Edith Allein zu Haus

Stellt euch vor, ihr seid kerngesund, aber dazu verdammt, 4 Wochen lang flach zu liegen. Das haut doch die stärkste Frau um. Als erstes zog ich mal meine Fitnessuhr aus, denn mein persönliches Minimum von 10.000 Schritten ist ja nicht zu erreichen, mit Essen zubereiten und Toilettengang komme ich so auf 1500 Schritte pro Tag. Das war zu erbärmlich anzusehen, also weg damit.

Ich darf den operierten Fuß nicht belasten, muss ihn kühlen und hochlegen. Zur Ruhigstellung muss ich einen Vacopedes tragen, eine Art orthopädischer Schuh. Und das Tag und Nacht. Zudem muss das Bein auch nachts höher liegen, eine weitere Herausforderung. Mit Kissen und einem eingerollten Teppich habe ich versucht, die Matratze im unteren Teil höher zu machen, aber ich bin Seitenschläferin, und da ist das Schlafen extrem schwierig.

Es ist eine echte Herausforderung, allein zu leben, selbst für sein Essen zu sorgen und soweit wie möglich das Bein hochzulegen. In den ersten Tagen war ich vollkommen geschafft, nur mein Frühstück zuzubereiten, und brauchte danach erstmal eine längere Pause. Inzwischen strengt mich das nicht mehr so an, auch weil ich meinen Mobi-Roll habe, mit Gehhilfen hätte ich das nie geschafft.

Tag für Tag wache ich nun morgens auf und warte auf den Abend. Es gibt ja nichts zu tun außer dem Essen, die einzige Abwechslung. Ich möchte nicht wissen, wieviel Kilo mehr ich danach auf der Waage haben werde. Aber das schlimmste ist die Einsamkeit. Der einzig verlässliche Besuch ist meine Nachbarin Marlies, zwar schon über 80, aber gelernte Krankenschwester, die mir Schisser meine Thrombosespritzen gibt. Kann ich doch nicht selbst, wie denn, wo ich beim Einstechen immer meine Augen zupressen und das Gesicht verziehen muss.

In so einem Fall merkt man auch ganz schnell, wer seine Freunde sind und wer völlig abtaucht. Meine Familie ruft regelmäßig an, das ist ein großer Trost. Sie sind aber viel zu sehr im Beruf eingespannt, um sich auch noch um meine Versorgung zu kümmern, ein Highlight sind die wenigen Arztbesuche, zu denen mich meine Schwiegertochter abholt. Aber letzten Sonntag kamen sie mit einem leckeren Gulasch, wir aßen gemütlich auf dem Balkon und auch für die nächsten Tage ist noch was da. Danke, das war wunderbar.

Aber ansonsten ist nicht viel los. 5 Tage muss es nun noch so gehen, dann kommt hoffentlich die Erlösung, indem ich die Krücken wegstellen darf und auf meinem Vacopedes humpeln soll. Hoffentlich klappt es und wird nicht weiter verzögert. Aber ich brauche Gesellschaft, ruft mich doch mal an!!!