Camping in Merzouga

Jaja, ich bin ja hier zum Arbeiten. Alle Campingplätze abfahren, nach dem Rechten schauen, neue Preise aufschreiben. Aber manchmal habe ich so gar keine Lust. Der erste Platz auf meiner heutigen Liste war La Liberté, weil er auch gleich hinter meinem Hotel liegt. Ist so ein richtiger Platz im Wüstenstaub, vor der großen Düne, aber kein Pool, nichts Schönes zum Sitzen, wenig Schatten. Zwar ein netter Betreiber, aber sonst bietet der Platz nichts. Aber es stand ein kleines deutsches Wohnmobil dort mit einem netten jungen Paar. Wir kamen schnell ins Gespräch und sie kauften sogar mein letztes Reisehandbuch, weil sie schon gemerkt hatten, dass sie alleine mit Google Maps nicht so recht erfuhren, was rechts und links des Weges liegt. Und selbst die alte Ausgabe zeigt das noch recht gut. Verändert werden in der neuen ja nur aktuelle Angaben über einige Straßen, im Grunde ist die Ausgabe von 2019 immer noch aktuell. Aber ich habe hier jetzt nur noch eins für mich selbst. Wer das Buch haben will hat wohl die beste Chance eins zu bekommen am Camping Le Relais in Marrakech.

Die beiden wollten aber tatsächlich den Campingplatz wechseln, noch eine Nacht bleiben, aber dann vielleicht zu einer anderen Düne. Jemand hatte ihnen Les Pyramides vorgeschlagen. Das ist ein netter Platz und netter Betreiber, aber immer noch ziemlich die gleiche Düne und kein Pool, also lud ich die Beiden in mein Auto und zu einer Spazierfahrt ein. Zuerst ging es zu Ksar Sania, wenigstens noch eine offizielle Aufgabe für mich. Der Platz besteht schon seit Urzeiten und gehört der Französin Francoise. Ich würde es eher zum Wohnen in den schönen Zimmern empfehlen, die Campingfläche ist nicht so berauschend. Und ganz klar kommen hier vor allem Franzosen hin. Aber wer mal gut essen will, ist hier gut aufgehoben, der Einfluss der französischen Küche ist da.

Khamlia

Weiter ging es nach Khamlia. Dieser Ort ist hauptsächlich von Haratin bewohnt, Abkommen der ehemaligen Sklaven aus Schwarzafrika. Und die sind für ihre Gnaua Musik bekannt. Sklaven spielten eine große Rolle in der marokkanischen Geschichte und einige der mächtigsten Kasbahs wie Telouet im Hohen Atlas wurden mit ihrer Hilfe gebaut. Diese Sklaven haben ihre Kultur, Bräuche und Traditionen so sehr bewahrt, dass sie berühmt sind für ihre spirituelle Musik. Die Instrumente wie Guembri und Hajhuj stellen sie selbst her aus dem Darm und der Haut von Ziegen und dem Holz der Tamariske. In Khamlia gibt es 3 Musikgruppen und in einem Gebäude spielen sie täglich. Doch werden die Gruppen auch sehr oft in Hotels eingeladen oder spielen auf Festivals. Wir jedenfalls hörten eine Weile zu.

Chez les Artistes

Dann ging es zu Johanna. Auch sie ist in meinem Campingführer genannt, da sie einen kleinen Stellplatz anbietet:

Die Französin Johanna und ihr Mann Lahcen Mahmoudi sind beide Künstler und haben eine schöne Galerie eröffnet, wo man ihre Werke besichtigen und kaufen kann. Außerdem gibt es ein sehr gemütliches Café zum Erholen und Speisen, ab und zu wird dort auch die Gnaouamusik gespielt.

Die Galerie ist toll, es lohnt sich unbedingt, dort einen Besuch zu machen. Johanna ist die Malerin, ihr Mann macht Skulpturen, die auch im Garten ausgestellt sind. Ganz neu gibt es nun den Salon Royal. Johanna hat alle Sultane gemalt und in einer Ahnengalerie aufgehängt, sogar der König hat ihr ein Dankschreiben geschickt.

Nun wollte ich Meike und Leon aber noch zeigen, dass es um den Erg Chebbi auch noch schönere Campingplätze gibt. Es gibt ja so viele unterschiedliche Plätze und jeder hat auch einen anderen Geschmack, aber gerade jetzt, wo es so heiß ist, finde ich es doch sehr angenehm, einen Platz mit Pool zu haben. Auf dem Rückweg machten wir eine kurze Stippvisite an der Auberge Le Touareg, was ich aber nicht wirklich für sie ausersehen hatte. Das ist mehr ein Stellplatz und eine schöne Herberge mit großem Pool.

Wir schauten uns also zunächst Ksar Merzouga an. Der hat den Beiden schon richtig gut gefallen. Direkt an den Dünen, eine schattige Palme, Meike meinte, sie braucht nichts mehr anzuschauen, das wäre schon ihr Platz. Aber nein, ich wollte alle drei zeigen, der nächste war Haven la Chance. Den ich ja eigentlich ein wenig zu groß finde. Aber sie waren begeistert und dann haben wir noch lange am Pool gesessen, ein deutscher Mopedfahrer kam dazu und es war richtig schön. Ich war aber unerbittlich, der dritte wird angeschaut. Das ist Sahara, nicht weit entfernt. Der ist etwas kleiner, eigentlich auch schön an den Dünen und unter Palmen, aber im Moment war eine richtig große Gruppe dort, alles in Gandora und Chech gehüllt, um auf den abendlichen Ritt ins Biwak zu warten. Das hat uns überhaupt nicht angesprochen und die Wahl war eindeutig, La Chance muss es sein.

P.S. Und heute, als ich ein Restaurant testete, von dem ich später berichten werde, wer saß dort? Meike und Leon, die von La Chance herüber spaziert waren.

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