sehr beliebt sind. An erster Stelle ist da natürlich Haven La Chance. Riesig groß, heute fast leer, aber in der Saison knallvoll. Und man tut auch immer was. Ganz oben am Rande der Dünen steht man sehr schön, aber bis runter zum Pool ist es auch richtig weit. Deshalb baut man nun auch dort oben einige Duschen. Auch vor der Auberge vergrößert man den Platz und baut ein neues Sanitärgebäude. Wenn der Sandsturm bläst steht man hier etwas geschützter als direkt an den Dünen.

Direkt daneben Ksar Merzouga ist auch einen kurzen Besuch von mir wert. Auch dieser Campingbereich wunderschön direkt an den Dünen. Groß, aber zum Glück doch etwas kleiner als Haven La Chance. Da braucht man ja fast ein Quad, um zum Restaurant zu kommen. Natürlich bietet mir jeder einen Tee an, aber das geht natürlich nicht. Ich kann ja nicht innerhalb einer Stunde fünfmal und mehr Tee trinken.

Da ist mir doch Kasbah Mohayut lieber, denn dort bekomme ich immer ein kühles Bier. Dort ein Weilchen am Pool zu sitzen und das Bier zu genießen, das sind so die kleinen Freuden, die ich hier habe. Zu Beginn des Erg Chebbi – Tourismus gehörte diese Auberge mit Camping zu den beliebtesten Plätzen, heute nicht mehr, denn man verstärkt seinen Augenmerk mehr auf den Hotelbereich. Der Camping ist klein und nicht direkt an den Dünen. Aber am Pool bekommt man ein herrlich kühles Bier.

Einen kleinen Abstecher mache ich noch zu Ahmed im Kanz Erremal. Doch darüber werde ich später berichten, denn ich werde in einigen Tagen für eine Nacht dort wohnen.

Depot Nomad

Dann aber parke ich mein Auto am Depot Nomad. Das ist ein großer schöner Teppichladen, der auch in meinem Buch aufgeführt ist. Das sind ja nicht viele, aber es ist einfach der beste in der Merzouga-Gegend und hat eine unglaubliche Auswahl. Said ist der Chef, er spricht gut Deutsch und führt mich durch alle seine Räume. Es gibt bei weitem nicht nur Teppiche. Wer noch ein Mitbringsel für die Lieben zu Hause sucht ist hier richtig, aber auch eine luftige Djellabah für Mann und Frau kann man hier bekommen, wenn man in der Wüstenhitze seine eigenen Kleider nicht mehr aushält.

Kasbah Hotel Tombouctou

Mein erster Stopp am Erg Chebbi ist so ziemlich das größte Gegenteil von der Unterkunft meiner ersten Reise. Das Tombouctou gehört zur Kette der Xaluca Hotels, ist also kein kleines, familiäres Gästehaus, sondern ein richtiges Hotel, ich glaube mit 80 Zimmern. Heute kommen ja auch ganze Reisebusse zum Erg, und die brauchen viele Zimmer. Und die Xaluca – Hotels sind einfach toll. Ich bin sehr froh, mit den Betreibern gut befreundet zu sein, denn ehrlich, wenn ich nicht eingeladen wäre, könnte ich mir solche Unterkünfte nicht für 2 Monate leisten. Abgesehen davon, ich bin oft in wunderbaren Anlagen mit herrlichen Pools, aber kann es nicht nutzen, da ich stattdessen in meinem Zimmer sitze und arbeite, um euch all dies mitzuteilen. In meinem Blog, aber vor allem in der Überarbeitung meiner Führer. Und dann müssen auch all die Fotos organisiert werden. Da bin ich am Abend ganz schön kaputt.

Das Tombouctou liegt direkt vor den Sanddünen und wer möchte, kann auch von dort mit dem Kamel zum Sonnenauf- oder -untergang reiten. Es ist eine große Anlage mit komfortablen Zimmern, zwei Pools, Restaurant, Bar und einem Spabereich, wo man sich massieren lassen kann oder eine Hammambehandlung bekommt. In allen Xalucahotels wird das Essen als Buffet gereicht, aber das ist richtig gut. Vor allem das Nachtischbuffet hat es in sich, dem darf ich nicht zu nahe kommen. Mich erstaunt auch immer wieder – freudig – dass die Preise sehr zivil sind. Ein Casablanca-Bier kostet 40 DH, eine halbe Flasche Wein ist schon ab 60 DH zu haben. Also ich kann das Haus nur empfehlen.

Vor dem Gebäude ist ein großer Parkplatz, der oft auch für große Veranstaltungen wie Rallyes gebraucht wird. Wenn aber frei ist dürfen gerne Wohnmobile hier über Nacht stehen und die Anlagen den Hotels nutzen. Einfach bei der Rezeption nachfragen.

Wie wohnt man am Erg Chebbi

Es gibt kaum eine Frage, die schwerer zu beantworten ist. Mein erster Besuch am Erg war im März 1986 auf meiner ersten Marokkoreise, damals noch sehr abenteuerlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und was ich da alles erlebt habe würde ein Buch füllen. Damals gab es an den Dünen nur drei Cafés, Cafés, keine Hotels. Ich glaube, sie hießen Dune dÒr, Erg Chebbi, Du Sud.

Aber wenn man dort schlafen wollte, war das trotzdem möglich, man breitete sich einfach auf einer Matte am Boden aus und bekam eine Decke (natürlich nicht frisch gewaschen). Nicht nur die Marokkaner, auch die Touristen waren damals noch viel genügsamer. Dusche, Klimaanlage, Lactoseintoleranz, eine Tür, um hinter sich zuzumachen, das war noch unbekannt damals.

Was es aber damals gab, war eine große Herzlichkeit und vor allem Musik. Wohin man auch kam, die Jungs griffen abends zur Trommel und schlugen drauflos, nicht für uns Touristen, sondern für sich selbst. Diese Zeiten sind einfach vorbei, aber ich bin froh, es erlebt zu haben. Diese erste Reise zusammen mit einer Freundin hat mich unglaublich beeindruckt und schließlich dazu geführt, dass ich bis heute in dieses schöne Land reise. Aber könnt ihr euch den Schock vorstellen, den ich zuhause erlitt, als ich nach dieser denkwürdigen Reise feststellen musste, dass meine drei Diafilme alle schwarz waren. Kein einziges Foto hatte ich. Die mitreisende Freundin hatte auch nichts gescheites, hier kommen die wenigen, die mir vom März 1986 geblieben sind. Das erste mit dem legendären Mietwagen, den ich schließlich gemietet habe, weil die entfernten Ecken eben nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen waren und auf den ich danach noch Jahre angesprochen wurde.

Für mein Reisehandbuch und meinen Campingführer hatte ich mir später dann vorgenommen, alle Auberges zu besuchen und in meinem Buch zu notieren. Irgendwann waren es aber um die 80 und ich gab auf. Nach meiner letzten Zählung gab es so um die 150 feste Unterkünfte, und dabei sind die Biwaks nicht mitgerechnet. Die kann ich längst nicht mehr alle in meinen Büchern erwähnen, ich muss mir einige aussuchen und ich behaupte noch nicht einmal, dass ich euch nur die besten zeige, diese Auswahl ist einfach nicht mehr möglich und ja auch sehr persönlich. Diesmal werde ich für etwa 10 Tage am Erg Chebbi sein und werde euch einige sehr unterschiedliche Unterkünfte aufzeigen.

Von Tinerhir nach Erfoud

Meine Etappe heute hat nur etwa 150 km, doch gibt es dort zwei wichtige Stopps, an denen ich gerne anhalte. Es gibt zwar noch einen dritten, El Khorbat, aber zu dem fühle ich mich nicht so hingezogen. Die Straße N 10 ist gut ausgebaut, nicht zu viele Ortschaften, und so erreiche ich schon bald die Source Lalla Mimouna. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Zaid Abou hat in Heidelberg Germanistik und Philosophie studiert, hat später unter anderem in Agadir als Reiseleiter gearbeitet, sich aber eher zum Künstler berufen gefühlt und macht vor allem wunderschöne Kalligraphien, und hat auch verschiedene Bücher publiziert. Er hat 10 km vor Tinejdad ein beeindruckendes Projekt geschaffen mit Freilichtmuseum, den Garten der Worte.

Source Lalla Mimouna

Zwar waren die vier sprudelnden, mineralhaltigen Quellen schon lange bei den Einheimischen bekannt, doch wurden sie nicht genutzt und vermüllten immer mehr und wurden teils von der Regierung zubetoniert. Der vielseitige Zaid hat das Areal gekauft und im Jahr 2002 mit seinem Projekt begonnen. Da, wo vorher nur ein kleines Wasserbecken mit einem Häuschen war, hat er ein weitläufiges Museum angelegt. Er hat über Jahrzehnte Gebrauchsgegenstände aus ganz Marokko gesammelt und sie mit deutscher Gründlichkeit und Ordnung nach Themenbereichen ausgestellt, teils im Freien, teils in extra gebauten Häuschen. Es macht Spaß, von Zaid durch das Gelände geführt und alles von ihm selbst erklärt zu bekommen. Man kann aber auch stundenlang alleine herumwandern, was aber das Besondere ist, auf seinem Gelände ist ein riesiger, ebener Parkplatz und Wohnmobilisten sind eingeladen, dort kostenfrei zu übernachten. Der Eintritt ins Museum kostet 50 DH.

Hinter Tinejdad biege ich ab Richtung Erfoud und freue mich schon, gleich Bachir wiederzutreffen. Seit Ende 2019 mein Reisehandbuch herauskam glänzt er auf dem Titelbild und ich bin seitdem nicht mehr vorbei gekommen.

Foggaras

Entlang der R 702 kurz vor Fezna verlaufen parallel zur Straße in regelmäßigen Abständen Erdhügel. Es handelt sich nicht um natürliche Hügel, sondern um die Einstiegslöcher zu unterirdischen Wasserstollen, den Foggaras bzw. Khettaras, mit denen Wasser von einer wasserführenden Gesteinsschicht in den Bergen über 140 km zu der tiefer gelegenen Oase befördert wurde. Die bis zu 50 m tiefen Galeriestollen haben ein leichtes Gefälle, damit das Wasser fließen kann, sie sind Sippen­eigentum und müssen ständig gepflegt werden. Heute sind die Khettaras kaum noch in Betrieb, da Diesel- und Elektropumpen ihren Dienst tun. Zudem ist der Grundwasserspiegel schon vor vielen Jahren unter die vorhandenen Foggaragänge abgesunken. Die Inhaber haben in gemeinsamer Arbeit die Foggaras wiederhergestellt und als Museum geöffnet. Dazu gehören jeweils ein Zelt mit Restaurant und Souvenirladen. Ein Stopp, der sich unbedingt lohnt.

Dies ist vor allem für die Einwohner der Region eine Einnahmequelle, und es ist tatsächlich nicht viel, was sie dabei verdienen, deshalb sollte man das unbedingt unterstützen. So ungefähr jede Familie hat also einen eigenen Eingang geschaffen, mit einem Zelt oder Hüttchen davor und freut sich nun über Besucher, die die Stollen besichtigen möchten, mit einem Tee als Abschluss. Bachir ist einer davon, ich kenne ihn schon seit Jahren und er ist immer sehr freundlich. Trotz dieser kleinen Einnahme durch die Foggaras ist die Familie immer noch eher arm und er freut sich total, wenn ich ihm ein paar Sachen mitbringe. Natürlich möchte er mich am liebsten länger dabehalten und auch zum Mittagessen einladen, aber da habe ich noch einen weiteren Stopp vor mir. Ich bin halt einfach in MEINEM Marokko angekommen, wo ich so viele liebe Menschen kenne. Aber ich frage Bachir nach seiner Mutter, die ich letztesmal kennengelernt habe und muss leider erfahren, dass es ihr gar nicht gut geht und sie im Krankenhaus ist. Ich drücke ihr die Daumen.

Restaurant des Dunes

Weiter geht es nach Erfoud, wo ein Stopp im Restaurant des Dunes bei meinem Freund Seddiq unvermeidlich ist. Hier gibt es nicht nur leckere Pizza, im gleichen Ofen wird auch die Medfouna gebacken, das leckere Fleischgericht im Brotteig. Und das muss einfach sein, wenn ich doch auch ein wenig kürzer treten will. Seddiq schickt mich dann ins Tombouctou am Erg Chebbi, aber das kommt im nächsten Beitrag.

Video zur Source Lalla Mimouna

Video zu den Foggaras

Tinerhir

Obwohl Tinerhir wegen der Todra-Schlucht in einer ziemlich touristischen Zone liegt, sind die Unterkünfte dem nicht entsprechend und das schon seit Jahren. Zunächst einmal der Campingplatz. Der lag so schön neben dem Souk und war immer beliebt, aber wurde vor ein paar Jahren geschlossen, Camping ist nur möglich in der Straße zur Todra-Schlucht und das sind doch etliche Kilometer von der Stadt entfernt. Bezüglich der Hotels gibt es, neben den naja sagen wir einheimischen, die nicht einem gehobenen Standard entsprechen, vor allem Tomboctou. Dies gehörte mit zu den ersten Hotels Marokkos, die Unterkunft in einer authentischen Kasbah anboten, aufgebaut von dem Schweizer Edi Kunz und heute geführt von Roger Mimo. Der Komplex liegt mitten in Tinerhir, ein langer, kühler Gang führt zur Rezeption. Nicht jedem gefällt es, einige halten es für zu dunkel, andere zu laut, da mitten in der Stadt. Ich teile das zwar nicht, muss es aber akzeptieren.

Dann gab es die Kasbah Lamrani, geführt von den Inhabern des großen Teppichgeschäftes und seit langem meine Freunde. Deshalb war das sozusagen mein zweites Zuhause in Tinerhir und ich freute mich darauf, auch diesmal dort zu wohnen. Die Kasbah entspricht auch nicht mehr gehobenem Standard, wurde schon lange nicht mehr renoviert, war aber akzeptabel. Und nun musste ich hören, sie sei geschlossen. Es gab irgendwelche Probleme und es soll vielleicht auch renoviert werden. Nun, wo soll ich also hin, und noch wichtiger, wo soll ich Kunden unterbringen, wenn ich eine Tour habe, die in Tinerhir übernachten möchte.

Da sagt mir Ahmed von der Auberge Baddou in Tinerhir, dass es nun einen schönen Riad gibt. Den hatte ich tatsächlich noch nicht gefunden, wohl, weil er nicht direkt an der Hauptstraße, sondern ein wenig abseits liegt, ganz am Beginn der Straße zur Schlucht.

Riad Bab Todra

Ahmed konnte sofort ein Zimmer für mich organisieren und ich reiste an. Ja, es ist ein hübsches Haus, am Ortsrand mit Blick auf Gärten. Touren wie solche, die ich anbiete, stoppen hier und es ist empfehlenswert. Es hat 9 Zimmer mit Bad und natürlich AC, dazu ein schöner Pool im Garten und eine Bar, das heißt, alkoholische Getränke sind hier erhältlich. Dort ist auch das Restaurant, aber bei schönem Wetter speist man auf der Terrasse. Als besonderen Service kann man für 70 DH die Waschmaschine nutzen und all seine schmutzigen Sachen hinein werfen. Trocknen tut die Wäsche hier ja schnell. Eine wirkliche empfehlenswerte Adresse.

Tamtatouchte

Es ist ja häufig so in Marokko, dass es Gegenden gibt, wo ich niemand kenne, wo es schwierig ist, eine geeignete Unterkunft zu bekommen, und dann wieder andere Orte, wo ein schönes Hotel oder Campingplatz neben dem anderen liegt. Und so ist es auch in Tamtatouchte, dem kleinen Gebirgsdorf mit seinem besonderen Charme. Hier weiß man kaum, wen man sich aussuchen soll. Früher ging mein Weg immer gleich zu Mohammed in der Kasbah des Amis, der mit seinen Brüdern jedem einen herzlichen Empfang gab und der auch unter den Wohnmobilisten sehr beliebt war. Doch dann wurde der Staudamm gebaut, Mohammed musste weichen, was ihm das Herz brach.

Ich kam von oben und dort liegen gegenüber die beiden Auberges Tafouyt und Amazigh. Beide haben nette Zimmer und einen Campingplatz, beide sind zu empfehlen. Aber sie liegen auch in hartem Konkurrenzkampf zueinander und es ist immer schwierig für mich, dort jedem gerecht zu werden. Ich kann wirklich beide Herbergen gleichermaßen empfehlen, doch menschlich fühle ich mich mehr zu Amazigh hingezogen. Und selbstverständlich wollte man mich auch dort über Nacht dabehalten.

Tafouyt

Amazigh

Das ist immer sehr schwierig für mich, ich spiele da auch völlig mit offenen Karten und sage, ich weiß es noch nicht genau, erst muss ich noch zu Bougafer und Baddou. Auch diese beiden liegen gegenüber, und so kann der andere natürlich auch genau sehen, wo ich am Ende bleibe. Eigentlich wollte ich diesmal zu Bougafer, und dann blieb ich doch im Baddou, wo ich schließlich immer lande. Dort stimmt einfach alles. Es ist eine schöne Herberge mit komfortablen Zimmern, Ahmed, der Chef, ist immer da und sehr freundlich, es gibt einen schönen Pool und auch der Campingplatz ist eins A.

Das Moussem von Imilchil

In meinem Reisehandbuch habe ich ausführlich über das Moussem berichtet und werde dies hier nicht wiederholen. Ich war einmal dort, und zwar im Jahr 1994, also vor 31 Jahren. Ich war gespannt, wie das heute wohl aussehen wird. Das Moussem geht ja über mehrere Tage, wobei die Hochzeitszeremonie am letzten Tag stattfindet. So lange wollte ich nicht bleiben. Damals wohnte ich bei einer einheimischen Familie, war ja auch entsprechend jünger und fand nichts dabei, mit den Familienmitgliedern wie die Sardinen in der Büchse alle nebeneinander auf dem Teppich zu schlafen.

Hier ein Foto von einem späteren Besuch bei der gleichen Familie.

Heute ziehe ich da doch ein bequemes Bett vor und eine Tür zum zumachen. Das Moussem findet ja auch nicht wirklich in Imilchil statt, sondern auf einem Platz 10 km davor, wo es keine Hotels gibt. Da ich von Süden kam, Imilchil liegt nördlich, war mein Plan nur, mir alles anzuschauen und dann nach Tamtatouchte, um dort zu übernachten.

Schon 2 km vor dem Festplatz waren die Straßenränder mit Autos zugeparkt. Ich meinte doch tatsächlich, ach fahre ich mal weiter, ich finde schon was etwas näher. War das eine Falscheinschätzung. Ich verstehe auch die Organisatoren nicht ganz, das könnte man doch besser planen. Rechts der Straße liegt eine weite Hügelfläche, dort ist das Marabut und 1994 fand dort der ganze Trubel statt. Heute ziehen sich Verkaufsbuden und Essensstände auch entlang der Straße. Zwar ist viel Polizei vor Ort, aber hätte man das nicht besser organisieren können? So drängen sich Menschen zwischen die Autos, die noch nicht mal im Schritt, sondern nur zentimeterweise vorankommen. Das ist immerhin eine ganz normale Nationalstraße, nicht eine kleine Nebengasse. Es war die reinste Hölle, schlimmer als die Medina von Marrakech. Ich will ja niemand über die Füße fahren.

Nachdem ich etwa 30 Minuten für 500 Meter gebraucht habe reichte mir es. Ich sprach einen Polizisten an und bat ihn, mir zu helfen, dass ich umkehren kann. Denn klar war ja, ich muss das Ganze auch wieder zurück. Der war nett, hielt die Autos an, drängte die Personen zur Seite und ich konnte drehen. Wieder 500 Meter in 30 Minuten.

Ich konzentrierte mich natürlich vor allem nach vorne und hoffte, dass ich rechts keine Füße überfuhr, konnte es ja eh nicht sehen vom Steuer aus. Doch plötzlich tat es einen Schlag, und ein Holzkohlebecken, auf dem man die Brochette grillt, gefüllt mit glühender Kohle, fiel um. Zum Glück nicht in Richtung Auto, und scheinbar wurde auch kein Beistehender verletzt. Der Polizist winkte mich jedenfalls schnell weiter. Dann kam ich wieder an die kleine Auberge Kasbah, sie liegt etwa 2 km vor dem Festplatz, und bat um einen Parkplatz. Ein Mann winkte mich ein, ich Geizhals warf ihm einen 20 DH-Schein zu und war einfach froh, dass ich stand und zum Moussemplatz laufen konnte.

Heiratsmarkt

Das Besondere an diesem Fest noch im Jahr 1994 war ja, dass die Mädels sich ganz besonders schön machten, ihre traditionelle Kleidung trugen, die ihnen wirklich gut stand, dann auf dem Markt herum schlenderten und den jungen Männern zuzwinkerten. So konnten sie sich evtl. einen Schönen aussuchen und ihn dann am dritten Tag heiraten. So jedenfalls die jahrhundertealte Tradition.

Ich möchte mal sagen, davon ist nichts übrig geblieben. Leider sind meine Fotos von damals nicht digital und daher nicht auf meinem Computer, ich hatte so sehr gehofft, neue Fotos zu bekommen. Aber niemand zieht sich mehr den alten Traditionen entsprechend an, höchstens ein paar alte Frauen. Sehr schade. Und zum Flirten in diesem Gedränge ist ja auch kaum Platz. Es ist heute hauptsächlich ein riesiger Verkaufsmarkt, wobei unsere Altkleidersammlungen wohl einen sehr großen Teil beitragen. Wichtig sind auch die vielen Essensbuden, überall liegen geschlachtete Hühner, werden Fleischspieße über Holzkohle gegrillt oder die leckeren Schmalzkringel gebacken. Vielleicht geht man hier ohne neuen Ehemann heim, aber ganz sicher nicht hungrig.

Früher sah man auch überall traditionelle Musikgruppen bei ihren Darbietungen, das soll es immer noch geben, aber vor allem am Abend, als ich schon nicht mehr da war. Auch in Imilchil selbst soll viel stattfinden. Aber ich schaute es mir nicht an.

Msemrir – Agoudal

Beziehungsweise von Boumalne durch die Dades-Schlucht nach Imilchil. Auch nach dieser Strecke wird häufig gefragt. Bisher gab es Asphaltbelag nur bis Tilmi, das liegt etwa 15 km hinter Msemrir. Direkt nach Msemrir zweigt rechts ein Weg ab als Querverbindung in die Todra-Schlucht, den bin ich schon oft als schwierige Piste gefahren. Doch auch diese Strecke ist nun einwandfrei asphaltiert. Ich jedoch fuhr geradeaus bis nach Agoudal und kann euch berichten, die Strecke ist ganz wunderbar asphaltiert. Zumindest noch. Warten wir mal ab, was auch hier die Winter ausrichten. Mir gefiel die Strecke besonders gut, denn es gab noch keine Fahrbahnmarkierung und keine Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzung, deshalb natürlich auch keine Polizeiblitzer und man konnte seine persönliche Geschwindigkeit fahren und auch gut überholen. Ach, ich wollte ewig so weiterfahren.

In Agoudal dann trifft man die Straße, die durch die Todra-Schlucht hochkommt. Diese wurde schon vor vielen Jahren asphaltiert und wurde auch schon oft beschädigt, deshalb ist sie nicht so toll wie das bisherige Stück. Immer wieder gibt es durch das Winterwetter unterbrochene Stücke mit tiefen Schlaglöchern, dennoch kommen hier auch Wohnmobile durch. Kommt man aber von Imilchil und fährt nach Süden, so ist die Weiterfahrt in die Dades-Schlucht auf jeden Fall die bessere.

In Agoudal gibt es die Auberge Chez Ibrahim. Es gibt natürlich auch noch etliche andere, aber dieses ist die älteste, sehr charmant, aber der Erbauer Ibrahim ist schon lange verstorben. Doch wird sie im gleichen Stil weitergeführt, es ist dort im Innenhof auch Platz für wenige Wohnmobile, vor allem aber 4×4 mit Dachzelt kommen gerne her. Natürlich findet ihr das alles in meinem Campingführer.

Aber dann ging es weiter zum Moussem von Imilchil, dem sogenannten Heiratsmarkt. Doch das kommt in einem neuen Beitrag. Hier erstmal das Video der Straße nach Agoudal:

La Vallée des Pommes

Also wenn einmal ein Name zutreffend ist, dann dieser. Msemrir liegt auf 2.000 Metern im Hohen Atlas und ist umgeben von Apfelplantagen. Das war mein heutiges Ziel. Vom schönen Chez Talout in Skoura ging es die Straße der Kasbahs entlang bis nach Boumalne, dort bin ich abgebogen in die Gorges de Dades, die Dades-Schlucht. Ich schaute mir die Campingplätze an, natürlich auch einige Hotels und kam dann nach Msemrir. Zum erstenmal war ich dort 1986, zusammen mit einer Freundin, es war eine sehr aufregende Pistenfahrt und am Ende wurden wir in einem Restaurant in Msemrir so abgezockt, dass wir tatsächlich die Polizei riefen. So ist es heute nicht mehr, der Tourismus hat zugenommen und die Einwohner sind sehr freundlich.

Eingeladen war ich von Ibrahim, er arbeitet in der kleinen Auberge La Vallée des Pommes, er hatte schon lange versucht, mich herzulotsen, und endlich hat es geklappt. Die Auberge liegt direkt an der Hauptstraße, ist nichts Besonderes, aber Ibrahim gibt sich viel Mühe. Die Zimmer sind einfach, aber sauber und es gibt ein Bad mit Dusche und WC. Und natürlich ganz viele Äpfel drum herum, es ist gerade Erntezeit.

Zu der unscheinbaren Auberge gehört allerdings ein Neubau, einige 100 Meter entfernt, und da gibt es weitere Zimmer. Dieses Haus wird nur geöffnet, wenn sich Gruppen anmelden. Man kann hier 33 Personen in sehr sauberen Zimmern unterbringen. Dazu wird ein Campingplatz gehören, in einem ebenen, ummauerten Hof, mit eigenen Sanitäranlagen, nur die Papiere dazu dauern noch ein wenig. Die Bürokratie.

Aber wichtig ist auch, dass Ibrahim nun einen Fahrradverleih aufmacht, bzw. Gruppen auf den wunderschönen Pisten durch den Hohen Atlas führt. Dazu hat er gerade neue Räder geordert. Ich denke, das könnte sehr interessant werden.

Am Morgen dann sollte es Frühstück geben. Schön war, dass Ibrahim genau das brachte, was ich wollte und nicht Unmengen mehr. Schon am Abend hatte er mir genau wie bestellt ein Berberomelette gebracht. War gut. Mein Frühstück bestand aus einem Crèpe, dazu ein Omelette. Fertig. Nein. Nicht fertig. Denn natürlich sollte es dazu einen Kaffee geben, aber die antike Maschine machte einfach nicht mit. Aber wozu habe ich denn meine eigene Maschine im Auto? Im Handumdrehen war der Kaffee fertig.

 

Mit dem Rollstuhl nach Marokko

Ihr habt keine Ahnung, wie schwierig es ist, in der Dades-Schlucht eine Unterkunft zu finden, die auch einem Menschen mit Rollstuhl den Besuch ermöglicht. Irgendwie hat es sich in der letzten Zeit herum gesprochen, dass ich solche Reisen organisiere. Ich erwähne es auf meiner Webseite und bekomme immer mal wieder Anfragen:

https://marokko-luxusreisen.com/marokko-im-rollstuhl.html

Riad in Marrakech

Schon in Marrakech ist es nicht einfach. Natürlich könnten meine Kunden in fast allen Hotels unterkommen, die Aufzüge haben, aber das ist ja nicht Sinn der Sache. Wer heute Marrakech besucht, will natürlich in einem orientalisch ausgestatteten Riad wohnen. Ein Riad ist immer ein Gästehaus mit besonders persönlichem, liebevollen Empfang, nur wenigen Zimmern, nettes Frühstück und schöner Dachterrasse. Okay, die Terrasse können wir natürlich gleich streichen, denn die in Riads üblichen, engen und steilen Treppen sind nicht machbar. Wir brauchen Zimmer zu ebener Erde mit so wenig Stufen wie möglich. Ein wirklich behindertengerechtes Zimmer wird man nicht finden, wir sind schon zufrieden, wenn es keine Stufen hat. Die Agentur nannte mir zwei Riads, wobei aber das Daria auch richtig teuer ist. Dann gäbe es noch Cologne. Dahin fuhren wir zunächst. Das war eine totale Enttäuschung. Am Eingang eine 15 cm hohe Stufe, gut, dafür kann man sicher Lösungen finden. Dann aber ein nur kleiner Innenhof mit Sesseln und niedrigen Tischen, kaum Platz sich zu bewegen und erst recht kein Tisch, um eine Mahlzeit einzunehmen. Dazu drei Zimmer, die ohne Stufen zugänglich sind, zwei davon aber eher klein. Das dritte ist die Suite, die konnte ich nicht sehen, war besetzt. Aber das Ausschlusskriterium ist der winzige Innenhof, wo sollen die Gäste sich denn aufhalten und essen, wenn sie nicht nach oben zur Terrasse können?

Dann ging es ins Daria. Das war schon was ganz anderes. Hier auch eine Stufe an der Tür, aber sofort sprang man herbei und brachte eine Rampe. Ja, das geht. Und eine Suite ist sehr geräumig und rollstuhlgerecht mit Griffen an WC und Dusche. Kostet allerdings 268 Euro, aber ist alles da, was man braucht. Habe dann zwar noch zwei weitere Riads gefunden, die zwar leichte Stufen haben, aber trotzdem für Menschen gut geeignet sind, die noch ein paar Schritte machen können. Aber leider, alles ausgebucht. Also wenn, dann muss man früh buchen.

Dades-Schlucht

Auf der Reise durch das Land ist es dann schon etwas einfacher. Nicht jedoch in der Dades-Schlucht. Das kann sich vermutlich jeder selbst gut vorstellen. Steile Bergwände ragen rechts und links der Fahrbahn auf und an diese Hänge sind dann Gästehäuser gequetscht, über viele Stufen zu erreichen. Und die sich dann auch noch über viele Etagen ausbreiten. Die Agentur nannte mir aber das Dar Jnan Tiouria. Ja, das ist schon eine gewaltige Anlage, auch sie geht über mehrere Etagen. Am Eingang gleich eine geflieste Rampe, das ist schön. Aber was muss ich dann zu meinem großen Staunen sehen? Treppen führen in die oberen Stockwerke und neben der Treppe eine Rampe, mit kleinen Tritten. Gut gedacht. Aber wer soll es schaffen, einen Rollstuhl hier hinaufzuwuchten. Dazu gehört Kraft und es geht auch noch um die Kurve. OMG, das ist schon heftig. Und das dann ja auch mehrmals am Tag.

Das Zimmer dann ist auch eine Enttäuschung. Zwar ist es geräumig, aber sowohl der Durchgang am Eingang als auch das Bad sind eher eng, hier kommt man kaum mit dem Rollstuhl durch.

Nun will ich das Jnan Tiouria nicht schlecht machen. Für Menschen ohne Bewegungseinschränkung ist es ein wunderbares Haus, schöne Zimmer und hervorragendes Essen. Nur für meine Rollstuhlmenschen ist es einfach nicht geeignet.

Im Grunde bleibt nur eine Lösung, das Hotel Xaluca Dades. Wenn ich auch grundsätzlich Hotels nicht so mag, die Xaluca Hotels sind schon eine Ausnahme. Hier stimmt immer alles. Man kann eben eintreten und die Rezeption erreichen, dann geht es im Aufzug hoch zum Zimmer oder auch zur Terrasse mit Pool und Jacuzzi. Es ist halt nicht so die persönliche Betreuung, die man in einem Gästehaus hat und das Essen wird als Büffet bereit gestellt.