AirBnB in Winter Garden

Weihnachten war es eiskalt! In der Nacht knapp unter dem Gefrierpunkt und am Tag so um die 6 Grad. Nein, ich spreche nicht von meiner Heimat Taunusstein, sondern vom sonnigen Florida. War schon außergewöhnlich. Ich fühlte mich wie im Gefängnis, konnte nichts machen, war einfach zu kalt. Heiligabend habe ich damit verbracht, was richtig Schönes zu kochen und meinem Nachbarn eine festlich gedeckte Platte rüber zu bringen. Er war ganz gebügelt. Ich bringe ihm öfter mal was wenn ich koche, z.B. ein Stück Pizza, aber so mit Kerzchen auf Weihnachtsteller, das hatte er noch nicht und war sehr erfreut. Ist halt ein alter Mann, der sich höchstens Fertiggerichte aufwärmt. Ja, ich hätte ihn ja auch einladen können, denkt ihr nun sicher. Aber nein, das tue ich mir nicht an. Er ist zwar nicht dement, erzählt aber trotzdem immer die gleichen alten Geschichten und da esse ich doch lieber allein an meinem festlich geschmückten Tisch.

Sonntag dann gab es aber absolut nichts zu tun. Auch in Florida ist am ersten Weihnachtstag wirklich alles zu. Kein Shoppen, keine Fitness, und zum Biken viel zu kalt. Bin einige Kilometer gelaufen, aber das ist es einfach nicht für mich. Montag – 2. Weihnachtstag, aber hier ganz normaler Arbeitstag – begann dann zwar das langsame Aufwärmen, aber immer noch nicht genug. Den Tag habe ich dann mit Recherche verbracht. Ich muss raus, muss aufs Rad, nur so bin ich glücklich. Und da gibt es doch den Van Fleet Trail. Zu weit weg, um einfach nur morgens hin, abends zurück, also habe ich mir eine Unterkunft gesucht. Das ist nicht ganz einfach. Ich wohne am liebsten in einem Hotel, aber die sind doch recht teuer, über 100 $ die Nacht. Ich fand zwar ein AirBnB in Groveland, sehr nah am Trail, aber die Buchung klappte nicht, man ließ mich lange hängen und ich musste weiter suchen. Fand dann nur etwas in Winter Garden, was aber von meinem Trail noch 50 km entfernt ist. Doch gerade bei Winter Garden gibt es die schönsten Bike Trails und ein wunderbares Downtown, das hat mich dann getröstet.

Ich war ja kürzlich in einem AirBnB in Miami. Hier wie dort habe ich etwa 60 Euro pro Nacht bezahlt, in beiden Fällen war es ein schönes vergleichbares Haus. Man hat jeweils ein Schlafzimmer, muss sich aber das Bad mit jemand teilen, falls noch andere Gäste da sind. In Miami waren die Hausherrn ein aus Südamerika stammendes Paar in meinem Alter, sehr, sehr herzlich und lieb. Aber das Haus! Sehr unordentlich, sehr schmutzig. Mein Zimmer und das Bad waren okay, aber die übrigen Räume wie Küche und Wohnzimmer einfach nicht sauber. Ich habe keine Fotos gemacht und auch keine Bewertung für AirBnB geschrieben, die ja immer nachdrücklich eingefordert wird. Das Paar war so lieb, so kommunikativ, wie kann ich das was Schlechtes schreiben. Aber ich will auch keine Unwahrheit sagen.

So anders in Winter Garden. Ein wunderschönes Haus perfekt eingerichtet. Blitzsauber. Ranaa und ihr Mann Ike etwa Anfang 60 kommen aus Indien, sind aber schon ewig hier. Zwar wurde ich freundlich empfangen und mehrmals gefragt, ob man was für mich tun könne, aber ich spürte einfach, dass es nicht von Herzen kam. Man war geschäftsmäßig freundlich. Aber vor allem war dieses wunderschöne Haus meistens leer. Leer, obwohl das Paar und ihr erwachsener Sohn meistens zu Hause waren. Wo sie gesteckt haben weiß ich nicht. Nur selten habe ich in der Küche jemand angetroffen. Als ich keine Handtücher fand musste ich Ranaa über AirBnB anschreiben, weil ich sie einfach nicht fand. Ich habe mich hier unerwünscht gefühlt, trotz gegenteiliger Aussage. Hier würde ich nicht mehr hinkommen und es wird auch diesmal keine Bewertung von mir geben.

Aber der Nachmittag in Winter Garden war sehr schön. Die Stadt gehört zu den schönsten in Central Florida und war weihnachtlich geschmückt. Das Besondere hier ist, dass der Bike Trail mitten durch die Innenstadt geht und den Ort sehr aufgewertet hat. Alles war geschmückt und in den Straßen ertönte Weihnachtsmusik, einschließlich dem deutschen Oh Tannenbaum. Hier fühlte ich mich wie im Wintermärchen. Ich fuhr hinauf und hinunter und als an der City Hall gerade die Dekoration abgemacht wurde, die aus Weihnachtssternen bestand, konnte ich so viele Töpfe mitnehmen wie ich wollte.