Archiv für den Monat: August 2024

Mallet

Esther kommt wieder zurück vom Standplatz mit gut aufgeladener Batterie. Ist ja nur noch für eine Nacht. Aber diesen Abend haben wir etwas Besonderes vor, und dazu wird auch Aleks eingeladen. Es geht’s zur Knoops Alm, ein Gutsauschank vor den Toren von Wiesbaden. Und dort spielt am Abend die regional sehr beliebte Hardrockband Mallet. Aleks und ich lieben diese Band und tanzen sehr gerne zu den Songs, aber er sowohl als ich haben ja gerade eine Krankenhausbehandlung hinter uns und es ist somit für Beide das erste Mal, dass wir wieder unter Leute gehen können. Und ich wage trotz meines operierten und noch nicht ganz verheilten Fußes ein Tänzchen. Ja, das ist das Leben, das einfach wieder zurückgekommen ist. Nicht mehr auf der Couch vergammeln, nein, raus ins Leben. Das gefällt. Auch das Publikum ist eher in unserer Altersklasse und die Band spielt einfach alle alten beliebten Stücke. Es ist einfach nur schön. Und dazu ein Handkäs mit Mussik und ein guter Wein, was will man mehr …

Morgen fährt Esther wieder weiter, aber es war einfach eine wunderschöne Zeit. Wer weiß, wo wir uns mal wiedersehen.

Im Burggraben

Am Morgen werkele ich bzw. lasse mein Gehirn werkeln, wie es mit dem Bett weiter geht. Habe ja nur ein Bett bestellt, keine Matratze, kein Lattenrost. Ich muss da noch mal hin. Esther dagegen braucht einen Campingplatz, ihre Solaranlage speichert keinen Strom. Also fahren wir erstmal in verschiedene Richtungen, bis ich sie wieder im Rheingau treffe und wir erneut einkehren. Wenn ich schon mal eine nette Begleitung habe, dann nutze ich das gnadenlos aus. Diesmal geht es in den Burgraben in Hattenheim. Ein super gemütlicher Gutsausschank, der Wirt ein Holländer. Schon etwas befremdlich in einem über 100 Jahre alten Familienbetrieb. Aber wie so oft war es die Liebe, die ihn hergebracht hat, die zur Betreiberin. Und er macht das wirklich nett. Wir haben gut gespeist.

Mehr Aufregung war an diesem Tag zum Glück nicht drin.

Peter

Den nächsten Morgen lassen wir erstmal ganz langsam angehen. Das heißt, eigentlich nicht wirklich. Denn Peter, der eifrige Kayaker und Möbelreparierer, hat heute Geburtstag. Er wird 78, also so jung wie wir alle. Ich habe mir so eine schöne Überraschung für ihn ausgedacht, ich will einen Sandkuchen backen, darauf blauer Zuckerguss und ein Papierkayak. Aber der Kuchen geht sowas von in die Hose, besteht nur aus Krümeln, irgendetwas ist da schief gegangen. Also gehen wir in die Bäckerei und kaufen einen, aber so mit blauem Wasser und Kayak, das wird leider nichts. Aber Peter hat sich trotzdem gefreut.

Wieder zuhause ruft Aleks an und lädt uns für den Abend bei sich zum Essen ein. Da er ja nicht so der Koch ist gibt es seine Spezialität, Essen vom Chinesen. Schmeckt uns auch gut.

Wie man sich bettet

Am nächsten Tag also zunächst ins Möbelhaus. Nette Verkäuferin, kann ich helfen? Ja, ein Bett. Haben wir, kein Problem. Sie brachte mich zu einem voll ausgestatteten Boxspring, ich sah das Preisschild. 2.000 Euronen. Nein, das ist mir zu teuer. Wie hoch ist denn Ihr Budget? Nicht mehr als 1.000. Und die nicht gerne. Die Freundlichkeit schmolz schneller dahin als in Floridas Sonne und als ich dann noch entsetzt war über die Lieferzeit von 10 Wochen verschwand sie so schnell, wie ich nicht schauen konnte. Wir setzten uns erstmal auf ein gemütliches Sofa und ich rief meine mitten im Umzug befindliche Enkelin an, vielleicht kann ich ja ihr Bett habe. Nein, es passt nicht, aber … Gleich nebenan und zu dem Laden gehörig ist ja der Mitnahmemarkt. Den kannte ich so noch nicht, also dahin. Und tatsächlich etwas Bezahlbares gefunden. Wieso also hat mich nicht die so nette Verkäuferin darauf hingewiesen.

Aber egal, wir fanden was, ich bestellte es, soll bald kommen. Ich wohne außerhalb von Wiesbaden, unsere Amüsierregion ist der Rheingau. Also sprach nichts mehr dagegen, es uns für den Rest des Tages im schönen Rheingau gut gehen zu lassen. Und da ging es dann auch ausgiebig hin. Zunächst nach Eltville, dann in den herrlichen Gutsausschank Kessler nach Martinsthal, wir ließen es uns einfach gut gehen.

Esther, Spanien 2019

Ich war auf dem Weg nach Marokko. Esther; im Besitz meines Campingführers Marokko, und seitdem via Facebook mit mir verbunden, auf dem Weg von Marokko in die Schweiz. Mein Wagen brach in Velez Blanco, irgendwo in Spanien, zusammen. Pannenhilfe angerufen, abgeschleppt in den hübschen spanischen Ort. Und natürlich alles in Facebook dokumentiert. Esther, mit Wohnmobil, schrieb, ich bin 60 km entfernt, soll ich kommen? Aber klar. Unser erstes Zusammentreffen war toll, ich mietete mir ein Zimmer, sie konnte auf dem Parkplatz davor campieren.

Seitdem gab es nur einen digitalen Austausch. Corona, Esthers schwere Krankheit, so schnell kamen wir live nicht mehr zusammen. Und dann Ikea.

Auch ich musste ja seit 3 Monaten mein Leben hauptsächlich auf der Couch verbringen. Nun geht es endlich wieder ein wenig besser und dann meldet sich Besuch an. Ein Haupttreffer!

Konnte ihr auf dem Parkplatz vor dem Haus einen ebenen Standplatz besorgen und dann haben wir einfach unser Leben genossen. Leckere Melone verspeist, Nachbar Aleks dazu eingeladen.

Dann ins Bett, Krach bumm. Das wars also. Das Bett ist einfach nicht mehr zu reparieren, trotz unseren Versuchen.

Leben. Einfach Leben

Im Grunde könnte man das, was in den letzten Tagen so ablief, in einem Absatz erzählen. Aber dann wäre ich nicht die Edith. Bei mir geht alles gleich so in Richtung Roman. Also. Von Anfang an.

Hallux Valgus OP, 3 Monate immobil. Das war die Vorgeschichte. Ich untätig auf der Couch. Kurz vor Ablauf der 3 Monate passierten so einige Dinge, wie unerlaubt Fahrrad fahren, zu stürzen und einen schlimmen Sonntag mit Nervenzusammenbruch zu erleben, an dem ich glaubte, alles ist wieder gebrochen.

Aber egal. Das Leben geht weiter. Dann, am Abend, setzte ich mich auf mein Bett, um schlafen zu gehen. Krach bumm, das Bett brach zusammen. Irgendwie die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen Peter angerufen. Er erschien mit voll ausgerüsteter Werkstatt, brachte auch alles wieder zusammen. Ich schlief gut. Am nächsten Morgen Wäsche gewaschen. Danach: was ist das für eine Feuchtigkeit da am Boden? Offensichtlich leckt die Maschine. Die ist aber ganz fest eingebaut, kann nicht so einfach untersucht und repariert werden. Und ist weit mehr als 20 Jahre alt. Also sofort zu meinem Lieblingsladen Höco, aus dem bisher alle meine Waschmaschinen kamen, und innerhalb von 10 Minuten eine neue geordert. Soll Dienstag kommen. Bis dahin nix mit Wäsche waschen.

Zuhause dann ein Blick in die Social Media. Esther ist in Ikea, Walluf. Esther aus der Schweiz?! Wir kennen uns, Ikea ist 25 min entfernt.