In USA gibt es die Ambulance Chaser, das sind junge Rechtsanwälte, die Krankenwagen hinterherfahren, um vielleicht bei einer Schadenersatzklage für ein Unfallopfer das dicke Geld einstreichen zu können. Hier in Zagora sind es die Moped-Guides der Werkstätten, die allen Touristen mit Fahrzeug hinterherjagen, um sie in ihre Werkstatt zu schleusen. Eben kommt eine Gruppe von italienischen Motorradfahren im Riad Sofian an und schon sind zwei Mopedguides unterschiedlicher Werkstätten da. Auch auf die Campingplätze fahren sie regelmäßig, um nach Kunden Ausschau zu halten. Es haben sich so viele Werkstätten in Zagora etabliert, dass ein regelrechter Konkurrenzkampf entstanden ist. Gibt’s nur hier. Mein Freund Ali Nassir hat das nicht nötig, da stehen die Kunden von selbst Schlange vor der Werkstatt, weil er einfach der beste ist.
Meine Kasbah-Kunden sind heute Nachmittag angekommen. Wir haben ganz lange zusammen gesessen und sie haben von ihren Erlebnissen erzählt. Es gab ja Kasbahs satt. Die erste Nacht verbrachten sie in Ait Benhaddou, in der Kasbah Hajja im alten Ksar. Typischer kann man dort nicht wohnen. Aber es gibt auch keinen städtischen Strom und alles ist recht einfach. Sie sagen, für eine Nacht ist es okay, aber länger nicht. Schön ist es jedoch, wenn man dann am Morgen noch ganz allein im historischen Dorf ist, noch bevor die vielen Reisebusse ankommen. Die nächste Nacht dann waren sie im Gästehaus der Kasbah Amerhidil in Skoura, auch das eine historische Kasbah. Aber doch sehr viel bequemer. Auch das Essen wurde gelobt und die herrliche Kasbah mit Museum ist gleich nebenan. An den nächsten beiden Tagen gab es nur Kasbahs zum Anschauen, nicht zum Wohnen, aber dann Ksar Khorbat war so ziemlich der Höhepunkt. Davon waren sie am meisten begeistert. Vor allem auch von den großen, gemütlichen Zimmern.
In der Kasbah Des Arts waren die Zimmer eher bescheiden, ich weiß das auch, aber das Haus ist es einfach wert. Es ist so unglaublich. Und auch die Anwesenheit von Kamal und die interessanten Gespräche mit ihm lassen die eher ungemütlichen Betten ertragen. Nun sind wir alle im Dar Sofian und werden uns heute Abend das Essen gemeinsam schmecken lassen.
Eben gehe ich in Amazon, um den Campingführer raus zu nehmen, er ist ja nun vergriffen. Und traue meinen Augen nicht. Ganz offensichtlich werden meine Bücher Sammlerstücke. Die alten aus dem Werner-Rau-Verlag werden immer noch angeboten, obwohl die Informationen ja alles andere als aktuell sind. Und selbst mein neuestes Reisehandbuch wird zu einem wesentlich höheren Preis angeboten, obwohl es ja immer noch auf dem Markt ist. Verstehen muss ich das nicht, oder?