Riad Tawargit

Gestern Abend saß ich so wunderbar auf meiner Terrasse im Eau de Vive und genoss einen Rosé. Heute würde ich das auch so gerne tun, habe ich doch wieder eine wunderbare Terrasse inmitten der Medina von Marrakech. Aber es geht nicht. Es ist einfach immer noch zu warm.

Aber von vorn. Man hatte für mich ein Riad inmitten der Medina gebucht und dazu einen Parkplatz für mein Auto. Natürlich kenne ich den Weg nicht wie ein Marrakschi und verließ mich auf Google Maps. Doch das war ein Fehler. Die suchen einfach den kürzesten Weg, ja, einen für Autos, aber natürlich für die hier üblichen Kleinwagen mit heimischem Fahrer. Es war heftig, aber dann kam eine Ecke wo google mich links schicken wollte, was verboten war, Einbahn. Aber es war sowieso viel zu eng. Alle Anwohner umringten mich, zusätzlich etwa eintausend Mopeds. Hupend und schreiend. Einer winkte mich nach links, wohin ich ja nicht darf, ich versuchte es und irgendwann steckte ich völlig zwischen den Hauswänden fest. Am liebsten hätte ich den Wagen stehen gelassen und das Weite gesucht, so aber habe ich mir nur die Haare gerauft. Die Agentur rief an, wollte einen Standort, aber wie soll ich das nur machen in dem Chaos. Ich gab das Telefon an einen der Umstehenden. Der winkte mich schließlich zentimetergenau um die Ecken, stieg ein und brachte mich zum Parkplatz. Der groß und geräumig ist und an einer Straße liegt, die ich durchaus hätte fahren können, wenn Google nur gewollt hätte.

Ein Mitarbeiter vom Riad Tawargit stand schon bereit und half mir mit dem Gepäck, er war so lieb, dass meine Nerven sich langsam wieder beruhigten. Die Agentur, mit der ich arbeite, wenn ich Reisen nach Marokko organisiert, nutzt häufig das Riad Tawargit, es liegt günstig, ist nett und noch bezahlbar. Hat natürlich auch viele Treppen, weshalb ich es nicht nutzen kann für Kunden mit Rollstuhl, die ich öfter habe.

Also habe ich mich erstmal ein wenig erholt und einen kleinen Lunch zu mir genommen. Dann ein paar Sachen für die Reinigung zusammen gesucht, so etwas findet man ja an jeder Ecke und es kostet nicht viel. Morgen kann ich es abholen.

Einen Spaziergang durch die Medina gemacht. Was heute unerlässlich ist, natürlich dabei immer das Smartphone im Auge. Und was schreibt ein Freund aus USA da gerade in Facebook: Soon the best country to live in will be the country with the fewest muslims.

Ich fass es nicht. Eigentlich ein sehr guter Freund, aber eben … Was mache ich als Antwort? Ich sende ihm ein Video von meinem Riad. Das hat ihm schon gefallen, vor allem die Tadelakht-Wände. So was kannte er nicht. Es ist eben so, Menschen, die nicht reisen, die andere Kulturen nicht kennen, sind oft sehr engstirnig. Ich gebe noch eins drauf und sende ihm auch noch ein Video aus der Medina.

Aber zurück zur Medina. Eigentlich habe ich ja gar nichts vor, laufe nur so rum. Ein Mann spricht mich an, möchte mir eine Tour in den Süden verkaufen. Er würde ja alle schönen Orte in Marokko kennen. Ich so ungefähr: lieber Mann, ich glaube, ich kenne Marokko besser als Sie.

Ein Wort gab das andere, und natürlich landete ich irgendwann in seinem Büro bei einem langen Gespräch und einem Tee. Er stammt ursprünglich aus Agdz und sehr schnell stellten wir fest, dass wir die gleichen Leute kennen. Er erwähnte einen Freund aus Agdz, der gerade ein neues Gästehaus eröffnet hat, ja das interessiert mich. Also hat er ihn angerufen und mir das Telefon in die Hand gedrückt. Ich sagte meinen Namen und klar kannte der Freund mich. Wer kennt mich nicht, haha. Wir haben also vereinbart, dass ich vorbei fahre sobald ich in Agdz bin.

Dann ging es wieder zurück ins Riad. Bin ganz allein hier. Ich glaube alle anderen haben heute Abend etwas vor, nur ich nicht. Aber morgen gibt es für mich auch etwas Schönes. Gleich nebenan ist das Riad Noga, geführt von der Deutschen Gaby, die ich schon lange kenne, und morgen bin ich da zum Abendessen eingeladen.

Tja, und nun sitze ich in meiner klimatisierten Master-Suite, weil es auf der Terrasse draußen einfach noch zu warm ist, selbst jetzt noch um 21 Uhr.