Archiv für den Monat: März 2025

Samstag: Back home

Am Morgen musste ich noch den Part abradeln, der vom Hotel aus weiter geht. Auch der ist auf dem Hochdamm und endlich konnte ich auch den See erblicken. Er ist ja so groß, dass man das gegenüberliegende Ufer nicht erblicken kann. Einmal übte ein Wasserflugzeug Landungen in dem Fluss gleich neben mir. Das war aber auch das einzige Highlight, denn so schön die Landschaft ist, es ist doch immer das gleiche auf viele Meilen.

Ich bin 14 Meilen in die eine Richtung geradelt, bis zum Port Mayaka, dann wieder das gleiche zurück bis zu meinem geparkten Auto. Der Trail ist ja immer wieder unterbrochen von den sogenannten Exits, ein Stauwerk regelt den Wasserzufluss.

Herbert Hoover Dike

Im Jahr 1926 traf der Große Miami-Hurrikan das Gebiet um den Okeechobee-See und tötete etwa 300 Menschen. Zwei Jahre später, 1928, überquerte der Okeechobee Hurricane den See und tötete mindestens 2.500 Menschen. In beiden Fällen wurde die Katastrophe durch Überschwemmungen infolge einer Sturmflut verursacht, als starke Winde das Wasser über den 2 m hohen Schlammdeich trieben, der den See damals umgab. Nach den beiden Wirbelstürmen gründete die Legislative des Bundesstaates Florida den „Okeechobee Flood Control District“ (Hochwasserschutzbezirk Okeechobee).

US-Präsident Herbert Hoover besuchte das Gebiet persönlich, und anschließend entwarf das Korps einen Plan, der den Bau von Kanälen, Toren und fast 140 Meilen Dämmen vorsah, um die Gebiete rund um den Okeechobee-See vor Überschwemmungen zu schützen. Der Damm erhielt daraufhin den Namen Herbert Hoover Dike.

Nach diesen 28 Meilen wollte ich eigentlich noch einmal in die andere Richtung radeln, aber nach einer Woche heftigem Touren war ich einfach völlig erschöpft, schleppte mich in mein Auto und machte mich auf den 170 Meilen langen Heimweg.

Zuhause warteten meine Gäste bereits auf mich. Wir redeten noch ein wenig und ich bewunderte vor allem die mächtige Harley, mit der sie aus Heidelberg gekommen waren. Das ist schon ein Teil. Und dann luden sie mich ins Turn zum Dinner ein. Doch wollten sie unbedingt auch das Eagles kennenlernen und wir ließen den Abend sehr gemütlich an der Bar ausklingen.

Freitag: Lake Okeechobee

Um nicht den ganzen, langen Rückweg auf einmal zu machen, schiebe ich noch einen Abstecher zum Lake Okeechobee dazwischen. Dieser See ist mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratkilometern der größte See in Florida, und bietet Besuchern eine atemberaubende Vielfalt an Naturschauplätzen. Von malerischen Stränden über üppige Naturschutzgebiete bis hin zu faszinierenden Tierweltbeobachtungen. Vor allem aber gibt es entlang des Lake Okeechobee auch mehrere Wander- und Radwege. Diese Routen führen durch malerische Landschaften, darunter Sümpfe, Wälder und blühende Wildblumenwiesen. Während man die Wege erkundet, kann man die Stille der Natur genießen und die Pflanzen- und Tierwelt in ihrer ganzen Pracht bewundern.

Diego

Ich fuhr also zunächst nach Moore Haven, um dort meinen Wagen abzustellen. Dort traf ich außer den vielen Bootstrailern, man kommt hauptsächlich zum Fischen her, einen einzigen Radfahrer. Ich wollte nach dem Weg fragen, denn hier entlang dem Austritt eines Kanals ist es immer ein wenig kompliziert und dachte, das ist ein Einheimischer. Aber nein. Diego ist in Mexiko geboren, wohnt aber in Kanada und ist mit seinem Rad ganz allein die vielen Meilen bis zu den Florida Keys gefahren. Er hat alles, was er zum Leben braucht, an seinem Rad befestigt, nachts hängt er eine Hängematte zwischen zwei Bäumen auf. Zusammen suchten wir die Route und fuhren 10 Meilen, bevor ich mich dann wieder auf den Rückweg machte, um noch den Radweg in der anderen Richtung zu suchen.

Der Radweg verläuft hoch über dem Herbert Hoover Dike, einem Hochwasserschutzdamm. Ich fühle mich fast wie auf einigen Wegen entlang des Rheins. Wir fahren gemütlich und unterhalten uns. Diego hat im Sommer einen Job als Tree-Planter. Wenn in der wichtigen Holzindustrie in Kanada Wälder abgeholzt werden, muss natürlich auch neu gepflanzt werden, und dieser Job wird gut bezahlt. Er pflanzt so etwa 2.500 Bäume am Tag. Im Winter hat er dann frei.

Clewiston

Ich fuhr also zurück und auf dem Damm weiter bis nach Clewiston, ich war der einzige Radler (oh wie schön, dass ich das generische Maskulinum benutzen darf). Rechts und links von mir Kanäle, in denen zahlreiche Alligatoren schwammen. Ansonsten traf ich keinen. Clewiston ist da schon anders, viele kommen mit Auto her und stehen am Fluss. Es gibt Hotels und Restaurants, auch ein Campingplatz. Aber ich hielt mich nicht auf und fuhr zurück.

Uncle Joe

Unterwegs machte ich noch einmal Station bei Uncle Joe. Das gefällt mir schon viel besser, ist es doch einfach und urtümlich. Es gibt eine Kneipe, einen Campingplatz, einen Bootsverleih und man kann Hütten mieten. Eigentlich wollte ich eine Kleinigkeit essen, aber die Köchin ist krank und ich wurde stattdessen mit den kostenlosen Erdnüssen gefüttert, die an der Theke stehen. War richtig nett. Aber wie Onkel Joe sah die Gastwirtin nicht aus, sie meinte, sie habe das Lokal schon Jahrzehnte, aber der Onkel Joe stammt noch aus der Urzeit und liegt wohl unter der Erde.

Okeechobee

Ich hatte mir zur Übernachtung ein Hotel in Okeechobee ausgesucht, weil ich im Internet nichts Besseres fand. Onkel Joe war da jedenfalls nicht zu finden. Und obwohl die Travellodge 150 $ kostet ist es doch sehr, sehr einfach und auch nicht 100 % sauber. Hier würde ich sicher nicht mehr hinkommen. Der Kaffee ist aus, Frühstück gibt es schon gar nicht und die Bettdecke ist zu dünn. Zudem ist der Trail vom Hotel aus gar nicht so leicht zugänglich, obwohl er Luftlinie 350m entfernt liegt. Aber man muss die Straße bis zu einer Brücke fahren, nein, ideal ist die Unterkunft für heute nicht. Aber morgen werde ich wieder im eigenen Bett schlafen, worauf ich mich sehr freue.

Donnerstag: Connector Trail to North Port

Der Sturm gestern hat ja eine Kaltfront gebracht, es soll heute kühl bleiben, aber kühl bedeutet in Florida so um die 18 Grad, in Deutschland perfektes Radler-Wetter. Wenn nur der Sturm nicht noch heftiger geworden wäre. Ich überlege hin und her, was genau ich heute mache, der Connector ist von meinem Haus aus 17 Meilen entfernt, natürlich dann auch wieder zurück. Wenn ich aber zur Abzweigung mit dem Auto fahre, spare ich mir jeweils 3 Meilen. Aber nein, ich habe einfach keine Lust, das Rad aufzuladen und ins Auto zu steigen, ich fahre los. Und tatsächlich ist auch heute der Sturm durchaus machbar. Der Trail geht wieder völlig schnurgerade und bietet so gut wie keine Abwechslung. Auch keine Donut – oder sonstige – Versuchungen. Also fahre ich und fahre und bin tatsächlich schon um die Mittagszeit wieder zurück, nach 55 km.

Da komme ich doch an einem Eagles Clubhaus vorbei. Wenn das mal nicht die Gelegenheit für eine Margarita und einen Lunch ist. Nichts wie hinein. Es war okay, ja, nicht so toll, unser Eagles ist einfach viel besser.

So, zurück zu meiner Garagenwohnung, die letzte Nacht steht an und ich nutze den Nachmittag – leicht beschwipst – um die Informationen aufzuschreiben.

Keine besonderen Vorkommnisse heute.

Mittwoch: Legacy Trail

Heute ist Regen vorhergesagt. Gleichzeitig möchte ich den längsten Trail fahren. Mal sehen, vielleicht starte ich einfach mal. Habe keine Regenklamotten, ich nehme immer viel zu wenig mit. Aber selbst, wenn ich völlig durchnässt werde, heute ist es etwas 22 Grad warm, das geht schon.

Es ist ziemlicher Sturm. Aber ich setze mein eBike dagegen und es geht recht gut. Von meiner Unterkunft aus sind es 20 Meilen und die muss ich auch wieder zurück. Der Legacy Trail von Venice nach Sarasota wurde auf dem Gleisbett einer eingestellten Eisenbahnlinie gebaut, das kommt hier in Florida ziemlich oft vor, und deshalb geht es schnurgerade durch die Landschaft. Es sind zwar einige Kreuzungen zu überqueren, aber die haben alle einen Knopf, der entweder mit Lichtern warnt oder sogar eine Ampel auslöst. Und die richtig großen Highways haben eine Brücke, Overpass genannt. Zwei davon sind allerdings noch im Bau.

Pinecraft

Je näher ich an Sarasota heran komme desto erstaunter werde ich über die Fahrradfahrer. Das ist nicht so, wie man’s kennt, knappe Bikerhose, buntes Shirt und Helm. Nein, dies hier sind alte Männer mit langen grauen Bärten und ihre Frauen haben lange Röcke und ein Häubchen an, mit den Röcken möchte ich ja nicht in die Pedale treten. Vielleicht deshalb haben auch sehr viele ein sogenanntes Senioren-Tricycle, mit einem Korb hinten drauf. Es sind so viele, man sieht kaum noch normale Biker, dass ich zuhause sofort mal Mr. Google fragen muss. Und tatsächlich, er gibt mir erschöpfende Auskunft.

Innerhalb der Stadtgrenzen von Sarasota liegt Pinecraft, ein kleines Arbeiterviertel, das einige der einzigartigsten und speziellsten „Snowbirds“ der Region anzieht – Mitglieder von Amish- und Mennoniten-Orden, die in das Winterparadies strömen, um dem rauen Wetter in den nördlichen Staaten zu entfliehen. Sie wissen, dass Sie in Pinecraft sind, wenn Sie auf eine große Anzahl von Männern und Frauen treffen, die in traditioneller Plain-Kleidung und Gebetsmänteln gekleidet sind und oft auf großrädrigen Dreirädern für Erwachsene mit großen Körben auf dem Rücken fahren – ein Ersatz für den Transport mit Pferden und Buggys, der auf den Straßen der Stadt nicht erlaubt ist.

Der Sturm bläst weiterhin kräftig, aber die Wolken sind nicht allzu sehr dunkel. Ich will es unbedingt bis zu meinem Ziel schaffen, nicht vorher umkehren, denn nur dann ist der Job für mein Buch ja gemacht, und wenn ich danach pitschenass bin, dann solls halt so sein. Oder ich finde eine geeignete Unterstellmöglichkeit.

Und tatsächlich. Ich erreiche das Ziel genau nach 20 Meilen und immer noch trocken. Als ich umdrehte hat es mich fast vom Rad geweht. Erst jetzt merke ich, dass ich eigentlich Rückenwind hatte, was ich aber nicht so richtig gespürt habe. Doch jetzt volle Kanne in mich hinein.

Five-O Donuts

Doch was ist das an der Endstation? Ein Donutladen. So etwas habe ich tatsächlich noch nicht besucht, aber genau das tue ich mir jetzt an. Oh wie toll die aussehen, diese Reise ist ja eine einzige Fresserei.

Dann aber los. Noch immer regnet es nicht, wie schön. Das eBike eine Stufe höher schalten gegen den Sturm, der nun von vorne kommt. Und tatsächlich erreiche ich die Historische Bahnstation noch in trockenem Zustand und der Wagen des Zirkusses Ringling Brothers ist tatsächlich noch geöffnet. Es war der Wagen des berühmten Raubtierdompteurs Gunther Gebel-Williams und man kann sogar noch seine Cowboy Boots sehen.

Ich erreiche mein Heim, stelle das Rad in die Garage, und schon platscht es los. Gerade nochmal Glück gehabt.

Dienstag: Venice

Von Tampa geht es nun ins Venedig Floridas, doch zuvor muss ich mich auf den vielen Highways von Florida zurecht finden. Dabei ist es gut, dass ich kürzlich einen pensionierten Polizisten im Eagles traf, den ich fragte, wie das hier so mit den kostenpflichtigen Autobahnen läuft. Bei einigen muss man sich ja zuvor einen Transponder kaufen, aber bei anderen heißt es: Toll by Plate. Das Kennzeichen wird fotografiert und man bekommt eine Rechnung. Doch ist mein Nummernschild ja von dem Bike Rack verdeckt und ich habe mich nie auf eine solche Autobahn getraut, dachte, ich bekomme eine Strafe. Doch er meinte, nein, ich solle ruhig fahren, wenn sie es nicht lesen können, hätten sie halt Pech gehabt, aber nichts würde passieren. Und so hat mich Google Maps halt auch über eine solche Toll Road geleitet und ich bin ohne schlechtes Gewissen gefahren. Dabei muss ich wieder sagen, Google Maps ist wirklich ein Gewinn und auch noch kostenlos. In diesem Gewirr von Highways sich als Fremde zurecht zu finden ist nicht so einfach. In Miami hatte ich mich mal ganz furchtbar verfahren. Aber Mister Google hat mich grandios geführt. Nun bin ich aber gespannt, ob ich Post bekomme.

Als ich dann nach Venice kam, wurde der Verkehr schon wesentlich ruhiger und ich traf bereits am Vormittag in meinem Quartier ein. Darauf hatte ich mich ja sehr gefreut. Eine Zufallsbekanntschaft hatte mich eingeladen und mir die hier recht hohen Unterkunftspreise erspart. Ich bekomme das Studio über der Garage, ein kleines Wohnzimmer mit Küchenecke, Schlafraum und Bad. Mein Fahrrad kann ich in der Garage unterstellen.

Ann’s Haus https://youtu.be/XVh0Lz_3HdY

Circus Town Venice

Das Wetter ist noch wunderbar, deshalb geht es gleich aufs Rad und zum historischen Bahnhof. Venice war berühmt für die Zirkusse Ringling Brothers und Barnum & Bailey, die hier jahrzehntelang überwinterten. Ein Bahnwagen von den Ringling Brothers, mit dem das Zirkusinventar transportiert wurde, steht heute auf dem Bahnhof, auch einige Schienen sind noch da. Aber auf der ehemaligen Bahnstrecke ist nun ein Multi Use Trail entstanden und das ist mir natürlich sehr viel lieber. Allerdings ist der Bahnhof nicht der Beginn der Strecke, der ist im nördlichen Sarasota und ich hebe mir das für morgen auf, heute geht es nach Süden bis zum Ende der Strecke in einem Park.

Der Intracoastal Waterway trennt einen Teil Land ab, so dass eine Insel entsteht, zu der drei Brücken führen und auf der u.a. auch der Flughafen liegt. Auf der einen Flussseite verläuft eben dieser Legacy Trail und auf der anderen der Venetian Waterway Park Trail. Leider kann man daraus nicht wirklich einen Loop machen, da man am Ende nicht auf die andere Seite kommt, sondern wieder zurück und die Circus Brücke im mittleren Teil nutzen muss. Aber es war sehr schön, zu sehen, wie die Schiffe auf dem Fluss vorbeizogen. Einmal kreuzte eine Klapperschlange den Pfad, ich war erstaunt, wie groß und schnell sie war. Viel zu schnell zum Fotografieren.

Auf dem Rückweg drehe ich noch einen kleinen Schlenker durch den Ort, ja, es ist ganz nett hier zu leben.

Zurück in meinem schönen Garagenhaus traf ich noch Ann auf einen kleinen Plausch, aß meine Reste-Box vom Tag zuvor auf und ließ den Tag gemütlich ausklingen.

Video vom Trail

 

Montag: Tampa

So begann der nächste Morgen doch recht entspannt. Meine Unterkunft nahe Tampa ist besser als die letzte, auch dieses Haus ist eher älter und der Besitzer vermietet alle Zimmer, aber es sind kleine Apartments, das heißt, ich habe mein eigenes Bad und eine Kochecke. Zudem liegt es direkt am Pool und es ist sehr erholsam, einfach nur vor dem Zimmer zu sitzen und auf den Pool zu schauen, genau das, was ich gerade brauche. Ich erhielt eine E-Mail, dass jemand mein Buch bestellen möchte und fahre deshalb noch kurz zur Post, natürlich mit Rad, um den Brief abzugeben.

Flatwood Park Trail

Aber dann geht es doch los zum Trail. Der Flatwood Trail liegt zwar 20 Meilen entfernt, aber ich hatte keine nähere Unterkunft gefunden. Und die Fahrt lohnt sich. Es ist ein 7 Meilen langer Loop, hervorragend asphaltiert, direkt durch den Wald. Gerade für die Menschen der nahegelegenen Stadt Tampa mit heftigem Verkehr ist so ein Trail äußerst entspannend, und wem 7 Meilen zu wenig sind, kann ja mehrmals rund fahren. Es gibt drei Stationen mit herrlich eiskaltem Wasser, das sind so die Dinge, die ich in Deutschland vermisse. Wasser wird nirgends angeboten, auch kostenlose Toiletten gibt es bei uns nicht, hier dagegen überall. Es wäre noch einiges zu tun bei uns. Ich traf nette Radler und hatte einige interessante Gespräche, das Wetter war ja einfach traumhaft, sonnig, windstill und so etwa 23 Grad.

Riverwalk Trail

Nun wollte ich aber noch einen anderen Trail erkunden, den Riverwalk Trail entlang dem Fluss in Tampa. Einen größeren Gegensatz könnte es nicht geben. Während man auf dem Flatwood Trail einsam seine Runden drehen kann, es gibt kein Speedlimit, so sind auf dem Riverwalk jede Menge Menschen. Man darf Radfahren, aber muss ziemlich aufpassen, da es doch sehr voll ist. Doch was für eine tolle Gelegenheit, etwas von Tampa zu sehen. Viele Attraktionen liegen entlang dieses Trails und es gibt mir eine gute Gelegenheit, mal in eine neue Stadt in Florida hinein zu schnuppern. Ich muss immer wieder feststellen, dass der Freizeitwert in Florida ziemlich hoch ist, auch für die arbeitende Bevölkerung. Überall gibt es Parks und Möglichkeiten, etwas in der freien Natur zu unternehmen.

Ich komme glücklich und entspannt in meiner Unterkunft an und sehe, dass auch hier ein Restaurant aus Puerto Rico ist. Soll ich es nochmal versuchen? Es stellt sich heraus, dass es nur ein einfacher Laden ist, der hauptsächlich mittags frisch kocht. Da der Koch mich nicht versteht, er spricht nur Spanisch, ruft er seinen Bruder Raymond, der besser Englisch spricht. Und wir geraten in eine längere, ziemlich nette Unterhaltung. Wäre ich im Ort neu hinzugezogen, hätte ich bereits einen Freund gewonnen. Er lobt mehrmals, was ich Deutsche doch für eine nette Frau wäre.

Der Koch bietet mir ein Sandwich mit Pork an. Ich sage, dass ich nicht so sehr viel Brot esse. Doch nach dem netten Gespräch mit Raymond kommt heraus, dass er mir ein Sandwich mit Tostones machen könnte, die er frisch backt. Das ist doch mal was. Und die Portion ist, genau wie vorgestern, natürlich ganz klar für zwei gedacht. Es sind also sozusagen zwei Brötchen, die jeweils mit in dünne Scheiben geschnittenem Schweinefleisch, Salat, Tomaten und etwas Käse gefüllt sind. Schmeckt gut und habe wieder was für morgen.

Sonntag: Rocky und Kafe Racer

Am Morgen bin ich schon recht früh abgefahren, denn ich hatte ja wieder einen langen Tag vor mir. Zunächst ging es zum Pinellas Trail. Ich parkte im Wall Springs Park, weil es dort viele Parkplätze gibt und fuhr ein kurzes Stück nach Norden. Dort ist das Suncoast Primate Sanctuary direkt am Trail. Die Rettungsstation bietet ein Zuhause für mehr als 100 Tiere, darunter Schimpansen, Orang-Utans, Affen, Reptilien, tropische Vögel und mehr, die aus privater Tierhaltung, aus dem Handel mit exotischen Tieren, aus Forschungslabors oder aus der Filmindustrie gerettet wurden. Das Ganze wird sehr liebevoll gemacht und man kann außerhalb der Öffnungszeiten, ich war früh da, auch durch den Zaun schauen und ich schloss Bekanntschaft mit Rocky.

Dunedin

Dann radelte ich auf dem Pinellas Trail nach Dunedin. Dies ist schon ein ganz besonderer Trail. Es ist auf dem Gelände der ehemaligen Eisenbahnlinie und geht so jeweils mitten durch die Orte. Der Trail ist sehr belebt. Radler, Spaziergänger, Hundeausführer, alles ist da, vor allem am Wochenende. Musik und Bier wird auch geboten. Und da ist auch das Kafe Racer. Ein wirklich netter Coffeeshop, etwas europäisch angehaucht mit leckeren Croissants, aber verbunden mit einem Fahrradgeschäft, wo man auch gleich eine Panne reparieren lassen könnte.

Da ging ich also hinein und bot meine Bücher an. Der Chef war nicht da, aber die Jungs fanden mein Buch doch sehr interessant. Es ging hin und her, und schließlich wollten sie 5 Stück haben. Ich versprach in Kürze mit dem Auto vorbeizukommen.

Gesagt getan, ich parkte vor dem Laden, in dem Moment kam ein Ehepaar raus und sprach mich an wegen meinem Bikerack. Wir wechselten ein paar Worte und ich zeigte mein Buch. Der Mann schaute noch nicht mal rein, sondern holte 20 $ raus und kaufte es sofort. Ja, dieser Laden liegt ideal, hier sind meine Kunden. Aber ich müsste halt vor Ort sein und die Kunden darauf ansprechen.

Geld weg

Ich lieferte also meine 5 Exemplare ab, bekam mein Geld, ging zum Auto und wollte es in mein Bücher-Portemonnaie stecken. Keine Spur davon. Ich bekam bald einen Herzschlag, 410 $ sind viel Geld für mich. Wenn ich die Mühe und die Kosten, die ich in meine Bücher stecke, bedenke, so verdiene ich kaum etwas daran und dieser Verlust ist schon ein schwerer Schlag. Ich suchte das ganze Auto ab, unter den Sitzen, in meinen Taschen, alles. Nichts.

Ich fuhr weiter, aber der Gedanke daran ließ mich nicht los. Immer wieder überlegte ich, wo genau ich zuletzt dieses Geld gesehen hatte. Ich kam darauf, dass ich es in einen der Beutel gelegt hatte, die so alles Mögliche enthielten. Ich hielt an und suchte noch einmal alles ab. Immer noch nichts. Wo genau ist die Schwachstelle, wo kann es verschwunden sein. Solange ich Auto fuhr war es ja sicher, dort konnte es mir keiner stehlen, oder verloren gehen. Aber dann bin ich in der Unterkunft angekommen. Ein anderer Gast saß vor dem Haus, wir unterhielten uns kurz. Ich brachte alle meine Sachen ins Zimmer, schloss die Tür ab und fuhr mit dem Rad los. Es kann doch nur dann gewesen sein. Diese Schlösser an amerikanischen Zimmertüren sind leicht zu knacken, wenn man Bescheid weiß. Aber reklamieren kann ich das nicht, ich habe ja keinen Beweis.

Der Tag war jedenfalls verdorben und ich wollte nur noch in meine nächste Unterkunft bei Tampa, diesmal über Vrbo. Die arbeiten ein wenig anders als AirBnb, man steht nicht so direkt in Kontakt mit dem Gastgeber. Mir war schon vorher aufgefallen, dass ich zwar das Passwort für WiFi habe, aber nicht den Code für die Tür. Hatte sogar daraufhin die Email beantwortet und nach dem Code gefragt, aber keine Antwort. Und da stand ich nun vor der Tür, kam nicht hinein und kein Mensch zu finden. Es ist ja sehr oft so, auch wenn man nur ein Zimmer mietet, dass der Besitzer nicht im Haus wohnt. Sondern alle Zimmer zur Miete anbietet. Wen soll ich nun anrufen?

Da muss ich aber noch etwas erzählen, was vorher war. Ich hatte bei Tampa einen Trail erkundet, den ich noch nicht kannte, und das Auto zuvor auf einem Supermarkparkplatz geparkt. Es war also eine Gegend, in der ich mich nicht auskannte. Nach dem Trail, der sehr schön war und mich zumindest etwas erheiterte, musste ich dann auf direktem Wege zu diesem Supermarkt. Das geht mithilfe von Google Maps ja ganz leicht. Doch plötzlich blieb mein Handy schwarz, ich konnte nichts mehr erkennen und wusste nicht, wie ich fahren sollte. Ging in ganz dunklen Schatten, doch es blieb dunkel. Musste feststellen, dass mein Handy nur noch zu 2 % geladen war und deshalb auf dunkel gestellt hatte. Mit viel Mühe konnte ich mein Ziel eingeben, das Display war weiter schwarz, aber eine Stimme sagte mir, wo ich abbiegen muss. Ich kam genau mit 1 % bei Publix an. Hatte aber im Auto eine Powerbank.

Dann also Vrbo angerufen. Das war ein sehr langer Prozess, habe mindestens mit 5 Leuten gesprochen und dazwischen nette Musik gehört. Habe denen immer wieder gesagt, dass meine Batterie leer ist. Nach 45 Minuten endlich bekam ich meinen Code und konnte ins Zimmer, ich war völlig erledigt. Körperlich und nervlich.

Im Zimmer wartete eine Flasche Wein auf mich und ich stellte schnell meine Puerto Rico Box in die Mikrowelle, damit erholte ich mich doch ein wenig. Dann machte ich den Koffer auf, um die Sachen für die Nacht herauszuholen  und was fand ich da Hartes unter meinen Hosen? Mein Bücher-Portemonnaie!!!! Kann mich absolut nicht erinnern, es in den Koffer getan zu haben. Oldage!

Samstag: C2C und Withlacoochee

In Daytona Beach herrschen die Harleys, es ist Bike Week. Eigentlich schön, ich lasse mich gerne mal von einem Bikerfreund mitnehmen und die Musik ist sowieso immer toll. Aber ich hatte eine Anfrage, Bekannte, die mein Haus von früher kannten, als ich noch vermietet habe, suchten dringend eine Unterkunft. Also bin ich selbst auf große Radrecherche gegangen und habe ihnen mein Heim überlassen.

C2C

Zunächst ging es nach Groveland. Das wird wohl kaum einer von euch kennen. Aber ich hatte dort wichtiges nachzuforschen. Es gibt für Radfahrer den berühmten Coast-to-Coast oder C2C. Das ist eine Radfahrstrecke von Atlantischen Ozean hinüber zur Golfküste, an den berühmten Golf von Mexiko, der auf Wunsch eines einzelnen Herrn nun umbenannt werden soll. Diese Strecke ist kein durchgehender Trail, sondern besteht aus einzelnen Trails, die Navigation ist etwas schwierig, da nicht mit diesem Namen ausgezeichnet und deshalb habe ich auch das in meinen Trail Guide aufgenommen. Auf der Strecke gibt es aber einen 28 Meilen langen Gap, also keine Fahrradspur, man muss eine verkehrsreiche Straße nutzen. Diese soll ausgebaut werden und einen Trail erhalten. Ich war zuletzt vor einem Jahr dort und wollte den Fortschritt der Bauarbeiten sehen. Für Fahrradfahrer ist die Strecke der Horror, denn man muss auf dem sehr schmalen Seitenstreifen einer Straße mit heftigem Verkehr fahren. Ich habe das mit dem Auto abgefahren und ein Video gedreht, das mir dafür einen bisher unerreichten Aufruf in Youtube beschert hat:

 

Withlacoochee

Doch gab es noch einen weiteren wichtigen Termin. Ein sehr schöner Trail, der Withlacoochee Trail, ist ganz in der Nähe. Und dort treffen sich einmal im Monat die Freunde des Trails in dem netten Kaffeehaus Bree’s Provisions. Man freute sich darauf, meine Bücher anschauen zu können. Und das war auch ein voller Erfolg, man riss mir die Bücher sozusagen aus der Hand. Ich habe für diesen Zweck ein eigenes Portemonnaie, in dem auch schon Geld aus einen früheren Verkauf steckte, es waren insgesamt 410 $, was später noch wichtig wird.

Holiday

Ich kam dann schon recht früh in meiner Unterkunft in Holiday an. Es war ein AirBnB. Wenn ich entlang einer Fahrradstrecke etwas suche gibt es recht wenig günstig gelegene Unterkunftsmöglichkeiten, Hotels schon gar nicht und die sind seit dem letzten Jahr sowieso recht teuer geworden. AirBnB ist da sehr hilfreich. Mein Zimmer gehörte einer gewissen Gretchen, die zwar persönlich nicht in Erscheinung trat, aber auf Anfragen immer schnell und freundlich reagierte. Es war recht klein und ich musste das Bad mit zwei anderen Gästen teilen, die mir aber nie ins Gehege kamen. Stattdessen gab es eine kombinierte Küche / Wohnzimmer zur freien Benutzung, die ich immer alleine zur Verfügung hatte. Die zwei anderen Gäste tauchten nur selten auf.

Ich trug mein ganzes Gepäck ins Zimmer, schloss dies ab und stieg aufs Rad, wollte ohne Vorbereitung die Gegend erkunden, sonst tue ich das eigentlich immer, aber diesmal nicht und war freudig erstaunt, als ich recht schnell auf den mir bekannten Anclote Coastal Trail traf, den ich abfahren konnte und feststellte, dass er verlängert worden ist. Wichtig für mein Buch.

Aber es stand ja noch ein Abendessen an. Ganz in der Nähe ist ein Puerto Ricanisches Restaurant, La Fondita de Leo, so hatte ich noch nie gespeist. Mein Nachbar, der von dort stammt, hatte mir schon davon vorgeschwärmt und mir das Kotelett empfohlen, das mir auch schon auf dem Foto gut gefallen hatt, Pork mit Tostones. Also bestellt, obwohl es nicht ganz billig war. Und die Portion war gewaltig. So sehr, dass ich diesmal doch eine Box anfordern musste, um den Rest mitzunehmen. Tostones sind übrigens grüne Bananen, „Plantains“, die in Scheiben geschnitten und in Teig ausgebacken werden.

Der erste Tag meiner Reise war also sehr ausgefüllt und abwechslungsreich.