Auf einer Wanderung neulich empfahl mir einer der anderen Teilnehmer den Blackbear Wilderness Trail. Obwohl ich öfters in Sanford zu tun habe hatte ich von diesem Trail noch nichts gehört. Und heute stand er also auf dem Programm. Gerade als ich losfahren wollte erhielt ich eine Mail von David, den ich auf dem Spring-to-Spring Bike Event kennengelernt hatte. Er fragte, ob irgendwelche Biketouren geplant sind. Ich sagte, dass ich gerade zu einer solchen nach Sanford fahre und in 2 Stunden dort sein werde. Er sagte zu. Witzig war auch die Anreise. Mein Navi erkannte sowohl den Namen des Parkes als auch die physische Adresse, aber hin brachte es mich nicht. Ich blieb in einer Anwohner-Sackgasse stecken, von Park keine Spur. Aber ein Postwagen war da. Gerade wollte ich den Fahrer fragen, aber bevor ich den Mund aufmachen konnte gab er mir schon die Anfahrt bekannt. Als ich dann zum Park kam war David auch gerade angekommen und als ich berichtete, dass ich den Park nicht gefunden hatte, sagte er, ja, er auch nicht, aber er habe den Postfahrer gefragt. Haha, daher wusste er das also. Wir waren ja beide suchend mit Rädern am Auto umhergefahren, da konnte er 1 und 1 zusammen zählen.
Wir beide wussten nicht, was uns erwartet. David hatte die Webseite durchforstet und auch gefunden, dass Bikes erwähnt werden. Allerdings stand am Eingang nur etwas von Wandern. Uns erwartete ein 7,1 Meilen langer Rundweg, also gut 11 km. Dafür sollte man etwa 3 bis 4 Stunden brauchen. Zu Fuß. Na, das ist ja kein Problem, entschieden wir, mit dem Bike geht es schneller.
Selten habe ich mich mehr geirrt. Zu Beginn war der Weg ja noch ganz okay. Bordwalks führten uns über Sumpfgebiete, wenn sie auch recht schmal ausfielen und man mit dem Rad schon gut aufpassen musste. Aber nach wenigen hundert Metern änderte sich die Lage. Super schmaler Pfad, begrenzt von hohen Bäumen, Wurzeln über Wurzeln machten es schwer, darüber zu fahren und meistens mussten wir das Rad darüber tragen. Öfter kamen uns Leute entgegen, alle zu Fuß, es waren auch keine Radspuren zu erkennen, und der erste sagte uns, dass nach 4 Meilen der Weg besser wird. Wir waren zwar erst eine Meile unterwegs, aber das gab uns Hoffnung. Schön war die Landschaft schon. Wie gesagt, hohe, schattige, dicht stehende Bäume, dazwischen Sumpfgebiet, dann kamen wir zum St. Johns River, auf dem auch gerade ein historischer Raddampfer vorbei zog. Der Pfad war sehr gut markiert, alle 0,25 Meilen ein Marker mit einer Nummer, zu dem man in der Not Hilfe herbeiholen könnte. Allerdings auch die nur zu Fuß, hier kommen ja kaum Fahrräder durch. Oft musste ich mein Bike vor mir her durch zwei Bäume schieben, weil einfach nicht genug Platz war; aufsitzen und fahren ging nur sehr, sehr selten. Aber wir hofften noch immer auf das Ende der 4 Meilen.
Nach 3 Meilen kamen wir zu einem Natur-Camping. Also wer hier zelten möchte ist mir nicht klar, denn alles Gepäck müsste hergeschleppt werden und die Alligatoren kommen sicher auch auf einen Besuch vorbei. Und dafür müsste man nach vorheriger Anmeldung noch 16 $ Gebühr zahlen, die sanitären Anlagen sind hinter dem Baum. Nein danke. Doch dafür saßen auf den Bänken zwei Frauen, sehr freundliche Frauen. Sie boten uns von ihren Sandwichs an, Peanut Butter with Jelly. Mein Sohn Brian wäre begeistert gewesen. Aber auch wir nahmen dankbar ein Brot und jeder eine halbe Banane an, denn wer weiß, was noch kommt, vielleicht brauchen wir jede Energie. Darauf waren wir ja nicht gerichtet. Wir hatten jeder nur eine Flasche Wasser.
Unser Gespräch war toll. Vor allem die eine Frau, etwa Ende 50, sprach viel und bewegte dazu viel ihre Hände durch die Luft. Korrektur: Hand Einzahl. Auf der rechten Seite war nur ein Stumpf. Was sie aber absolut nicht störte. Und deshalb fasste ich mir auch den Mut und fragte sie, was mit ihrer Hand geschehen sei. Sie war vor drei Jahren im Familienkreis, Sohn, Hund usw. Dann fiel etwas hin, sie griff nach ihrem Sohn und der Hund muss das missverstanden haben und biss ihr ins Handgelenk. Sie kam sofort ins Krankenhaus, aber die Hand konnte nicht gerettet werden. Sie zeigte uns Fotos von dem Verlauf. So schrecklich es auch war, diese Fotos zu sehen mit der später richtig schwarzen Hand, so lehrreich war es auch. Ich hatte schon oft Kriegsberichte von solchen Vorkommnissen gelesen, aber noch nie wirklich ein solch schwarzes Körperteil gesehen. Toll, wie diese Frau das meistert, sie geht ganz natürlich damit um.
Die Beiden kannten den Pfad genau und meinten, dass am Ende die letzten zwei Meilen einfacher seien, ein breiterer Weg. Das gab wieder Hoffnung. Denn der 4-Meilen-Marker tauchte auf und von einer Verbesserung war noch keine Spur. Im Gegenteil, immer öfter mussten wir die Bikes tragen. 5 Meilen kamen und immer noch nichts, aber gerade als ich nach meiner Wasserflasche greifen wollte sah ich, dass ich diese inzwischen verloren hatte. Mist. Aber es sind ja nur noch 2 Meilen, im Auto ist mehr Wasser. Wir hatten übrigens gut 25 Grad, aber der Wald ist ja sehr schattig.
Bei 5,25 Meilen dann tatsächlich ein breiterer Weg, wir konnten wieder aufsitzen. Doch diese Freude wähnte nur eine Meile, bei 6,25 war es wieder schmal wie zuvor. Und so blieb es bis kurz vor Ende. Wir erreichten nach 3,5 Stunden den Parkplatz und waren sehr stolz auf uns, hatten das ganze gut gemeistert und waren noch nicht mal sehr kaputt. David lud mich zum Essen ein, was ich dankbar annahm. Er kannte ein tolles Restaurant an dem Fluss, an dem wir uns kurz zuvor entlang gekämpft hatten.