Tatsächlich konnte ich mich nur schwer von meinem Hotel in Agadir trennen, aber es muss weiter gehen. Heute habe ich eine lange Tour vor mir, von Agadir nach Ouarzazate, insgesamt 360 km, das ist mehr als üblich. Es gibt ja auch etliche Stopps unterwegs. In Taroudannt prüfe ich wieder die Campingsituation, ebenso in Taliouine. In Taznakht, der Teppichmetropole, mache ich ein paar Fotos, fahre aber dann weiter auf der Direktverbindung nach Ouarzazate durch das Tal Ait Douchen. Das kennen nur die wenigsten Leute, dabei ist die Landschaft dort sehr viel schöner als die Hauptstraße. Diese ist eigentlich nur zu empfehlen, wenn man den Abstecher nach Ait Benhaddou machen will. Und gerade auch für Motorradfahrer ist die Route sehr reizvoll, es geht immer mal hinauf und hinab um etliche Kurven. Nur als Hinweis: in meinem Reisehandbuch werden Routen, die besonders schön für Mopeds sind, besonders gekennzeichnet.
Fint
Und auf dieser Straße ist ja dann auch ein Abstecher nach Fint möglich. Fint ist eine hübsche Palmenoase, etwa 20 km von Ouarzazate entfernt, die schon immer gerne als Ausflug von dort angeboten wurde. Bisher war Fint nur auf Pisten zu erreichen, die gerade in der Ortsdurchfahrt schwierig waren, aber nun gibt es eine wunderbare Teerstraße bis in den Ort und auch Wohnmobile können die fahren. An der Ortseinfahrt stehen junge Männer schick gekleidet in Gandora und Chech und wollen mich stoppen. Nee, doch nicht mit mir.
Ich komme also unten an und möchte mir die Hotels ansehen, an Campen denke ich überhaupt nicht, denn das war ja eben früher nicht möglich. Das eine kenne ich schon länger, Terrasse des Delices, dort kann man wohnen und essen. Dann gab es früher noch das Restaurant Tassili, das hat aber nun erweitert, bietet schöne Zimmer an, ich trinke einen Kaffee und mache Fotos. Das wars eigentlich, ich kann weiter fahren. Doch neugierig bin ich ja schon. Was genau wollen diese jungen Männer mir denn anbieten. Also halte ich und komme mit Elhoussaine ins Gespräch.
Freistellplatz
Und bin total erstaunt, dass diese Oase nun wohnmobilfreundlich geworden ist. Ja, man könnte sogar paradiesisch sagen. Hier ist freistehen erlaubt und das an einem wunderschönen kleinen Fleckchen. Elhoussaine zeigt mir den Weg. Es geht auf guter Piste nur noch 100 m weiter,
man überfährt einen ganz niedrigen Wasserlauf, aber aufpassen, darin schwimmen Schildkröten.
Und dann ist da eine große freie, einigermaßen ebene Fläche, wo man ganz einfach und kostenlos stehen kann.Man sucht sich das schönste Plätzchen aus, gleich vorne beim Fluss oder weiter hinten mehr einsam.
Natürlich gibt es weder Wasser noch Strom, aber Brot!!! Direkt am Oued ist ein Haus, dort backt die Hausfrau jeden Morgen das ortsübliche sehr leckere Fladenbrot, groß wie ein Wagenrad, und man kann es bei ihr kaufen.
Elhoussaine führt Besucher auf Wunsch auch durch die Oase, zeigt das bäuerliche Leben, hier werden hauptsächlich Datteln angebaut, nur etwas Gemüse zum Eigenbedarf, und es soll sogar Grotten in der Nähe geben. Dafür zahlt man ihm einen kleinen Obolus und wird dann noch zum Tee in sein Haus neben der Moschee eingeladen. Das ist eine doppelseitig gute Idee, der Besucher erfährt viel über diese außerordentliche Oase und die Bewohner haben die Möglichkeit, wenigstens etwas Geld zu verdienen. Als er mir zum Tee das hausgebackene Brot zusammen mit Olivenöl anbietet, frage ich scherzhaft, ob das Öl auch aus der Oase kommt. Er meint, nein, das wird gegen Datteln eingetauscht. Und das war kein Scherz, hier geht viel noch als Tauschgeschäft.
Ich kann euch allen also nur raten, macht beim nächsten Mal einen Stopp in diesem kleinen Paradies und plant auf jeden Fall mehrere Tage ein.